Rauchkammertür (Blech) drücken

Werkzeuge, Materialien, Tipps & Tricks, Wie mache ich was?

Moderator: fido

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cst
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Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von cst »

Hallo,

seit geraumer Zeit stehe ich vor dem Problem der Herstellung von Rauchkammertüren. Ich habe einige Vorschläge gehört, aber die Umsetzung bereitete mir Schwierigkeiten.

Da der Radius einer Rauchkammertür normalerweise eher groß und damit die Wölbung klein ist, dachte ich mir, dass Drücken eine gute Methode zur Herstellung wäre.

Aus diesem Grund fragte ich bei einem Bekannten an, der mir freundlicherweise nach meinen Zeichnungen eine Drückform herstellte.

Bild

Auf dem Bild ist schön die Vertiefung für die Ronde zu sehen, damit diese mittig zentriert ist. Die Vertiefung hat 0,8mm, so ist beim Verschrauben der Drückform die Ronde eingespannt. Ich hab auf der anderen Seite der Drückform noch eine Vertiefung für größere Ronden, so kann ich mit einer Form zwei Größen von Rauchkammertüren herstellen.

Bild

Die Ronden steche ich vom Vollmaterial ab. Anschließend glühe ich die Ronden aus. Man könnte auch mit einer Lochsäge entsprechender Größe die Ronden aus 1mm Messingblech sägen. Drücken tu ich im Schraubstock.
Bild
Bild

Wie man hoffentlich sieht, ist das Ergebnis absolut symmetrisch mit definierter Ansatzkante der Wölbung.

Ich hoffe, einen interessanten und brauchbaren Beitrag geschrieben zu haben. Viele Grüße Christoph
Zuletzt geändert von cst am Di 17. Apr 2007, 15:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Regelspur
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von Regelspur »

Hallo Christoph,

ich stelle die Deckel/Kappen für meine Dome (Dampf/Speisedom) auf ähnliche Art her.
Ich habe nur für den Stempel die Form gedreht und für das untere Teil nehme ich eine Gummieinlage in die ich drücke.

Meine Rauchkammertüren (Urmodell T3 und BR 94.5) werde ich drehen und dann giessen, weil ich gleich noch die Scharniere und die Auflagen für die Vorreiber anlöte.

Gruß Alfred
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cst
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von cst »

Hallo Alfred,

ein Urmodell herstellen und anschließen gießen hört sich gut an.

Was mich noch interessieren würde ist das Drücken von Dampfdomen, wie Du es geschrieben hast. Das wär der nächste Schritt. Denn eine Rauchkammertür hat eine Verhältnismäßig kleine Wölbung. Aber ein Dom hat die Wölbung obnen und den Mantel, der ja noch dazukommt. Das stell ich mir schon schwerer vor zu drücken. Dazu benötigt man doch bestimmt den Stempel und die Außenform oder?

Kannts Du das mal näher beschreiben?

Viele Grüße Christoph
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cst
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von cst »

Hallo,
hier mal ein Bild einer eingebauten Rauchkammertür.
Bild
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Regelspur
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von Regelspur »

Hallo Christoph,

Du wolltest das ich mal beschreibe, wie ich die Dome herstelle. Da es vielleicht auch andere Modellbauer interessiert, versuche ich mal eine halbwegs verständliche Beschreibung zu erstellen.

Auf den Bildern kann man sehen wie ich vorgehe.
Wenn ich mehrere Fahrzeuge baue, fertige ich mir ein Werkzeug an um das Dom-Unterteil, dass auf dem Kessel aufsitzt herzustellen.

Werkzeug für Dom-Unterteil:

Ich nehme ein Rohr (Eisen oder Messing, in diesem Fall Eisen) mit dem Außendurchmesser des Kessels und bohre ein Loch mit dem Innendurchmesser des Doms mittig in das Kesselrohr.

Dann schiebe ich ein zweites Rohr oder Vollmaterial mit dem Innendurchmesser (ca. 0,2-kleiner) des Doms in das Loch und verschweiße, oder verlöte es mit Hartlot.


Dom - Werkzeug (Regelspur)
Bild


Nun wird der Übergang der beiden Rohre verschliffen, sodass ein kleiner Radius entsteht und nachher der Dom-Rohling einen guten Übergang hat.


3. Dom-Werkzeug mit Rohling (Regelspur)
Bild


Herstellung Dom-Unterteil:

Um den Dom-Rohling herzustellen, drehe ich ihn auf eine Wandstärke von ca. 0,4 bis max. 0,5 mm innen, oder wenn es nicht anders geht auch außen ab, damit nachher der Außendurchmesser stimmt.

Dann spanne ich einen Schleifstein (vom Baumarkt, siehe Bild) in das Backenfutter der Drehbank und gebe dem Dom die untere Form.


1. Dom-Rohling - schleifen der Kesselkontur (Regelspur)
Bild


5. Dom-Rohling - dem Kesseldurchmesser angepasst (Regelspur)
Bild


Nach dem versäubern schiebe ich den Rohling auf das Werkzeug und treibe mit leichten Schlägen den Rohling in seine Form. Manchmal muss man das Material ca. 5,0 – 6,0 mm unten gut anwärmen. Ausglühen wäre schon zuviel.
Dann läuft er automatisch, durch den kleinen Radius, am Kesselrohr entlang.
Wenn er nicht ganz anliegt, muss man mit kleinen Hammerschlägen unten noch vorsichtig die Kesselkontur nacharbeiten.


6. Dom-Rohling - mit ca. 5 Hammerschlägen (Regelspur)
Bild


7. Dom-Rohling - nach ca. 5 Hammerschlägen zum anpassen (Regelspur)
Bild


9. Fertiger Dom auf dem Kessel (Regelspur)
Bild


9.1 Dom mit Mittel-Linie (Regelspur)
Bild


9.2 Dom-Rohling fertig zum Nieten/Schrauben drücken und ablängen (Regelspur)
Bild


Dom-Rohling mit ca. 15 Hammerschlägen dem Kessel angepasst (Regelspur)
Bild

Wenn die Kesselkontur passt, dann spanne ich das Dom-Rohr in die Drehbank, überdrehe das getriebene Stück auf den richtigen Durchmesser, länge es ab und drücke die Niet- oder Schrauben-Imitationen ein.

Wem der Radius zu groß erscheint, der setzt den Dom nochmal auf das Kesselrohr (Werkzeug ohne Innenteil/Rohr) auf und gibt nochmal ein paar Schäge auf den Dom. Aber vorsichtig, damit der Dom nachher noch gerade sitzt.

Mich hat es immer gestört, wenn runde Dampf – Speise – Regler – oder Sand-Dome stumpf auf dem Kesselscheitel aufliegen.

Den Deckel stelle ich so ähnlich her wie Du, nur habe ich nicht so ein schönes Werkzeug.

Werkzeug zum Deckel drücken:

Ich nehme ein Stück 0.4 – 0,5 mm Messingblech und lege es zwischen mein Werkzeug. Der innere Durchmesser des unteren Teils mit der Gummi-Einlage ist ca. um die doppelte Materialstärke größer als der Stempeldurchmesser und es dürfen innen keine scharfen Kanten sein.
Der Eingangs-Durchmesser ist angefast und verläuft leicht konisch bis zum Nenn-Durchmesser.


Werkzeug zum Deckel drücken mit Hart-Gummieinlage (Regelspur)
Bild

Dann lege ich das Werkzeug unter eine 50 Tonnen Presse (bei einem Freund) und drücke es in die Form. Danach fixiere ich den Kappen-Rohling im Werkzeug, drehe den Rand ab damit er gut auf den Dom-Rohling passt und verlöte beides.

Ich hoffe, meine Ausführungen waren soweit verständlich.


Gruß Alfred
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von Kolbenfresser »

Hallo Alfred



Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung deiner Dom Herstellung.
Das ist genau das, was mir noch gefehlt hat. Ich hoffe ich bekomme meine Teile nur annähernd so gut hin wie von dir gezeigt.

Verwendest du Ms 63 oder funktioniert das beim Domrohr auch mit Ms 58.
Hab leider keine passenden Ms 63 Rohre und muss deshalb aus dem vollen arbeiten.


Gruß

Roland
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von Tüftler »

Hallo Alfred und Christoph!
Ihr habt Probleme gelöst, die auch mir als Selbsbauer seit geraumer Zeit auf den Nägeln brennen und die ich schon mit vielen Gleichgesinnten diskutiert habe. Eure Ergebnisse sind beeindruckend. Mit den Deckel der Dome hatte ich bisher weniger Probleme, ich habe sie auf der Drehbank mit Handstichel gedrechselt. Ein größeres Problem war aber die Anpassung des Doms an die Rundung des Kessels und die untere Ausbördelung des Doms.Da ich keine Serien herstellen will, ist mir die Anfertigung von Drückwerkzeugen etwas zu aufwendig. Mein Vorgehen entspräche daher eher dem Anfertigen eines Drückwerkzeuges. Ich möchte daher Alfred noch einmal bitten, zu beschreiben, wie er bei diesem die untere Ausbördelung so präzise hergestellt hat.Gefeilt? Ich würde mir auch nicht zutrauen die Anpassung des Domes an die Kesselrundung freihand zu schleifen. Dabei ist aber wohl keine hundertprozentig Präzision erforderlich, da am Schluß die Peripherie noch einmal abgedreht wird. Wie wird der dünnwandige Dom dazu eingespannt?
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von Tüftler »

Gruß


ULLRICH
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von cst »

Hallo Alfred,

da kann ich Roland nur zustimmen. Die Beschreibung ist super und löst endlich das Mysterium der Flanschherstellung eines Domes.

Viele Grüße Christoph
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Regelspur
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Re: Rauchkammertür (Blech) drücken

Beitrag von Regelspur »

Hallo Roland,

bisher habe ich MS 63 verwendet. Ich hole mir meistens Restmaterial bei meinem Händler. Dann ist es auch nicht so teuer, da er die Restmengen billiger abgibt.

Noch eine kurze Ergänzung zum herstellen der Dome:
Auf dem achten Bild sieht man am Dom den eingeritzten Strich der Mittel-Linie. Man sollte ihn nicht einritzen, sondern mit einem feinen Stift anzeichnen.

Ich habe den Dom aus einem alten Kessel einer BR94.5 in Spur-0 hergestellt, weil ich kein neues Material verwenden wollte. Da war die Mittel-Linie schon eingeritzt. Ich habe das Rohr innen auf eine Wandstärke von ca. 0.35 mm ausgedreht. Dabei ist es mir auf der einen Seite beim Radius herstellen eingerissen.

Daher sollte man das Rohr nur mit einem Stift anzeichnen. Es geht gut in der Drehbank, wenn man das Backenfutter um 180° dreht. Ich habe eine feste Markierung auf der Drehbank und eine auf der Rückseite des Backenfutteres in 6 gleichen Teilen.

Da ich alle meine Kessel mit Mittel-Linie herstelle, sitzen auch die Dome mittig.
Oder wie richtet ihr sie aus?

Gruß Alfred
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