Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

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Moderator: GNEUJR

elias
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von elias »

Hallo Walter,
nach der Auswertung der spärlichen Unterlagen aus verschienenden Jahren über den Fahrzeugbestand gehe ich davon aus, dass es keinen Schneepflug gab. Wenn die Witterungsverhältnisse es erforderlich machten, wurde wohl der Beitrieb eingestellt, zumal gerade dann bei den großen Vereisungen des Wattenmeeres auch keine Fähren verkehrten.

Viele Grüße
Wolf
Dampfwalter
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Dampfwalter »

Detektivarbeit bei der Quellenauswertung

Neben den bereits bei meinem Beitrag zur "Benzollok 789 der Straßenbahn Schöneiche" gelisteten Quellen habe ich meine Recherchen hauptsächlich auf folgende Quellen bzw. Literatur abgestützt:

1. "Die Juister Inselbahn" von Egbert Nolte, Kenning Verlag, 1998 [Hauptquelle]
20231202_085546.jpg
2. https://www.juist-bilderbuch.de/frame.h ... lupe3.html [Hauptquelle für Fotos, man kann in verschiedenen Alben mit ca. 80 Fotos zur Inselbahngeschichte blättern, Vorsicht Seite ist nicht sicher und die Bilder lassen sich erst nach heruntersetzen der Sicherheitseinstellungen anschauen]

3. https://www.kdtroeger.de/sma0015.htm Album zur Inselbahn Juist

4. Die Nordsee-Inselbahnen, Hans Wolfgang Rogl, alba Verlag, 1996

5. Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 2 Niedersachsen, Gerd Wolff, Verlag Wolfgang Zeunert, 1973

6. Eigene Fotodokumentation der Grubenbahnlok B4 (1905) im Feldbahnmuseum Frankfurt (Leihgabe des Deutschen Museums) mit freundlicher Führung durch Herrn Grassel

Um die Bilder zu verstehen, ist es sehr hilfreich, diese in den historischen Kontext zu setzen. Insgesamt waren die Benzin-Lokomotiven auf Juist recht erfolgreich und wurden dort mit kleineren Umbauten bis zu 40 Jahre im Einsatz gehalten. An anderen Stellen (Straßenbahn Schöneiche, Straßenbahn Venlo) wurden sie bereits nach wenigen Jahren durch elektrische Lokomotiven ersetzt wurden. Die Lokomotiven standen außerdem im Wettbewerb bei personenbefördernden Kleinbahnen zu den wesentlich erfolgreicheren Kastendampflokomotiven.

Worin begründete sich nun der Erfolg der Deutzer Lokomotiven auf Juist?

Der Hauptgrund ist meines Erachtens, dass die Insel nur einmal täglich bei hoher Tide angefahren werden kann und konnte. Es gab also nur eine Fahrt zum Anleger zur Personenbeförderung. Da die Schiffe erst am nächsten Tag wieder abfuhren, hatte man auch ein paar Stunden Zeit für Materialtransporte, wobei diese in der Anfangszeit aber zumindest teilweise mittels Loren, die von Hand über die Gleise geschoben wurden, erfolgte. Da die Lokomotiven also nur einen kleinen Teil des Tages auf der ohnehin kurzen Strecke (anfänglich 2318 m, davon ca. 900 m im Wattenmeer als Pfahlbaustrecke) fuhren, wäre eine Dampflok wesentlich aufwendiger im Unterhalt und Betrieb gewesen. Für eine Elektrifizierung fehlten noch eine leistungsfähige Stromerzeugung und es gab sicherlich auch Vorbehalte/Probleme mit elektrischem Strom und dem Betrieb der nicht selten überfluteten Gleise. Die ebenfalls schon existierende Akkulokomotiven waren vermutlich viel zu schwer für die Pfahljochstrecke.
Auch die übrigen Rahmenbedingungen waren für die recht leistungsschwachen Lokomotiven günstig. Die Strecke verlief praktisch völlig eben und die langsame Fahrt (im Schubbetrieb ca. 4 km/h, im Zugbetrieb ca. 12 km/h) über die Pfahljochstrecke gehörte schon zum Urlaubserlebnis dazu und wurde z. B. mit Fotohalten unterbrochen. So konnte die Lokomotive Ricklef (11-12 PS je nach Quelle) wohl recht problemlos ab 1899 die drei Kaltblutpferde aus der Pferdbahnzeit (1898) ersetzen.
gal_ju4_002.jpg
Zuletzt geändert von Dampfwalter am So 3. Dez 2023, 07:02, insgesamt 1-mal geändert.
Dampfwalter
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Dampfwalter »

Insgesamt stehen mir derzeit nur relativ wenige Bilder von beiden Lokomotiven zur Verfügung. Diese bilden auch nicht alle Seitenansichten ab und datieren zu verschiedenen Jahren bzw. Umbauzuständen der Lokomotiven. Die meisten Abbildungen sind von der Seeseite und zeigen dann stets die einzige Zugangstüre für den Lokführer, da die Lokomotiven zwar umgesetzt, aber nicht gewendet werden konnten. Wenige Bilder zeigen die Ansicht von vorne vom Bahnsteig aus. Die meisten Bilder sind leider relativ unscharf. 3 Bilder gibt es in einer nachkolorierten Variante.

Auf den ersten Blick sehen beide Lokomotiven sehr ähnlich aus und weisen auch einige gemeinsame technische Merkmale auf. Im Auslieferungszustand waren beide Lokomotiven unverglast und hatten ein freischwebendes Dach, dass von acht Säulen getragen wurde. Wenn sie länger abgestellt wurden, wurden die Lokomotiven zum Schutz vor Witterungseinflüssen mit einer Plane abgedeckt. Weitere gemeinsame Merkmale waren: Fehlen einer Beleuchtung, einer Sandstreueinrichtung, einer durchgängigen Bremse, einer äußerlich sichtbaren Glocke/Signaleinrichtung und von Schienenräumern. Auch habe ich keinerlei technische Anschriften auf den Fotos entdecken können.

Sicher zu identifizieren war zunächst nur Lok "Adolf" von 1902. Es ist bekannt [Nolte [1] und Lokomotivverzeichnis Mertens], dass diese Lok die Fabriknummer "49" der Fa. Deutz trug, die auf folgendem, ausnahmsweise recht scharfen Bild recht gut zu erkennen ist:
sma00150017.jpg
Das Schild unter der "No. 49" kann man mit Hilfe eines sehr ähnlichen Schildes der Lok B4 im Feldbahnmuseum Frankfurt und den Angaben von Nolte [1] zum Motor (Typ L24, 24 PS, Nr. 32200) "entschlüsseln":
20230211_113510.jpg

Die Aufschrift muss daher lauten
GASMOTOREN - FABRIK
No. 32200 DEUTZ PATENT

Die Lok Riklef wird ein vergleichbares Schild auf der Innenseite am Armaturenbrett mit der Motornummer 25297 erhalten.
Die eigentliche Loknummer "16" wurde bei den frühen Deutz-Lokomotiven nicht angebracht.

Später wurde die Lokomotive Adolf noch an der rechten Seite auf der Schwungradabdeckung in weiß auf schwarzem Grund beschriftet mit "Kleinbahn Juist" und darunter "No. 2" (bei [1] ist ein schärferes Bild vorhanden)
deutz_49_01.jpg
Bahnhof vom Wattenmmeer Peters Logirhaus links.png
Die Lok Ricklef lässt sich am einfachsten in der Ansicht von rechts-vorne an folgenden Merkmalen von der Lok Adolf unterscheiden:
Die Dachträger sind keine geschwungenen Gussteile, sondern gerade bzw. einfach gebogene Stahlträger (1). Der Dachüberstand ist geringer. Ersatzweise sind die Säulen mit geschwungenen Elementen verstärkt (2). Interessant ist, dass die Lok Ricklef umlaufende Dachrinnen (3) und, wenn man sehr genau hinschaut, Wasserspeier an den Ecken (4) aufweist. Weiterhin fehlen die Handgriffe am Einstieg (5) und äußerlich sind an der Vorderseite keine Lokschilder (6)zu sehen. Die Lok Ricklef ist außerdem etwas niedriger (7)als die Stilkenboom Personenwagen, bei der Lok Adolf verhält es sich umgekehrt. Einige weitere Details können aufgrund Unschärfe und perspektivischer Verzerrung nicht sicher erkannt werden. Wahrscheinlich verliefen die Türen zur Abdeckung des Schwungrades über die gesamte Höhe (8) und evtl. war der hintere Bereich nach oben gerundet (9).
Ricklef7.png
Von der rechten Seite verfüge ich nur über ein winziges Bild der "ursprünglichen" Ricklef. Hiernach sieht es so aus, dass die linke (zum Land weisende) Seite völlig gerade verlief. Das Bild ist allerdings retouchiert und zusammengesetzt (Fotomontage). Es zeigt jedoch den Zug in der Fassung, wie ich ihn nachbauen möchte.
Peters Logierhaus 1900 Fotomontage.jpg
Mittels der o. a. Merkmale kann die Lok Ricklef auf vielen Bildern gut erkannt werden und es zeigt sich, dass in den oben genannten Büchern mitunter die Lokomotiven auf den Bildern wahrscheinlich falsch zugeordnet sind.
Dampfwalter
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Dampfwalter »

Unter Beachtung der o. a. Merkmale habe ich das Gehäuse fertiggestellt. Es ließen sich allerdings nicht mehr alle Merkmale, insbesondere die linke "gerade" Seite anpassen. Grund ist, dass die Abdeckung im "Adolf"-Style sowohl das Wendegetriebe als auch die Kettentransmission zur Kupplungsachse abdeckt, so dass ich von einem Umbau hier abgesehen habe.
Insgesamt aber lässt sich Ricklef, gerade durch das charakteristische Dach, gut erkennen. Im Fahrbetrieb wird später auch fast nur noch die rechte (weitgehend richtige) Seite zu sehen sein.
20231202_173104.jpg
20231202_173111.jpg
20231202_173133.jpg
DSC08863.JPG
DSC08866.JPG
Die unteren beiden Bilder zeigen noch meinen ersten Dachentwurf im Design von Adolf. Das Dach war aber im Fotovergleich mit dem Original nicht stimmig und wurde eingekürzt (seitlich jetzt 3 statt 6 mm Überstand, Stirnseiten 6 statt 12 mm) und mit Dachrinnen und Wasserspeiern versehen.

Im nächsten Schritt geht es jetzt ans Zerlegen und Lackieren. Die Treppenstufe werde ich noch einmal deutlich schlanker neu anfertigen.
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Henner (Henry)
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Henner (Henry) »

Walter,
Dein "Versuch" ist ja ganz toll geworden. Meine Glückwünsche dazu. Ich habe zwei Fragen/Anregungen: Hast Du als Treibstoff mal "Aspen" aus dem Baumarkt versucht? Dies ist ein fertiges Gemisch (also mit Öl) für kleine Motoren. Meine chinesische Hit&Miss Maschine läuft damit sehr gut und springt auch leicht an. Zum zweiten: Ich hatte kein Glück mit meiner Lok und Fernsteuerung (2,4GHz Spektrum). Es hat mir sogar einen Empfänger zerschossen, obwohl er ca. 10cm von der Lok entfernt war. Was hast Du gemacht bzw. gab es bei Dir keine Probleme?
Gruss
Henner (Henry)
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Dampfwalter
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Dampfwalter »

Hallo Henner,
also....

von Aspen Benzin habe ich schon Gutes gehört, aber keine eigenen Erfahrungen gemacht. Ich verwende seit einigen Jahren Coleman Benzin (von Jan Ridders empfohlen), was auch ein sehr sauberes, wenig riechendes Benzin (eigentlich für Campingbrenner) ist.
Ich setze 1:20 halbsynthetisches 2-Takt Öl zu. Im Kurbelgehäuse schmiere ich mit 1 ml von dem Zweitaktöl. Dies soll insbesondere der Pflege des Viton-Kolbenringes (noch mein Erster, habe aber Ersatz) dienen. Mit dem Startverhalten bin ich zufrieden, werde aber auf jeden Fall mal das Aspen Benzin testen. Danke für den Tipp.

Mir ist auch schon 1 Empfänger durchgebraten. Deshalb ist Deine Frage sehr berechtigt. Meines Erachtens liegt es am nicht abgeschirmten Zündkabel (Stecker kann man die Gummihülse wohl nicht nennen). Ich hatte diese Probleme auch mit anderen Eigenbaumotoren, wie meinem "Puppy" Zweitaktmotor mit selbstgebauter Zündanlage auf Basis eines elektronischen Gasanzünders nach Jan Ridders (hier ein Link zum Video des Motors: https://youtu.be/4iGY6k9LidQ?si=e8w9ikzDFRZjGTLl). Abhilfe kann man auf dreierlei Weise schaffen.

1. Die Gummihülse mit Alupapier umwickeln, hilft erstaunlich gut. Problem dabei ist, falls der Motor absäuft und man die Zündkerze rausschrauben möchte, geht die Alu-"Konstruktion" kaputt, außerdem besteht das Risiko, das sich selbstständig machende Alufolie irgendwo einen Kurzschluss verursacht. Ich habe die Alufolie deshalb wieder entfernt.

2. Zündkabel so kurz wie möglich halten und ggf. auch abschirmen. (dabei hab ich es übertrieben, und musste wieder ein Stück ansetzen :oops: )

3. Empfänger abschirmen. Bei mir steckt der Empfänger am entferntesten Punkt von der Zündkerze unter dem vorderen Armaturenbrett. In Richtung Zündkerze ist er durch die Halterung des Armaturenbrettes (0,5 mm Alu) abgeschirmt. Nach vorne ist es aber noch offen. Bei abgenommenen Gehäuse zucken die Servos sehr unschön wie man im Video sehen kann. Wenn man aber das Gehäuse aufsetzt, reicht die Abschirmung aus und das Zucken der Servos hat ein Ende. Für den HF-Empfang habe ich einen Luftspalt von ca. 2 mm zwischen Empfängerverkleidung und Messinggehäuse gelassen. Hier mal ein paar Bilder:
DSC08874a.JPG
20230823_162239a.jpg
20230823_162003a.jpg
Wenn der Motor beim Starten jetzt mal absäuft (meistens wegen leeren Zündbatterien), schraube ich die Zündkerze nicht mehr raus, sondern gehe wie folgt vor: Tank leeren (mit Spritze absaugen), Mit Akkubohrschrauber mal ordentlich ca. 30 s durchpusten (Anlassen ohne Benzin). Hierbei ist es sicher auch gut, wenn Öl im Kubelgehäuse die Kolbenschmierung unterstützt. Benzin + neue Batterien einsetzen und dann klappt es fast immer. Am fertigen Modell werde ich noch einen Stecker zum Messen der Zündspannung anbringen, um dergleichen Ungemach zu vermeiden. Da ich mit diesem Startmodus nach Absaufen kaum noch die Zündkerze rausschrauben muss, werde ich dann am finalen Modell die Zündkerze wieder abschirmen. Damit sollten auch die Störungen bei geöffneten Gehäuse vorbei sein. Ein bleibendes Problem der Zündanlage ist tatsächlich der ausgeprägte Stromhunger, der Ruckzuck (ca. 30-60 min mit RC) die 4 AAA-Batterien leersaugt. Mit Akkus habe ich noch schlechtere Erfahrungen gemacht. Deshalb verwende ich ausschließlich Batterien. Da die Zündanlage nur 4,5 V braucht, ist ein kleiner Spannungswandler (step down) integriert, der im seitlichen Bild zu sehen ist.

Viele Grüße Walter
Dampfwalter
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Dampfwalter »

Gehäuse zum Dritten

Also, ich habe noch mal nachgedacht und mich entschlossen auch die linke Seite von Ricklef originalgetreu (gerade) zu bauen. Der Plan ist jetzt folgender: Ich werde ohnehin noch die zweite Lok (Adolph) bauen, Hierbei baue ich dann das Unterteil von Ricklef passend zu diesem Gehäuse, also mit kleinerem und nicht überstehenden Wendegetriebe.
Für die vorhandene Lok wird dann noch einmal ein Gehäuse, genau passend zu Adolph gebaut. Zusammen sollte das dann 2 stimmige Lokomotiven ergeben.

Bleibt noch die Frage wie das Gehäuse anpassen? Ich habe mich hierzu zur "Operation" am intakten Gehäuse entschieden.
die Zierleisten wurden mit einem kleinen Bunsenbrenner vorsichtig erwärmt und abgenommen. Sodann wurde das Gehäuse mit einem 60 mm Maschinenschraubstock auf meiner Emco Unimat fixiert und exakt ausgerichtet. Der Schnitt (Tiefe 0,7 mm, Blechstärke 0,5 mm) wurde mit einem Scheibenfräser (Proxxon 50 mm Metallsägeblatt auf Aufspanndorn) und viel Schneidöl dann in einem Zug durchgeführt. Hier 2 Abbildungen von der Operation "Kappung":
DSC08897.JPG
DSC08900.JPG
Das Ergebnis war recht erfreulich. Es waren im Wesentlichen nur noch Entgraten und geringe Spachtelarbeiten an den Säulen (eine musste nachgeklebt werden) erforderlich. Die neue gerade Zierleiste war schnell angebracht und heute ging es ans Lackieren in RAL 7011 Eisengrau (2x mit 2-K-Lack seidenmatt. Zuerst wurde die Fenster abgeklebt, dann die Innenseite lackiert, Die Maskierung abgenommen und das Modell (mit allen übrigen zu lackierenden Teilen) von außen lackiert.

DSC08905.JPG
DSC08904.JPG
Dampfwalter
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Dampfwalter »

Baubericht Schritt für Schritt:

bevor ich mit dem Baubericht anfange, bringe ich Euch noch einen nachträglichen Weihnachtsgruß und ein Video des fertigen Modells:
Weihnachtsgruß: https://www.youtube.com/shorts/gADyUXtwZNQ
Erster Fahrtest der fertigen Lok: https://www.youtube.com/watch?v=itx70mBLHHY&t=19s

Angefangen habe ich mit den Rädern.
Zunächst wurden die Radsterne im Sandgussverfahren mit einem selber hergestellten Modell gefertigt. Die Oberflächen des Modells müssen so glatt wie möglich hergestellt werden und dürfen keine Unterschneidungen haben.
Mein Schmelzofen erreicht nur knapp die erforderliche Gusstemperatur für dünne Teile (z.B. Radspeichen), so dass im Modell groß dimensionierte Fluss- und Entlüftungskanäle vorgesehen werden müssen. DEshalb ruhen die Speichen auch auf einer Scheibe, die später weggedreht wird.

Hier ein paar Bilder der Herstellung der Radsterne:
20230317_161635.jpg
Mit Graphitpuder bestäubtes Modell incl. Zentrierstücken in der Sandgussform

20230317_161832.jpg
nach dem Feststampfen des Sandes werden die Zentrierstücke entnommen und durch gestampften Sand ersetzt

20230317_162207.jpg
fertig verdichtete Form

20230317_162324.jpg
Form gewendet und Schraube zum Ausziehen eingedreht

20230319_115934.jpg
Herstellung des Oberteils mit Gusskanal (der späteren Achse) und 2 Entlüftungskanälen nach dem Einstampfen des Formsandes wird das Oberteil aus der Form genommen und auf der Oberseite wird noch mit einem Teelöffel ein Eingusstrichter geschnitzt. Die Formen werden zusammengesetzt und mit Tesakrepp zusammengehalten.. Die Form ist in diesem Zustand ohne weiteres über einige Tage lagerbar. Der Schwerkraftguss erfolgt bei mir bei ca, 1000 ° C nach dem Entfernen der Schlacke.

20230319_182402.jpg
Fertigungsstufen: Modell, Sandform des Radsterns, Rohguss mit abgesetzten Guss- und Entlüftungskanälen (werden wieder eingeschmolzen) und Zustand des fertigen Radsterns nach dem Drehen.


Da die Wagenräder etwa die gleiche Dimension wie die Lokräder haben, habe ich gleich mal die Radsterne für den kleinen Zug (36 Stück mit Reserve) hergestellt.

Nach dem Ausdrehen werden die Radsterne brüniert (entfettet, mit Zitronensäure geätzt, und mit Regner Brüniermittel gefärbt). Die Radsterne werde so gedreht, dass sie mit 3 Papierstückchen in den Radreifen geklemmt werden können (Isolierschicht). Die Klebung erfolgt mit Uhu Endfest bei 100°C 30 min. Wichtig: Die Achslöcher dürfen erst ganz am Ende auf der Drehbank gebohrt und aufgerieben werden. Der aller letzte Schritt ist das Einbringen der Befestigungslöcher (M3).
Major Tom
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von Major Tom »

Hallo Walter,

danke für die ausführliche Beschreibung, regt sehr zum Ausprobieren an.

Die graue Lackierung passt zur damaligen Farbgebung. :top:

Grüße, Dieter
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jc94
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Re: Versuch einer Rekonstruktion der Benzinlokomotive Ricklef der Inselbahn Juist

Beitrag von jc94 »

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