Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Umbauten von Industriemodellen und Bausätze von Fahrzeugen

Moderator: Martin Ristau

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fido
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Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Beitrag von fido »

Hallo Buntbahner,

dieser Beitrag richtet sich an diejenigen, denen es nicht genug ist, Wagen aus roten Schachteln auf das Gleis zu stellen, sondern die mehr wollen.

Es geht konkret darum, wie man mit einfachsten Mitteln am Küchentisch LGB Wagen verbessern kann. Dazu gehört nicht nur die Optik, sondern auch die Verbesserung der Fahreigenschaften und die Beladung.

Fangen wir mit der Auswahl eines Vorbilds an. Denn man supert einen Wagen ja nicht im Modell, damit man ein tolles Fahrzeug hat, sondern ein Modell soll ja ein konkretes Vorbild nachbilden. Also sucht man sich einen Vorbildwagen und ein Modell aus der (z.B. roten) Schachtel, dass dem Vorbild möglichst ähnlich ist.

In diesem Beispiel entstehen zwei Wagen der Härtsfeldbahn, von denen ich nur Skizzen und einige Fotos kenne. Hier ist das LGB Modell:

LGB Wagen für WN363 (fido)
Bild

Der Wagen muss nicht vollständig passen. Es genügt, wenn die wichtigsten Maße mindestens zu 10% passen, um ein stimmiges Modell zu erhalten. Wichtig sind:
  1. Länge des Wagenkastens
  2. Breite des Wagenkastens
  3. Achsabstand
  4. Anzahl der senkrechten Profile
  5. Form und Breite der Türe
Lehmann fertig die Wagen in vielen Variationen. Z.B. den Hochbordwagen gibt es mit oder oder Bühne und mit verschiendenen Türen. Man kann natürlich auch verschiedene Wagen kombinieren. Mein Hochbordwagen mit Holztüren kann man zur Zeit als Klappdeckelwagen kaufen. Wenn der Wagen beschafft ist (gerade ältere Wagen findet man gut auf ebay), wird er vollständig zerlegt.

Auf dem folgenden Bild sind bereits die Löcher für die Griffstangen zugespachtelt und der Halter für meine Modellkupplung montiert. Außerdem sind die Löchter für die Saugluftbremsschläuche verspachtelt, da mein Vorbild keine Bremse hat. Als Spachtelmasse kann man zB. Nigrin Karosseriespachtel auf Polyesterbasis aus dem KFZ-Zubehör im Baumarkt verwenden. Das Zeug hält bombenfest auf dem Kunstoff. Wem Teile am Wagenkasten nicht gefallen, wie z.B. Zettelkästen, schleift sie jetzt ab und arbeitet die Bretterfugen nach. Mein Ding ist das aber nicht :-)

Bild

An dieser Stelle ist es eine gute Idee, einen neuen vorbildgetreuen Puffer zu montieren. Eine Marktübersicht findet sich hier: phpBB2/viewtopic.php?t=1082
Den Puffer kann man aber natürlich auch selbst anfertigen.


Zur Verbesserung der Rolleigenschaften ist es zu empfehlen, Messingbuchsen in das Fahrwerk einzubauen. Dies habe ich hier beschrieben: phpBB2/viewtopic.php?t=2389


Räder bekommt der Wagen ebenfalls neue, da die Kunstoffräder nicht viel taugen. Mit Speichenrädern kann man bei alten deutschen Güterwagen nie viel falsch machen. Zur Not tun es aber auch Scheibenräder. Hautsache, die Räder sind schön schwer und mindestens der Radreifen ist aus Metall. LGB-Räder haben leider das Manko der hochglänzenden Radreifen. Aber mit gutem Metallhaftgrund (z.B. die Buntbahn-Grundierung) und etwas schwarzer Farbe klappts auch mit LGB oder, in diesem Fall, V-Speichen-Radsätzen von Schurer. Links aus der Schachtel, rechts nach der Behandlung:

Bild


Nun geht es mit der Farbe weiter. Zuerst wird der Wagenkasten und das Fahrwerk mit warmen Prilwasser abgewaschen und fettfrei gemacht. Und dann dappen wir mit den Fingern nicht auf die sauberen Teile, sondern nehmen ein Tuch oder Handschuhe zum Anfassen. Der Wagenkasten gewinnt ungemein durch eine Lackierung mit RAL 8012. Ein Rotbraun aus der Sprühdose aus dem Baumarkt tut es aber auch. Den Rahmen spritzen wir Schwarz oder Anthrazit. Und nie glänzende Farben verwenden! Immer matte oder seidenmatte Farben spritzen. Übrigens hilft es umgemein, vor dem Spitzen das Modell abzublasen (z.B. mit dem Airbrush). Das gibt weniger Staub unter der Farbe und eine schönere Optik.

Bild


Wer einen Wagen ohne Bremsen nachbildet, sägt einfach die Bremsen ab. Bei einem gebremsten Vorbild sollten die LGB-Bremsen noch verbessert werden. Mehr dazu findet sich hier:
phpBB2/viewtopic.php?t=2389


So, damit ist der erste Teil fertig. Der nächste folgt in den nächsten Tagen und soll verraten, wie zu einem Wagen mit dieser Optik kommen und wie das mit dem Altern geht:

Bild
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Waldbahner a.D.
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Re: Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Beitrag von Waldbahner a.D. »

Weiter so Fido ;-)

Deine Umbauanleitungen finde ich ganz Klasse und ich hoffe daß wir über diesen Weg weitere LGB-Bahner zu Buntbahnern machen können ;-)

PS.: In deinem ersten Beitrag mit dem Fahrwerk fehlen Bilder... kannst du da mal nachschauen ?

Gruß vom Gerd, der heute Klopapier rollen muß und endlich eine geeignete Bildzeitung gefunden hat zum verkleinern.
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fido
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Re: Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Beitrag von fido »

Sodala,
weiter gehts. Die Bilder in dem zweiten Beitrag sind nun auch wieder online.

Ich glaube, wir sind jetzt gerade mit dem Lackieren fertig. Daher können nur nun einige Kleinteile machen. Wir bauen drei Wagen, den 362 mit Bremse und den 361 und 363 ohne Bremse.

Die meisten gebremsten Güterwagen, die um die Jahrhundertwende gebaut wurden, wurden mit der Hand gebremst. Einige hatten Bühnen, doch die Mehrzahl hatte einen einfachen Bremsersitz mit Tritten zum Hochsteigen. So auch unser Wagen. Man kann nun alle Teile bei Herrn Schiede (siehe Firmendatenbank) beziehen, aber auch leicht und mit Spaß selber bauen.

Mein Sitz ist eine Sparversion. Das ist einfach ein Holzbrettchen, dass auf zwei Winkeln aus 3 mm breiten Messingblech (ca. 0,5 dick) geklebt ist. Die Tritte werden ebenso gebaut, nur dass einige Löcher für 0,8mm Nieten in die Bleche gebohrt sind. Die Teile werden auf den Wagenkasten geklebt, die Löcher für die Nieten in den Wagenkasten nachgebohrt und dann Nieten eingeklebt. Damit hält das alles bombenfest. Die Tritte sind aus Riffelblech geschnitten. Die Bremskurbel ist aus 2mm Messingdraht mit darüber geschoben Rohren und Vierkantprofilen.

Bild

Die Handgriffe am Wagenkasten machen wir auch neu. Man nehme 1mm Messingdraht, winkelt ihn an den Enden doppelt ab und quetscht dann jedes Ende im Schraubstock (mit glatten Backen) platt. Mit der kleinen Proxxon im Bohrständer kann man nun in die abgeflachten Enden freihändig 1mm oder 0,8mm Löcher bohren. Eine ruhige Hand ist nicht verkehrt :-) Durch die Löcher werden wieder Nieten gesteckt und am Wagenkasten befestigt. Wer Vorbilder ansieht wird feststellen, das die Griffe unter bestehenden Schrauben am Wagenkasten (an den senkrechten Profilen) befestigt wurden. Hier ein Beispiel:

Bild


Nun muss noch die Schrift angebracht werden. Das geht mit Aufreibebuchstaben von Conrad (Schrift-Transfer 5,2mm weiss) schnell und einfach:

Bild


Die anderen beiden Wagen sind viel schneller fertig, da ich alles weggelassen haben, was richtig Arbeit macht. So sind die Bremsen einfach abgesägt und der Bremsersitz wurde eingespart:

Bild


Kommen wir zur Alterung und dem Finish. Hier sollten man sich wieder an den Satz weniger ist mehr erinnern und nicht zu dick auftragen. Die Alterung benötigte übrigens pro Wagen 30 Minuten und sie ist diesmal schon sehr exterm ausgefallen. Die Wagen sind also kurz vor der Kompostierung angekommen.

Ich fange mit dem Fahrwerk an, in dem ich mit dem Airbrush dünn und ungleichmäßig "Rost" von Gunze sprühe. Das mache ich nicht deckend, sondern nur einen Hauch. Natürlich auch nicht nur senkrecht zum Rahmen, sondern hauptsächlich im 45 Grad Winkel, damit man den Rost von der Seite sieht. Das selbe mache ich mit Erdbraun, Rostbraun und Schwarzbraun. Die braunen Farben sprühe ich auch über den Wagenkasten, bis die Schrift nur noch zu erahnen ist (der Wagen soll ja am Ende seiner Laufbahn fertig aussehen). Von schräg unten kommt noch etwas Sandgelb als Staub auf den Rahmen und den Wagenkasten.

Nach der Trocknung, also ca. 2 Stunden, wird der Wagen mit matten Klarlack gesprüht. Der matte Klarlack aus dem Baumarkt ist schon ganz nett, aber der Lack von Asoa ist wesentlich matter. Doch den muss man gut schütteln und darf ihn nur schnell & dünn auftragen.

Als vorletztes kommt der richtige Rost auf den Rahmen und auf ausgewählte Metallteile. Man sollte sich Vorbilder ansehen, um zu verstehen, wo sich Rost bildet. Ich pinsle die Stellen dünn mit matten Klarlack ein und tupfe dann Asoa Rostpigmente in drei Farbtönen nacheinander und unregelmäßig in den noch frischen Lack, bis er trocken ist. Durch reiben der drei Rosttöne eineinander bekommt man realistische Effekte. Auch der Echtrost aus Abrazzoschwämmen ist sehr gut zu gebrauchen, da er etwas gröber als die Farbpigmente ist. Die Mischung aus allem ist am besten. Der Rost darf auf keinen Fall mehr mit Klarlack überlackiert werden!

Ganz zum Schluss werden die glänzenden Stellen mit der Farbe "Öl" von Gunze lackiert. Also an dem Pufferteller, der Pufferstange und an den Radlagern.

Es ist zum empfehlen, die Wagen zu beladen, da Lehmann die Innenseite der Bretter nicht gravierte und daher die Holzmaserung und die Nachbildung der Bretter fehlt. Daher belade ich meine Wagen auch fast bis zur Oberkante der Bordwand. Unter den echten Steinen ist natürlich eine Einlage aus Styrodur, aber trotzdem wiegen die Wagen ca. 1kg und laufen daher super.
:runningdog: Viele Grüße, fido
sadch
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Re: Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Beitrag von sadch »

hi...
ich danke dir wie verrückt für die genialen "einfachen" tipps, ich bin ein absoluter laie und wenn ich hier so eure um-und eigenbauten sehe bekomme ich schon langsam komplexe, doch dank deiner tipps habe ich zumindest mal nen anfang was ich wie machen kann!!! meine kellerbahn ist mehr für den spaß und um mal zu sehen was wie geht, habe erstmal mit dem altern verschiedener güterwagen angefangen, bin mit den ergebnissen für meine 10 laien-daumen auch ganz zufrieden (och nen klee bissl stolz), doch als ich dann (...jetzt nicht vor lachen auf dem boden krümeln!!!) meine erste stainz zerlegt habe um ihr nen angenehmeren schliff zu verpassen, wäre ich am liebsten an die decke gesprungen (wenn die nicht sowieso schon bei 1,90 wäre und ich mir sowieso immer die rübe anhau) ...zerlegen war ja schon ne qual, bloß weil ich die letzte schraube die den kessel am rahmen hält beim besten willen nicht gefunden habe, umlackiert und gealtert war dann wieder angenehm, hatte ja schon bissl geübt, aber dann der zusammenbau, kessel und führerhaus passten nicht mehr zusammen, alles stand unter druck und irgendwie keine ahnung, voll die katastrophe...wenn ich euch da seh was ihr alles auf die beine stellt...RESPEKTRESPEKTRESPEKT!!! hab dann aber nicht zum trotz gleich am nächsten tag die "otto" gemacht, so hab ich mir das vorgestellt: 4schrauben raus, das ding zerfällt, lackieren, altern, zusammenstecken, 4schrauben rein...FERTIG!!! hab ich mich bei der stainz so dämlich angestellt oder ist das bei allen lgb-loks so das da alles auf pressung gebaut ist???
ich hoffe du bringst noch mehr solche schönen und (für dich) einfachen umbauten hier ins forum, würde mich freuen, da haben die alles-andere-als-profis auch mal was zum nachvollziehen und nachbauen ;)
danke und bis später...sven
...und immer schön langsam fahren ;)
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Re: Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Beitrag von Waldler »

Hallo Fido, vielen Dank für die sehr guten Beschreibungen. :respekt:
Ich werde mich heute Abend noch dran machen und einen Wagen zerlegen.

Gruß und Danke
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Max 25 Kmh
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Re: Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Fido,

ich habe Deine Wagen ja in Natura bewundern dürfen, echt Klasse! Was man nicht sieht: die Laufeigenschaften, also leichtes Rollen und schweres Beschleunigen durch die hohe träge Masse sind ein wirklicher Fortschritt! Ich nehme ja nicht leicht was an, aber das mit dem Gewicht und den Lagern ist überzeugend.

Ach ja, Gewicht: sehen die Wagen nur so aus, oder könnten die noch ein paar Kg vertragen, bis der Längsträger gerade ist?

Ungleichmäßig sprüht meine Airbrush sowieso, also sollte ich Deine Alterungsanleitung mal nachvollziehen können.

Jedenfalls vielen Dank für die super Anleitung!

Bis denne,

Max 25 Kmh.
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Re: Fidos LGB-Wochen: Wir verbessern einen Hochbordwagen

Beitrag von fido »

Max 25 Kmh hat geschrieben:Was man nicht sieht: die Laufeigenschaften, also leichtes Rollen und schweres Beschleunigen durch die hohe träge Masse sind ein wirklicher Fortschritt! I
Hi Max,
vor allem entgleisen sie sehr selten.
Ach ja, Gewicht: sehen die Wagen nur so aus, oder könnten die noch ein paar Kg vertragen, bis der Längsträger gerade ist?
nene, die Wagen sind beim Transport nach Orleans doch im PKW-Anhänger nach unten geraten. Dabei verteilte sich die Schotterladung gleichmäßig über den PKW Anhänger und die Wagen wurden gleichmäßig gealtert. So richtig gerade waren sie danach nicht mehr ;-)
:runningdog: Viele Grüße, fido
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