Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Das Brett für die Freunde des echten Fahrspaßes - Livesteam & Verbrennungsmotoren

Moderator: GNEUJR

Benutzeravatar
Vignettaz
Buntbahner
Beiträge: 43
Registriert: Di 28. Feb 2006, 09:51
Wohnort: Remaufens Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von Vignettaz »

Hallo Schmalspur,
Interressant.
Was bedeutet aber optimierte Dampfführung, gut regelbare Ventile, ohne die Lok zu modifizieren ?
Heisst es fűr Regner oder Roundhouse Modelle benőtigen einfach eine neue Regelung, oder sind trotzdem Teile zu tauschen ?
Ist dann Trāgheit /Inertia keine Grund ?
Benutzeravatar
Henner (Henry)
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1530
Registriert: Di 20. Nov 2007, 20:07
Wohnort: Berlin

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von Henner (Henry) »

Zu dem Thema meine (amerikanischen) 2 cents:
Ich beschaeftige mich seit vielen Jahren mit dem Langsamfahren, nicht nur bei Echtdampf. Ich hatte hier auch schon darueber diskutiert. Angenommen, wir haben eine Lok mit perfekt eingestellter (bzw. konstruierter) Steuerung, die sauber und ohne zu hakeln laeuft. Mit solch einer Lok gibt es zwei Betriebszustaende: Bei Raddrehzahlen > etwa 1/sec laeuft die Lok stabil. Bei einem groesseren Fahrtwiderstand wird die Lok langsamer, aber der Druck im Zylinder steigt an und kompensiert zum Teil die Geschwindigkeitsabnahme. Anders sieht es bei sehr geringen Geschwindigkeiten und z.B. Anfahren aus: Durch die geringe Einstroemgeschwindigkeit des Dampfes in die Zylinder kondensiert der Dampf recht erheblich, der Druck und damit das Drehmoment sinkt. Genau das moechte man aber nicht haben, da es das Fahrverhalten verschlechtert. Ich bin mit dieser Analyse nicht allein, der beruehmte Henry Greenley kam zu dem gleichen Schluss. Kondensation wird weniger stoerend, wenn das Verhaeltnis von Zylinderoberflaeche zu Volumen kleiner wird (bei einer 1:1 Lok ist das Verhaeltnis mehr als 100fach besser). Einige Massnahmen zur Verhinderung/Verminderung der Kondensation: Gute Isolation der Zylinder, Ueberhitzung des Dampfes, schnellere Kolbenbewegung (meint Mr.Greenley, wir wollen aber langsam fahren :) ). Eine Massnahme, die ich noch nicht ausprobiert habe, ist Oeffnen der Entwaesserungsventile so weit, dass genug Frischdampf den Druck aufrecht erhaelt, waehrend der frische Dampf die Kondensation verhindert. 1:1 Loks fahren ja oft auch mit geoeffneten Ventilen an. Die zweite Massnahme, die ich auch noch nicht ausprobiert habe, ist eine Heizschlange im Zylinder, die nur waehrend der extremen Langsamfahrt aktiviert wird. Also genug Raum zum Experimentieren.
Regards
Henner (Henry)
Donkey Doktor a.D. EDH Lumber Company
Benutzeravatar
Vignettaz
Buntbahner
Beiträge: 43
Registriert: Di 28. Feb 2006, 09:51
Wohnort: Remaufens Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von Vignettaz »

Danke Henry, diese Erklärung kann sicher richtig sein.
Ich bin kein Echtdampf Spezialist, und fahre diese Maschinen nicht sehr gerne genau wegen die zu schwierige Steuerung, auch wenn ich immer eine oder mehrere solche Lok besitze.
Meine Anlage hat Steigungen und es macht die Steuerung noch schwieriger.
Wenn das SloMo erlaubt was man in Youtube sieht, dann ist es für mich eine gute Lösung. Ohne zu probieren Weiss man auch nicht.
schmalspur17
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 294
Registriert: Di 13. Mai 2008, 14:04
Wohnort: CH-4222 Zwingen
Kontaktdaten:

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von schmalspur17 »

Henry hat das Problem eigentlich gut auf den Punkt gebracht. Es gibt nun zwei Ansätze, die daraus entstehende "Raserei" von Echtdampfloks zu verhindern:

1. Der "Lokführer" lernt die Eigenheiten seiner Lok kennen, er sorgt (da er meist in Personalunion auch Werkstattchef ist...) dafür, dass die Lok einwandfrei läuft, dass sie nicht klemmt oder sonst wie mechanisch hemmt. Dann übt er, wie er möglichst fein regelt. Gerade bei Fernsteuerbetrieb sollte jeder merken, dass er den RC-Hebel für den Dampfregler meist nur im ersten Viertel oder Drittel benötigt und schon rast die Lok. Also: Die elektronische Einstellung für den Arbeitsweg des Hebels so einstellen, dass man den ganzen Hebelweg auf dem Sendergerät nutzt. Schon lässt sich die Lok sehr viel feiner regeln und fahren.

2. Man versucht mit irgendwelchen technischen Hilfsmittel das Problem (wenn es denn ein Problem ist) zu lösen (wie die schon erwähnte Geschwindigkeitsbegrenzung). Nur: Man baut sich in fast allen Fällen wieder mechanische "Hemmnisse" (Getriebe usw.) ein und verbraucht damit wieder Energie. Und wenn der Lokführer wieder zu schnell fährt, ist alles für die Katz!

Ihr seht: Meine Präferenzen gehen eher Richtung Lokführer und optimierte bestehende Anwendung (komme aus der MSR-Technik). Das bringt meinst wesentlich mehr als jeder zusätzliche Schnickschnack.

Und jetzt ein Blick zum Vorbild: Wie schnell fährt eine schmalspurige Dampflok? Einiges mehr wie die zugelassene Höchstgeschwindigkeit, das ist sicher.

Dampfende Grüsse aus dem Schweizer Jura
Markus
Dampfatelier "Am Kilometer 103,455", DER Schweizer Echtdampfspezialist.
Benutzeravatar
Pirat-Kapitan
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 685
Registriert: Sa 26. Apr 2003, 21:59
Wohnort: Rösrath (bei Köln)

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von Pirat-Kapitan »

Hi,
ich tendiere mehr zu der Alternative 1 von Markus.
Dabei setze ich voraus, dass die Lok mechanisch gut montiert ist und damit leicht läuft (Dampfantrieb über eckige Räder geht nicht langsam !).
Als zweites muss natürlich die Fernsteuerung auch ein feinfüliges Regulieren des Dampfhahnes und der Steuerung ermöglichen. Ich fahre auf meiner steigungsreichen Anlage mit meiner Regner C-C Mallet fast mehr mit der Steuerung als mit dem Dampfregler.
Dann sollte so viel Druck im Kessel sein, dass man auch mit klein geregeltem Dampfhahn fahren kann. Was sich vielleicht wie ein Widerspruch anhört, ist aber in meinen Augen keiner: bei geringem / zu wenig Dampfdruck muss ich den Regler voll aufreißen, da fehlt mir dann jede Justiermöglichkeit.
Und nicht zu letzt ist auch eine gewisse Streckenkenntnis (wie ja auch beim Vorbild) nicht unbedingt verkehrt. Oben besagte Mallet hat eine gewisse Verzögerung, bis sich der Dampf für eine Beschleunigung / Steigung zu den Zylindern bewegt hat. Das sollte man "erfahren" haben, dann reichen auch reduzierte Reglerbewegungen für ein erfolgreiches Fahren aus. Und natürlich ggf. rechtzeitig "Dampf kochen".
Natürlich geht das eigentlich erst, wenn die Maschine warmgefahren ist. Bis dahin kostet es halt ein bißchen (ggf. ein bißchen viel) mehr Aufmerksamkeit; ich habe in dieser Phase immer meine Zylinderentwässerung offen.

Mit all dem erreiche ich eine für mich angenehme Geschwindigkeit, die nicht unbedingt ganz vorbildgerecht sein muss, aber doch schon gut an die Vorbildnähe herankommt.

Schöne Grüße
Johannes
Benutzeravatar
Henner (Henry)
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1530
Registriert: Di 20. Nov 2007, 20:07
Wohnort: Berlin

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von Henner (Henry) »

Warum machen wir nicht einen Wettbewerb: 1m ohne stehen zu bleiben in moeglichst langer Zeit? Ebene Strecke vorausgesetzt und Belastung durch Wagem erlaubt. Raddurchmesser wird normiert (Zeit(sec)/Durchmesser(mm)), damit kleinraedrige Loks nicht bevorteilt werden.
Was meint ihr?
Regards
Henner (Henry)
Donkey Doktor a.D. EDH Lumber Company
Kolbenfresser
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1708
Registriert: Do 18. Nov 2004, 18:34
Wohnort: Ba-Wü

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von Kolbenfresser »

Hallo Henry


Regner hatte bei seinem Jubiläum 2003 einen langsamfahr Wettbewerb durchgeführt. Der 1. Preis war eine Tssd!


Dabei sollte man aber Getriebloks ausschließen.



Gruß

Roland
mat-spur1
Buntbahner
Beiträge: 35
Registriert: Sa 15. Jan 2011, 14:44

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von mat-spur1 »

Hallo,

Frage von einem, der elektrisch fährt und im Buntbahn-Forum gerne mitliest:
Hat schon mal jemand über eine Geschwindigkeitsregelung nachgedacht?
Es müsste doch gelingen, auch im Livesteam die Geschwindigkeit zu messen (Radsensor) und damit über einen PID-Regler das Stellservo zu beeinflussen (über einen kleinen PIC-Prozessor).

Gruß
Matthias
schmalspur17
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 294
Registriert: Di 13. Mai 2008, 14:04
Wohnort: CH-4222 Zwingen
Kontaktdaten:

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von schmalspur17 »

Du vergisst, dass Du zwingend auch den Kesseldruck und den Wasserstand erfassen musst, möglichst aber auch die Gasfeuerung regeln solltest!
(Das sagt einer mit MSR-Technikerausbildung...)

Markus
Dampfatelier "Am Kilometer 103,455", DER Schweizer Echtdampfspezialist.
Kolbenfresser
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1708
Registriert: Do 18. Nov 2004, 18:34
Wohnort: Ba-Wü

Re: Hochgeschwindigkeit bei Echtdampfloks...

Beitrag von Kolbenfresser »

Hallo Matthias


Für solch eine Regelung kommen noch viele andere Faktoren dazu.

Schlicht unmöglich bei einer Gartenanlage, wenn man es mit einer elektrischen Lok und ihrer Fahrregelung vergleicht!


Ich empfehle Dir mal einen Echtdampfer zu fragen, ob du seine Lok mal selbst steuern darfst! :rolleyes:
Sollten wir uns mal treffen, darfst du gerne meine Mallet fahren!!
Vorsicht Ansteckungsgefahr!:flamingdev:



Gruß

Roland
Antworten