Decauville Typ 1 in 1:8

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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Fuchs301
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Re: Decauville Typ 1 in 1:8

Beitrag von Fuchs301 »

Hallo Michael,

das teuerste bei diesem Verfahren ist der 3D-Wachsdruck der CAD-Daten (hier ca. 70,- EUR pro Injektor). Der Messingabguss ist dagegen dann kostengünstig: ca. 4,- bis 6,-EUR.

Die Kosten des 3D-Druckes sind in der Hauptsache abhängig von:
- Auflösung bzw. Schichtdicke beim Drucken: ich habe hier -wegen der kleinen Schrift- 0,025mm gewählt und trotzdem sieht man beim Rohguss noch leichte "Treppenstufen",
- Größe des Objektes d.h. Verfahrwege in X, Y und Z-Achse (übliche 3D-Drucker können ca. 350x350x200mm),
- letzlich entscheidet die Maschinenlaufzeit dieser noch relativ teuren Drucker.

Als Modellbauer muss man also abwägen, ob ich das gewünschte Teil auch konventionell herstellen kann, wie lange dies dann dauern würde und was mir der "Spaß" wert ist.

Eine genaue Kostenangabe kann nur die Anfrage bei einer Giesserei ergeben. Die gezeigten Teilen stammen von Firma Horbach: http://www.horbach-modelltechnik.de/
Gruß
Christian
dampflok
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Re: Decauville Typ 1 in 1:8

Beitrag von dampflok »

Danke Christian,

das sind doch interessante und ausführliche Informationen. Wieder etwas dazugelernt.

Michael
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fspg2
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Re: Decauville Typ 1 in 1:8

Beitrag von fspg2 »

Hallo Christian,

eigentlich ist es schade, dass Du jetzt mit Deiner Lok zum Ende gekommen bist. :cry:
Ich fand Deine Bauberichte immer wohltuend. Nicht nur durch die Fotos, konnten wir hier einen exzellenten Modellbau mitverfolgen, auch viele kleine Kniffe hast Du uns vermittelt.
...und was nun? .. Ich hoffe jedenfalls, wir können an Deinem nächsten Projekt ebenfalls teilhaben :!: :!:

@Michael
Die Firma, bei der ich prototypen lasse, bietet verschiedene Auflösungen von

0,0127 mm (entspricht ca. 78,7 Schichten pro Millimeter)
0,0254 mm (mit der Stufe wurden meine Teile geplottet) - das sind etwa 39,4 Schichten pro Millimeter!)
0,0381 mm ( für große Teile, deren Kanten man leicht versäubern kann) (ca. 26,3 Schichten/mm) und
0,0508 mm (ca. 19,7 Schichten/mm) an.
Das heißt von Stufe zu Stufe sind es 0,0127 mm mehr oder weniger Schichtdicke. Je mehr Schichten, desto länger läuft die Maschine und entsprechend teurer wird solch ein Teil.

Erst einmal mag der Preis den einen oder anderen von Euch vielleicht abschrecken, aber bedenkt bitte, wie lange ein Urmodellbauer an solch einem kleinen Teil sitzt.... mein Sickenblech hätte weit aus mehr gekostet - ob es dann auch so genau ausgesehen hätte, mag ich bezweifeln!

Ein paar Preisbeispiele meiner Gmeinder (etwas günstiger als Deine Christian!, da weniger Masse - eben nur 1:22,5)
Der Getriebeblock hat 80,00 € - der Gussbaum mit den Getriebeteilen und den beiden Kuppelbolzen 45,00 € - das Lüftergitterblech 50,00 € im Prototyping gekostet, dazu das aus dem 3D-Wachsplott entstandene erste Messing-Urmodelblock jeweils 5,10 €.

Von diesem wird eine Gummiform für die Abgüsse erstellt ( je nach Größe etwa 25,00 - 30,00 €).
Als Letztes kommen dann die Kosten für die Abgüsse, je nach Material und Gewicht zwischen 2,50 € bis 4,00 €.

Will man nur ein Einzelstück haben, wie z.B. Christians Strüver, so kann man auch das erste, im Wachsausschmelzverfahren in Messing abgegossene Urmodell verwenden.

Wenn man dann die Grundkosten auf die Anzahl seiner Abgüsse umlegt, so wird jedes Teil von Mal zu Mal günstiger.

Zu bedenken ist noch das jeweilige Schrumpfungsmaß - je nach Größe unterschiedlich :!: :!:
Bei der Verwendung von Gummiformen habe ich die Zeichnungen auf 104% (Faktor 1,04) vergrößert - kleinere Teile kommen vielleicht schon mit 103% aus, größere Teile mit 105%.
Silikonformen schrumpfen weniger (101,5% - Faktor 1,015), sind allerdings teurer (Größenordnung etwa 20 € mehr als Gummi).

Die Zeichnungen werden in 100 Prozent erstellt.
Ob man danach selber ein Programm (wie z.B. Rhino) benutzt, um damit die 104% große Stl-Datei abzuleiten, oder es lieber der jeweiligen Firma überlässt, die das Prototyping übernimmt, muss zuvor abgesprochen werden.

Wer ernsthaft überlegt, diesen Weg des Prototypen einzuschlagen, sei gewarnt :!: :!: - es besteht Suchtgefahr :wink:
Es ist ja schon sehr befriedigend, sein Modell mit Säge und Feile selber zu bauen, aber mit dem Prototypen kommt, neben den erst einmal scheinbar höheren Kosten, nach den ersten positiven Ergebnissen schnell der Traum von 1001 Ideen auf, was man da noch so alles bauen könnte.
Wenn man eine Modellbaustunde mit vielleicht 10,00 € Wert ansetzt (bitte jetzt keine Diskussion darüber!), so hätte ich das schon beschriebene Lüftergitterblech in 5,5 Stunden fertig haben müssen :wink: Ich hätte es in dieser Qualität niemals geschafft. Ein Urmodellbauer hätte aber deutlich mehr verlangt.
Genauso muss man aufpasssen, wenn man auf seinem 24 Zoll-Monitor eine Schraube mit 0,35mm Schlüsselweite noch mit einer eingepägten Schrift versehen will, am Monitor wirkt es riesig - in Natura ist davon nichts mehr zu sehen!

Fazit: Einmal angefangen, kann man nur schwer widerstehen, nicht die ganze Welt nachbauen zu wollen. Sprecht mit Leuten, die so etwas schon einmal gemacht haben, über Eure Ideen - zeigt Eure 3D-Zeichnungen - ob sie überhaupt so umsetzbar sind, wie Ihr es Euch gedacht habt, kann nur der Fachmann abschätzen.

P.S.: Ich bin mit der oben verlinkten Firma nicht verwandt, ..... habe keinerlei Vorteile,... einfach nur gute Erfahrungen gemacht.
Viele Grüße
Frithjof
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