Wer rastet der rostet

Werkzeuge, Materialien, Tipps & Tricks, Wie mache ich was?

Moderator: fido

Benutzeravatar
fido
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 10520
Registriert: Mi 19. Feb 2003, 21:34
Wohnort: Herbipolis
Kontaktdaten:

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von fido »

Hallo Max,

ich würde an Deiner Stelle die Investition in ein Asoa Verwitterungs-Set Farbpuder mit 9 x 100 ml Pigmente für Eur 28,00 riskieren. Das ist eine gute Basis für Rost und Holz in verschiedenen Verrottungsstufen. 90% meiner Verwitterungen sind damit gemacht. Als Endfinisch genügen meistens nur Sandgelb für den Bremsstaub und ein paar weitere rostige Töne aus dem Airbrush.

Hier ein Beispiel:
Bild
:runningdog: Viele Grüße, fido
Benutzeravatar
squirrel4711
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1935
Registriert: Fr 21. Feb 2003, 22:27
Wohnort: auf dem Land

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von squirrel4711 »

Hallo Jungs,
nu seit mal nicht so ungeduldig. Gut Rost will Weile haben. Wenn es nur um das Endprodukt (Fe2O3) gehen würde könnte man sich in der Tat mit Besen und Schäufelchen nach Krefeld Uerdingen begeben. In der Friedensstrasse liegt das Zeug seit Jahren auf jedem cm Boden. Das sind dann die Pigmente, die ohne den Werkschutz zu beachten, einfach dem Produktionsprozeß entfleuchen. Sieht schon sehr rostig aus die Gegend.
Meine Versuche zielen in Richtung "Einmalanstrich" mit Alterungsergebnis in verschieden nuancierenden Farben. Nachfolgendes Bild (aus der Galerie) zeigt mal eine Möglichkeit auf :

Versuchsobjekt Tankwagen Leitern und Bühne (squirrel4711)
Bild

Im Bereich des Rahmens wurde nur einmal mit "unvollständig verrostetem" und teilweise maskiertem Abrazorost gestrichen. Farbnuancierungen sind hier deutlich zu sehen obwohl nur einmal aufgetragen wurde. Die aplizierten Ölspuren stammen ebenfalls aus einem Auftrag.
Sollte das reproduzierbar gelingen wäre das eine wesentliche Erleichterung gegenüber der Pulverfarbentechnik in Klarlackspuren.
Die Rezepturen und Anleitungen wird es dann demnächst im "rostigen Ordner" geben.
Für diejenigen die mit farblicher Gestaltung nicht warten können empfehle ich zur Zeit den Griff zu Eierfarben und den Produkten des heimischen Hühnerstalls.
Die Local :bia: Bahn Gesellschaft :meeting: wünscht einen schönen Tag Bild
Wer aufhört Fähler zu machen lernt nicht mehr dazu
Benutzeravatar
Otter1
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 2583
Registriert: Sa 22. Feb 2003, 13:15
Wohnort: Krähwinkel

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von Otter1 »

Tach,

inzwischen driftet der Thread vom Rostthema leider in allgemeines Gestalten ab. Da ist sicherlich nichts gegen zu sagen, aber es wäre natürlich toll, wenn die Leute, die so allgemeine Tipps geben, auch mal zeigen, wie sie mit den Materialien umgehen, oder was sie gerade Darstellen wollen.
Mit der Information, Pigmente im Laden für Künstlerbedarf zu kaufen, kann der durchschnittliche Leser nichts anfangen. Und wenn er vor den Regalen mit hunderten von Pigmentdosen steht, noch weniger.

Bei der Gestaltung von Modellen, in Deutschlad gerne pauschal mit Altern bezeichnet, macht die Mateialauswahl höchstens 5 % aus. Der Rest ist Können und Training.

Die Asoa Farben kannich ebenfalls sehr empfehlen, zudem die Pulver wesentlich feiner gemalen sind, als handelsübliche Pigmente aus dem nächsten Farbladen.

Wer aber nur mal ausprobieren möchte, ob er überhaupt mit dem Medium umgehen kann oder mag, sollte sich ein paar Stangen Künstlerpastellkreide
besorgen und die fein zermalen. Die Pigmente können dann per Finger oder Pinsel aufgetragen und in matte Untergründe eingearbeitet werden.


Queen Mary (Otter1)
Bild
LGB Porter, Ex-Rusty.ergänzt durch Holzteile, Ozark & Precision Scale Messing und Zinnteile., Farbgestaltung vorwiegend mit zermalenen Künstlerkreiden.

Natürlich sollte man sich bei der Gestaltung ein paar Gedanken machen, wie alt das Modell gerade sein sollte und in welchem Umfeld es sich bewegt hat.

Bachmann Shay (Otter1)
Bild

Gestaltung mit matten Humbrol Farben, 2 Komponenten Rost, Künstlerkreiden,
Petroleum, Öl, plus Zahn der Zeit.

Wer es noch genauer wissen will, sollte sich in die Geschichte der Farben und Lack Herstellung vertiefen. Bis in die Zwanziger Jahre waren z.B. keine glänzenden Farblacke im Angebot. Glanz wurde durch einen Auftrag von glänzendem Klarlack erzeugt. Zusätzlich wurden, zumindest Personenwagen, halbjährlich mit Leinöl abgerieben.

Generell sollte man bei der Gestaltung von größeren Modellen darandenken,
eine gewisse Dreidimensionalität zu erziehlen. Reine Farbaufträge, sei es mit Airbrush oder Pinsel, wirken normalerweise zu flach. Viele Leute, die sich mit Gestaltung beschäftigen oder über "Alterung" schreiben, sind noch viel zu sehr im HO-Denken verhaftet. Aber ein Modell im Maßstab 1 : 22,5 ist 64 Mal größer als ein entsprechendes HO Modell.
Allerdings gibt es keine verbindlichen Regeln. Letztendlich geht es nur um Wahrnehmung von Wirklichkeit und Interpretation derselben im Modell. Da entwickelt jeder, der sich damit beschäftigt, früher oder später seine persönliche Handschrift. Aber auch die kann sich im Lauf der Zeit verändern.

Grüße aus dem Farbeimer

Otter 1
Karle Bemberle
Buntbahner
Beiträge: 90
Registriert: Fr 11. Apr 2003, 13:46

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von Karle Bemberle »

Zum Thema Zeitfaktor: Bei dem "Echtrost" mit zwei Komponenten kann man die Verrostung extrem beschleunigen. Man benötigt dafür außer dem Rostzeug nur

1.) Einen Backofen, der einigermaßen die Temperatur hält.
2.) Genug Geld für ein schönes Abendessen zu zweit.

Aus dem Chemieunterricht wissen wir, daß Verrosten ja nur die Reaktion ist aus Eisen, Sauerstoff und der Wurzel aus Euphrat und Tigris oder so ähnlich. :wink: Und dann gibt es eine Regel, daß man jede Reaktion durch Wärmezufuhr beschleunigen kann. Am schnellsten rostet dann ja auch ein Stück Eisen, wenn es ordentlich durchgeglüht wird.

Bevor aber jetzt der Brenner angeworfen und die allgegenwärtigen Fahrzeuge aus der vielgeschmähten Nürnberger Fabrikation oder gar untadelige Modelle anderer Hersteller damit bis zur Unkenntlichkeit verschmurgelt werden, sollte man kurz innehalten und den unter 1) beschriebenen Backofen auf gute 50 Grad aufheizen. Mehr geht auch, normalerweise halten die Kunststoffe der Badischen Anilin- und Sodafabrik wie auch die Konkurrenzprodukte schon was aus, aber irgenwann werden zuallererst die feinen Details oder dünne Wandungen aus der Fassung geraten. Ich habe es an einem Toytrain-Wagen mit 70 Grad getestet, ging ohne Probleme. Vorsicht bei manchen Backöfen, ihre Temperaturanzeigen sind oft ähnlich genau wie der Tacho eines Trabant.

Während der Backofen heizt, kann man sich die Zeit vertreiben, indem man die Rostfarbe an den gewünschten Stellen aufträgt. Dann rein in den Ofen mit dem Teil. Die Rostgrundfarbe trocknet innerhalb einer guten halben Stunde. Ist sie soweit durchgetrocknet, raus aus dem Ofen, das "Verrostungsfluid" draufgepinselt und gleich wieder rein. Diese Prozedur so oft wiederholen, bis die gewünschte Rostoberfläche erreicht ist.

Auf diese Weise ist es möglich, ein Modell innerhalb eines Vormittags in einen völlig zerrütteten Zustand zu bringen. Während Villabacho noch 12 Stunden auf das Trocknen der Rostgrundfarbe wartet, wird in Villariba schon eifrig Rost geklopft!

Wo wir gerade beim Thema "zerrütteter Zustand" sind: Natürlich stößt die Benutzung des Backofens bei Lebensabschnittsgefährten/-innen und Ehepartnern/-innen nur selten auf die notwendige Begeisterung. Hier läßt sich aber meist effektiv mit dem oben unter Punkt zwei angesprochenen Dinner for Two Abhilfe schaffen.

Der Backofen ist natürlich auch weiterhin für Speisen benutzbar, und daß man einen Pappdeckel untergelegt hat (gerne auch Backpapier), den man nachher entsorgt, sollte selbstverständlich sein. In meinen Testreihen entstand kein unangenehmer Geruch, auch hielt ich mich die ganze Zeit in der (neubauüblich geschätzte 4,5 qm großen) Küche auf und lebe noch. (Die grünen Pickel sind nach drei Tagen fast völlig verschwunden :D )

Sobald meine Digitalkamera wieder geht, gibts auch ein Bild meines Versuchsobjektes...

Schöne Grüße,

Harald
Benutzeravatar
squirrel4711
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1935
Registriert: Fr 21. Feb 2003, 22:27
Wohnort: auf dem Land

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von squirrel4711 »

Hallo Harald,

Du solltest nur beachten, daß auch die Teile des Backofens die rosten können dank des Oxidators und der angenehm kuscheligen Temperatur das schneller tun - keine Angst Kuchen rostet nicht. Pro 10 Grad Temperaturerhöhung rechnet der Chemiker mit einer Verdoppelung der Reaktionsgeschwindigkeit (auch beim Ofen).

Ohne Backofenhilfe geht es aber in diesem rostigen Metier auch weiter :

Von :0_Rostherstellung931

Über :

0_Rostherstellung934 (squirrel4711)
Bild

Bis : :0_Rostherstellung937

Den kompletten Überblick gibt es in der Fotogalerie, Kategorie "Modellbautechniken" (ganz unten); dort gibt es eine Unterkategorie "Rost".
Die Local :bia: Bahn Gesellschaft :meeting: wünscht einen schönen Tag Bild
Wer aufhört Fähler zu machen lernt nicht mehr dazu
Benutzeravatar
Max 25 Kmh
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1274
Registriert: Di 16. Sep 2003, 15:51
Wohnort: Langen / Hessen

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo ihr rostigen gesellen,

ich hatte ja noch Foto(s) versprochen, aus "Feuereißen: Reisen mit der Schmalspurbahn". Hier sind sie:


Harzbahn gealtert - so sieht das aus. (Max 25 Kmh)
Bild

Das ist eigentlich nicht so sehr zum Thema Rost, sondern Alterung allgemein - man sieht, wie dezent man hier vorgehen müßte.

Harzmallet 5901 rostig (Max 25 Kmh)
Bild

Soweit man das an den Farbresten noch erkennen kann, hatte die Lok früher einen gefälligen Anstrich. Bin gespannt, wann mal die erste der von Ralph Reppingen gebauten Harzmallets so aussieht. Ich versuche mir vorzustellen, wie man das macht: Rost als Grund, darauf abblätternde Farbe, die wiederum von Ruß und Rost verfärbt ist.... alle Achtung vor den Cracks, die das hinkriegen.

Staunt Euer

Max 25 Kmh.
Schnell - aber nicht zu schnell!
Maßstäblich - aber nicht perfektionistisch!
Funktional - soweit es geht!
Hauptsache selbstgebaut!
Benutzeravatar
Otter1
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 2583
Registriert: Sa 22. Feb 2003, 13:15
Wohnort: Krähwinkel

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von Otter1 »

Tach,

die Rostpampe aus Gartenbahners Küche, die der Rostbeauftragte des BBF
kürzlich vorgestellt hat, eignet sich auch vorzüglich zur Gestaltung von Wellblechdächern.

Dach 2,1 (Otter1)
Bild

Meister Pinsel, ein Profi (mit Steuernummer) wie er im Buche steht, trägt gerade die Grundierung auf. Den Rest soll gefälligst die Natur übernehmen.Man wird sehen.

Grüße

Otter 1
Benutzeravatar
Otter1
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 2583
Registriert: Sa 22. Feb 2003, 13:15
Wohnort: Krähwinkel

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von Otter1 »

Tach,

heute ist hier in der Gegend das ideale Gartenbahnwetter. Inzwischen hat die
Natur etwas an der Rost-Grundierungs-Pampe auf dem Dach des Hinterwäldler Palastes herumgenagt. So langsam wird es. Der Faule muss halt listig sein.

dach 3 (Otter1)
Bild

Da ich sowieso gerade eine Architekturbauphase habe, nachdem ich vor zwei Tagen Meister Göhr getroffen habe, bastel ich endlich mal eine Rückwand an mein uraltes Gebäude.

Gut Rost für alle

Otter 1
Benutzeravatar
Otter1
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 2583
Registriert: Sa 22. Feb 2003, 13:15
Wohnort: Krähwinkel

Re: Wer rastet der rostet

Beitrag von Otter1 »

Tach,

bei Experimenten im Garten habe ich heute gemerkt, die Essig-Stahlwolle-Abrazo-Pampe hält auch ausgezeichnet auf den hölzernen Ölfässern von Ozark.


Holzfässer (Otter1)
Bild

Schkeuditz Besucher werden sich die Technik in aller Ausführlichkeit vom Rostbeauftragten des BBF, Squirrel, zeigen lassen können. Alleine die Technik ist schon die Anreise und die paar Euro Eintritt wert.

Mein Hinterwäldler Palast ist inzwischen wieder an seinem Heimatort in meinem Garten eigebuddelt worden. Jetzt bräuchte ich einen mittleren Wolkenbruch, damit die Natur die Schattierung und weitere Gestaltung übernimmt. Sonst müsste ich die grellweißen Fensterahmen selber per Pinsel und Pigmenten abtönen. Aber das muss ja wohl nicht sein.

Grüße

Otter 1
Antworten