Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

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Moderator: fido

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matthias
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Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von matthias »

Hallo Zusammen


Bitte nicht auslachen und wenn solche Postings nicht erwünscht sind doch bitte auch gleich bemerken.
Ich brauche ein wenig Hilfe beim Weichlöten. Hier meine allerersten 2 Lötversuche:


Versuchsanordnung (matthias)
Bild
Versuchsanordnung

Proxonbrenner, Bastlerlot, Lötfett, MS Profile und Ziegelstein.

1. Versuch (matthias)
Bild
1. Versuch

2. Versuch (matthias)
Bild
2. Versuch

Was könnte ich noch besser machen? Seht Ihr grad was auffälliges? (Halten tut's auf jeden Fall). Habe jedoch ein anderes Problem: Wenn ich zwei Teile aufeinander löten möchte, läuft mir das Lötzinn auch zwischen die Teile. Frage an euch: Ist das richtig so oder nicht? Also muss das Lot nur um die Teile oder auch dazwischen? Wie kann ich möglichst präzise Teile aufeinander löten?

Wie geht das ganze Lötvorgang überhaupt?
Ich hab's so gemacht:
- Teile mal so hergerichtet so wie ich sie zusammengelötet haben möchte.
- Danach die Teile gleichmässig erhitzt.
- Irgendwann mal Lötzinn in die eine Hand genommen und in der anderen der Brenner gehalten.
- Lötzinn in die Flamme gelegt resp. an die Lötnaht. Und mit dem Brenner drüber gewedelt.
- Lötzinn abkühlen lassen.
(- Finger verbrannt :D )

Richtig so?

Wie verlötet man grössere Flächen? Z.B. 30 cm x 30 cm auf eine 30 cm x 30 cm Platte. Also ich wüd da lieber kleben.

Wie bekommt man Lotrückstände wech?


Danke für eure Hilfe.

Liebe Grüsse euer Lötanfänger
Matthias
theylmdl
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von theylmdl »

Hallo Matthias!

Eine ganze Reihe von Fragen. Wollen 'mal sehen, ob wir das alles beantwortet bekommen.
Ich brauche ein wenig Hilfe beim Weichlöten.
Kein Problem, dafür sind Foren ja da, und wir mussten's alle 'mal lernen.

Fangen wir 'mal mit Deiner Unterlage an. Stein ist schon 'mal gut, aber bei kleineren Teilen (oder insgesamt) ist ein Backstein mit einer glatten Oberfläche besser.

Deine erste Lötung gefällt mir sehr viel besser als die zweite. Das Lot soll tunlichst nur zwischen die zu verbindenden Teile kommen und an den äußeren Ecken allenfalls kleine Kehlen bilden. Bei genug Verbindungsfläche ist das nicht nötig, auch außen 'was zu haben - und meist auch unerwünscht.
Ich hab's so gemacht:
- Teile mal so hergerichtet so wie ich sie zusammengelötet haben möchte.
Richtig. Aber erst, nachdem die Verbindungsflächen blank und sauber sind - und fettfrei. Und siehe auch nächster Punkt.

- Danach die Teile gleichmässig erhitzt.
Nein, erst mit Lötwasser oder Lötfett einstreichen, vor allem die Verbindungsstellen, also vor dem Zusammenlegen. Lötwasser funktioniert nach meiner Erfahrung besser.

- Irgendwann mal Lötzinn in die eine Hand genommen und in der anderen der Brenner gehalten.
Nur manchmal richtig. Ich mache es meist so, dass ich mir passende Stückchen Radiolot mit Kolophonium-Seele mit dem Cutter abschneide und diese vorher an die Kanten der zu verbindenden Teile lege. Da darf man dann aber natürlich nicht mit voll aufgedrehter Flamme bzw. Sauerstoff direkt drüberpusten, sonst fliegen die Krümel weg.

- Lötzinn in die Flamme gelegt resp. an die Lötnaht. Und mit dem Brenner drüber gewedelt.
Nee, lieber nicht wedeln, sondern vom Rand her ruhig erhitzen, bis das Lot erst eine Kugel bildet und dann von selbst in die Zwischenräume schießt. Erst danach im Bedarfsfall noch Lot zuführen. Die Flamme nicht direkt auf das Lot halten, es kann dadurch verzundern. Die Bauteile müssen so erwärmt werden, dass sich die Hitze auf das Lot überträgt. Anders herum klappt's nicht, da das Lot viel früher heiß wird als die Teile (wegen geringerer Masse).

- Lötzinn abkühlen lassen.
Weniger das Lötzinn als vielmehr die gesamte Baugruppe. Dabei darf's nicht zucken, sonst gibt's kalte Lötstellen.

(- Finger verbrannt )
Ganz schlecht :wink: . Ist mir aber auch schon passiert. Sobald das Lot matt wird, zehn Sekunden warten und das Lötteil in Wasser legen - mit der Zange!
30 cm x 30 cm auf eine 30 cm x 30 cm Platte
Das wirst Du mit Deinem Brenner wohl kaum auf einmal hinbekommen, und wenn, dann würde ich es so probieren: In eine Platte regelmäßig kleine Löcher bohren und dort wie beschrieben mit der Flamme Lot einlaufen lassen, wie beim Punktschweißen. Dann den Rand verlöten. Aber: Da bekommst Du die Flussmittel-Rückstände nicht mehr 'raus. Also keine so gute Idee. Kleben ist da wohl die bessere Wahl.

Sauberere Teile, besseres Lot und Flussmittel bedeuten bessere Lötstellen bei weniger Hitze.

Die Rückstände kannst Du wahlweise mechanisch entfernen (Feile - regelmäßig putzen, das geht gut mit einem Rest Messingblech, sonst setzen die Hiebe zu - oder Dreikantschaber oder Fräser und Kleinbohrmaschine. Der Unterschied zwischen Lötzinn und Messing ist an der Maschine meist gut zu spüren, es sei denn, der Fräser ist noch sehr scharf) oder mit Entlötlitze (meist riskant und eher für Elektronik-Platinen geeignet).

Nur zu, frag' weiter. Beste Grüße -
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Schrauber
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von Schrauber »

Hallo Matthias,

kein Problem, wir haben alle mal klein angefangen :wink:
zwei winzige Tipps hätte ich noch, denn Thomas hat schon fast :wink: alles Wichtige erwähnt:

1. Flußmittel: Wie der Name schon sagt :schlaumeier: , hilft es dem Lötmaterial, in Deinem Falle beim Weichlöten dem Lötzinn, zu fließen :roll: Das tut es dann aber auch konsequent :shock: . Deshalb beim Auftragen vor dem Erhitzen auf jeden Fall sorgfältig darauf achten, das nur dort Flußmittel hinkommt, wo später auch Lötzinn sein soll :wink:

2. Lötzinn: Es gibt derer viele verschiedene Sorten. Ich persönlich verwende am liebsten Elektronik-Lötzinn in max. 1mm Stärke :shock: . Dieses hat eine innenliegende Kolophonium-Seele, welches als "eingebautes" Flußmittel wirkt. Ist übrigens das gleiche Kolophonium, welches Violinspieler auch auf ihren Bogen streichen :roll: . Ich weiß das deshalb so genau, weil ich heute noch manchmal zur Freude von Nachbars Katzen :lol: zur Geige greife.... :freak:
Aber zurück.... Du wirst sicher schon gemerkt haben, das zuviel Lötzinn eigentlich nur mühsam per Feile oder ähnlichem zu entfernen ist. Deshalb gilt, weniger ist erst mal mehr.... oder auch :Sparsam verwenden!

So, hoffe geholfen zu haben....?

Gruß Schrauber :teddy:
Gruß Tomas (Schrauber)



"Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben!"
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matthias
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von matthias »

Hallo Ihr zwei


Danke vielmals für die wichtigen und guten Hinweise. Mittlerweile klappt das Löten schon ganz ordentlich. Allerdings bleibt mir noch zwei Dinge unklar:

Wenn ich zwei z.b. Vierkantprofile aufeinander löte, dann soll ja eigentlich nur bei den Kontaktflächen zwischen den zwei Profilen Lötzinn hin (laut Thomas Anleitung). Aber so kann man ja gar nicht genau arbeiten?! Weil das Lötzinn die Teile leicht anhebt ca. 1/10 mm oder vielleicht auch mehr. Dann noch eine Frage: Wenn ich kein Lötfett/Flussmittel verwende wieso läuft dann das Lötzinn trotzdem vor alleine zwischen die zwei zu verbindenden Teile?

Also nichts wie weiter fleissig üben ;-) ... darum hab ich ja auch mal nur mit "Probematerial" begonnen.


Liebe Grüsse
Matthias
Mallet
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von Mallet »

matthias hat geschrieben:Wenn ich zwei z.b. Vierkantprofile aufeinander löte, dann soll ja eigentlich nur bei den Kontaktflächen zwischen den zwei Profilen Lötzinn hin (laut Thomas Anleitung). Aber so kann man ja gar nicht genau arbeiten?! Weil das Lötzinn die Teile leicht anhebt ca. 1/10 mm oder vielleicht auch mehr. Dann noch eine Frage: Wenn ich kein Lötfett/Flussmittel verwende wieso läuft dann das Lötzinn trotzdem vor alleine zwischen die zwei zu verbindenden Teile?
Wenn Du zwei Teile flächig aufeinander löten willst, solltest Du eine der beiden Flächen vorher verzinnen. Außerdem würde ich kein Lötfett verwenden, sondern Lötwasser. Das gibts in jedem Baumarkt von Rothenberger oder CFH. Vorteil: Du kannst es mit dem beiliegenden Pinsel in Sekundenschnelle und gleichmäßig auftragen und das Zinn läuft ganz dünn genau dorthin, wo Du es aufgetragen hast.

Vorher anrauen ist ein weiterer Tipp. Das Zinn verläuft in der rauhen Oberfläche sehr gut.

Also: Lötwasser auf eine Fläche auftragen, mit Kolben oder Flamme dünn und gleichmäßig verzinnen, dann Lötwasser auf die andere Fläche, beide aufeinander legen und ggf. fixieren, erhitzen, fertig.

Übrigens: Das Zinn läuft immer zur Hitze hin! Bei Teilen, die vorher nicht verzinnt werden (z.B. winklig verlötet), dann die Flamme von der Rückseite, das Zinn von vorn.

Tipps zum Löten findest Du auch beim googeln.
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anoether
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von anoether »

Hallo Matthias,
matthias hat geschrieben:Wenn ich zwei z.b. Vierkantprofile aufeinander löte, dann soll ja eigentlich nur bei den Kontaktflächen zwischen den zwei Profilen Lötzinn hin (laut Thomas Anleitung). Aber so kann man ja gar nicht genau arbeiten?! Weil das Lötzinn die Teile leicht anhebt ca. 1/10 mm oder vielleicht auch mehr. Dann noch eine Frage: Wenn ich kein Lötfett/Flussmittel verwende wieso läuft dann das Lötzinn trotzdem vor alleine zwischen die zwei zu verbindenden Teile?
schau ´mal hier:

Bild

Solche oder ähnliche kleinen Montageklammern verwenden wahrscheinlich fast alle Lözfuzzis :lol: :lol: :lol: - da schwimmt nix mehr auf ;-).
Der Effekt, den Du beschreibst, hat etwas mit Kapillarwirkung zu tun.

Gruß Andreas
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von theylmdl »

Hallo Matthias,
Wenn ich kein Lötfett/Flussmittel verwende wieso läuft dann das Lötzinn trotzdem vor alleine zwischen die zwei zu verbindenden Teile?
Weil es beim Erhitzen flüssig wird. Und wenn es eine Kolopühoniumseele hat, wie von Schrauber richtig angemerkt, ist das schon ein Flußmittel.

Es gibt auch "Flüssiglöt", also in einem Flußmittel gelöste Lötzinn-Partikel. Das ist jedoch nicht für alle Anwendungsgebiete geeignet. Sehr gut ist aber eben Schrauber's Tipp, so genanntes Radiolot zu verwenden (mit beispielsweise 1mm Durchmesser). Und mit Flußmittel erzielt Du einfach noch bessere Resultate und meist auch eine höhere Festigkeit als Ergebnis.
Weil das Lötzinn die Teile leicht anhebt ca. 1/10 mm oder vielleicht auch mehr.
Das passiert nicht, wenn Du das obere Teil mit einem Gewicht beschwerst, beispielsweise einem Messingklotz, oder mit Klammern, wie von Andreas beschrieben. Die Teile beim Löten zu sichern ist immer gut. Es kann Dir sonst passieren, dass lose aufgelegte Teile auf dem Lot buchstäblich wegschwimmen.

Beste Grüße -
Zuletzt geändert von theylmdl am Fr 18. Jan 2008, 11:35, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
ottmar
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von ottmar »

Hallo Matthias,

..noch einWort zu Flußmitteln: Ich persönlich verwende gerne "Löthonig". Das Zeug klebt zwar fürchterlich, aber NACH dem Löten läßt es sich einfach entfernen. Es wird glashart und lässt einfach abkratzen. Ach ja als Lötzinn nehme ich wenn's fliessen muss, Elektroniklot mit Kolophonium Seele. Falls hohe Festigkeit gewünscht, Zinn mit Silberanteil bis 5 %. Hat fast die Hälfte der Zugfestigkeit wie Hartlot.

Gruß Ottmar
viereka z-Stellung
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von viereka z-Stellung »

Hallo,
was meint Ihr zu dem Zeugs, das die Gas-Schei..-Wasser-Installateure verwenden. Die Paste, in der Flußmittel und Lötzinn vereinigt sind (Fittinglot???
cu
Hans-Jürgen :schaf:
theylmdl
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Re: Wie lötet man richtig (Weichlöten)?

Beitrag von theylmdl »

Hallo ViereKa,

Fittinglot in Drahtform ist für Modellbauzwecke meist ungeeignet. Jedesmal, wenn der Installateur in den letzten 18 Jahren hier in der Wohnung war, um was an Wasser-Steigleitungen zu löten, musste ich am nächsten Tag nochmal 'ran, weil das Zeug geleckt hat. Das lag sicher an der Unfähigkeit der spezifischen Installateure, nicht am Lot. Das Zeug ist aber zu dick und enthält normalerweise kein Flußmittel.

Das gelöste Zeug mag besser angehen, aber da habe ich keine Erfahrungen mit. Ich benutze seit vielen Jahren eine angebrochene Büchse "Tinol", das ist so ein von mir erwähntes, sehr fein gelöstes Lötmittel. Die Kolophonium-Rückstände sind dabei allerdings schwerer zu entfernen als bei Radiolot und Lötwasser.

Besuche lieber den Herrn Conrad und kaufe Dir ein halbes Pfund Radiolot. Da tust Du Dir einen Gefallen mit.
Und wie schon richtig mehrfach in diesem Thread angemerkt, Lötwasser aus dem Baumarkt ist besser als Lötfett. Und saubere und blanke Oberflächen sind sowieso am allerbesten. Und alles zusammen ist überhaupt optimal.

Beste Grüße-
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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