Wagen altern

Werkzeuge, Materialien, Tipps & Tricks, Wie mache ich was?

Moderator: fido

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fido
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Wagen altern

Beitrag von fido »

Hallo Buntbahner,

ich habe mir zwei Aufnahmen typischer Personenwagen aus dem Harz herausgegriffen, da sie für mich so aussehen, wie täglich benutzte Personenwagen einer Schmalspurbahn wirken. Also nicht frisch lackiert oder gewaschen, sondern geprägt durch den täglichen Betriebseinsatz. Bei einer Museumsbahn findet man das eher selten, da die Wagen dort oft oft aus wie aus dem Ei gepellt aussehen.

Ich möchte mir euch diskutieren wie man das macht, da ich auch Fragen offen habe.

Das Objekt:

Bild


Der Puffer ist sehr einfach. Das ist matte schwarze Farbe mit etwas Anthrazit aus dem Airbrush aufgehellt. Den Fettfleck bekommt man mit "altes Öl" von Gunze hin.

Der Rost auf der Unterseite des Trittblechs ist mit Echtrostpampe oder mit Pulverfarben von Asoa ganz einfach. Für letzters pinselt man das Blech mit Klarlack ein und tupft die drei Rosttöne mit einem harten Borstenpinsel in den frischen Lack, bis das nach zwei Minuten so wie auf dem Foto wirkt.

Den Rost links von dem Übergangsblech und darunter auf dem Rahmen ist ebenfalls wie beschrieben zu machen. Dazu würde ich etwas Sandgelb sprühen. Der Dreck auf dem Schlauch der Saugbremse ist mit etwas "Sandgelb" von Gunze aus dem Airbrush zu gestalten.

Nur, wie bekommt man den Rahmen ganz Links und die Achse der Handbremse so wie auf dem Foto hin? Das ist weder ein echtes Schwarz noch ein richtiger Rostton und meine Pulverfarben sind dazu zu rot. Ich habe mal versucht, selbst eine Farbe mit Schwarz, Rostrot und Gelb zu mixen und diesen Ton zu treffen, aber ganz hat es nicht geklappt.

Wer mit offenen Augen mittelmäßig gepflegte Wagen ansieht, wird feststellen, das die Rahmen nur selten noch schwarz sind. Stattdessen zeigt sich regelmäßig dieses matte Rostbraunschwarz. Hier ein weiteres Bild eines Harzer Wagens, das ich auf der Annen Hohne mit dem Blitz machte. Daher kommt die Rahmenfarbe besonders hell und intensiv heraus:

Bild


Ich vermute, das ist ein Mix aus Flugrost, Bremsstaub und Dreck, der sich auf dem schwarzen Rahmen festsetzt. Wer hat Ideen, wie man das macht?
Zuletzt geändert von fido am Fr 3. Sep 2004, 22:09, insgesamt 1-mal geändert.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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sp1
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Re: Wagen altern

Beitrag von sp1 »

Hallo fido!

Zu deinem eigentlichen Problem kann ich nichts sagen - das hab ich auch noch nie überzeugend hinbekommen. Allerdings hab ich das auch noch nie wirklich versucht.

Aber zum Puffer hab ich einen anderen Vorschlag für dich. Versuch doch mal Künstler-Ölfarbe und trag die etwas pastös auf. Es dauert ziemlich lang bis die Chose getrocknet ist, aber es sieht nicht so flach aus wie beispielsweise an deinem Hapag.
gangsterschaeler
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Re: Wagen altern

Beitrag von gangsterschaeler »

Hallo,
SP 1 hat geschrieben:Es dauert ziemlich lang bis die Chose getrocknet ist
(Künstler-) Acrylfarbe nehmen und wenn die trocken ist entsprechend firnissen... sieht genauso aus, trocknet aber wesentlich schneller. Denn Künstler-Ölfarbe dauert ja schon zum Antrocknen deutlich mehr als einen Tag... bis man es dann als fertiges Bild aufhängen oder so kann muss man schonmal jenachdem wie dick man es vermalt hat einige Monate warten...
Zumindest ist es auf der Leinwand so, auf Puffertellern hab ich es noch nicht ausprobiert ;)

Gruß, simon
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Bommel
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Re: Wagen altern

Beitrag von Bommel »

Moin,

im Gegensatz zu Bildern, wird man Loks und Wagen kaum an den Nagel hängen, es sein denn... :lol:
Dicke Farbschichten aus was auch immer an Puffertellern würde ich instinktiv vermeiden, zu groß wäre mir die Gefahr, daß beim Schieben eines Zuges der 3D-Farbauftrag in großen Stücken abplatzt oder anderweitig deformiert wird, was dann optisch bestimmt auch keinen Gewinn bringt. Bei aller Liebe zum realistischen Gestalten von rollenden Material, ein Rest Alltagstauglichkeit sollte man sich bewahren.
Ansonsten verwende ich eigentlich die gleichen Rezepte wie Fido - "altes Öl", Klarlack, Pulverfarben (werde immer mehr Fan davon :lol: ),... und: viel Verdünnung! Inzwischen kommt mir beim Altern seltenst eine unverdünnte Farbe in die Gun. Gilt selbst für Klarlack.
Apropos Pulverfarben: Pigmente gibts in vielen Buntbahnbunttönen auch bei Modulor. z.B. Eisenoxidschwarz, Eisenoxidrot, Kasslerbraun, Umbra natur, ..., bis hin zu quietschenden Maigrün, Zitronengelb oder Purpurviolett. Und das bei einem Preis, wo man sich durchaus mal die ganze Palette gönnen darf.
Ja eeeeka, im Malereinkauf kriegst man die evtl. preiswerter, vorrausgesetzt man nimmt ganze Gebinde ab. :lol: :lol: :lol:
Dann braucht man noch viel Übung. Fehlt mir auch noch reichlich. :oops: :lol:

Schöne Grüße aus dem Pulverfass

BBildmmel
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Otter1
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Re: Wagen altern

Beitrag von Otter1 »

Tach,

das Beispiel mit dem Malen eines Bildes führt sicherlich in eine bessere Richtung, als der Begriff altern.
Letztendlich versuchen wir nix weiter, als auf die zwei oder drei Grundfarben unseres Grund Modells möglichst viele Schattierungen, die wir beim Original wahrgenommen haben, aufzubringen.

Gestaltungsstudie (Otter1)
Bild

Die Vorbilder unserer Wagen, die wir versuchen im Modell nachzubauen sind meist so um die 100 Jahre alt. D.h. einzelne Teile sind repariert, ausgetauscht, per Hammer oder später per Sandstrahl vom Rost befreit, hundert Mal übergestrichen usw. Aber selbst ein brandneues oder gepflegtes Exemplar besteht aus mehr als 3 oder vier Farbtönen.

Letztendlich müssen wir uns nur mit unserem Modell vor das Original setzen und solange dran rumpinseln, sägen, kratzen, spachteln usw. bis es wie eine verkleinerte Abbildung aussieht. Der Gedanke an profane Alterung blockiert unser Denken und lenkt uns in eine völlig verkehrte Richtung. Den Sinn und die Geschichte eines Gegenstandes sollte man versuchen auszudrücken.

Welche Materialien oder Techniken dazu verwendet werden, ob Autolacke, Pigmente, Sand, Kreiden, Babypuder, Schuhcreme, Stahlwolle, Säuren, oder was auch immer, ist völlig zweitrangig. Das ist wie die Frage nach der richtigen Pille bei bestimmten Krankheitssymptomen. Die kann auch erst nach einer umfassenden Analyse beantwortet werden.

Ich meine, bei der farblichen Gestaltung von Modellen braucht es 75 % geschulte Wahrnehmung, 24% Übung und Ausbildung und 1 % Material.

Leute ohne Talent gibt es aus Prinzip nicht. Nur faule Säcke, die ihre Sinne schonen wollen.Auch ein Picasso, Rembrandt, vanGogh oder Dali hat Tausende von Bildern gemalt. Wenn man sich ein Ohr abschneidet, wird man bestimmt kein VanGogh. Aber wenn man mit Farben und Pinsel arbeitet wird man vielleicht ein Maler, vielleicht sogar soetwas wie ein Künstler. Auch da sind die Grenzen fliessend.

Um nochmals auf Bilder zurückzukommen. In Diskussionen über farbliche Gestaltung sind Abbildungen praktischer Arbeitsbeispiele auch immer bunter als alle graue Theorie.

Grüße aus dem Farbeimer

Otter 1
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fido
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Re: Wagen altern

Beitrag von fido »

Hallo SP 1,
ich fahre immer direkt Puffer-an-Puffer mit Modellkupplungen und daher ist der Glanzeffekt auf dem Puffer nur zum Fotografieren. Es würde mich wundern, wenn dick aufgetragener Lack im Betrieb überleben würde. Die Alternative ist echtes Fett auf dem Pufferteller, so wie Max das macht.

Hallo Otter,
aus Deinem Beitrag werde ich nicht ganz schlau. Ich habe ganz konkret beschrieben, mit welchem Mitteln ich die Optik des Vorbilds im Modell gestalten kann und welches konkrete Vorbild als Vorlage dient.

Ich zeige auch gerne nochmal, wie meine Techniken im Modell wirken:

Bild

Das Schwarz am Rahmen, das kein Schwarz ist, ist meine selbstgemixte Rahmenfarbe. Aber das Vorbild habe ich eben nicht getroffen.

Die Geschichte meiner Wagen ist schnell erzählt. Sie sind 40-50 Jahre alt und der Rahmen wurde zuletzt vor 15 Jahren schwarz gestrichen. Warum gerade ca. 50 Jahre? Weil meine Bahn 1950 existiert. Wären die Wagen 100 Jahre alt, hätte ich eine Museumsbahn und könnte mir das Altern sparen. Denn in diesem Fall würde es auch eine leichte Betriebsverschmutzung tun.

Aber wie mache ich nun den Rahmen? Es wird doch wohl jemand konkrete Tipps bzw. ein Rezept dazu haben. Immerhin sehen die Rahmen der meisten Güterwagen heuzutage so aus.

PS: Noch ein Tipp von mir: Wenn man Stahlräder mit dem Schwärzungsmittel für Stahl von Fohrmann behandelt, erhalten die Räder genau die richtige Farbe und sehen wie alter Stahl aus. Daher sind mir inzwischen Räder aus echtem Stahl (nicht vernickelt) wie von Hartford am liebsten.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Wagen altern

Beitrag von Otter1 »

Tach,

wenn man mal wieder vorschlägt, sich zunächst mit theoretischen Grundlagen und Schulung der eigenen Wahrnehmungsweise zu beschäftigen, erntet man Unverständnis.

OK, hier ein praktischer Vorschlag, wie man den Farbton an Fahrgestellen hinkriegen könnte. Leider habe ich gerade kein Chassis Bild zur Hand, aber bei
Willis Alkoholschmuggler LKW habe ich die Technik ebenfalls angewandt. Die Holz-Fässer im Hintergrund sind auch so behandelt.

Pola Willi Det. (Otter1)
Bild

Grundieren mit schwarzer Farbe auf Nitro oder Terpentinbasis. Falls eine Sprühdose verwendet wird, erzählt einem der Händler gerne, welches Lösungsmittel enthalten ist. Bei Autolacken ist es meist Nitro.

Einpinseln mit einer satten Lösung aus in Essig aufgelöster Stahlwolle (Die rostende Variante). Das beisst sich im Untergrung fest und das Teil sieht aus, wie kurz vor der Alteisensammlung, jedenfalls matt dunkelrötlich.

Einpinseln/waschen mit dem entsprechenden Lösungsmittel. Teilweise kommt die schwarze Grundierung wieder zum Vorschein, ist aber anthrazit bis dunkelgrau schattiert geworden. Durch das Anlösen mit dem Lösungsmittel
verbinden sich die Rostpartikel ebenfalls mit dem Untergrund. Nach dem Trocknen (Föhn) entweder nochmals Essig/Stahlwolle drauf, oder mit feinsten, verschiedenfarbigen Pigmenten (z.B. Asoa/Schmincke) abpudern. Nicht mit den groben für Zement aus dem Baumarkt.

Bei Bedarf mit einem geeigneten Mattlack fixieren, oder einfach mal eine Nacht der Luftfeuchtigkeit aussetzen. Die Farbe am Chassis wird nicht grifffest, aber das ist sie beim Vorbild ja auch nicht unbedingt. Und wenn sich etwas weiter verändert, ohne das ich einen Strich dran tue, kommt mir das sehr gelegen.


Für faule Säcke, die trotzdem gerne rostige Räder haben wollen, hätte ich auch noch einen Tipp. Einfach bei der Firma MiHa nach den neuen Rädern fragen, die es in verschiedenen Durchmessern und Ausführungen dort gibt.
(made in Germany, nix Import)

Rosträder (Otter1)
Bild

Die Achsen sind natürlich rostfrei, Die Räder rosten, wenn man sie mit Wasser einnebelt. Im Bild ist die Behandlung nach drei Tagen zu sehen. Der Langzeittest ist noch nicht abgeschlossen.

Grüße aus der Rostlaube

Otter 1
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fido
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Re: Wagen altern

Beitrag von fido »

Hallo Otter,

das liest sich sehr gut, vielen Dank für die Tipps.

Vielleicht ist es geschickt, statt einem reinen Schwarz eine andere Farbe als Untergrund zu verwenden. Ich benutzte ja gerne ein Anthrazitschwarz (Name bei Asoa, keine Ahnung welche Ral-Farbe das ist. Eventuell die 7016). Nach der RAL-Tabelle gibt es mehrere Schwarztöne:

RAL 7016 Anthrazitgrau
RAL 7021 Schwarzgrau
RAL 8022 Schwarzbraun
RAL 9004 Signalschwarz
RAL 9005 Tiefschwarz
RAL 9011 Graphitschwarz
RAL 9017 Verkehrsschwarz

Tiefschwarz dürfte das übliche Schwarz sein, das man uns verkauft. Hat mal einer die anderen Farben probiert?
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Wagen altern

Beitrag von sp1 »

Bommel hat geschrieben:Apropos Pulverfarben: Pigmente gibts in vielen Buntbahnbunttönen auch bei Modulor. [...]Und das bei einem Preis, wo man sich durchaus mal die ganze Palette gönnen darf.
Ja eeeeka, im Malereinkauf kriegst man die evtl. preiswerter, vorrausgesetzt man nimmt ganze Gebinde ab. :lol: :lol: :lol:
Pigmente gibts auch direkt ab der Farbmühle in 100g-Gebinden. Billiger als bei Modulor oder Asoa. Allerdings ist die Vielfalt derart erschlagend, daß man kaum weiss was man kaufen soll.
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Re: Wagen altern

Beitrag von Otter1 »

Tach,
Allerdings ist die Vielfalt derart erschlagend, daß man kaum weiss was man kaufen soll.
Kein Problem, nur die wo auch was von Modellbau drauf steht darf man kaufen. Die für Baugröße N oder HO sind natürlich überhaupt nicht geeignet.Unbedingt auf den Unterschied zwischen Regel- und Schmalspurpigmenten achten. Sonst wird das nie nix.

Vorsicht, in Modellbahnkreisen sind Fälscher unterwegs, die Sand, Zement, Babypulver, Backpulver, Staub aus Staubsaugern, Kalk, Gesteinsmehl, Saucenbinder etc. zu überhöhten Preisen anbieten. Solche Materialien werden zwar von einigen exzentrischen Modellbahngestaltern verwendet, sind aber nicht Pigmente im Sinne der hier erwähnten F A R B Pigmente.

Grüße

Otter 1
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