Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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theylmdl
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Re: Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Beitrag von theylmdl »

Hallo fido!

Nein, der Haken ist nicht drehbar, kein halbes Grad. Ich werde das aber über den Rest der Kupplung lösen, damit es da genug Spiel gibt. Das schien mir die bessere Variante zu sein. Ich habe dazu sogar ein wenig Excel bemüht, ist aber schon länger her.

Es genügt, wenn sich der Bolzen am Haken leicht verschwenken lässt (bei dem Barmer und R2 um etwa 14 alte Grad).

Das Federn-Sortiment? Sehr gute Frage... könnte Conrad oder Arlt gewesen sein. Genau weiß ich das nicht mehr. Ich werfe immer alle Druckfedern in eine Schachtel und alle Zugfedern in eine andere :wink: .

Das letzte Federn-Sortiment dieser Art habe ich bei fohrmann Werkzeuge gesehen ( http://www.fohrmann.com/d/shop/art/3185.htm ). Schau 'mal auf das Foto der URL, die dünnen, langen Federn links könnten die von mir benutzten sein.

Gefederte Grüße (die Kupplung federt übrigens wirklich gut),
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Manche vergnügen sich derzeit in Schenklengsfeld, ich habe das hier getan :D .

Fertig montiert und brüniert sieht der Mittelkupplungs-Adapter noch um einiges netter aus als zuvor. Dass die Federn auch schon Flugrost angesetzt haben - obwohl sie gar nicht brüniert wurden - stimmt mich eher nachdenklich.

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Den zweiten Adapter konnte ich leider nicht fertig bauen, weil ich Schussel den zweiten Fanghaken aus Max' Bauteilesatz verschlampt habe. Da half alles Suchen nichts - das Ding ist weg, der Haupthaken da. Ohne den Fanghaken können diese Kupplungen aber nicht "richtig" betrieben werden, weil sonst die "gegnerische" Kupplung zwischen den Schienen unkontrolliert herum schlabbern würde. Immerhin habe ich ansonsten die zweite Pufferbohle mit allem Drum und Dran entsprechend der ersten gebaut und angebracht. Dazu gehören auch zwei Bleche an den äußeren Rändern der Puffernbohlen. An diesen Blechen werden später durch den Polystyrol-Rahmenlängsträger die äußeren Trittstufenhalter angebracht, die besonders Bruch- bzw. verbiege-gefährdet sind.

Fertigstellung der Drehgestelle

Nach allerlei weiteren Planungs- und Denksportaufgaben gab es auch praktische Dinge zu erledigen. So wollte ich die Drehgestelle samt allen Teilen (also Achslagergehäusen, Federpaketen, Radsätzen etc.) schon fertig lackieren und in sich montieren. Nun fragt Ihr Euch vielleicht, warum ich von der üblichen Reihenfolge: "Erst alles bauen, dann lackieren" abweiche.

Der Grund ist ganz einfach: Die Drehgestelle haben nur drei "Schnittstellen" zum Rest des Fahrwerks: erstens die Befestigung an den Lagerbrücken, zweitens die Kabel der Stromabnahmen und drittens die Zugstange des gebremsten Drehgestells. Je mehr Kleinteile jedoch herum liegen, die irgendwann in der richtigen Reihenfolge zusammen gesetzt werden müssen, desto unüberschaubarer wird das Projekt und umso größer ist die Gefahr von Fehlern. Sind die Drehgestelle jedoch prinzipiell Einsatz-bereit, müssen sie nur ab und an zu Testzwecken in Bausch und Bogen angeschraubt oder wieder abgenommen werden. Dabei heißt es lediglich vorsichtig sein, damit der Lack nicht zu sehr leidet. Aber es gehen zumindest keine Kleinteile mehr verloren, und unter einen wesentlichen Punkt kann ein dicker Haken gesetzt werden. Außerdem ist es dann - in diesem Fall - viel leichter - weitere Versuche anzustellen, beispielsweise mit der Stromabnahme.

Vorab wurden alle beweglichen Teile brüniert. Dann habe ich die Federpakete am Bund starr mit den Drehgestell-Längsträgern verlötet. Ursprünglich wollte ich je ein Paket wippend lagern, um eine Dreipunktlagerung zu erzielen, aber es hat sich bei Experimenten ergeben, dass das gar nicht nötig ist. Beide Drehgestelle sind heute unter Last ohne Probleme über meine R3-Baeseler-DKW gerollt, die eigentlich für LGB®-Radsätze konstruiert ist. Der Klang dabei war ein Gedicht, wie es Christian Morgenstern nicht wohlklingender formulieren könnte, und es gab keinerlei Probleme an den Herzstücken.

Ein Ergebnis meiner Gedanken-Tüfteleien beim morgentlichen Kaffee war, dass die bloße Isolierung der Drehgestell-Brücken wegen der nur einseitig isolierten Radsätze keine so gute Idee ist. Da gibt es in der Praxis zu viele Unwägbarkeiten. Also habe ich mich entschlossen, alle acht Achslager mit Hartgummi auszubuchsen. Fragt mich bitte nicht, wo man das Zeug herkriegt - ich habe seit etwa 20 Jahren ein paar Stangen davon. Jetzt sind also die Räder und Drehgestelle elektrisch vollständig von den Rädern getrennt. Außerdem habe ich eine Filiale des Herrn Conrad besucht, um mich mit fetten Elkos für die Konstantspannungs-Elektronik zu versorgen, denn auch die will für den Einbau geplant sein.

Nun denkt Euch mein Entsetzen, als bei den ersten Rollproben mit den Buchsen die Achsen bzw. Lager entsetzlich quietschten. Zum Glück war bei eingesetzten Federn keine Rede mehr davon, und den Rest wird die Fettfüllung der Buchsen erledigen.

Kleine Teile wie Achslager-Gehäuse beim Spritzen zu halten, kann schwierig werden. Hier eine einfache Lösung: doppelseitiges Teppich-Klebeband auf einer alten Holzleiste. Ihr müsst dabei nur die Teile abziehen, sobald sie Griff-fest sind. Sonst pappen sie später eventuell zu gut auf dem Klebeband, und Ihr habt Probleme, die Klebereste zu entfernen.

Bild

Etwa eine Stunde nach dem letzten Spritzgang wanderten alle Teile in meinen "Fucubaril"-Heizschrank, der vorab auf wohlige 55° Celsius vorgeheizt wurde. Darin verkürzt sich nämlich die Trocknungszeit erheblich. Aber Achtung: Zunächst muss der Lack Gelegenheit haben, in Ruhe und bei etwa 20 bis 25° Celsius zu verlaufen und "anzuziehen". Erst danach darf beschleunigt werden. Und nach der Entnahme aus dem Heizschrank muss er noch einmal eine halbe Stunde abkühlen und vorhärten, bevor weiter gewerkelt wird.

So eine Endmontage kann sich - entsprechende Sorgfalt vorraus gesetzt - ganz schön "ziehen". Wie auch immer, hier seht Ihr ein fertiges Drehgestell noch ohne alle Feinheiten, dafür aber mit ersten Lackschäden :wink: :

Bild

Die Fanglaschen oder Verschluss-Bleche können leider erst nach dem Einsetzen der Räder und der Justierung der Bremse angebracht werden. An solchen Lötpunkten muss dann eben noch einmal der Pinsel mit Brüniermittel und Farbe 'ran, wie überhaupt zwecks Alterung.

Hier spricht der Eisenbahn-Philosoph: Wie Ihr auf dem Foto erkennen könnt, wirkt das Drehgestell nun glattflächig und als ob es aus ganz wenigen Teilen bestünde. Das ist genau die Wirkung, die sich beim Betrachten von Vorbild-Fotos ergibt. Alles wirkt recht einfach gestrickt. Dass das Drehgestell im Modell gut aussieht, liegt aber eben genau daran, dass diese Vielzahl von Teilen verbaut wurde. Die werden mehr geahnt als gesehen.

Fazit: Für ein wirklich gutes Modell dürft Ihr Euch nicht vom Augenschein täuschen lassen, sondern müsst alles möglichst so bauen, wie im Original :schlaumeier: .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Fertigstellung der Drehgestelle (2)

Langes Wochenende :wink: - da geht's richtig vorwärts. Zunächst wurde das gebremste Drehgestell montiert. Da mussten dann auch noch die Fanglaschen dran. Damit die einigermaßen gleich aussehen, wurden sie gemeinsam gebogen und erst danach am Drehgestell-Rahmen angelötet.

Bild

Es war relativ knifflig, die Bremsumlenkteile so zu justieren und zu halten, dass die Sechskant-Imitate der Endbremszugstangen am richtigen Platz lagen und die Länge der Stange für das Endbrems-Festlager stimmte. Schließlich hat alles doch noch geklappt, und nun funktionieren die Bremsen ganz nach Wunsch.

Bild

Da das auf den Fotos vielleicht nicht so ganz klar wird, folgt hier eine Skizze der Umlenkungen:

Bild

Beim roten Punkt würde normalerweise die Handbremszugstange (wahlweise direkt oder vom Umlenkhebel des Druckluft-Bremszylinders) angreifen. Das geht hier nicht, weil es sonst mit den engen Modellbahn-Radien nicht mehr klappen würde.

Dann habe ich die Stromabnahme-Schleifer gebaut. Die seht Ihr hier:

Bild

Die Drähte sind aus 0,5mm-Messing und ruhen in Isolierungs-Stückchen von 0,14mm²-Litze. Diese Stückchen habe ich an den Durchbrüchen im Drehgestell festgeklebt. An den Enden der Drähte sind kleine Stückchen Kupfer aufgelötet. Diese Stückchen sind auf der Radreifenseite flach gefeilt und haben oben - auf der Drahtseite - eine kleine Nut in Fahrtrichtung. In diese Nut habe ich die Messingdrähte eingelötet. Durch die Vorspannung haben die Kupfer-Stückchen automatisch den richtigen Winkel. Die Anschluss-Litzen laufen durch die im Drehgestell-Bausatz vorgesehenen Durchbrüche. Von der ganzen Mimik ist später nichts mehr zu sehen.

"Enge Radien" ist auch ein gutes Stichwort :D . Nachdem die Drehgestelle bis auf Ausbesserungen so hübsch fertig waren, wollte ich es wissen: Wird der Wagen durch den LGB®-Radius 1 laufen können? Hier die knallharte Antwort: Ja, er kann.

Bild

Das sieht zwar grausig aus, aber die Drehgestelle spitzen an ihren Enden nicht unter der Grundplatte hervor, und das Modell-Fahrwerk ist nur um 0,4mm breiter als das schon gut schmale LGB®-Fahrwerk.

Bild

Zu meiner großen Freude habe ich dann noch festgestellt, dass "Pariser Oxyd" auch die vernickelten Laufflächen der Märklin®-Räder angreift. Richtig schwarz wird es zwar nicht (soll es auch nicht), aber der Glanz wird doch deutlich gebrochen. Die Wirkung lässt sich auf dem vorletzten Bild recht gut erkennen.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Inzwischen konnte ich wieder ein wenig "barmern". Zunächst einmal habe ich den Hebel und das Festlager für die Rückholfeder der Bremse gebaut und angebracht.

Bild

Auf diesem Bild sind die Rahmenlängsträger und die Wagenkasten-Grundplatte aus 1,5mm-Polystyrol nur provisorisch angelegt. An einer günstigen Stelle wurden in einem Bereich unterhalb der späteren Sitzbänke noch zwei Befestigungsschrauben in Wagenmitte vorgesehen (M3).

Die Verbindung der Hilbert-Rahmenlänsgträger (8,9 × 3,6mm) mit der Messing-Grundplatte ist nicht so ganz trivial. Einer bloßen Klebung auf Stoß bei einer Höhe der Messingplatte von 2mm will und wollte ich nicht so recht trauen. Dazu kommt noch das leidige Problem der Wagenkastenstützen. Diese neuralgischen Teile verbinden im Modell wie im Original das Fahrwerk mit dem Aufbau bzw. Wagenkasten. Werden sie nicht wie im Original verschraubt oder vernietet, sind sie stark bruchgefährdet.

Also habe ich an den richtigen Stellen je Wagenseite fünf "Fenster" auf der Wagenkasten-Grundplatte heraus gesägt. Diese Plättchen wurden mit Stabilit Express auf die Messing-Grundplatte geklebt. Bei etwa 20 × 14mm Klebefläche ergibt sich da genug Stabilität. Der Witz dabei: Nun können die Rahmenlängsträger mit Stabilit am Messing und mit Kunststoff-Kleber an den Polystyrol-Plättchen befestigt werden. Das hält sicher gut. Und auch die Wagenkastenstützen bleiben später dauerhaft mit dem Fahrwerk verbunden.

Bild

Hier seht Ihr die ganze Angelegenheit während der Trocknung. Die "Fenster" fallen später nicht mehr auf, weil ohnehin ein dünner Holzleisten-Bodenbelag im Wagenkasten aufgebracht werden wird. Muttern und Schraubenköpfe werden im Holzboden versenkt werden. Und von unten ist der Spalt so klein, dass er auch nicht mehr auffällt.

Etwa eine halbe Stunde nach der ersten Klebung wurde die Wagenkasten-Grundplatte vorsichtig abgelöst. Da ist das Stabilit noch nicht so durchgehärtet, dass es zu Problemen kommen könnte.

Bild

Und schon kurze Zeit später konnten die Hilbert-Profile für die Rahmenlängsträger aus schwarzem Polystyrol aufgeklebt werden. War da nicht noch 'was? Ach ja: Deren Materialstärke beträgt 1mm. Das ist natürlich arg viel und würde im Zusammenhang mit den filigranen Drehgestellen nicht gut aussehen.

Daher wurden die kurzen Schenkel der U-Profile mit einer Klinge schräg abgezogen, bis die Stirnseiten der kurzen Schenkel nur noch etwa 0,5mm stark waren. Das lässt sich später auf der besser sichtbaren Unterseite der Profile noch anpassen, oben hingegen nicht mehr.

Bild

Auf dem Foto ist auch deutlich die stabilisierende Wirkung der senkrecht eingelöteten Bleche bei den Pufferbohlen zu erkennen. Ähnliche Halter habe ich vor der Klebeorgie auch für die Sprengwerk-Stützen an der 2mm-Messingplatte angelötet (aus 0,8mm-Blech). Denn das Hilbert-Polystyrol ist sehr weich, die Sprengwerke wären ohne Unterstützung zu labil gelagert.

Auf dem letzten Bild seht Ihr auch den Beginn der inneren Rahmenlängsträger. Deren Lage habe ich nach sehr sorgfältigen Berechnungen (Zugeständnisse an die Modellbahn-Gegebenheiten) vor dem Aufkleben der Rahmenlängsträger mit dem Reißzirkel angezeichnet. Die Bohrungen links sind für Elektro-Leitungen.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Beitrag von corny »

Hallo Thomas

Ich beobachte Deine Artikel im Forum immer wieder mit erstaunen über die exaktheit mit der Du die Modelle ausführst. :smt038
Danken möchte ich Dir einmal, für deine ausführlichen Beschreibungen, die Du auch gleich mit vielen Fotos unterlegst. Da ist es für uns "Modellbauneulige" (ich baue gerade mein erstes Modell) gleich viel leichter, den Profis gedanklich zu folgen. Auch wenn Du schreibst, dass man bei den fertigen Drehgestellen, die Arbeit nicht wirklich sieht, weiß zumindest derjenige der selber Modelle baut wieviel Leistung dahinter steckt. :respekt:
Ich hoffe wir sehen im Forum noch viele so detailierte Berichte von Dir.

Viele liebe Grüße aus dem verrregneten Oberösterreich
Corny :smt039
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Re: Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

@corny: Herzlichen Dank für Deine aufmunternden Worte. Manchmal denke ich ja, dass ich's hier mit den Berichten übertreibe, aber anscheinend passt's ja doch. An die Adresse der Neueinsteiger beim Eigenbau: Viel Nachdenken hilft auch viel beim Bau, und viele Experimente sind auch bei "Profis" oft noch nötig, bis alles so läuft, wie es soll :wink: .

Nachdem der überschüssige Klebstoff an den Klebestellen der letzten Sitzung entfernt war, habe ich die inneren Rahmenlängsträger aus Polystyrol-Profil 3 × 2mm angefertigt und aufgeklebt. Auf diese Träger wurden dann zunächst Auflager für die äußeren Drehgestell-Querträger geklebt, um die Kippbewegung der Drehgestelle in der Achse quer zur Fahrtrichtung zu begrenzen (Ihr wisst schon, damit diese weder an die optionalen Mittelkupplungen noch an die Balancier-Hebel stossen können). Ein Spiel von etwa 0,8 bis 1,0mm an den Enden ist mehr als genügend, zumal die Radsätze hier ja gefedert und damit individuell beweglich sind.

Die Elektrik (2)

Der folgende Teil ist sehr schwierig zu planen. Das liegt daran, dass so viele Teile möglichst gut untergebracht und versteckt werden müssen. Der Wagen soll mit einer Konstantbeleuchtungs-Elektronik (einem 6V-Festspannungsregler) ausgestattet werden. Die macht übrigens auch im Digital-Betrieb Sinn, weil Strom-Aussetzern ein Riegel in Form fetter Elkos vorgeschoben wird. Details dazu gibt's auf unserer Website: http://www.themt.de/el-1130-vlgt-49.html . Hier die Schaltung, erweitert um eine Fahrtrichtungs-Differenzierung:

Bild

Bei diesem Wagen soll auf diese Fahrtrichtungs-Differenzierung verzichtet werden. Es bleiben jedoch noch genug Bauteile übrig. Davon sind vor allem die Ein- und Ausgangs-Elkos (Elektrolyt-Kondensatoren) ziemlich große Brocken. Speziell der Eingangs-Elko mit 1.000µF/35V ist so groß, dass er nicht einmal mehr im geplanten Hilfsluftbehälter der Druckluftbremsanlage untergebracht werden kann. Übrig bleibt - mangels Abort im Wagen - nur die Tarnung als Heizkörper unter einer Sitzbank.

Los ging die Bastelei mit den Lötstützpunkten für die Stromabnahme an den Drehgestellen, aus kupferkaschierter Platine gebastelt, und den dazu gehörigen Verbindungsleitungen. Die seht Ihr auf dem folgenden Foto zwischen den inneren Rahmenlängsträgern bei der Drehgestell-Brücke.

Bild
Die Bohrungen zwischen Gleichrichter und Regler sind für den Eingangs-Elko, der später unter einer Sitzbank liegen wird.

Auf dem Foto sind auch schon der Brückengleichrichter aus vier Standard-Dioden 1N4003, der Hauptschalter für das Licht sowie der Festspannungsregler LM 7806 mit dem Entstör-Kondensator 100nF zu sehen. Der muss - räumlich - möglich nahe beim Regler sitzen. Die Freilaufdiode fehlt noch. Der Gleichrichter verschwindet später über einem Drehgestell, und die anderen Teile sind so flach, dass sie nur beim Blick von unten auf das Fahrgestell noch auffallen können.

Mit den großen Elkos klappt das, wie gesagt, nicht so gut. Immerhin war es möglich, den einen Ausgangs-Elko (2.200µF/16V) im Hilfsluft-Behälter zu verbergen. Hier seht Ihr die Rohbauteile:

Bild

Das Steuerventil und das Löseventil sind Drehteile, können zur Not aber auch irgendwie auf der Bohrmaschine gedrechselt werden. Bei so einer Aktion bin ich heute mit dem Daumennagel am Dreibacken-Futter der Drehbank hängen geblieben. Also: Vorsicht bei solchen Aktionen, das ist nicht zur Nachahmung empfohlen!

Der Elko im Hilfsluftbehälter versteckt sich so:

Bild
Die Riefen sehen auf dem Foto weit schlimmer aus als in Wirklichkeit.

Auf dem folgenden Bild sehr Ihr schematisch, wie die Anordnung einer frühen Druckluftbremsanlage mit getrenntem Hilfsluftbehälter normaler Weise bei durchgehend gebremsten Wagen ist. Außen liegen die Bremskupplungen, links die Notbremsventilleitung, rechts der Staubfänger, oben der Hilfsluftbehälter und unten der Bremszylinder.

Bild

Und hier habt Ihr noch ein Modellfoto so einer Druckluft-Bremsanlage unter meinem bayerischen Ow nach Blatt 662 des Wagenstandsverzeichnis' von 1913:

Bild

Da hier aber nur ein Drehgestell gebremst wird und der Anlenkpunkt der Bremszugstange wegen des Drehgestells recht weit weg vom Wagenboden liegt, könnte ein nachträglich eingebauter Druckluft-Bremszylinder auch senkrecht angeordnet sein. So möchte ich das hier auch nachbilden. Die Anlage wird eingebaut, weil alle Fahrzeuge auf meiner fiktiven Bahn Druckluftbremsen oder zumindest Luftleitungen haben sollen.

Auf dem letzten Bild für heute seht Ihr rechts den Rohbau des Druckluft-Bremszylinders (roh ist hier genau das richtige Wort :wink: ), außerdem die bisher eingebauten Elektrik-Komponenten. Das sind:
  • 1 Der erwähnte Gleichrichter auf einer 0,5mm-PS-Isolierplatte.
  • 2 Der Hauptschalter. Achter auf den kleinen Messingdraht (1mm) im Knebel, der die Bedienung von außen erheblich erleichtert und kaum auffällt.
  • 3 Der positive Festspannungsregler 7806. Der wurde hier mit einer Schraube M3 und Isolierplättchen sowie Wärmeleitpaste auf die Grundplatte geschraubt. Achtet bei solchen Aktionen darauf, dass der adjust-Eingang (Regelung, GND) keinen Kontakt mit der Grundplatte bekommt.
  • 4 Die Freilaufdiode 1N4003 (besser wäre noch 1N5004). Die Spannung am Ausgang eines Spannungsreglers darf trotz der Kurzschluss-Festigkeit der Motorola-Typen nicht höher werden als am Eingang. Das genau kann aber leicht passieren, wenn die Elkos aufgeladen sind und die Spannung am Eingang zusammen bricht, beispielsweise wegen verschmutzter Gleise.
  • 5 Der Entstörkondensator mit 100nF, der auf bei welligen oder anderweitig nicht ganz sauberen Eingangs-Spannungen für die nötige Ruhe im Regler sorgt.
Bild

Mehr war heute leider nicht drin, da ich der Hausgemeinschaft bei der Gartenarbeit helfen musste - leider ohne eine Trasse für eine Gartenbahn anlegen zu können :D .

Beste Grüße -
Zuletzt geändert von theylmdl am Mi 8. Jun 2011, 12:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eigenbau eines "Barmer Wagens" (BC4i)

Beitrag von theylmdl »

Hiho, Barmer-Freunde!

Sprengwerkstützen und Druckluft-Bremsanlage (1)

Hier zunächst einmal eine Skizze der von mir gebauten Sprengwerk-Stützen. Ich habe mich dabei so gut wie möglich an den spärlichen Vorbild-Fotos orientiert. In der Skizze entspricht ein Bildpunkt einem Zehntel Millimeter im Modell.

Bild

Die Aufspannplatte ist aus 0,5mm-Blech, die Stütze selbst ein Drehteil. Da habe ich eine hinreichend lange Schraube M1 eingelötet und deren Kopf abgesägt. Die Stellstücke entstanden aus je einem weiteren Drehteil, dass ich etwa zu zwei Dritteln in der Länge geschlitzt habe (mit 0,8mm Breite). In den Schlitz habe ich dann die Flanschbleche (am Stück mit einer Nut für den geschlossenen Teil der Hülse) eingelötet. Danach wurde die ganze Mimik in der Drehbank erneut aufgebohrt.

Bild

Hier seht Ihr eine der fertigen und angebrachten Stützen - natürlich mit voll funktionalem Gewinde :D .

Auf dem Foto ist außerdem schon zu sehen, dass ich auch sonst umtriebig war. Zunächst habe ich den Lagerbock für den Umlenkhebel des senkrechten Druckluft-Bremszylinders gebaut und angebracht. Keine Schönheit, aber das fällt später kaum noch auf. Für diejenigen, die sich mit Bremsanlagen nicht so gut auskennen: Bei einer Druckluft-Anlage (Westinghouse, Knorr, Kunze-Knorr) drückt der Stössel des kleinen Bremszylinders, bei einer Saugluftbremsanlage (Körting, Hardy) zieht er, und der Zylinder ist viel größer.

Übrigens habe ich gestern den ursprünglichen Druckluftbremszylinder aus Versehen am Stößel festgelötet und musste darum erst einmal einen neuen bauen <schmoll> .

Bild

Auch der Hilfsluftbehälter wurde am Traumplatz - in Fahrgestell-Mitte - angebracht. Links im Bild seht Ihr, wie gut das "Pariser Oxyd" die Radreifen verdunkelt hat. Da die Wagenkastenstützen auf dem weichen Hilbert-Profil nicht stabil genug wären, wurden deren Aufspannplatten mit Stegen aus 0,8mm-Blech (5mm breit) mit der massiven Messing-Grundplatte verlötet (vor der Anbringung des Hilfsluftbehälters, und die Stege vor dem Aufkleben der Rahmenlängsträger!).

Bei der Ausgestaltung der Querträger des Fahrgestells und anderer Details bin ich recht schlampig vorgegangen. Davon ist später erstens nichts mehr zu sehen, außer auf Brücken, und zweitens genügt ein halbwegs passender Eindruck, um ein stimmiges Bild abzugeben. Dass diese Bedingung erfüllt ist, erkennt Ihr auf dem für heute letzten Bild:

Bild

Ein bißchen schwierig war es, die Freiläufe so anzupassen, dass sich der Winkelhebel zum Druckluftbremszylinder so weit bewegen kann, dass die Bremse noch gut funktioniert.

Übrigens: Kleinvieh macht auch Mist - das merke ich daran, dass das Fahrgestell im so weit möglich montierten Zustand unterdes schon angenehme 850 Gramm auf die Waage bringt (statt zuletzt 730 Gramm).

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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