Bauprojekt L60E

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

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bimmelkutscher
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Bauprojekt L60E

Beitrag von bimmelkutscher »

Hallo in die Runde,

an dieser Stelle möchte ich nach langer Zeit mal wieder einen Baubericht veröffentlichen. Meine bisherigen Bauprojekte hatte Straßenbahnen zum Vorbild. Doch inzwischen hat sich mein Interesse auf Feld- und Schmalspurbahnen intensiviert. Demzufolge ist auch in dieser Richtung eine kleine Fahrzeugsammlung entstanden. Ein Experte auf diesem Gebiet bin ich immer noch nicht und werde es wohl auch nicht werden, doch alles zusammen machen mir auch diese Züge viel Freude und Spaß.

Im Spätsommer 2023 wuchs in mir der Wunsch nach einer Schmalspur- Diesellokomotive. Es sollte eine sein, die zu meinen sächsischen Personenwagen passt. Durch Recherchen im Internet entdeckte ich die L45H, die aber erst nach 1990 in Sachsen zum Einsatz kam. Gab es denn da gar nichts in dieser Richtung vor 1990? Kann doch nicht sein, oder?

Weitestgehend unbekannt ist die für die DDR-Schmalspurstrecken entwickelte und als Nachfolger der L45H anzusehende Lokomotive L60E. Weil man fast nichts über die Lok findet, hier erst mal ein geschichtlicher Abriss:

L60E - Die Geschichte einer Lok, die es nie gab

Schon seit den 1970er Jahren wollte die Deutsche Reichsbahn der DDR ihre immer noch im täglichen Einsatz befindlichen Dampflokomotiven auf den Schmalspurstrecken durch moderne Diesellokomotiven ersetzen. Nachdem aus Mangel an heimischen Fertigungsmöglichkeiten und aus finanziellen Gründen der Import aus dem westlichen Ausland ausgeschlossen wurde, wurde ein Teil der vorhandenen Dampflokomotiven modernisiert und blieb so weiter im Einsatz.

Doch richtig zufrieden war man mit dieser Lösung nur bedingt, so dass Anfang der 1980er Jahre noch einmal die Bemühungen nach einem Traktionswechsel auf den Schmalspurstrecken neue Fahrt aufnahmen. Grobe Überlegungen gab es ja bereits und man begann, alles noch einmal zusammen zu tragen und zu konkretisieren. Die Maschinen sollten, wegen der nicht immer optimalen Gleisführung, auf Drehgestellen fahren und zwischen 600 und 750 PS leisten können, damit sie sowohl im Personenzug-, als auch im Güterzugdienst einsetzbar waren. Die Achslast wurde auf 10 t begrenzt, die Fahrzeuglänge auf maximal 11,5 Meter.

Zusammen mit den Konstrukteuren des rumänischen Fahrzeug- und Maschinenherstellers FAUR entwickelte ein Jugendkollektiv des VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ Hennigsdorf (LEW) eine Lokomotive, die eine Weiterentwicklung der bereits im Bau befindlichen L45H sein sollte. Der konstruktive Nachteil des in der Mitte angeordneten Führerstandes der L45H sollte allerdings vermieden werden, so dass die neue Konstruktion Endführerstände erhalten sollte. Der nun dieselelektrische Antrieb bedingte auch neu konstruierte Drehgestelle. Der Lokrahmen war an seinen Enden so gestaltet, dass sowohl Scharfenberg- als auch Trichter- oder Balancierhebelkupplung angebracht werden konnten. Die Spurweite konnte von 750 mm bis 1000 mm gewählt werden. Zudem war für schwere Lasten auch ein Traktionsbetrieb möglich.

Der Bau der ersten zwei Prototypen sollte 1984 noch vor dem Auslaufen der Produktion der L45H beginnen. Der Serienbau von zunächst 30 Maschinen sollte zwei Jahre später, im Jahre 1986 anlaufen und 1992 beendet sein.


Wie wir heute wissen, wurde keine dieser Lokomotiven je (fertig) gebaut. Die wahren Gründe dafür sind bis heute nicht in Erfahrung gebracht worden. Es gibt einige Spekulationen über das Warum und Weshalb, doch eine eindeutige Erklärung liefern diese auch nicht und sollen deshalb hier auch nicht genannt werden.

Auch wenn es nie eine Vorbildlok gab, reizte mich diese Lokomotive, so dass ich ihre Umsetzung ins Modell beschloss.

Bevor die ersten Bauteile zugeschnitten wurden, mussten die Zeichnungen erstellt werden.

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Seitenansicht des Modells

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Seitenansicht- und Draufsicht des Modells

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Seiten- und Frontansicht des Modells

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Konstruktiver Aufbau des Lokmodells

Der Bau ist inzwischen weit fortgeschritten, so dass ich in den nächsten Wochen an dieser Stelle weiter über den Bau des Modells berichten werde.

Bis dahin, viele Grüße vom Andreas
Zuletzt geändert von bimmelkutscher am Di 9. Apr 2024, 00:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Regalbahner
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Re: Bauprojekt L60E

Beitrag von Regalbahner »

Moin Andreas,

also ich hätte der Maschine aber noch wenigstens einen Einholmstromabnehmer gegönnt,
was auch besser zur Front passen würde und dann wäre sie fast eine Eier legende Wollmilchsau
unter den Schmalspurlokomotiven :lol:

Viele Grüße aus dem hohen Norden
Christoph
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Carsten
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Re: Bauprojekt L60E

Beitrag von Carsten »

Hallo Andreas,

ich freue mich auf den Baubericht der aufwändigen Aprilscherzlok.

Viele Grüße
Carsten
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bimmelkutscher
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Re: Bauprojekt L60E

Beitrag von bimmelkutscher »

Hallo in die Runde,

zu jeden Aprilscherz gehört auch dessen Auflösung! :) Nun ja, als Aprilscherz war das Projekt ursprünglich gar nicht gedacht, bot sich aber nun doch an, da die Lok und deren Geschichte frei erfunden ist. :bgdev: Doch wie kam es dazu?

Der Wunsch nach einer großen Schmalspur- Diesellok reifte im letzten Sommer wirklich in mir. Die wohlbekannte österreichische Baureihe 2095 ist schon in meinem Bekanntenkreis vertreten, so dass ich nicht die gleiche Lok besitzen wollte. Ein anderes Vorbild sollte es sein. Bei der Recherche im Internet entdeckte ich die L45H, die mir bis dahin unbekannt war. Auf den ersten Blick nicht ganz so mein Geschmack, doch hat diese Maschine auch ihren Reiz.

Ich grübelte weiter und irgendwie kam mir dann der Gedanke, eine Diesellok zu bauen, die Designmerkmale der DR BR 243 besitzt. Diese Normalspurlok ist einer meiner persönlichen Favoriten, was das Erscheinungsbild angeht. Ich schrumpfte also diese Lok auf etwa die Maße der ÖBB 2095 und übernahm ein paar Details auch von ihr.

Am Computer entwarf ich mehrere Varianten, um am Ende eine stimmig wirkende Lokomotive zu erhalten. Der Papierausdruck gefiel mir so gut, dass ich beschloss, diese Lok zusammen mit der L45H zu bauen.

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Stimmen die Proportionen? Der Vergleich mit anderen Fahrzeugen hilft.

Während die ersten Teile zusammengebaut wurden, dachte ich mir die Geschichte zur Lok aus, wie es hätte damals sein können. Eigentlich schade, dass es nur Fantasie ist. Auf den Schmalspurstrecken in Sachsen, auf Rügen oder im Harz hätte diese Lok bestimmt gute Dienste geleistet und wäre ein beliebtes Fotomotiv gewesen. :smt119

Nach der zugegeben langen Vorgeschichte kommen nun die ersten Bilder vom Bau des Modells. Angefangen habe ich mit den Antriebsdrehgestellen. Diese stammen von US-Train und wurden mit einer Aufnahme für den Drehzapfen (Maschinenkopfschraube M6) und die Kupplung versehen.

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Der Motorblock von US-Train dient als Antrieb.

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Kontrolle, ob die Höhe der Kupplung stimmt.

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Zwei der Antriebe gehören zu diesem Modell.

Soviel für heute!

Andreas
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Re: Bauprojekt L60E

Beitrag von Kellerbahner »

Hallo Andreas,

da schließe ich mir Carsten an:

ich freue mich auf den Baubericht

auch aufgrund Deines netten ´Einsteigers´ und auch wegen Deiner Drehgestell Konstruktion - ganz nach meinem Geschmack …

… und weil auch mir die US Trains Motorblöcke gute und verlässliche Dienste leisteten bzw. immer noch leisten.

Also: gutes Gelingen mit den weiteren Schritten für die

fast eine Eier legende Wollmilchsau unter den Schmalspurlokomotiven

wünscht Dir der

Kellerbahner
Schaffe, schaffe, Häusle baue ...
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bimmelkutscher
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Re: Bauprojekt L60E

Beitrag von bimmelkutscher »

Hallo zusammen,

erst mal Danke für den netten Zuspruch. :D

Heute nun die nächsten Schritte im Lokomotivbau. Nachdem die Antriebe ihre Drehzapfen erhalten hatten, wurde die Bodenplatte angefertigt. Hier leistet immer noch das Material alter Linienschilder gute Dienste. Nun wurde das Verhalten der Kupplung bei verschiedenen Gleiskonstruktionen getestet. Da gab es keine Probleme.

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Die Antriebe wurden zu Testzwecken mit der Bodenplatte verbunden. Die breitere (rechts im Bild) gehört zu dieser Lok.

Am Computer wurden die beiden Füherstandsrückwände kreiert, anschließend auf Etikettenpapier ausgedruckt und auf die Rückwände aufgeklebt.

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Viele Schalter, viele Knöpfe und die Tür zum Maschinenraum.

Danach wurden zwei Ballastgewichte aus der LGB OTTO-Lok zusammen mit einem Sperrholzbrett mit der Bodenplatte verschraubt.

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Blick auf die Zwei Zylinder. :shock:

Nun folgen noch zwei weitere Zwischenwände, die später nicht sichtbar sind aber zur Stabilität des Lokkastens beitragen. Alle vier Zwischenwände haben am unteren Ende Verstärkungen bekommen, um dort die Bodenplatte sicher anschrauben zu können.

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Das Innenleben des Lokkastens.

Genug für heute, bis zum nächsten Mal!
Andreas
KTW_1960
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Re: Bauprojekt L60E

Beitrag von KTW_1960 »

Hallo Andreas,

ich mag die Lok und freue mich auf die Fortsetzung Deines Bauberichts.

Grüße

Klaus
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bimmelkutscher
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Re: Bauprojekt L60E

Beitrag von bimmelkutscher »

Hallo zusammen,

heute sind die zwei Bedienpulte oder Führerstandstische an der Reihe. Die einzelnen Teile wurden wieder aus Kunststoffplatten verschiedener Stärken hergestellt, zusammengeklebt und lackiert. Die Anzeigen, Schaltelement und Klappen wurden am Computer entworfen und wieder auf Etikettenpapier ausgedruckt und anschließend aufgeklebt. Am Ende wurde das Schaltrad und der Bremshebel angebracht.

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Der Rohbau vom Bedienpult entsteht.

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Erst wird lackiert und dann die Aufkleber angebracht.

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Nachdem Schaltrad und Bremshebel montiert sind, ist das Ganze fertig für den Einbau.

Soviel für heute. Beste Grüße vom...
Andreas
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