Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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Steffel
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von Steffel »

Ein kleiner Nachtrag:

https://invenio.bundesarchiv.de/basys2- ... 1ZUlO+BWps

Der Link führt zum Bundesarchiv, da sind Daten abgelegt welche im Reichsbahn-Zentralamt vorrätig waren. Dabei handelt es sich um die digitalisierten Daten. Ich könnte mir vorstellen in Papier findet man da noch mehr....
Steffel
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von Steffel »

Hallo Zusammen,

ich habe gerade festegstellt das es reichlich 1 1/2 Jahre sind seit meinem letzten Beitrag.
Kurz zur Erklärung: ich habe neben dem Haus in den letzten 1 1/2 Jahren eine kleine Werkstatt gebaut wo in den letzten Wochen auch die Dreh- und Fräsmaschine eingezogen sind. Die Maschinen standen bis dahin in dem Nebengebäude bei meinen Eltern. Dieses ist fest im Wohnhaus integriert, der Maschinenlärm hat natürlich Problem mit sich gebracht welche letztlich zu der Erwägung führte eine seperate Werkstatt zu bauen. Nun kann ich Tag und Nacht werkeln ohne das es jemanden stört. Natürlich werde ich meine Familien nicht vergessen.

Nachdem ich nun eingezogen bin fandf ich endlich Zeit wieder etwas an der 03 zu machen. Seit langer Zeit hatte ich geplant den Kessel unter Dampf zu setzen und das erste Mal das Triebwerk mit Dampf zu betreiben. Den Kessel losgelöst von der Lok hatte ich schon unter Dampf, nun sollte die Einheit mal zeigen was geht.

Leider war die Ernüchterung groß.

Ich Essel glaubte wirklich ohne Anheizgebläse auszukommen und nur mit Druckluft über meinen Bläser.

Nix ging, das Feuer ließ sich einfach nur betteln. Wenn der Kompressor Menge brachte ging es halbweg, aber diesen eine Stunde laufen lassen war auch Blödsinn. Hinzu kam das mein Kamin noch fehlte.

Aber nicht aufgeben: Kompressor weg und Fön als Gebläse seitlich über die Kaminöffnung der Rauchkammer blasen lassen damit sich ein Injektor ausbildet. Hatte einst beim nackten Kessel auch funktioniert, quer zu den Rauchrohren.

Aber auch diese Esselei führt nur zu viel Rauch und brennenden Augen und irgendwann mal zu 1 bar Kesseldruck.
Den Kessel wird es gefallen haben denn dieser wurde sehr langsam an der Temperatur nach oben geführt.

Bei den 1 bar lief das Triebwerk auch mal kurz, dann habe ich den Unfug beendet.

Nach dem erkalten wollte ich den Kessel entwässern. Auch hier Ernüchterung: meine erdachte Etwässerung funktionierte ist aber äußerst ungünstig zu erreichen. Auch andere bautechnische Funktionen wie Überhitzer ausbauen etc. war mir zu umständlich.

Also Stift und Zettel herzu und ein Mängelliste geschrieben. Bevor weiter gebaut bzw. die Aufbauten mehr werden erstmal das umbauen/ändern was sich als ungünstig und nicht praxistauglich erwiesen hat, ändern.

Beim Kesselabnehmen ist mir auch die Verrohrung der Luftleitungen ins Auge gefallen. Besonders die Abzweige sprich T-Stücke gefielen mir irgendwie nicht mehr. Die Rohre hatte ich einst stumpf miteinander verlötet (weich). Schwierig sind jene Stellen welche auch Luft durchlassen sollen und wenn möglich dicht sein sollen. Eine dieser stumpfen Verbindungen ist mir auch schon abgebrochen.

Daher kamen auch diese mit auf die Mängelliste. Und nach einigen Grübeln ist mir auch eine Idee gekommen wie man kleine T-Stücke selbst fertigen könnte. Denn bei 4mm (so meine Recherche) ist leider Schluss mit Zukaufteilen.

Oder weis jemand wo man kleinere Fittings herbekommt?




Wie gewohnt will ich Euch die Fertigung der Eigenen Fittings nicht vorenhalten.
In diesem Beispiel ist der durchgehende Schenkel D=4 und der Stuzen D=3

Als erstes muss der durchgehende Schenkel mit einem kleinen Sachloch versehen werden (d=1,5).

T-2 (Steffel)
Bild


Der Stutzen wird mit einem Zapfen versehen welcher straff in die Bohrung des Schenkels geht. Straff damit beim Löten dieser nicht herauswandert.


T-3 (Steffel)
Bild

Weiter muss der Stutzen stirnseitig eine kleine Bohrung enthalten, diese wird für ein späteres zentrieren benötigt.


T-4 (Steffel)
Bild

Nun das ganze zusammenpressen und hart verlöten.


T-5 (Steffel)
Bild

Nach dem Löten die lange Seite des Schenkels in der Drehmaschine einspannen und die gewünschte Querbohrung in den Schenkel einbringen. Etwas Obacht an der Stelle wo der Zapfen bzw. das Sackloch vom Stutzen ist.

T-6 (Steffel)
Bild

Jetzt alles aus der Drehmaschine nehmen ohne die lange Seite vom Schenkel zu kürzen. Rüber zur Fräse und nun mit Hilfe der Bohrung im Stutzen das Teil ausrichten und Spannen. Da ein Teil des Schenkels noch masiv ist kann auch nichts zerdrückt werden. Jetzt die Bohrung bis zur Schenkelbohrung durchbohren und auf das gewünschte Maß aufbohren.

T-7 (Steffel)
Bild

Nun zurück in die Drehbank. Jetzt muss der masive Teil vom Schenkel noch abgestochen werden. Da die Wandstärken nur 0,25mm betragen habe ich ein passendes Rund in die Schenkelbohrung gesteckt und etwas gegengehalten, damit lässte es sich wunderbar arbeiten und die Wegreisgefahr beim Durchstechen wird minimiert.

Anmerkung: der Stechstahl ist ein alter 3mm Bohrerschafft welcher entsprechend angeschliffen wurde. Als Halter dient ein Vierkant mit Quergewinde zum klemmen. Auf diese weise habe ich schon 0,8mm Einstiche gemacht.


T-8 (Steffel)
Bild

Wenn alles fertig ist sieht es dann so aus.

Nun können die drei Rohre "weich" eingelötet werden. Dichtheit und Stabilität sollten nun besser sein. Auch die Optik spricht mehr an, wenn man es verfeinern will bohrt man passende Muttern auf und schiebt diese bis zum T-Stück dann sieht es aus wie eine Verschraubung.

Wenn man so bei Dampfleitungen verfahren will wird es schwieriger weil man die Rohre ebenfalls hart einlöten muss. Ich weis nicht ob es mit Hart-Lot unterschiedlicher Schmelztemperaturen funktioniert, da fehlen mir noch die Erfahrungen. Vielleicht kann da ein anderer Buntbahner Auskunft geben.

Einen schön Abend wünsche ich noch.
volkerS
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von volkerS »

Hallo Steffel,
Anheizen eines Kessels mittels Druckluft über den Hilfsbläser funktioniert sehr gut. Dazu reichen 0,5 - 1 bar. Allerdings ist dafür zwingend erforderlich, dass der Kamin montiert ist und die Hilfsbläserdüse so justiert ist, dass sie den kompletten Kamin abdeckt. Zur Kontrolle benutze ich dafür immer einen Grashalm den ich mit der Spitze auf den Kaminkranz lege und langsam Richtung Zentrum bewege. Bei korrekter Hilfsbläserdüse hebt sich der Halm an jeder Stelle.
Volker
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Henner (Henry)
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von Henner (Henry) »

Steffel,
sehr schoene Rohguesse von Fittings gibt es hier:
https://www.pmmodelengines.com/product- ... nmachined/. Wir habe die damals fuer unsere Donkeys und meine Betsy verwendet. Es gibt dazu auch Gewindebohrer/Schneideisen fuer konische Gewinde.
Regards
Henner (Henry)
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master of OM
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von master of OM »

Hallo Steffel,

es ist schön, wieder von Deiner 03er zu lesen :D! Es wäre sehr schade gewesen, wenn
sie in einer "Schachtel" verschwände :!:

Eine Mängelliste abarbeiten ist zwar nicht berauschend, aber besser als fertiggestellte
Baugruppen dem Schrotthändler zu überlassen :wink:

Ich freue mich schon auf die anregenden Berichte über die Baufortschritte Deiner Lok!

Schöne Grüße, Gerhard
Steffel
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von Steffel »

Hallo Zusammen,

@Volker: Danke für Deinen Hinweis, ich hatte den Gedanken den Hilfsbläser mit Druckluft während der Anheizphase zu betreiben schon bei Seite gelegt. Werde ihn nun aber wieder weiter verfolgen.

Meine Rostfläche beträgt 8610mm² die Summe der Rohrfläche zur Rauchkammer nur 509mm² das macht ein Flächenverhältnis von 1:17. Ich befürchte das Verhältnis ist zu ungünstig und selbst bei funktionierenden Kamin gibts Probleme. Vielleicht hat jemand Referenzzahlen zur Hand von Maschinen welche schon laufen?

@Henry: Danke für den Link, auch eine sehr schöne Alternative, vorallem mit Gewinde, muss man aber mit Englisch gut können.
Per PN bekam ich zusätzlich den Hinweis das es bei der Fa. Regener schöne Feingusssachen gibt. Diese erlauben auch das harte Löten.

@Gerhard: das wäre wirklich zu schade, jetzt wo ich schon so weit gekommen bin muss es auch weiter gehen. Ich halte Euch auf den Laufenden.

Gruß
volkerS
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von volkerS »

Hallo Steffel,
vielleicht helfen folgende Formeln (aus dem Bereich Gartenbahnen 5 -7,25Zoll):
Kaminquerschnitt an der engsten Stelle = 0,025 - 0,04 x Rostfläche
Blasrohrquerschnitt = 0,11 - 0,13 x Kaminquerschnitt
Petticoatdurchmesser = 1,8 -2 x Kamindurchmesser
Radius Petticoat = Petticoatdurchmesser
Abstand Oberkante Blasrohr zu enster Stelle des Kamin 2 x Kamindurchmesser
Öffnungswinkel Kamin 4°
Kaminhöhe bis zu 6x Kamindurchmesser
Kaminquerschnitt und Kamindurchmesser sind der der engste Punkt des Kaminkegels. Wenn die errechneten Maße kleiner als vorbildlicher Kamin sind behilft man sich mit einem Einschub.
Hilfsbläser: 1 -3 Düsen zu 0,5- 1mm auf Höhe der Oberkante Blasrohr
Volker
Steffel
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von Steffel »

Guten Abend,

auf meiner Mängelliste stand auch die Verbindung zwischen Aufwerfebel und Welle der Steuerung.
Diese hatte ich einst mittels Stiftverbindung quer zur Welle gefügt. Allerdings schlug diese aus so das eine Erneuerung fällig wurde.

Nun wollte ich die Paarung (Durchmesser 5mm) erneuern allerdings mit Passfeder.
Räumwerkzeuge habe ich nicht gefunden, also musste eine andere Lösung her.

Ich hatte einst gelesen das auf der Drehmaschine gestoßen werden kann.
Sicherlich kennt der eine oder andere hier dieses Verfahren schon, bzw. nutzt es. Da ich vom Ergebnis total begeistert bin wollte ich es gern mal vorstellen.

Also wagte ich den Versuch in eine 5mm Bohrung eine 1,5mm breite Nut einzubringen. Das ist zwar außerhalb der DIN allerdings wollte ich nicht mit einer Passfeder arbeiten das sah mir bei der 5mm Welle zu globig aus.

Als erstes habe ich einen Meißel gebaut, indem ich einen 3mm Bohrerschaft quer in ein 4,5mm Rund eingelötet habe. Anschließend mit dem Dremel beschleifen, die Breite von 1,5mm mit der Messschraube nachprüfen.

Für die Mittenausrichtung an der Drehmaschine habe ich in das Futter ein Rund mit 1,5mm Durchmesser, was der Nutmeißelbreite enspricht, eingespannt. Damit sieht man wunderbar ob der Meißel auf Mitte steht.

Anschließend habe ich mir eine kleines Werkzeug gebaut um die Hohlwelle der Drehmaschine festzusetzen damit sie sich beim Stoßen nicht verdreht.

Nut_1 (Steffel)
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Nachdem ich das Nuten an zwei Probestücken ausprobiert habe und diese mich überzeugten habe ich die erste Nut in den Steuerstangenhebel eingebracht.

Als Zustellung habe ich immer nur 0,05mm gewählt das reicht und bei einer Nuttiefe von 0,75mm geht es doch recht schnell.

Nut_2 (Steffel)
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Nut_3 (Steffel)
Bild

Anschließend auch in die beiden Aufwerfhebel. Ein Probe durch fügen der Welle mit dem Aufwerfhebel sah schon sehr vielversprechend aus.


Nut_4 (Steffel)
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Nun mussten nur noch die Passfeder (1,5x1,5) gefertigt werden. Das war irgendwie das kniffligste, aber ging auch zu machen.

Nut_5 (Steffel)
Bild

Alle Teile zusammengefügt sehen dann so aus.
Bei dem rechten Aufwerfhebel sieht man noch die alten Fügestellen welche ich zugelötet habe. Der Steuerstangenhebel und der Hebel für die Rückzugsfeder haben beide Bohrungen von 7mm, das soll der Richtigkeit halber mit erwähnt werden.

Nut_6 (Steffel)
Bild

Allem in allem war ich sehr überrascht das die Fertigung der (Innen) Nuten doch einfacher von der Hand gingen wie ich dachte.

Für mich ist damit ein weiters Fügeverfahren mit den eigenen Mitteln möglich und wird zukünftig bei der Konstruktion mit berücksichtigt.

Gruß
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Marcel_Schüler
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von Marcel_Schüler »

Ich hab vorher immer nur mitgelesen! Aber ich lass jetzt auch mal mein Respekt bei dir! Das du jetzt eine eigene Werkstatt hast ist natürlich genial.. Wünsche weiterhin viel Erfolg!

LG
giovanni
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Re: Baubericht Dampflok 03 001, Rostfeuerung, M1:16

Beitrag von giovanni »

Hallo Steffel,

da genau an diesen Hebeln ständig kleine Schläge zu erwarten sind werden diese Verbindungen bei mir immer genau ausgerichtet und hart verlötet. Die Lagerung muss dann mit Halblagerschalen ausgeführt werden. Es fallen so auch wieder zwei event. Problemstellen weg und erleichtert die Einstellung der Steuerung.

Hans
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