Hallo Buntbahner,
Ich will mal wieder eine Lok vermessen.
Frisch aus der roten Schachtel gepellt steht hier auf dem Schreibtisch das LGB-Modell (Nr. 21470 - für die Nummernfetischisten) der SBB Brünigbahn-Berglokomotive HG 3/3 Nr. 1068 (Ca h4vt).
Als Grundlagen zur Vermessung diente ein solches Modell, Kopien der SLM-Baupläne und das SBB-Dampflokreglement.
Dies schon vornweg: Die Lok kann ihre Verwandschaft zum früheren Modell der 1067 nicht verbergen, diverse zum teil erhebliche Unterschiede verraten sie - nicht zuletzt das Fabrikschid, in Nürnberg war man schlichtweg zu faul, die Angaben der 1067 FNr. 2083 BJ 1910 ind die der 1068 FNr. 3134 BJ 1926
(baumschulbahner)
(baumschulbahner)
(baumschulbahner)
So, jetzt erstmal die theoretischen Unterschiede zum Vorbild:
gemessen wurde mit Schiebelehre und Doppelmeter, Abweichungen ca. 2/10mm
Was?------------------------------------Vorbild------------------1:22,5------------------Modell------------------Abweichung
Länge über Kupplung--------------------7550---------------------335,5------------------335,5------------------0
Breite Führerhaus------------------------2460---------------------109,3------------------110,5------------------10,8
Spurmass--------------------------------935----------------------41,5--------------------40---------------------1,5
Höhe Kamin ü. SOK----------------------3500---------------------155,5------------------162--------------------+6,5
Kupplungsmitte ü. SOK------------------650---------------- ------28,8-------------------32---------------------+3,2
Dach OK über SOK-----------------------3244---------------------144,17----------------150--------------------+5,8
Abstand der beiden Dome---------------1200----------------------53,3------------------53,3---------------------0
Abstand Dampfdom-Kamin--------------1128----------------------50,13-----------------50----------------------0,13
Länge des Führerhauses----------------1850----------------------82,2-------------------86---------------------+3,8
hinterer Achsstand----------------------1350----------------------60--------------------60----------------------0
vorderer Achsstand---------------------1750----------------------77,7--------------------78--------------------+0,3
Abstand voderste Achse - kupplung-----2094----------------------93--------------------93----------------------0
Bandagenbreite--------------------------125-----------------------5,5--------------------6,5---------------------+1
Triebraddurchmesser--------------------910-----------------------40,4-------------------37----------------------3,4
horiz. Abst. Triebachse - Zahnradachse--630----------------------28------------------~32----------------------X
Durchm. Zahnrd. Antriebsscheibe--------650----------------------28,2------------------28,8----------------------0
Horiz. Abst. zw. HD-Zyl.----------------1560----------------------69,3------------------76,3----------------------+7
Horiz. Abst. zw. ND-Zyl.----------------1220----------------------54,2------------------60,5----------------------+63
Die Abweichungen bei den horizontalen Zylinderabständen haben ihren Ursprong wohl darin, dass die "Triebwerkstiefe" sehr gross ausgefallen ist.
Also eines der wenigen weitgehend in 1:22,5 massstäblichen Modelle aus Nürnberg.
So weit so gut.
Ich würde aber nicht diesen Beitrag schreiben, wenn ich nicht doch noch gröbere Abweichungen gefunden hätte.
Angefangen bei der Beschriftung des Modelles würde mich mal die dargestllte Epoche interessieren. Angeschrieben ist Beispielsweise das Revisionsdatum 12.5.61, was aber dann nicht zum wiedergegebenen Farbzustand beziehungsweise zum Bauzustand passt. Die 1068 hatte zu dieser Zeit die obere Stirnlaterne oberhalb des Rauchkammer-Zentralverschlusses montiert, und nicht auf dem Rauchkammerscheitel.
Hier ein Bild von der Homepage des Schweizer HO/HOm-Kleinserienherstellers H-R-F
www.h-r-f.com, welcher in 1:87 eine Detailierung erreicht, wie sie bisher in 1:22,5 wenig erreicht wurde:!:
Quelle: www.h-r-f.com
Von diesem Bild ausgehend (es ist das beste, welches ich von dieser Epochen finden konnte) weise ich nun auf die weiteren Abweichungen hin.
Zu sehen ist hier auch sehr schön zu sehen, dass die Nr. 1068 bedingt durch den Altersunterschied zu ihren Schweistern von 1910 technische Verbesserungen erhalten hat. So sind beispielsweise die Wasserkästen verschweisst - kein Fehler des Herstellers - oder unter dem heizerseitigen Wasserkasten ein Abdampfinjektor angebracht. Das markante Rohr vom Injektor zur Rauchkammer fehlt bei den übrigen Loks.
Weiter fehlt die grosse Griffstange vor der Luftpumpe.
Wenn man die Front der Lok betrachtet fallen die drei Loklaternen auf.
Diese sind in der rote-Schachteln-typischen Form gehalten. Das erinnert mehr an deutsche denn an schweizer Laternen.
vorbildlich wäre die folgende Form:
Laterne und Schienenbesen Detail an der 1067
(baumschulbahner)
Der mit abgebildete Schienenbesen felt ganz.
Die Laternen sind - wie schon erwähnt - falsch angeordnet. Die obere müsste nach unten versetzt sein.
Zum Kessel:
Hier fallen die freistehenden Leitungen auf. Auffallend darum, weil sie zu freistehend sind. die Dampfleitung vom Führerstand zur Luftpumpe schwebt voll in der Luft, die Speiseleitung ebenfalls, ist aber näher am Kessel angeordnet.
Am Kamin fehlt der Kamindeckel, welcher normalerweise nach hinten weggedreht ist.
Auf der Lokführerseite fehlt die komplette einrichtung des Scheibchens, welches dem Lokführer anzeigt, ob das Zahnrad in Bewegung ist.
"Zahnrad läuft" - Scheibe
(baumschulbahner)
Die Antriebe der Schmierpumpen auf dem Umlauf wurden auch nicht nachgebildet.
Die Führerstandsinneneinrichtung lasse ich hier ganz Grosszügig aus, die Fehleraufzählung wäre ein Beitrag für sich
Es fehlen noch viele weitere Details wie Leitungen, Bremskurbeln usw, welche ich hier nicht auch noch aufzählen möchte.
So, auf dem Dach thront eine goldene Lokpfeife.
mit einer Höhe von ca. 17mm entsprechend etwa 38cm ist sie im gegensatz zum Vorbild mit ca. 28cm sehr viel zu hoch.
und wer die Pfeife genauer anschaut wird merken, dass der arme Lokführer nie auch nur einen Ton daraus bringen würde - die hebelmechanik wurde falsch abgeguckt.
Die Farbgebung passt einigermassen zur Epoche um 1955-1960, wenig später erhielten die Brünig-Dampfloks einen mittelgrauen Rahmenanstrich.
Viele Teile sind komplett falsch lackiert. So sind zum Beispiel viele Teile in Gold oder Chrom gehalten, welche beim Original einfach SChwarz oder Messing sind.
Die ersten Fahrtests haben ein erschreckendes Resultat hervorgebracht.
Durch die Seiteh- und höhenverschiebbarkeit der Triebachse, und die Tatsache, dass nur die hinterste Achse angetrieben, die beiden anderen über die Stangen angetrieben sind, ergab sich ein gewaltiges Quietschen und Ächzen während der Fahrt. Bis ich mit einigen Tropfen Öl nachgeholfen haben, jetzt fährt die Lok ruhig.
Beim Vorbild hat der Zahnrad antrieb in gegensatz zum Adhäsionsantrieb eine gegenläufige und um den faktor 2,2 schnellere Bewegung.
Beim Modell wurde dies schön wiedergegeben, allerdings mit einer "Untersetzung" von nur 1:1,5 was meiner Meinung nach sehr negativ auffällt.
Mein Fazit:
Schönes Modell, das aber einige "Maken" hat, die einem nicht direkt auffallen.
Ich habe das Modell mit der Absicht gekauft, es besser zu Detailieren, so viel wie nötig umzubauen und neu zu Beschriften.
Viele Grüsse,
Urias
SBB HG 3/3 1068 von LGB
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