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Ein paar der Härtsfeldbahn verfallene Buntbahner, IG Spur II-Mitglieder und die unentbehrlichen Hilfskräfte haben von 8. bis zum 10. September ein unvergessliches Wochenende beim "Tag des offenen Denkmals" der Härtsfeldbahn verbracht.
Tag des offenen Denkmals? Das Denkmal ist in diesem Fall der geschützte Bahnhof Dischingen, der leider - mangels finanzieller Masse - wohl noch ein paar Jahre ohne Gleisanschluss bleiben muss. Immerhin befindet er sich nun wieder im Besitz der Härtsfeld-Museumsbahn (
http://www.hmb-ev.de/ ). Marketing, Spieltrieb und Gelegenheit kamen schnell zusammen. Hier wird von den Abenteuern, kleinen Pannen und großen Freuden des großen Tags und seiner Vorbereitung berichtet.
Zu den Stars gehören das (oder der) Härtsfeld-Viadukt (
phpBB2/viewtopic.php?t=5526 ), Flachschiebers Schweinelok, fidos Schottertransporte, die Unzulänglichkeiten ungefederter Kupplungshaken sowie Buntbahner bei Ein- bzw. Aufbruchsversuchen. Nostalgiker kommen auch auf ihre Kosten. Aber schön der Reihe nach...
Freitag, 8. September
In Hessen und Franken kämpfen zwei Männer den gleichen Kampf: Das Auto ist zu klein oder das Ladegut zu groß. Franken gewinnt mit einer Nasenlänge Vorsprung. Die Telefondrähte glühen. Eigentlich war ein Treffen gegen 11:30 Uhr in Dischingen avisiert. Nun ja, 14:00 Uhr ist auch eine schöne Zeit.
Eieiei - da steht die Sonne schon fast ein wenig tief... Max 25kmh als Organisator hatte mit fido einen wunderbaren Gleisplan für die temporäre Anlage ausgearbeitet - Punkt zu Punkt-Verkehr - eine schön lange Strecke durch den Güterboden über die Laderampe am Gleis und auf die äußere Laderampe. Leider gab es da ein erstes kleines Problem. Die Schiebetore des Schuppens waren schon lange nicht mehr benutzt worden. Also mussten die erst einmal gangbar gemacht werden. Das ging nicht ganz ohne sanfte Gewalt und etwas Werkzeug ab.
Schon gut eine Stunde später war das Problem (nahezu) zufrieden stellend gelöst

. Dass die eine Laufschiene mit Holz verkeilt werden musste, damit sie nicht aus der Wand fällt, sei hier nur am Rande erwähnt. Zum ersten Mal seit langer Zeit fiel Tageslicht auf den Güterboden.
Die gedruckten Zettel stammen von 1920 (unten) und 1922 (oben). Die Kritzeleien an der Wand sind Frachtberechnungen der Arbeiter. Bei deren Anblick riefen alle unisono: "Marcel bildet das im Modell nach!". Die gesamte Wand ist Denkmal-geschützt und darf nicht verändert werden.
Laut Planung sollte die IIm-Anlage auf rund 40 Biertischen aufgebaut werden. Aber ach... Grau ist alle Theorie, vor allem, wenn diese Biertische nicht da sind. Eigentlich hätten sie schon mittags bereit stehen sollen, aber was nützt "eigentlich" gegen 16:00 Uhr? Also wurde beschlossen, zunächst einmal den bestellten Schotter von der HMB-Pritsche abzuladen - (immerhin gut und gerne eine halbe Tonne!), um dann mit dem Transporter die Biertische zwangsweise zu requirieren.
Kaum war diese Schweiss-treibende Tat vollbracht, da fuhr der LKW mit den Biertischen vor (

). Die Tische waren ein wenig breit für die Schuppentore

, also musste der Lenker der "Ameise" (das ist der Elektro-Hubwagen) sein Können beweisen. Und dann konnte es so richtig losgehen.
Wäre nicht Seebär, Bootsmann und Tischler Bernd dabei gewesen, wären wir elendiglich ertrunken. Der hatte jedoch den Weg von Cuxhaven nicht gescheut und vor allem sein Werkzeug dabei. Also ging es unter seiner professionellen Leitung daran, die nötigen Podeste zu bauen. Im Morgenlicht am Samstag wirkt er noch frisch, die Abendaufnahmen erspare ich Euch

. Ich sage nur - es wurden etliche hundert Spax verschraubt...
Der Rest der Crew widmete sich unterdes - genau nach an der Schuppenwand aufgehängtem Plan - der Aufstellung der Tische. Die wurden mit eigens beschafftem, giftgrünem Kunstrasen belegt und sodann mit Gleisen versehen.
Nachdem die Sonne am ersten Tag untergegangen war, zogen sich Max' Mundwinkel geringfügig nach unten. Das Viadukt stand noch nicht, die Gleise fehlten zum grössten Teil, kurzum, alles sah noch schwer nach Baustelle aus. Dafür tröstete ein letzter Blick in den Dienstraum des wunderschönen Empfangsgebäudes.
Ein Abendessen im "Stern" in Neresheim beruhigte die Gemüter. Schlaflosigkeit war trotz krummen Rücken und schwieligen Händen auch kein Problem, denn alle hatten amtlich gerackert.
Samstag, 9. September
Gegen 8:30 Uhr am Samstag traf sich die Crew zum zweiten - und entscheidenden - Aufbautag. Die Auszeichnung "best boy" geht 2006 an Dieter Schiede, der stets zur Stelle war, wenn es etwas zu tun gab.
Dank Bernds Künsten...
bewegten sich auch Max' Mundwinkel schon früh am Morgen wieder nach oben.
Zur Frühstückszeit wusste jeder schon, was ein "LKW" ist: Ein Leber-Käs-Weck aus der Metzgerei am Ort. Max' Laune hatte sich unterdes aber schon so weit gehoben, dass er im Warteraum des Bahnhofs erklären konnte, was ein "LKW mit ABS" ist, nämlich ein Leberkäsweck mit "a bisserl Senf".
Die noch verbleibende Zigarettenpause nutzte der Chronist für einen Ausflug auf den Hügel. Von dort aus ist die alte - derzeit Gleis-lose Trasse - noch gut zu erkennen.
Von den Kämpfen mit den arg strammen Schienenverbindern der Lagas Creek-Weichen und -Gleise soll nicht die Rede sein. Hier hat fido soeben festgestellt, dass ihm seine Gleisbiege-Maschine nichts nützt, solange die Schienen mit den Schwellen verbunden sind. Na ja, so hat er eben über den Bauch oder das Knie gebogen. Das geht auch.
Als die Gleise dann endlich lagen, mussten sie natürlich noch eingeschottert werden. Rund 250kg Schotter sind schwer zu verteilen, wenn man nur eine 1 Liter-Büchse und zwei 250g-Dosen hat. Also musste professionelle Hilfe her. Die fand sich in Form von Flachschieber, der flugs seine WN 12 anheizte. Die Lok wurde alsbald als "Schweinelok" bezeichnet, denn sie spuckte alles voll - und auch sich selbst. Helfer und Anlage waren bald mit einer freundlichen Emulsion aus Wasser und Öl überzogen.
Da die Nerven zu dem Zeitpunkt schon ein wenig blank lagen (jedenfalls weit blanker als die Schienenprofile), war Spielspaß angesagt. Gut 100kg Schotter wurden also mit aufgebockten Regelspurwagen von zwei Live Steam-Loks zum Bestimmungsort gefahren. Hier erklärt fido gerade Flachschieber die MKF (manuelle Kipp-Funktion).
Da Marco ein helles Köpfchen ist, hat er das auch sofort begriffen

. Eigentlich wollte er ja lieber eine maßstäbliche Schaufel benutzen, aber da passte so wenig drauf...
Im schon späten Licht rollen die leeren Schotterzüge zum Steinbruch zurück, hier 'mal mit fidos Universal-Pufferwagen, der Eier legenden Woll-Milch-Sau der Kupplungssysteme.
Etwas später kam es zu einem Unglück, das zum Glück kein Preiserlein das Leben kostete. Auf Grund nicht gefederter Kupplungen an den Magnus-Wagen und eines R3-Bogens kam es zu einer folgenschweren Entgleisung. Die wirkte allerdings so realistisch, dass Marco zumindest mit einem Auge darüber lachen kann

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Was so ein gestandener Buntbahner ist, weiß sich natürlich zu helfen und erfindet flugs ein neuartiges "ERKS" (Enge Radien-Kupplungs-System).
Während der Unfall-Aufräumarbeiten konnten sich unbemerkt zwei Fremdfahrzeuge aus dem Harz auf dem Straßen-seitigen Endbahnhof "Umsetzlingen" einnisten. Marco fand die auch ganz nett.
Nach Beendigung der Schotterarbeiten prüfte der Bahninspektor (hier wieder ganz stilsicher in der Härtsfeld-Draisine) die Strecke auf eventuelle Mängel.
Derweil untersuchten der Chefstatiker Bernd und der Meister der Digital- und Funktechnik die Anlage auf verborgene Schwächen.
Schliesslich war es soweit, und es gab grünes Licht für die ersten Probezüge.
Achim Weisbach von der HMB kümmerte sich derweil liebevoll um die Konturierung der Schotterbett-Ränder.
Unter den Testfahrzeugen befanden sich auch solche der... na, wer kann das erraten?
Überraschend früh war das alles bereit für den großen Tag, und die Crew verzog sich umgehend, um die Gewölbe der Burg Katzenstein (
http://www.burg-katzenstein.de/ ) von Spanferkeln und Schwarzbier zu befreien.
Sonntag, 10. September
Vor dem Publikums-Andrang mussten die von ihren Handys früh aus den Betten gescheuchten Buntbahner zur Dekoration antreten. Hier wird der praktisch unbekannte Besuch von Konrad Adenauer samt gleichnamigem Mercedes im Härtsfeld dokumentiert. Die Szene ist natürlich nicht echt, denn bekanntlich hat ein Mercedes niemals eine Panne

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Während der Mechaniker den Benz anbockt, erklärt der Alt-Bundeskanzler die Lage der Nation. Diese Szene widerlegt übrigens den bekannten Spruch "wahrscheinlich hört 'mal wieder kein Schwein zu".
Unterdes absolvierten andere Promis - nämlich die der Härtsfeldbahn - ihre ersten Planfahrten im Morgenlicht.
Darunter befanden sich auch echte Raritäten wie dieser T14 mit der mächtig komplizierten Schnauze.
Schon kurz später wurden - wieder stilvoll - die ersten Besucher im Pendelverkehr vom derzeitigen Endpunkt der HMB zum Bahnhof Dischingen gefahren. Hier "strömen" die ersten 32 Passagiere zum Veranstaltungsort.
Max 25kmh liess es auch gleich mächtig qualmen, hier mit der Live Steam-WN 1 und seinem berühmten "Liblarer" Wagen mit funktionaler Bremse. Soeben hat der Zug Aalen GBf passiert und erklimmt nun die "Steilschieber"-Rampe.
"Steilschieber" deswegen, weil Marcos Klappbrücke (Himmel, sei dank dafür - wir haben sie hundert Mal gebraucht und könnten heute sonst nicht mehr gerade laufen) einen Höhenunterschied von rund vier Zentimeter benötigte. Also baute Flachschieber Marco flugs zwei Steigungen ein, die seiner Gartenanlage zwar würdig waren, aber so manche Garnitur in die Knie bzw. zurück ins Tal zwangen. Dieses kleine Manko wurde am Sonntagmorgen noch unauffällig korrigiert

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Die mechanischen und elektrischen Probleme an der Rollbock-Grube liessen sich nicht so recht beheben.
Zum Trost: Der Sound der V36, die die Regelspurseite bediente, war bequem bis zum Hügelkamm zu hören - und nicht nur der. Eigentlich alle Loks mit Sound-Modul hatten einen mächtigen "Wumm". Auch lange Bahnhofs-Gleise haben etwas für sich...
Am Anfang des neu erbauten Viadukts war natürlich ein Warnschild aufegstellt, darauf zu lesen: "Betreten der Bahnanlagen verboten - Absturzgefahr!". Diese Touristen halten sich auch brav an die Weisung.
Das Schild war in der Tat nicht ganz unberechtigt, denn die Zeit hatte leider nicht zur Fertigstellung des Geländers gereicht. fido hatte allerdings ein viel bestauntes Muster einer Stütze dabei. Als es beim Abbau fast vergessen worden wäre, meinte er nur lakonisch: "Egal - wir haben genug davon."
Wer dieses Bahnhofsgebäude gesehen hat,
muss zwangsläufig seinem Charme erliegen. Für den Chronisten jedenfalls war es Liebe auf den ersten Blick, und auch aus den Kreisen der anderen Teilnehmer war so manches Mal "das dürfte ruhig auch meins sein" zu hören.
Der maßstäbliche Güterbahnhof Aalen erhielt mindestens ebenso viel Bewunderung wie Max' Draisine, die unterdes mit einem oberwitzigen Sound daher kommt. So genau habe ich das nicht mehr im Kopf, aber zu hören ist in etwa: "Mist, Benzin alle?" und leise die Antwort. "Was, jetzt scho'?". Max' wird das sicher richtig stellen können

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Auch der Chronist durfte - Lohn der Mühe - 'mal an die Zimo-Regler. Hier führt er gerade die (elektrische) WN 11 mit "Liblarer" und Packwagen über den legendären Viadukt. Die Gebäude im Hintergrund stören leider ebenso wie die Freileitungen, die Mülldeponie neben dem Bahnhof und die dazwischen aufgestapelten Baumstämme.
Wie heisst es so schön? "Narrenhände beschmieren Tisch und Wände". In diesem Fall waren das Bordwände. Nachdem wir fleissig geschottert hatten, waren unsere Pfoten voller Kalkstaub, was Marco als Pfiffikus gleich dazu nutzte, um Graffiti an einem Magnus-Wagen anzubringen. Wofür das "HS" steht, bleibt sein tiefes Geheimnis.
Die sehr netten Mitglieder der ebenso rührigen Härtsfeld-Museumsbahn waren von dem Modellbahner-Treiben sehr angetan - kein Wunder bei solchen spektakulären Szenen wie dieser:
oder diesem schönen Bild des Güterbahnhofs Aalen, Aufnahme ca. 1951

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Marco bewies bis zum - übrigens pfeilschnellen - Abbau Humor: Ferkel zu Schweinelok - so passt's:
Am Ende eines schönen Fahrtags wird die Dienstuniform ausgezogen und an den Nagel gehängt. Schade - schon vorbei...
Am Ende dieser Chronik möchte ich einen Aufruf an die Buntbahner richten, die Initiativen der Härtsfeld-Museumsbahn zu unterstützen. Die Jungs sind echte "Cleverle" und haben's drauf. Mit tollen Ideen und viel Eigeninitiative soll hier ein Stück deutscher Kulturgeschichte bewahrt werden, das es wirklich verdient.
Das zeigt sich schon daran - wie Max richtig bemerkte - dass viele Sätze beim Abbau mit "Beim nächsten Mal" anfingen. Auf dieses nächste Mal - wann auch immer das sein wird - freue ich mich schon heute. Die gute Nachricht: Der Tag des "offenen Denkmals" in Dischingen wird fortan jedes Jahr am zweiten Sonntag im September statt finden. Merkt Euch diesen Termin vor - es lohnt sich!
Beste Grüße,