Mahlzeit!
Nun wird es Zeit für einen kleinen Bericht über den ersten Dampflokeinsatz auf meiner 260-mm-Feldbahn.
Bevor Heizers kleine Belgierin ausgeliefert wurde, hat sie bei mir ihre ersten Gehversuche gemacht.
Zuvor musste ich das erste Mal seit ihrer Inbetriebnahme vor 6 Jahren eine größere Reparatur an der Ns 1 ausführen.
An der ersten Achse war ein Stück Spurkranz ausgebrochen. Ursache war eine Schweißung mit unpassenden Elektroden. Beim Bau der Lok viel mir ein Stück 42CrMo4 mit passendem Durchmesser in die Hände, beim 4. Rad wies es jedoch eine Flachstelle auf, womit der Spurkranz nicht ganz herauskam. Diese Stelle hatte ich damals mit einer normalen Universalelektrode geschweißt und schon beim Drehen Probleme durch die Aufhärtung gehabt. Damals halfen nur noch Keramikschneidplatten. Immerhin 8 Jahre hat es gehalten. Nun aber war ein rund 40 mm langes Stück ausgebrochen und die Lok musste ausgeachst werden.
Dies war jedoch in Ermangelung eines Krans wie in der alten Werkstatt, nur mit feldmäßigen Mitteln zu schaffen: ein Hydraulikheber und viele Kanthölzer.
Die ausgebrochene Stelle nach dem Ausbau des 29 kg schweren Radsatzes.
Mit dem heutigen Wissensstand war es nicht mehr so kompliziert einen geeigneten Schweißzustatzwerkstoff zu finden, zudem habe ich nochmal Rücksprache mit meinem Werkstoffspezialisten gehalten. Verwendet wurden rutilumantelte Edelstahlelektroden aus 1.4430, die auch bei legierten Vergütungsstählen eine Martensitumwandlung verhindern und damit eine Aufhärtung vermeiden. Nach dem Ausschleifen der Bruchstelle bis zum Rissgrund wurde der Spurkranz in drei Lagen aufgebaut und konnte anschließend problemlos spanend bearbeitet werden.
Der Radsatz auf der Drehmaschine beim Überdrehen des Spurkranzrückens.
Einmal ausgebaut, wurde der Radsatz gleich grundiert und die Lager neu gefettet.
Der Einbau war dann ein Geduldspiel, da irgendwie immer eine Hand zu wenig beim Einfädeln der Achslager in die Achsgabeln zugegen war.
Nach der erfolgreichen Reparatur wurde dann auch eine Probefahrt mit angemessener Anhängelast gemacht.
Ein Kollege aus Bayern hat für diesen Einsatz extra seine Drehschemelgarnitur samt Ladegut mitgebracht. 1,5 Festmeter
Holz sind schon eine Hausnummer für die Spurweite!
Nach dem Ausladen aus dem Transporter erfolgte das Einstellen der Spurweite über die Taperspannbuchsen.
Das Aufgleisen selbst war dann mit viel Kraft und einigen fliegenden Gleisjochen, sowie einer Auflegedrehscheibe mit drei Mann gerade so zu schaffen.
Als Gastgeber wurde mir dann die Ehre zu teil, die Maschine das allererste Mal anzuheizen.
Eigens für diesen Gasteinsatz habe ich einen Tenderaufsatz für meine Lore Nr.2 gebastelt. Der so entstandene zweiachsige Hilfstender ergibt optisch ein ganz ordentliches Gesamtbild. Auf jeden Fall besser, als so manche "Bedienkiste".
Der Aufsatz ist so gestaltet, dass er sich ohne Weiteres vom Fahrwerk abnehmen lässt.
Hinter und unter dem Sitz ist Platz für etwa 85 kg Kohle. An der Rückseite befindet sich ein kleiner Werkzeugkasten.
Eine passende Kohlenschippe habe ich gleich mit angefertigt.
Die Kohle wird über ein Schaufelblech vor dem Sitz entnommen.
Arthur beim Probeschippen.
Die ersten beiden Loren wurden mit Brennholz gefüllt und angekuppelt. Als ausreichend Druck zum Fahren vorhanden war, war es bereits zu dunkel zum Fotografieren. Gefahren wurde jedoch bis spät in die Nacht.
Am nächsten Morgen wurden einige kleine Nachbesserungen ausgeführt, der von mir gebaute Sandkasten montiert und diverses Gerät wie eine Rohrbürste angefertigt. Es war schon erstaunlich wie viele Leute auf 22 m² Werkstatt arbeiten können.
Zusammen Schrauben und Fachsimpeln macht ebenso viel Spaß, wie das Fahren.
Ab und an durfte ich dann auch mal was tun
Den ganzen Tag über kamen Freunde und Nachbarn vorbei und haben sich das Spektakel angesehen.
Unermüdlich zog die Ns 1 den Langholzzug über die Strecke. Für den kleinen B-Kuppler war er allerdings etwas zu schwer.
Die zweieinhalb Tage unter Dampf waren eigentlich viel zu schnell vorbei. Die Langholzwagen wurden abgeladen und gingen auf die weite Heimreise.
Ebenso die Lok, an der nach der Erprobung noch kleinere Anpassungen nötig waren.
Vielen Dank an dieser Stelle an Christian, Martin und alle anderen beteiligten. Der Dampfbetrieb hat mich auch wieder ein wenig an mein eigenes Dampflokprojekt erinnert, an dessen Konstruktion ich seither wieder öfter arbeite.
Gruß Sven