Dampflok in IIe

Das Brett für die Freunde des echten Fahrspaßes - Livesteam & Verbrennungsmotoren

Moderator: GNEUJR

Bernd66
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Dampflok in IIe

Beitrag von Bernd66 »

Hallo,

mein derzeitiges Projekt ist eine Lok in Spur IIe, also 32 mm, in groß wären das etwa 750 mm. Ich habe wieder kein konkretes Vorbild. Allerdings soll der Detailreichtum wesentlich höher ausfallen als bei meiner EK 90 I. Nietköpfe werde ich nicht nachbilden, eher solche Dinge wie Griffstangen und Trittbretter. Die Funktion steht allerdings im Vordergrund.
Auf folgende Punkte kam es mir bei der Planung besonders an:
1. Zerlegbarkeit und einfaches Austauschen von Teilen: Vielleicht eine etwas seltsame Forderung, besonders an erster Stelle. Der Grund dafür ist einfach. Ich möchte nicht jedes Teil gleich perfekt aufbauen, sondern erst einmal einfach, allerdings schon funktionsfähig. Auf diese Weise sammle ich Erfahrung und bekomme relativ schnell ein funktionsfähiges Modell. Es stellt sich schneller ein Erfolgserlebnis ein und ich laufe nicht in Gefahr, über einem perfekten, aber lang dauernden Projekt abzusterben. Die einzelnen Teile kann ich dann immer noch schrittweise durch bessere ersetzen. Und mein Sohn (6 Jahre alt) will die Lok, an der Papa schon so lange baut, auch endlich fahren sehen.
2. Alle Räder angetrieben: Da ich besonders Bahnen im Gebirge liebe, sollte die Lok Steigungen hoch kommen, ohne dass die Räder durchdrehen.
3. Relativ niedriger Betriebsdruck, so zwischen 1 und 2 Bar. Das erleichtert die Abdichtung von Arbeits- und Steuerzylinder und vermindert die Gefahr von Kesselexplosionen. Der geringe Dampfdruck wird durch größere Zylinderdurchmesser ausgeglichen. Dadurch steigt der Dampfverbrauch, aber das nehme ich in Kauf.
4. Feuerung mit Spiritus. An Gas traue ich mich nicht so recht ran, wahrscheinlich einfach deshalb, weil ich damit noch keine Erfahrung habe. Bisher habe ich alle meine Dampfmaschinen mit Spiritus-Dochtbrennern betrieben. Dank Punkt 1 kann ich es später ja immer noch mit Gas versuchen.
5. Funkferngesteuert.

Dampflok in IIe (Bernd66)
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Dampflok in IIe (Bernd66)
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Dampflok in IIe (Bernd66)
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Die Bilder zeigen den derzeitigen Stand. Räder, Rahmen, Zylinder und Kessel sind fertig, das Führerhaus ist in Arbeit, und nur für das Foto aufgesetzt und nicht festgeschraubt. Allerdings sind die Zylinder eher noch ein Provisorium. Dafür, dass sie ohne Stopfbuchsen, Kolbendichtungen und Kolbenringe auskommen, sind Arbeitskolben und Kolbenschieber allerdings relativ dicht. Den Bau eines Flachschiebers traue ich mir im Moment mangels Fräsmaschine noch nicht zu. Der Kolbenschieber arbeitet mit innerer Einströmung, der Abdampf tritt derzeit noch einfach durch die offenen Enden des Steuerzylinders ins Freie. Der Zylinder hat einen Durchmesser von 15 mm und einen Hub von 20 mm.
Die Steuerung ist eine modifizierte Heusingersteuerung (wenn man es noch so nennen kann) ohne Voreilung. Der eigenartige Antrieb der Schwingen kam zu Stande, weil nicht wusste, wie ich die Gegenkurbel lösbar auf dem Treibzapfen befestigen konnte. Inzwischen habe ich hier im Forum eine festgeklemmte Variante gesehen, die mir gefällt, das werde ich also irgendwann noch mal ändern, obwohl die derzeitige Variante funktioniert.
Der Kessel ist hartgelötet und hat 7 Flammenrohre. Er ist isoliert und arbeitet meiner Ansicht nach ziemlich effektiv, genau ausgerechnet mit Heizwert u.s.w. habe ich es allerdings noch nicht. Jedenfalls ist das Verhältnis verdampftes Wasser zu verbrannter Spiritus = 3 zu 1. Die Leistung ist groß genug, um auf 1 Meter Probegleis ohne größere Unterbrechungen hin und her zu fahren. Probeweise ist die Lok auch mal eine Steigung von 8% hochgefahren, dafür musste ich allerdings etwas warten, bis sich genug Dampfdruck aufgebaut hatte. Das Überdruckventil ist Eigenbau und auf einen Druck von 1 bar eingestellt.
Der Servo für die Steuerung ist Eigenbau, da während der Fahrt doch relativ große wechselnde Kräfte auf ihn wirken. Das wollte ich einem Handelsüblichen Servo nicht zumuten. Der Eigenbauservo geht nicht in die Nullstellung zurück, wenn man den Hebel an der Fernsteuerung los lässt. Das erschien mir für die Bedienung günstiger. Der Servo für den Regler ist ein handelsüblicher.
Ich baue schon einige Jahre an der Lok, meist nur im Winterhalbjahr und da auch nur wenn ich Lust und Zeit dazu habe, immerhin habe ich noch Familie (3 Kinder). Ich werde deshalb nur unregelmäßig über Baufortschritte berichten können, werde aber immer mal reinschauen, wenn jemand Fragen hat.

Bernd
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mabaadre
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von mabaadre »

Hallo Bernd,

das hast Du aber schnell auf unseren Wunsch, Dein Neubauprojekt vorzustellen, reagiert.
Was Du da geschaffen hast, ist schon sehenswert. Rein optisch passt die Lok zu Privat- und Feldbahnen.
Zu Deinem Spiritus-Kessel habe ich eine Frage: Baust Du eine Feuerbüchse, von der die Flammrohre durch den Kessel in die Rauchkammer gehen oder verlaufen diese vom hinteren Drittel der Kesselunterseite schräg bis in´s obere Drittel der vorderen Kessel/Rauchkammerwand? Auch ich habe mich an solchen Kesseln versucht. Hatte aber mit der Feuerbüchse (ob der zu geringen Heizleistung meines Brenners) keinen Erfolg. Deshalb nutzte ich die Bauzeichnung von R.Reppingen aus dem "Gartenbahn"-Bauplan "Simplex". Und siehe da, es funktionierte.
Da Du schreibst, dass Du den Kessel mit Flammrohren versehen, hart gelötet hast, sollte es für auch Dich keine Schwierigkeit sein, einen Gas beheizten Kessel zu bauen. Und als Gasbehälter lässt sich in einem Hänger eine Feuerzeuggaskartusche nutzen, so wie es Herr Hielscher tut.

Du hast recht mit Deiner Meinung, erst mal einfach und ein Erfolgserlebnis, statt zu detailliert und sich verzetteln. Die Feinheiten kann man nacheinander herstellen.

Also weiter so.

Viele Grüße

Manfred
Bernd66
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von Bernd66 »

Hallo Manfred,

ich habe eine Feuerbüchse, die etwa bis zur Mitte in den Kessel hineinragt. Von dieser zweigen wagerecht die Flammenrohre ab. Ob die Leistung für Dauerbetrieb reicht weiss ich noch nicht, da ich bisher nur auf meinem 1 Meter Probegleis hin und her gefahren bin.
Wie kommt das Gas vom Hänger zur Lok, über einen Schlauch? Was für einen Druck muß der aushalten?

Viele Grüße,

Bernd
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mabaadre
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von mabaadre »

Hallo Bernd,

zuerst einmal danke für Deine schnelle Antwort.
Die Zuleitung des Gases erfolgt über einen dickwandigen Silikonschlauch (Dm 5/2 mm), den es bestimmt noch bei Conrad (Benzinschlauch für RC-Cars) gibt. Auf die Kartusche und den Brenner wird er mittels Schlauchklemmen (Federstahl) gesteckt. Ich verwende bei dem niedrigem Druck jedoch gar keine, sondern bringe wie bei den früheren Gaskocheranschlusshähnen entsprechende (Widerhaken-)Rillen an den Brenneranschluss ein.
Wenn Du aber sicher gehen willst, empfehle ich aus Dm 8 mm MS-Rohr selbst anzufertigende Schlauchschellen (siehe Brennerschläuche von Rothenberger).

Siehe auch den Kartuschenanschluß von Hielscher unter Gasdruckregelventil
http://www.hielscher-dampfmodelle.de/cm ... &Itemid=38

Viele Grüße

Manfred
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Janosch
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von Janosch »

Hallo Bernd,
wie lang ist etwa deine Feuerbüchse?Ist sie vollständig(von 5 Seiten)umspült?Welchen Durchmesser haben deine Rauchrohre?Bei Spritus hilft übrigens ein kleiner Blaskopf, um die Leistung etwas zu verbessern.Ich weiß nicht, ob du das schon eingeplant hast.Bei mir hat das auch schon mal sogar zum Steigen des Drucks (unter Umständen sogar während dem Fahren)geführt.Aber Spiritus ist sehr kompliziert zum richtigen Brennen zu überreden.Mal ist zu viel Spiritus da, dann hat man ein Inferno, oder zu wenig Luft.Aber weiter damit versuchen möchte ich auch.
Gruß Janosch
Bernd66
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von Bernd66 »

Hallo Janosch,

meine Feuerbüchse ist 37mm lang und 42mm breit. Sie ragt etwa bis in die Mitte eines Kessels mit Innendurchmesser 48mm und ist von allen 5 Seiten umspült. Ich habe 7 Flammenrohre mit 7mm Innendurchmesser, ich denke aber, etwas größer wäre besser gewesen. An einen Blaskopf habe ich auch schon gedacht, habe aber noch keine konkreten Pläne. Spätestens, wenn ich die Steuerzylinder umgebaut habe, werde ich den Abdampf benutzen, um etwas mehr Zug zu erzeugen, aber das hat noch Zeit.

Viele Grüße, Bernd
Bernd66
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von Bernd66 »

Hallo,

diese Woche habe ich mal ein Gleisoval aufgebaut, mit 60cm Kurvenradius. Die Lok kam sehr gut um die Kurven, da hatte ich anfangs etwas Bedenken, da hier im Forum immer von größeren Gleisradien die Rede ist. Allerdings merkt man schon, das für die Kurven mehr Kraft erforderlicht ist, als für die Geraden. Es geht noch viel Dampf an den Undichtigkeiten von Kolben und Schiebern verloren, darum werde ich mich als nächstes kümmern. Dabei überlege ich, auch einen Ölabscheider einzubauen. Zum Glück hatte ich von Anfang an genügend Zeitungen unter die Gleise gelegt, da die Lok bei dem ersten Anfahren nach dem Anheizen eine Menge Wasser und Öl spuckt. Zylinderentwässerungshähne werde ich wohl trotz dem nicht anbauen, solche kleinen Hähne dicht zu bekommen traue ich mir noch nicht zu. Meine Kinder konnten nun auch endlich mal an die Fernsteuerung. Dabei ist die Lok auch beim Einfahren in die Kurven mit Volldampf nicht entgleist, das Fahrwerk scheint also in Ordung zu sein.

Bernd
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Dampfer
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von Dampfer »

Hallo Bernd,
habe mal deinen Thread genauer gelesen, während ich auf die berüchtigen 3 sec vor Ebay warte... Aber war nichts..

Ich habe gesehen, dass Du einen Druck von 1 Bar fährst. Das ist natürlich sehr wenig, vor allem um Reserve zu haben.

Bis wohin hast Du denn Deinen Kessel abgedrückt. Also min 3 Bar solltest Du für einen vernünftigen Dauerbetrieb min haben.
Ich habe meines bei 3,5 Bar... anderer bei über 4. Meine fahren auch noch bei 1 Bar, aber dann halt bei voll geöffneten Regler.


Gruß
Alex
Gruß Alex

RhB und Dampf Infiziert
Bernd66
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von Bernd66 »

Hallo,

seit Dezember war ich nicht untätig, hier erst mal das vorläufge Ergebniss:


Dampflok in IIe (Bernd66)
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Dampflok in IIe (Bernd66)
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Trotz fehlender Fräsmaschine habe ich mich mal an den Bau zweier Flachschieberzylinder gewagt. Dichter als die alten Zylinder sind sie. Der Dampf - und damit auch das Öl - strömt nicht mehr aus dem Steuerzylinder einfach so ins Freie, sondern schön sittsam durch ein Abdampfrohr - wenn es erst mal so weit ist. Als nächstes muss der Kessel also erst einmal ein Blasrohr bekommen. Die Steuerung muß auch noch geändert werden, wegen des Wechsels von innerer Einströmung zu äußerer Einströmung.
Es ist also noch einiges zu tun, bis ich sehe, ob sich die Arbeit gelohnt hat.

Bernd
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Re: Dampflok in IIe

Beitrag von Bernd66 »

Hallo,

die Flachschieber haben wirklich etwas gebracht. Die Dampfverluste sind wesentlich geringer, und die Ölsauerei ist, dank eines Ölabscheiders, der allerdings auch jede Menge Kondensat abscheidet und deshalb schnell überläuft, nicht mehr so groß.
Einige Dinge sind noch zu tun. Bei Rückwärtsfahrt hat sie noch etwa eine Viertel Radumdrehung, aus der sie nicht anfährt, und in der sie natürlich auch immer stehen bleibt. Da muß ich mal sehen, ob ich da mit der Feineinstellung am Schieber noch etwas machen kann. Und dann noch jede Menge Äußerlichkeiten.
Aber sie fährt erst mal wieder. Probeweise habe ich sie mal eine Steigung von 7% hochfahren lassen, da waren nur die durchdrehenden Räder ein Problem, Kraft war genug da, obwohl ich nur einen Druck von etwa 1,5 bar hatte. Die Kesselleistung reicht auch noch nicht, um sie dauerhaft im Kreis fahren zu lassen.
Ich versuche mal, zwei Videos reinzustellen:
Dateianhänge
Dampflok2.mpg
(8.03 MiB) 1069-mal heruntergeladen
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