Projekt Akkulok in 1:3,6

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steli72
Buntbahner
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Projekt Akkulok in 1:3,6

Beitrag von steli72 »

Achtung – nichts für Nietenzähler! Dieser Beitrag soll dazu ermuntern, sich trotz beschränkter Möglichkeiten (Fähigkeiten, Werkstattausrüstung etc.) an den Selbstbau zu wagen.

Vor einigen Monaten begann ich mit dem Bau einer Akkulok als gegenüber der Dampflok schnell verfügbare Traktionsalternative. Das Lastenheft sah folgende Forderungen vor:
• Robuste, aber leichte und preiswerte Konstruktion
• Verwendung schnell beschaffbarer Baumarktmaterialien
• Verwendung von Baugruppen, die beim Dampflokumbau überzählig werden (siehe Beitrag zur Garrax)
• Für ein hohes Reibungsgewicht (und aus Prinzip!) sollte der Lokführer auf der Lok fahren können
• Ausreichende Batteriekapazität für einen Betriebstag ohne Nachladen

Wie bei der Garrax wollte ich auch hier kein bestimmtes Vorbild nachbauen. Es ging in erster Linie um das Sammeln von Erfahrungen mit der Technik. Gleichzeitig sollte das Fahrzeug robust genug für Kinderhände sein.

Im Internet fand ich heraus, dass in England Feldbahnen mit nur 18 Zoll = 457 mm Spurweite in Gebrauch waren. Das ergibt bei einer gegebenen Modell-Spurweite von 5 Zoll einen Maßstab von 1:3,6. So werden die Modelle auch bei 5 Zoll Spurweite ausreichend groß, um „drinnen“ sitzen zu können. Daher plane ich alle weiteren Arbeiten mit diesem Maßstab.

Das Ergebnis der Planungen stellt demnach eine Akku-Lok mit folgenden Parametern dar:
• Zweiachsiges, feldbahnähnliches Triebfahrzeug mit den überzähligen Tenderradsätzen, Lagern und Bremsbauteilen der Dampflok
• Rahmen, Grundplatte und Aufbauten als Holzkonstruktion
• Antrieb durch einen bei E-Scootern verwendeten Motor 24 V / 250 W, Kraftübertragung über Ketten auf zunächst die hintere Achse, später auf beide Radsätze
• Elektronische Steuerung, Versorgung über 2 Autobatterien je 12 V, 35 Ah

Der Rahmen besteht aus 2 Längsträgern und 2 Pufferbohlen, die durch 8 Winkel zusammengeschraubt sind. Das Material sind Buchenholzleisten 20 x 60 mm. Er trägt die Achslager und die Teile der Handbremsanlage.

Lokrahmen (steli72)
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Die auf dem Rahmen aufgeschraubte Grundplatte (Multiplex, 15 mm dick) nimmt die beiden Akkus und den mittig angeordneten Antriebsblock auf. Dazu erhielt sie die entsprechenden Ausschnitte. Im Bereich der Pufferbohlen befinden sich je 2 starke Montagewinkel, an die die Stirnplatten montiert sind.
Insbesondere der Motorvorbau lässt sich nur rudimentär durch die vordere Stirnplatte (Multiplex, 15 mm dick) andeuten, da der Lokführer fast die gesamte Loklänge als Sitzplatz beansprucht.

Rohbau (steli72)
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Der Motor und die Zwischenwelle sind auf Alu-Grundplatten montiert und bilden einen Antriebsblock. Von der Zwischenwelle aus wird die Kraft zurzeit nur auf die hintere Treibachse per Kette übertragen, was sich erstaunlicherweise als absolut ausreichend herausgestellt hat.

Antriebsteile (steli72)
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Die Komponenten der Steuerung finden ihren Platz direkt hinter der vorderen Stirnplatte. Die Motordrehzahl wird über ein Poti gesteuert, welches über ein Kabel an die Fahrregler-Platine angeschlossen ist. Motor und Steuerung sind über eine 20 A – Sicherung abgesichert. Auf der Sitzplatte befinden sich der Fahrschalter (Griff stammt von der E 10), ein umschaltbares Voltmeter für Motor- oder Batteriespannung sowie Schalter für Fahrtrichtung und Beleuchtung.

Fahrpult (steli72)
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Elektrik - Probeaufbau (steli72)
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Da ein Soundmodul zeitlich und aus Kostengründen nicht in Frage kam, überlegte ich mir, wie man wenigstens standesgemäß pfeifen könnte. Schließlich fiel mir wieder ein luftbetätigtes Typhon mit Druckluftflasche in die Hände, wie man es für Fußballspiele nutzt. In meinem Falle hatte ich allerdings meinen ehemaligen Trabant entsprechend aufgewertet.
Weil das Horn direkt auf der Flasche sitzt und auch schlecht dosierbar war, musste die Luftversorgung anders hergestellt werden. Ein Test ergab, dass dazu eine Luftpumpe ausreicht. Nun musste nur noch ein passendes Rohrstück auf den Pumpengriff aufgeschoben werden – fertig war mein Auspuff! Ein Kühlergrill und passende Lampen verbesserten das Erscheinungsbild der Lok erheblich.

Luftpumpen-Auspuff (steli72)
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Fast fertig! (steli72)
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Bis auf einige Farb- und Detailarbeiten ist das Fahrzeug fertiggestellt und stand nun während zweier Fahrtage im schweren Streckeneinsatz bei hochsommerlichen Temperaturen. Es hat sich in jeder Hinsicht bewährt – ein Gefährt, das Spaß macht.


Bereit für den Einsatz (steli72)
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Unterwegs (steli72)
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Viele Grüße
Steffen
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