Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

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Moderator: fido

theylmdl
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Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von theylmdl »

Einleitung

Vom 27. bis zum 29. Oktober fand in Utrecht (Niederlande) die Eurospoor 2006 statt. Wir würden das als Verkaufsmesse bezeichnen, unsere Nachbarn nennen so etwas Jaarbeurs ("Jahresbörse", also Messe). Das trifft's ganz gut, denn die Veranstaltung war sehr verkaufsorientiert. Wie sich noch zeigen wird, stehen die Niederländer sehr auf Sparsamkeit ;-) . Achtung ISDN-Nutzer: Duckt Euch, hier kommen viele Bilder. <ESC> drücken und auf Wunsch Bilder nachladen :D .

Zunächst sei das Team umrissen, das allen Widrigkeiten zum Trotz unter der Flagge der IG Spur II in den Hallen der Messe eine wunderbare und immerhin 14,4m lange Anlage in II und IIm aufbaute und betrieb. Der Chefregisseur war Martin Graf, eingefleischter Freund schwäbischer Meterspurbahnen, erfahrener Medienwerker und Kommunikations-Künstler trotz sprachlicher Barrieren. Als technischer Direktor mit entsprechender Zugkraft (ich sage nur: Ts5!) trat fido auf. Die notwendige Ruhe und Gelassenheit wurde ideal von "Henry" Langheinrich, dem Vorsitzenden der IG Spur II, verkörpert. Der Chronist war sozusagen der "Xw" im Team (Arbeitswagen mit verringerter Tragkraft wegen einer Knieverletzung).

Donnerstag, 26. Oktober

Frühstücks-gestärkt trotz labberiger Brötchen und voller Tatendrang traf das Team samt Transporter vor den Hallen der Jaarbeurs Utrecht ein. Allein, die Tore waren verschlossen. Der Aufbau sollte zwar schon um 9:00 Uhr beginnen, doch anscheinend findet die Umstellung auf Winterzeit in den Niederlanden scheibchenweise statt - kurzum, es hiess zunächst "warten". Schliesslich ging's dann aber doch los.

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Schon da begannen jedoch die ersten Widrigkeiten. Um Strom zu sparen, war nämlich nur ein Viertel der ohnehin schon wenigen und schwachen Deckenlampen der riesigen Halle eingeschaltet. Zum Glück hatten wir einen - aber eben nur einen - Scheinwerfer mit 500 Watt dabei. Sonst wären wir elendiglich untergegangen. Es sollte trotzdem ein dunkles Kapitel der Modellbahngeschichte bleiben.

Auf dem Bild seht Ihr links Martin und rechts fido. Die Tische sind schon aufgebaut, und die Gleise für den Güterbahnhof Aalen liegen. Schon recht früh am Abend - gegen 21:30 Uhr - brach die Crew dann Richtung Ijselstein Richtung Hotel und wohlverdientem Abendessen auf. Henry als Fuchs der Füchse hatte uns am Vorabend schon zu reichlichem Bierkonsum aufgefordert, denn er hatte schnell erkannt, dass wir noch viele Bierfilze zum Höhenausgleich brauchen würden. Außer fido, der statt Gersten- lieber Coffein-Saft trinkt, musste uns das nicht zweimal gesagt werden :-) . Am nächsten Morgen hatten wir nur noch wenig Kummer.

Freitag, 27. Oktober

Wo ein Stand ist, fällt Müll an. Darum begab sich der Chronist flugs zum Hallenpersonal und fragte dort "Heeft U en groote blouwe abvalbak, astublieft?" (mir das anzueignen, war nicht ganz einfach, hier die Übersetzung: "Haben Sie einen großen, blauen Abfallsack, bitte?"). Darauf hin wurde mir in ebenso gutem oder schlechtem Deutsch beschieden, Säcke habe man zwar wohl, aber man dürfe den Ausstellern keine geben. Die hätten ihre Sachen gefälligst selbst mit zu bringen und ebenso auch wieder zu entsorgen. Aha. :-(

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Na ja, auch mit einem provisorisch aus Folienresten verklebten Sack lässt sich's leben. So sehen wir fido hier frohen Mutes bei den Probefahrten mit dem Traktions-Rückgrat des Güterbahnhofs Aalen der Härtsfeldbahn, der Ts5 von Dingler. Beachtet bitte die verschiedenen Schottersorten für die Schmalspur- und Regelspur-Gleise - alles ganz nach Vorbild.

Aus der Licht-technischen Not musste die Crew notgedrungen eine Tugend machen. Also wanderte der einzige Scheinwerfer im Laufe der Tages vom tiefen Osten über den (wandseitig reflektierten) Süden hin zum abendlichen Westen, um den Messebesuchern eine Abwechslung zu bieten. Hier ist es definitiv noch früher Morgen, der T34 wartet am Lokschuppen bei der Behelfstankstelle auf seinen ersten Einsatz.

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Henry hatte seine Regelspur-50er mit Kabinentender und ein paar hübsche Nahverkehrswagen dabei. Die scheiterten jedoch zunächst an kleinen Unzulänglichkeiten des Aufbaus und der flugs gebauten Regelspurgleise. Diese Delle konnte der Vorläufer der 50er jedenfalls nicht verkraften.

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Henry bewies jedoch umgehend seine Qualitäten als Steuermann der IG-Spur II und regelte das Problem umgehend und souverän mit einem Faltblatt - nein, nicht der IG - sondern der Härtsfeldbahn von anno 2004. Henry hätten wir auch als Kamera-Stativ benutzen können. Diese Kunstlicht-Aufnahme wurde mit rund einer Sekunde belichtet - da zuckt nichts außer der Hand am Regler...

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Ihr wisst, was ein "running gag" ist? Na klar: der Besuch Konrad Adenauers auf der Härtsfeldbahn mit der Autopanne und der Rede zur Lage der Nation, bei der wahrscheinlich 'mal wieder kein Schwein zuhört. Das durfte auch in den Niederlanden nicht fehlen, um die Nachbarn mit dieser Geschichte vertraut zu machen.

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Foto: fido.

fidos Ts5 war der zugkräftige Star der großen Anlage mit beeindruckendem Sound.

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Wie Ihr sehen könnt - Publikumszuspruch hatten wir trotz ägyptischer Finsternis genug. Ohne die Ts5 (99 192) wäre der Betrieb auf der Rollbock-Grube undenkbar gewesen.

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Foto: fido.

Auf der Regelspur-Seite wurde die Grube teils von fidos V36, teils von Martins Breuer-Traktor bedient, hier mit einem wundervollen Kesselwagen.

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Foto: fido.

Bei der Gelegenheit gleich noch ein schönes Foto von fido. Hier ist gut zu sehen, dass in Utrecht mächtig 'was los war.

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Foto: fido.

Kommen wir zurück zur Chronik.

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Beim Lokschuppen hatte fido dieses schöne Arrangement mit alten Bekannten gestaltet. Die Loren und Feldbahn-Radsätze stammen aus Wittislingen (dies für Insider). Natürlich wurde häufig gefragt, wie lange die IG Spur II denn an dieser wundervollen Anlage gebaut habe. Darauf hin warf Martin meist einen nachdenklichen Blick auf eine Szene wie diese...

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...und antwortete trocken: "Elf Stunden". Dabei ist das schamlos übertrieben, es waren nur acht ;-) . Das Ergebnis konnte sich - trotz ägyptischer Finsternis - jedoch sehen lassen.

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Teils war es auf der Messe so duster, dass wir zu Ausleucht-Zwecken die Triebwagen heran ziehen mussten.

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Dennoch gelang manches eigentlich unmögliche Foto, hier z.B. WN11 mit den alten Wagen und T33 side by side.

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Gegen Abend gab's dann leider noch eine ärgerliche - wenn auch nicht untypische - Panne. An der Ts5 riss eine Kuppelstangen-Verbindung. Nachdem fido alle nötigen Komponenten in der Halle besorgt hatte, gings an eine dringend nötige Reparatur. Hier sehen wir den gestressten und doch gelassenen Chefarzt bei der OP.

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Samstag, 28. Oktober

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Mehr oder minder gut ausgeschlafen wurde der Plandienst am Samstag angetreten. Auf dem Foto seht Ihr die Kollegen am Güterbahnhof Aalen, die sich gerade 'was zum Thema "unchristliche Weckzeiten" erzählen. Und dann brummte fido gleich früh am Morgen dem FdL solche Aufgaben auf...

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Na ja, trotz Schlafmangel und labberigen Brötchen zum Frühstück lacht aber bei solchen Bilder das Herz des Modellbahners, oder?

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Henrys 50er mit Kabinentender von Magnus schubserte sich auch am Sonnabend unverdrossen und ganz analog je sechs Meter vor und zurück.

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Sonntag, 29. Oktober

Der Sonntag war dann schon reine Routine. Gleise putzen, Kaffee kochen, etc. Lediglich die Umstellung auf die Winterzeit spielte uns einen kleinen Streich. fidos Handy meinte schon um 6:15 Uhr, dass es Zeit zum Aufstehen sei. Dem Chronisten wurde beim Anblick des leeren Frühstücksraums aber schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt - denn sonst war da immer alles bis auf den letzten Platz besetzt.

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Okay, okay - auf diesem Bild stören der Zipfel von Henrys Lunchpaket und die hochkant gestellte Bierbank ein wenig. Der Fernseher im Hintergrund spulte mittels DVD ununterbrochen nette Infos zur Härtsfeldbahn ab, und viele Besucher nutzten die Gelegenheit zu einer Rast mit informativem Gehalt.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden Traditions-gemäss die Scheiben der Triebwagen gereinigt. Das ist ein mühseliges Unterfangen, denn aus diesem Foto geht klar hervor, dass der Putzer am Sonntag morgen gerade wieder angefangen hat, wo er Samstag Abend aufgehört hat...

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Foto: fido.

Wo Härtsfeld draufsteht, muss auch die berühmte Härtsfeld-Draisine dabei sein, hier auf einer der seltenen historischen Aufnahmen (ca. 1956).

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Das Modell stammt natürlich von Max 25km/h - nomen est omen - dessen "Liblarer" Wagen auch dabei sein musste - hier hinter dem wunderbaren Förderband von NPTM ( http://www.nptm.de ). Die abgefallene Sanderstange der WN11 ist einer vom Chronisten verursachten Flankenfahrt zuzuschreiben. Asche auf mein Haupt...

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Auch Max' WN1 - normaler Weise mit den Wettertafeln ausgestattet - durfte nicht fehlen. Hier befindet sie sich - ohne Vorhersage - auf dem Weg zum AW wegen kleinerer Steuerungsprobleme.

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Foto: fido.

Da es hier im Forum unlängst allerlei Diskussionen gab, folgt hier noch ein Bild zum Mut machen. Dieser hübsche Wagen entstand auf Basis eines LGB®-Waggons.

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Misstrauisch vom Hallenwart Leo beäugt, begann der Abbau schon früh am Sonntag. Wie nicht anders zu erwarten, wurde uns erklärt, wir hätten den Stand besenrein zu hinterlassen und unseren Müll gefälligst selbst mit zu nehmen :!: . In der Tat wurden kurz nach dem Ende des Publikums-Verkehrs wieder drei Viertel der Lampen ausgeschaltet und die Müllbehälter in den Hof und damit (fast) außer Reichweite gebracht.

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Das focht uns jedoch als Routiniers nicht mehr an. Besondere Erwähnung verdient ein Mitarbeiter der Messe, der stets höflich und hilfsbereit war - eben, weil er sich wohltuend vom Rest abhob. Der hat mir in drei Tagen auch jede Menge der niederländischen Sprache beigebracht.

Was gab's sonst zu sehen?

Gute Frage! Unbestritten - auch bei den Ausstellern und Besuchern - galt Aalen GBf als das Highlight der Messe. Besondere Erwähnung verdienten höchstens zwei bis drei weitere Schauanlagen. Für RhB-Freunde war die uns schräg gegenüber liegende, gut organisierte (und beleuchtete!) H0m-Anlage trotz der "Klobürsten" ein echter Hingucker.

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Sehr schön war auch in Halle 2 diese niederländische H0m-Anlage nach nationalen Motiven.

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Der zweite Preis - hier sind wir 'mal ganz unbescheiden - geht jedoch ganz klar an den Bahnhof Lauscha in H0. Das wird unseren "Schrauber" freuen ;-) . Etwas seltsam war lediglich, dass aus den Lautsprechern stets Schweizer Klänge ertönten.

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Der Preis für die definitiv bemitleidenswerteste Konstruktion Europas geht an diesen Aufbau, der jeder Beschreibung spottet. Das darf der Chronist einfach nicht verschweigen...

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Fazit: Wir sagen zur Eurospoor lieber nicht "tot ziens", sondern "farewell" - ob es ein nächstes Mal geben wird, ist eher fraglich.

Weitere Bilder von fido gibt's in der entsprechenden Galerie ( fotos/showgallery.php?cat=681 ). Ich werde demnächst auch noch 'mal einen Schwung hochladen.

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Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Di 31. Okt 2006, 09:35, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Tobi
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von Tobi »

Hallo Thomas,

vielen Dank für deinen sehr informativen Bericht und die erstklassigen Fotos!
Okay, okay - auf diesem Bild stören der Zipfel von Henrys Lunchpaket und die hochkant gestellte Bierbank
Meinst du das Stückchen Folie im Vordergrund oder das blau-rote Zelt im Hintergrund?
Wenn ich an die Fahrtage in Bisingen denke... :stumm: :D
Schwäbisch-sparsame Grüße
Tobi
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fido
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von fido »

Hallo Thomas,

vielen Dank für feinen Bericht. Allgemein sehen die Leute am Aufbautag die nackten Modulkästen und langen sich an die Stirn, wenn die die Gleise auspacken und mit dem nageln beginnen. Aber am Ende sieht es dann doch immer ganz manierlich aus.

Auf den Bildern war auch das neue "Breitspurgleis" vom Martin zu sehen, das er mit einem Freund bis zur Messe zusammengenagelt hat. Die Hegob-Profile auf den Schienenstühlen sehen nett aus und die selbstgebauten Weichen funktionieren ausgezeichnet. Allerdings sieht das hohe LGB-Profil neben dem realistischen neuen Gleis jetzt gaga aus.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Marcel
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von Marcel »

Hallo Thomas

Es hat richtig Spass gemacht, deinen aussagekräftigen und interessanten Hintergrundbericht zu lesen und die tollen Bilder dazu anzuschauen!

Trotz aller Widerwärtigkeiten habt ihr da wirkliche eine sehenswerte Anlage hinbekommen :respekt:
theylmdl
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Schön, dass Euch meine kleine Reportage gefällt :-) . Ich habe eben noch knapp 50 weitere Fotos mit Bildtexten in die Galerie hochgeladen ( fotos/showgallery.php?cat=681 ).

@Marcel: "Widerwärtigkeiten" ist gut :P .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von bpw »

Hallo,

Vielen dank für die schöne Bilder, ich habe mich eine Weile kostlich mit dieser Anlage amusiert, ich habe auch ein Paar Bilder, die ich später beifügen möchte.

Ich hoffe daß es doch noch einmal ein "Tot Ziens in Utrecht" geben wird (sage niemals nie).

Alles Gute


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Bernt Paul Wentink, Jahrgang 56, seit früh in Eisen- und Straßenbahnen interessiert, nachdem mein Vater den Fehler machte mich in Nimwegen ein Deutschen Dampflok (S 3/6?) zu zeigen.
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von bpw »

Oh ja, hier ist ein Zeitungskommentar (als Vorläufer einiger Bilder).


Alles Gute


Bernt Paul
Dateianhänge
Ein der Besucher war auch der Cartoonzeichner John van Driel, offenbar ist seine Hobby das Ansammeln von Modellbüse, die er beim Probleme auf der Modellanlage einsetzen kann.<br />Die Meldung: Die Bahn setzt Büse ein, ist in den Niederlanden so üblich (und unb
Ein der Besucher war auch der Cartoonzeichner John van Driel, offenbar ist seine Hobby das Ansammeln von Modellbüse, die er beim Probleme auf der Modellanlage einsetzen kann.
Die Meldung: Die Bahn setzt Büse ein, ist in den Niederlanden so üblich (und unb
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von fido »

Hallo Bernt,

hat der Cartoon etwas mit unserer Anlage zu tun? Ich bin ja sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und welche Bilder Du noch auf Lager hast.

Haben wir uns dort gesehen? Ich war der schwarze Typ mit den langen Haaren....
:runningdog: Viele Grüße, fido
bpw
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Re: Eurospoor 2006 in Utrecht (NL)

Beitrag von bpw »

Morjen Fido und alle Anderen.

In der Tat hat der Cartoon mehr mit den Zustände auf unsere Bahnlinien zu tun (NS setzt Büsse ein = SEV), also Modellbüsse gehören einfach auf jeder Niederländische Anlage.

Ich werde heute Abend die Beste Bilder verkleinern und auf den Netz setzen.


Viele Grüße aus Holland



Bernt Paul
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Eurospoor 2006 - Erfahrungen und Schlüsse

Beitrag von theylmdl »

Zum Aufbau und Fahrbetrieb - Erfahrungen und Schlüsse

Die meisten von Euch werden wissen, dass ich ein echter Neuling bin. Erst in Dischingen und nun in Utrecht konnte ich ein paar Eindrücke vom aktuellen Fahrbetriebsstand mobiler Anlagen gewinnen. Nachdem ich diese Eindrücke nun ein wenig verarbeiten konnte, möchte ich sie hier einmal zusammen fassen. Ich bitte um eine stimmungsvolle Hinrichtung im Anschluss an die Lektüre ;-) .

1. Anlagen-Unterbau-Konzept

Kästen mit "fliegendem" Aufbau - pro & contra

Die Technik, eine Anlage "fliegend" auf Tischen bzw. leeren Kästen mit Klappbeinen aufzubauen, hat vor allem diese drei Vorteile:
  • Es ist kein fester Gleisplan vorgeschrieben, sodass Variationen möglich sind.
  • Beim Transport wird gegenüber festen Segmenten Platz gespart.
  • Die Gefahr von Transportschäden ist geringer.
Aus meiner Sicht ergeben sich ebenfalls drei Nachteile:
  • Wenn es keinen oberirdischen Drahtverhau oder sichtbare Schalter geben soll, können die Weichen nur über die Weichenzungen (Dreiwegweichen praktisch gar nicht) polarisiert werden. Je schlanker die Weichen werden, desto größer wird das Problem der stromlosen Abschnitte. Auch können beispielsweise Gebäude oder Lampen nicht beleuchtet werden. Solange digital gefahren wird, geht's, aber spätestens bei analogen Anlagen wäre eine Mehrfach-Einspeisung sinnvoll.
  • Die Aufbau-Zeit wird merklich länger, und wegen wandernder Gleise muss auch öfter zwischendurch etwas nachgerichtet werden. Beim Abbau fällt reichlich Müll in Form von Streu- und Schotteresten an, was auch ein Kostenfaktor ist.
  • Es kann nicht in die Tiefe gebaut werden. Schlackengruben, Wasserkräne mit Funktion etc. lassen sich also nicht integrieren. Eine Bekohlung ist ja schön und gut - aber ein BW ohne Wasserkran...?
Mein Fazit: Ich würde flache Segmente mit abnehmbaren Aufbauten und weniger Flexibilität zugunsten einer besseren Elektrik und Betriebssicherheit sowie Detaillierung auch in der Tiefe bevorzugen.

2. Gleise und Fahrzeuge

Weichen / Polarisierung

In Utrecht stellten sich manche Weichen als Sorgenkinder heraus. Das lag teils an fehlender Polarisierung - die alles entscheidende Dreiwegweiche hatte in zwei der Stränge einen gut 20cm langen, stromlosen Abschnitt - und teils an nicht genau eingehaltenen Standards und Normen bei der Lage von Schienen und Radlenkern.

Viele Wagen kletterten im Bereich der Herzstücke auf. Besonders bei leichten und langen Fahrzeugen kam es im Schubbetrieb öfter zu Entgleisungen.

Triebfahrzeuge

Wie nicht anders zu erwarten, machen Goldcaps alleine nicht glücklich. Triebfahrzeuge ohne Allradauflage durch Federung oder Dreipunktlagerung (die Triebwagen, WN11, WN12) machten eher Kummer als beispielsweise fidos Ts5. Da musste schon öfter 'mal von Hand angeschoben werden, um stromlose Abschnitte oder Bereiche mit verschmutzten Gleisen zu überwinden. Besonders unangenehm fand ich, dass mit Eintreten der Stromunterbrechung der Sound abrupt verstummt und nach Überwindung der Schwachstelle neu startet :-( . Abhilfe schaffen meiner Meinung nur polarisierte Herzstücke und eine bessere Stromzufuhr.

Der mangelnden Federung oder Allradauflage sind auch Zugkraft-Schwächen zuzuschreiben. Das fiel bei dem ebenen Gelände weniger auf. Eher hat mich die Unausgewogenheit des Sounds gestört. Während die Hupe des einen Triebwagens müde piepste, brachte die des anderen Herz und Halle in Wallung. Die Pfeife der Ts5 brüllte, dass es eine wahre Freude war, die der WN11 war sehr leise. Vom Dieselmotor bzw. den Motoren der Triebwagen war praktisch nichts zu hören. Da würde ich mir eine Stunde extra sowie einen Verstärker in jedem TFz wünschen, damit der Klangteppich besser abgestimmt werden kann.

Digital zu fahren ist praktisch und nett. Das kommt aus dem Mund des größten Skeptikers. Leider ist es - wenn es richtig Spaß machen soll - auch richtig kostspielig. Eine Funksteuerung würde ich als unbedingtes "Muss" bezeichnen, das heißt, der Einstieg beginnt bei Zimo beispielsweise bei rund 1.000,- Euro. Positiv: Auch Kinder ab rund sechs Jahren dürften mit den Reglern zu Potte kommen, kurzum, Menschen mit meinem Digital-Bildungs-Niveau.

Zwei Schwächen sind mir im Betrieb noch aufgefallen. Wer seinen Regler nicht sorgfältig auf 0 stellt und sich durch die verfügbaren Loknummern durchclickt, kann leicht dafür sorgen, dass sich plötzlich mehrere Triebfahrzeuge unkontrolliert in Bewegung setzen. Die Fader sind wohl auch noch nicht so ganz perfekt. Da wäre eine größere Hysterese ( http://de.wikipedia.org/wiki/Hysterese ) wünschenswert - oder dass die Lokfahrer die gewünschte Nummer direkt eintippen. Dann gibt's auch keinen Kummer.

Das zweite Problem - vergleichbar mit den Abenteuern in Dischingen - betrifft die Abstimmung. 14 Meter sind viel Holz, um 'mal eben eine Frage wie "ist die WN12 frei?" quer über die Anlage zu brüllen. Das war in Utrecht nicht soo schlimm, denn da war's ja hübsch dunkel, und da hört man bekanntlich besser. So man nicht abgelenkt ist.

Abstimmungsprobleme gab es auch durch die Abwesenheit eines FdL. Da es keine zentrale Instanz zur Klärung der Fahrwege, aber teils bis zu drei aktive Fahrzeuge gab, wurde viel auf mündlichen Zuruf rangiert - ein nicht ganz unriskantes Unterfangen. Das besonders, wenn einer der Lokfahrer aus Kupplungsgründen gerade um die gesamte Anlage herum laufen musste. Tipp: Dabei die TFz stets stehen und niemals fahren lassen. Das musste ich auch erst lernen.

Mein Fazit ist schon aus dem BBF bekannt: Allradauflage, Schwungmasse, D/A-Kompatibilität. Dazu kommt noch: bessere Sound-Abstimmung.

Wagen

Noch verwandt mit dem vorherigen Abschnitt "Triebfahrzeuge" ist dies: Einige Loks und Wagen hatten keine gefederten Puffer. Trafen nun zufällig zwei solche Fahrzeuge aufeinander, war es teilweise nicht möglich, diese miteinander zu kuppeln. Die Lenz'schen Mittelkupplungen ließen sich gar nicht weit genug aufdrehen. Das ist kein Fehler von Max' Pupplung oder Puffern, sondern eher ein unglückliches Zusammentreffen. Daran scheiterte zweimal ein von fido erteilter Rangierauftrag.

Problem Nummer zwei: Nahezu alle Wagen waren ungefedert und ohne Dreipunktlagerung. Einige waren sehr leicht. In Folge kam es bei den manchen Weichen und besonders bei niedrigen 2mm-Spurkränzen zu Entgleisungen.

Die Lenz'sche Mittelkupplung funktioniert nur dann sicher, wenn auch der Fanghaken eingehängt wird. Das ist ein sakrisches Gefummel, wie der Bayer sagt. Wird nur ein Haken benutzt, kann es zum Aushaken im Schubbetrieb kommen. Eine Riesenhilfe ist neben einer selbsthaltenden Pinzette ein Bleistift o.ä., mit dem der Fanghaken zum Kuppeln angehoben werden kann.

Es verwundert, dass da noch kein besseres Werkzeug erfunden wurde. In der Halle war's ja, wie erwähnt, stockduster. Und unter den Puffern war's noch dusterer. Mein Wunsch wäre also eine selbsthaltende Pinzette mit größerer Haltekraft sowie ein dünnes Hilfswerkzeug mit einer kleinen Akku-Lampe zur Ausleuchtung des Kupplungs-Gewirrs. Ich habe jedenfalls oft nicht so recht erkennen können, was ich da gerade treibe. Kummer hatte ich auch mit nur wenig flexiblen Bremsschläuchen, die mir im Weg standen. Zum Glück sollen meine Fahrzeuge mit Balanciers fahren - das dürfte merklich leichter sein.

Neben diesen technischen Schwächen fiel teilweise auch die unterschiedliche Detaillierung der Waggons auf. Da tummelte sich nahezu alles vom einfachen LGB®-Umbau bis zum wundervollen Eigenbau. Bei einem flüchtigen Besucher-Blick dürfte das kaum auffallen, aber nach drei Tagen Betrieb wurde es für mich Zeit, die eigenen Vorstellungen 'mal wieder nach oben hin zu korrigieren.

Mein Fazit ist wie stets: Weniger ist mehr und mehr ist besser. Also, lieber weniger, dafür aber toll gemachte Wagen, "mehr" heisst Dreipunktlagerung oder noch besser Echt-Federung, gefederte Puffer, genug Gewicht und bessere Detaillierung. Ganz so viel, wie es die Standards der IG Spur II fordern, muss es m.E. beim Gewicht aber nicht sein. Mein "Barmer" wird mit ca. 1.300 bis 1.400g mehr als nötig auf die Waage bringen. Rund 1kg hätte locker genügt.

3. Betrieb

Gleisnutzlängen

<seufz> fido bittet wohl schon seit langem darum, einen Fiddle Yard zu bekommen. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Es ist auf Dauer einfach öde, sinnlos Wagen im Bahnhofs-Gelände herum zu schubsern oder eine Zuggarnitur hinter dem Lokschuppen zu verstecken. Spaß macht das natürlich trotzdem ;-) . Viel schöner wäre es aber noch, wenn Züge abgehen und eintreffen könnten. Das würde auch die Überbelegung im Bahnhofsbereich etwas mildern.

Wer sich mit Anlagen-Planungen herum schlägt: Weniger als 3,60m je Umfahrungsgleis sind Käse. Das heisst im Umkehrschluss, dass je nach Gleislageplan und Schlankheit der Weichen wesentlich mehr Länge gebraucht wird. Schliessen wir weiter, so können wir schnell feststellen, dass im Privatbereich 'mal wieder weniger mehr ist, nämlich weniger Gleise. Ich habe 'mal eine bisschen herum gespielt und bin darauf gekommen, dass sich unter 7 bis 9m Gesamtlänge wenig abspielt.

Ihr staunt? Die Antwort ist ganz einfach. Eine Weichenverbindung mit D70 1:6-Weichen (ca. 3m Radius) und dem mindest nötigen Abstand für einen Bahnsteig benötigt von Weichenspitze zu Weichenspitze schon 1,87m. Das mal zwei macht 3,74m. Davon ab geht der Abstand vom stumpfen Ende der Weiche zum Weichengrenzzeichen (Beginn der Nutzlänge). Das sind aber immer noch 1,20m. Und nun rechnet 'mal am kurzen Umfahrungsgleis 3,6m dazu, schwupps, sind es schon 6m. Rechts und links davon noch ein Gleis à 3,20m, und schon sind's 9,2m.

Betriebsaufgaben und Zugbildung

Ein bisschen verwirrt mich auch die Zugbildung. Da ich ganz von "draußen" komme, verwundern mich Zugkompositionen, die es so nicht gegeben haben kann. Auf den Härtsfeldbahn-Anlagen fährt alles von anno Tobak bis 1972 herum - und das gleichzeitig oder im selben Zugverband. Das würde mich persönlich mehr stören als das Fehlen eines konkreten Vorbilds, aber das ist nur eine Geschmackssache und könnte als Museumsbahn durchgehen.

Bei den Betriebsaufgaben ist fido eindeutig der König der Erfinder. Ihm fällt immer etwas ein, was es zu tun gibt. Voller List und Tücke habe ich ihm in seinen kurzen und seltenen Pausen vom Fahrbetrieb gerne alles durcheinander gewürfelt, damit er sich 'mal neuen Herausforderungen gegenüber sieht :P .

Grundsätzlich erfordert ein Ausstellungsbetrieb auf einer Messe natürlich mehr Bewegung als das beschauliche Treiben daheim. Schliesslich haben wir es da mit Laufkundschaft zu tun - läuft nichts, läuft sie weg. Für ein eigenes Konzept würde ich mir jedoch so etwas wie einen Fahrplan wünschen, der mit Hilfe von Frachtkarten und Plänen einen an wirtschaftlichen Gegebenheiten orientierten Betrieb erzwingt.

Abstimmung

Schon in Dischingen war die Abwesenheit eines FdL schmerzhaft spürbar. Das galt auch in Utrecht. fido fing das listig auf, indem er Triebfahrzeuge immer wieder zur Telefonbude schickte. Da die Durchsagen teils etwas nuschelig waren, habe ich ihm bei Gelegenheit 'mal die WN11 und 12 vor die Bude gestellt ;-) . Unter drei Mann Regelpräsenz ist so eine große Anlage nicht zu handhaben, zumal jeder 'mal eine Auszeit benötigt. Zum Glück hatten wir ja Henry dabei, der wie ein Uhrwerk seinen 50er-Plandienst (6m vor, 6m zurück) absolvierte.

Mangels Gleisfreigabe und durch die Schussligkeit des Chronisten kam es dann auch zur Gottlob einzigen Flankenfahrt der Veranstaltung, bei der die WN11 der Ts5 seitlich 'reinsemmelte. Dennoch wäre so etwas wie ein Spiel mit Kärtchen, die man ziehen muss, ganz hübsch: "Stelle einen Zug mit aufgebockten Regelspurwagen (zwei O, zwei G) für die Fahrt nach Neresheim bereit".

Zugschluss

Wer so einen Betrieb noch nicht live erlebt hat, sollte sich das unbedingt anschauen und bevorzugt auch "erfahren". Das kann durchaus helfen, die eigenen Entscheidungen zu präzisieren. Mein Eindruck: Es sollte mehr Wert auf Funktionalität gelegt werden - Weichen, Strom, Wagen - und auf konkrete Aufgaben. Ein Bahnhof ohne Fiddle Yard im Hintergrund erschöpft sich schnell. Digitalbetrieb und Funk sind klasse und für einen entspannten Betrieb ein "Muss". Bei Fahrzeugen gilt die Maxime: Gut ist noch lange nicht gut genug.

Ich hoffe, ich habe Euch mit dieser bildlosen Bleiwüste nicht zu sehr angeödet.

Editiert wegen unglücklicher Formulierungen.

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Fr 3. Nov 2006, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
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