Einige Tage nach Schkeuditz ist der Adrenalinpegel wieder auf einem normalen Niveau, das Schlafdefizit einigermaßen ausgeglichen, der Haushalt wieder im Lot und man kann nun mal etwas Bilanz ziehen. Zuallererst möchten wir uns bzw. ich mich für das Lob bedanken, es hat auch uns Spaß gemacht, wieder Gastgeber eines erfolgreichen Großbahntreffens gewesen zu sein.
Als ich im Oktober letzten Jahres in Absprache mit den Schkeuditzern begann, die Kontakte für ein erneutes Treffen der Groß- und Gartenbahnszene 2010 herzustellen, konnte niemand ahnen, wie sich die Sache entwickeln würde, vor allem nicht, als Rainer am 21.12. dann von uns gegangen war.
Da der Verein nun erst mal mit seiner Umorganisation zu tun hatte, nahm ich dann die Koordination in die Hände und war auf den folgenden Veranstaltungen dann auch im Namen des Schkeuditzer Treffens unterwegs. Immerhin blieb ein Areal von 66 x 13 m bzw. von 30 x 6 m und die Freifläche zu füllen, was einige graue Haare und Bauchschmerzen verursachte. Vor allem Freitag morgen, als klar war, daß 3 Aussteller aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen können, war Improvisation gefragt. Meine Meinung ist, daß man eine gute Organisation aber daran erkennt, daß der Organisator nicht auffällt oder gebraucht wird. Dies weist Parallelen zu meiner Filmerei auf - die besten Aufnahmen gelingen mir immer dann, wenn ich beim Filmen nicht bemerkt werde.
Gefüllt haben wir die Hallen dann mit 6 Anlagen, wobei die Schkeuditzer die älteste (Schmiedestein) und die jüngste (Schweiz) stellten. Letztere war übrigens in 4 Wochen entstanden und bildet die Keimzelle für eine neue Anlage, wo dann z.B. auch mal wieder Schneeschleudern von Ottmar bzw. große Live-Steam-Maschinen wie die 52er oder 38er von Joachim Neumann zum Einsatz kommen können. Ich hatte zwar das Angebot beider Akteure, allerdings fehlten uns die passenden Strecken, um die Maschinen auch angemessen präsentieren zu können. Die alte Anlage war letztes Jahr abgerissen worden, wer wissen möchte warum, möge sich mal die Hoppelei des E-Kupplers von Joachim Neumann ab 4:20 min in diesem Film anschauen.
http://vimeo.com/2678479
Desweiteren hatten die Werneuchener dieses Jahr zum ersten Mal alle ihre Moduln in Verbindung mit Klaus Juhre aufgebaut, wo man gleich mal auf 20 laufende Meter kam. Martin Ristau und Mitglieder der IG Spur 2 fuhren in der Mitte des Depots zum ersten Mal ihre Harz-Maschinen, wohingegen in der Remise C. Pank, die Ammanns, Ronald Wieseler, C. Sonder sowie Michael Giersberg eine Gemeinschaftsanlage mit Feldbahnmotiven aufbauten, die vor allem bei Kindern gut ankam. Das Problem der Remisenleute bestand nicht nur im wahnsinnigen Arbeitspensum, sondern auch in der Hitze - im Gegensatz zur großen Halle, die aufgrund der Fronttore gut gelüftet werden konnte, kann man die Fenster in der Remise bestenfalls durch einen gezielten Steinwurf einmalig "öffnen"
- ein Problem, was zumindest erkannt ist und einer Lösung harrt. Manche Teilnehmer sorgten sich noch darüber, daß ihre Exponate "nur" halb fertig waren - ich wiederhole da aber gern, was ich da zur Ausstellung gesagt habe: "Perfekte Sachen kann man nur bewundern, über Unfertiges kann man aber diskutieren."Daneben war dann noch Bommel mit seinen Mitstreitern auf 1:13,3 unterwegs. Insgesamt kann man sagen, daß Live-Steam dieses Jahr stark vertreten war, immerhin dampfte es auf 3 Anlagen.
Zum Thema Kinder bzw. fehlender Nachwuchs möchte ich gleich mal aus einer Email zitieren, die ich von Peter Geisler (Paule) bekommen hatte (er hat dieser Veröffentlichung zugestimmt):
Wenn Du nichts dagegen hast, würde ich diesen Teil Deiner Mail unverändert mit im Abschlußbericht, an dem ich zur Zeit rumknobele, zitieren, entspricht es ja meiner Grundintension, Nachwuchs wieder an die großen Spuren heranzuführen. Fakt ist, die Altersgruppe zwischen 12 und 35 war bis auf ein paar Ausnahmen ein Totalausfall. Da sitzt aber die Zukunft des Hobbys. Ganz jung war da und Opas waren da - dazwischen fehlt uns was...Paule hat geschrieben:
es hat mal wieder richtig spaß gemacht. die idee mit der kindereisenbahn fand ich super, wir hatten ja durch die unmittelbare nachbarschaft ein bißchen überblick, wie das angenommen wurde. samstag ist die bahn gut gelaufen. es sind auch desöfteren mal kinder zu uns gekommen, denen wir dann auch mal die funke in die hand gedrückt haben.falls beim nächsten mal wieder spielecke vorgesehen ist, würden wir auch gerne wieder nachbarn sein. wir haben uns schon in chemnitz überlegt, dass unsere tischhöhe für kinder eigentlich blöd ist, weil die nicht über den ganzen tisch gucken können. also, falls du nächstes jahr wieder organisierst: wir lassen uns gerne in die spielecke "integrieren".
Dem ist bis auf die Tatsache, daß die Kleinen "Old Smoky" "geschafft" hatten (der Akku war zum Schluss tot) nichts mehr hinzuzufügen. Die Hüpfburg wird auch wieder ins Konzept einbezogen werden - Zitat eines neunjährigen Steppkes: "…Da fährt ja die Eisenbahn um die Burg…" Im übrigen ist verbürgt, daß nicht nur Kinder die Hüpfburg benutzt haben. Anziehungspunkt waren auch die Trecker, die immerhin auch schon bei früheren Treffen dabei waren - in Zeiten leiser und abgasarmer Autos ist es immer noch sehenswert, zu erleben, wenn ein Lanz mit dem Lenkrad angeworfen und mit schwarzen Dieselwolken zu tuckern beginnt, mal ganz abgesehen von der Tatsache, daß sie beim Planieren der Kalkschotterfläche mit einer Walze durchaus hilfreich sein können. Aber soweit denken MODELL bahner* natürlich nicht.Paule hat geschrieben:
nichts dagegen. es geht doch nicht nur um nachwuchs. bei vielen familien steht doch auch das "ganzheitliche familienerlebnis" ganz oben. ich kann mir schwer vorstellen, dass der interessierte papa seine familie auf eine doch mehr fachausstellung schleppt, wenn er weiß, dass nach fünfzehn minuten das genörgel vom nachwuchs und der holden ehefrau anfängt. also bleibt er lieber gleich der veranstaltung fern.
weiß aber diese zielgruppe, dass da auch der nachwuchs spaßhaben kann, sind alle zufrieden und kommen vllt. zahlreicher. von daher fand ich auch die hüpfburg nicht schlimm. ich bin auch der meinung, dass man spieleecke und hüpfburg o.ä. ganz deutlich bewerben sollte.
Nach schleppendem Beginn am Freitag, wo es dann erste Zweifel gab, riß der Samstag mit dem überwiegenden Fachpublikum das Treffen aus dem Minusbereich. Gartenbahner aus allen Teilen Deutschlands strömten in die Hallen, was auch für die Qualität des Angebots an Händlern und Kleinserienherstellern spricht. Sie werden in zukünftigen Planungen berücksichtigt werden - Ausstellungen mit nur Anlagen oder nur fachspezifischen Anbietern/Kleinserienherstellern wird es nicht geben, weil dann bewusst Zuschauergruppen aussperrt werden. Es werden also in zunehmenden Maße auch - ich nenne sie jetzt mal etwas despektierlich "Schachtelbahner" (im Grunde genommen bin ich auch nur ein Schachtelbahner) - mit einbezogen werden müssen, um nicht nur der Spitze, sondern auch der Breite des Großbahnhobbys Rechnung zu tragen. Extrempositionen sind hier wenig hilfreich. Mir scheint es, daß es die Mischung macht. Sollte jemand auf eine reine Fachausstellung Wert legen, die Schkeuditzer stellen ihre Halle gern zur Verfügung, allerdings möchte dann auch die Organisation einschließlich Elektroinstallation stimmen. Bernd Nitschack als zugelassener Elektromeister hatte ein strenges Auge auf seine 800 m Kabel - das gleiche muss man dann auch von den Kritikern erwarten können. Ich kann aber aus Erfahrung sagen, ein paar Dreistecker aus dem Baumarkt helfen da nicht sonderlich weiter.
Aber zurück zur Ausstellung - In dem angesprochenen Mix wird die Mitarbeit von Teilnehmern von Internetforen notwendig, wenn nicht sogar erwünscht sein - gute Beispiele sind hier die Buntbahner bzw. IG Spur 2. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß auch andere Gruppen mit einbezogen werden können. Allerdings sollte nicht der frühere Fehler begangen werden, die Hallen bis zum letzten Platz zuzuquetschen - im Gegenteil, die Devise "weniger ist mehr - Qualität vor Quantität" ist von Ausstellern wie auch Besuchern durchweg positiv aufgenommen worden.
Im Vorfeld zu Schkeuditz 2010 bin ich noch betteln gegangen, hatte Aufrufe gestartet, um die Halle vollzubekommen. Schon während der Veranstaltung haben sich Angebote bzw. Gruppen herauskristallisiert, die aufgrund ihrer zuverlässigen Zusammenarbeit Optionen für die Zukunft darstellen. Insofern war es für mich interessant, wer dieses Jahr da bzw. wer auch nicht da war. Die, die hier waren, empfanden die lockere Atmosphäre als das, was sie letztlich nach Schkeuditz gebracht hat, diesen Geist sollte man nicht irgendwelchen Rekorden von "größer,höher,mehr" opfern. Sollten zukünftige Treffen ins Auge gefaßt werden, sollte man auch den Empfang der Teilnehmer am Samstag morgen als gute Tradition beibehalten, es stärkte für meine Begriffe den Teamgeist.
Ich hatte in der Vorrede zum letztjährigen Straßenbahntreffen von einem hässlichen Entlein gesprochen, der langsam zum Schwan wird, als es um die Halle ging. Inzwischen wird sie in zunehmendem Maße für andere Partner interessant, die hier an uriger Stelle ausstellen wollen bzw. können. Berücksichtigt man noch, daß dieses Jahr noch die Fassade gemacht bzw. ein befestigter Weg vom Eingangsbereich bis hinter zur Halle erstellt werden soll, der mit 5 % Steigung sogar noch behinderten gerecht geplant ist, könnte ich mir da die Funktionsmodelle wie LKWs im Maßstab 1:8 bis 1:16 vorstellen, vorausgesetzt sie haben Interesse und es passt in ihren Terminkalender.
Bei aller Hektik des vergangenen Wochenendes wird mir aber eine Szene in Erinnerung bleiben, als ein Blinder an Martins Anlage auftauchte, sie sich erklären ließ, die Modelle ertastete bzw. Schotter fühlte - ich denke mal, dieser Mann ist mit mehr Eindrücken nach Hause gegangen als mancher MODELL bahner* - schon allein dafür habe ich gern die Koordination übernommen.
Ich denke mal, daß wir mit dem diesjährigen Treffen eine gute Grundlage für weitere Treffen gelegt haben. Einige Fehler können noch ausgemerzt werden, aber die Alternative wäre nur der Tod dieser Tradition gewesen. Es bleibt nun an uns, inwieweit wir sie mit den notwendigen Aktionen am Leben erhalten können. Der Anfang ist gemacht, immerhin waren mehr 200 Kinder am Wochenende in der Ausstellung (wir hatten für die Kinder unter 1 m Körpergröße spezielle kostenlose Kinderkarten ausgegeben).
In dem Sinne
sonnige Grüße von unterm schattigen Nußbaum aus Waldau
bahnrolli
PS: Wer genaue Zuschauerzahlen erwartet, den muß ich leider enttäuschen. Es ist seit Jahren Praxis der Schkeuditzer, das nicht mehr bekanntzugeben aus einem einfachen Grund: Da kommen dann "Spezialisten" und diskutieren mit den Damen an der Kasse (die sich auch dieses Jahr wieder einiges anhören mußten
) so nach dem Motto - "...Ihr schwimmt doch im Geld, Ihr braucht doch keinen Eintritt...". Daß so eine Veranstaltung auch Geld kostet, wird immer gern unter den Tisch gekehrt. Es war eine gute Veranstaltung, kein Rekordergebnis - dazu hatten wir mit Formel 1 und Fußbal-WM zu starke Gegener, aber die laufenden Rechnungen können bezahlt werden. Wer mehr wissen möchte, kann sich mit den Schkeuditzern gern in Verbindung setzen.http://www.ig-modellbahn-schkeuditz.de/kontakt.htm
PPS: Die Damen an der Kasse waren dieses Jahr endlich auch gut "bedacht" - die Schkeuditzer hatten mit ein paar Latten und einem alten Hängerunterbau ein schmuckes Kassenhäuschen gezimmert, was auch allgemein positiv vermerkt wurde:
* Ich beziehe mich bei der Bezeichnung auf das hier:
http://www.spassbahn.de/view_topic.php? ... orum_id=21
. Genug Stoff für´s Wochenende – zusätzlich zur „Konkurrenz“ WM 
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