1:29 ?

Dies und das und allerlei

Moderator: Schrauber

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jochen
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1:29 ?

Beitrag von jochen »

Hallo Buntbahner,

bei den Modellen für amerikanische Regelspurfahrzeuge hat sich mittlerweile offenbar der Maßstab 1:29 durchgesetzt. Kann mir jemand erklären, wie man darauf gekommen ist.

Viele Grüße

Jochen
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gartenbahnzentrum
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Re: 1:29 ?

Beitrag von gartenbahnzentrum »

Ja ganz einfach:

Der "Erfinder" der US-Gartenbahnen Charles Ro (ehemals Charles Ro Inc. und jetzt USA-TRAINS) hatte die Idee passend zu LGB mehr US-Modelle auf den Markt zu bringen. Angefangen wurde mit kompatiblen Boxcars zu LGB. Das war auch die Zeit wo Firmen wie DELTON (jetzt teilweise ARISTO CLASSIC und HLW Hardland) sich auf dem Markt in 1:24 versuchten. Es folgten dann die ersten US-Regelspurloks in 1:29. Diese passten in den Abmessungen und von der Optik her ebenfalls sehr gut zu den vorhandenen LGB-Modellen. So konnte man als Gartenbahner -wenn auch Modellbau untypisch- verschiedene Vorbilder nebeneinander einsetzen und sogar mischen. Stellt man eine Regelspurlok in 1:32 vor einen typischen Gartenbahnzug, so wirkt diese einfach zu niedrig bzw. zu klein. 1:29 ist da besser platziert - getreu dem Spruch: BIG IS BIGGER oder THINK BIG...

Zur Frage:
Da den Jungs um Ro die 1:32 als echter Regelspurmaßstab zu 45mm Spurweite bei den Modellen die 1:32 zu klein wirkten hat man sich für den optisch besser passenden Massstab von 1:29 entschieden.

Ich finde keine schlechte Idee. Schade nur, dass daraus dann durch die verschíedenen Hersteller in den letzten Jahren von 1:32 bis 1:26 für Regelspur wurde. Leider passen dadurch die Fahrzeuge, insbesondere die neueren LGB-Modelle, nicht mehr optisch zusammen. Durchgesetzt hat sich meiner Meinung nach 1:32 für höchstwertigen und detailierten Metallmodelle und eben die 1:29 für bezahlbare Fahrmodelle von US-Regelspur. Hochwertige Schmalspurmodelle laufen in 1:20.3. Man sollte eben auch immer die Spurweite und Gleishöhe in den Massstab der Modelle mit einbeziehen.

Quelle: Ch. Ro, div. Gardenrailways
Spur 1, RGS und Sächsische Schmalspur

Firma ZIMMER, Inh.: Dipl.-Ing. Andreas Zimmer

Beratung, Verkauf und Service für analoge, digitale und Echtdampf Modellbahntechnik
jochen
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Re: 1:29 ?

Beitrag von jochen »

Hallo Espee,

das nenne ich mal eine erschöpfende Antwort. Recht herzlichen Dank.

Viele Grüße

Jochen
Zuletzt geändert von jochen am Di 23. Sep 2003, 10:19, insgesamt 1-mal geändert.
Nietenzähler
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Re: 1:29 ?

Beitrag von Nietenzähler »

Hallo,

in diesem Zusammenhang wuerde mich einmal interessieren, welche Bahngesellschaften denn auf dieser Spurweite von 1305 mm fahren.
Ist das schon Schmalspur?

Gruss
Nietenzähler :?
jochen
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Re: 1:29 ?

Beitrag von jochen »

Selber Hallo,

da hast Du ja im Grunde recht. Aber wer wird da so kleinlich sein - die paar Milimeterchen !? Namhafte Großbahnhersteller haben uns beigebracht alle Augen fest zuzudrücken und lassen auch alles was Räder hat auf Meterspur fahren.

Nothing for ungood

Jochen
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Otter1
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Re: 1:29 ?

Beitrag von Otter1 »

Tach,

Wenn man mit Lewis Polk von Aristocraft spricht oder die Aristrocraft-Clubzeitschrift durchblättert, hält er sich für den Erfinder von Regelspur auf 45mm in 1 : 29.

Er erzählt gerne, wie seine Familienfirma eigentlich die US-Vertriebsrechte für LGB Produkte erwerben wollte, aber ein paar Tage zu spät kam. Das müsste so Ende der achtziger Jahre gewesen sein. 1985 kam LGB mit dem ersten US-Modell, der Mogul, in einer Auflage von 10.000 heraus, 1987 oder 1988 warf Bachmann die ersten Sets mit dem 10-Wheeler auf den Markt. Damals noch Batterie betrieben und mit Infrarot-Fernsteuerung. Laut Bachmann ist diese Lok, bzw. die diversen Varianten in den ersten 1o Jahren über eine Million mal verkauft worden, obwohl die ersten Varianten derbe Möhren waren.

Aristocraft, die damals noch unter dem Namen REA firmierten, wollten sich von vornherein
von LGB und Bachmann abgrenzen und eine eigene Linie kreieren. 45mm Gleis hatte bereits eine fast 9o jährige Tradition ( möglicherweise von Märklin oder Bing erfunden oder eingeführt). Sie wollten etwas Größeres auf die Gleise stellen. L. Polk redete oft von dem „Wowh-Effekt“ (Ausdruck des Erstaunens und der Bewunderung) wollten aber nicht unbedingt ein neues Gleissystem entwickeln. Als Ergebnis kamen sie auf Regelspur auf 45mm Gleis in 1 : 29. Per Augenschein passten Regelspur-Wagen in 1 : 29 zu den damaligen LGB US-Modellen, die etwa in 1 : 24/25 angeboten wurden (heute immer noch). Man war sich des Kompromisses durchaus bewusst, war aber der Meinung, wenn LGB mit seiner Spurweiten- und Maßstabsmischkultur Käufer fände, käme man damit ebenfalls durch.
Allerdings setzt man von Anfang an auf technische Neuentwicklungen und Verbesserungen.

Technisch interessant war ihre erste Dampflok, die Rogers. (In GARTENBAHN 4/03 im Marktplatz abgebildet) Die war (und ist) ca. in 1 : 24, hatte schon zwei Motoren und als Gag einen Blasebalg in der Zylindern. Der Rauch kam im Takt der Radumdrehungen aus dem Schlot. Der erste Journalist, der dieses Modell in Deutschland vorgestellt hatte (1989), war übrigens Friedhelm Weidelich, jetzt Chefredakteur von GARTENBAHN-profi.
Innovativ waren auch die ersten Wagen. Die Drehgestelle waren gefedert, die Personenwagen hatten abschaltbare Rauchgeneratoren in den Öfen, sie serienmäßig eingebaute Beleuchtung konnte abgeschaltet werden.
Friedrich Baltzer vom LGB-Club Rhein-Sieg stellte sehr früh (Anfang 90) die kluge These auf, in Zukunft würden US-Kunden primär LGB Loks kaufen und Wagen aus US-Produktion dranhängen. Damals ließ sich die enorme technische und qualitative Entwicklung von US Produkten allerdings noch nicht vorausahnen. In Bezug auf Zugkraft und technischen Entwicklungen haben viele US-Anbieter LGB Produkte weit hinter sich gelassen.

Charles Ro tauchte erst wesentlich später in der Szene auf. USA Trains bot eine Zeitlang Modelle in 1 : 24 und 1 : 29 an, scheint sich aber jetzt auf 1 : 29 festgelegt zu haben.
Bis vor ein paar Jahren war die amerikanische Traditionsfirma Lionel, die ein Riesenangebot an O-Modellen hat, auch auf dem Markt mit ein paar Modellen vertreten, hat sich aber nicht durchgesetzt.

Die Geschichte von Kalamazoo und Delton kann man in der Phil Jensen-Story nachlesen,
die bei mylargescale.com abgedruckt ist. Der Formenbestand aus den Konkursmassen landete bei Aristo und Hartland. Teilweise werden aber heute noch Teile untereinander ausgetauscht.
So kann man z.B. die Motorhaube des Aristo Mack-Schienenbusses auch auf der kleinen Hartland Diesellok finden. Die kommen beide aus der gleichen, uralten Form.

Eine weitere Iniative, eine eigene amerikanische Norm einzuführen, begann vor etwa sechs oder 7 Jahren. Man ging davon aus, Meterspur hätte es in Amerika kaum gegeben, aber reichlich 2 oder 3 Fuß-Bahnen. 45mm Gleis auf drei Fuß bezogen ergibt einen Maßstab von 1 : 20,3. Um sich von G-Scale abzugrenzen, nannte man diesen Maßstab F-Scale. Die bekanntesten Anbieter in diesem Maßstab sind Bachmann und Accucraft. Fall River Prod. Und Bob Hartford bieten Bausätze, teilweise in Museumsqualität in dem Maßstab an. Aber auch LGB bietet mindestens zwei Modelle in diesem Maßstab an: Die Satteltankporter und die Forney. Die Sachsen IV k ist noch größer.

Der Kunde hat jedenfalls die Qual der Wahl. Da es kaum Fachhändler in Deutschland gibt, die die verschiedenen Anbieter auf Lager haben, sind Fehlkäufe fast schon vorprogrammiert.
Passendes Zubehör in den jeweiligen Maßstäben ist ebenfalls dünn gesät. Aber im Zweifelsfall können Internetnutzer alles beim verlängerten Arm des Sperrmülls, bei Ebay, entsorgen. Die Verluste bei Fehlentscheidungen halten sich in Grenzen.

Grüße

Otter 1
jochen
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Re: 1:29 ?

Beitrag von jochen »

Hallo Otter,

vielen Dank !!
den Spruch mit dem verlängerten Arm des Sperrmülls werde ich mir auf jeden Fall merken.

Wünsche noch einen angenehmen Tag

Jochen
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