Martin, Da kommt doch gar kein grün vor? Kleiner Witz. Entschuldigung.
In diesem Posting geht es um ein Teilprojekt, das ziemlich lange in der Schublade gelegen hat und dereinst als Transport- oder gerade angeliefertes Gut auf dem Fabrikhof dienen soll.
Ich hatte mich
hier in diesem Thread schon einmal an einer Fallhammerschabotte versucht; damals lag mir nur ein sehr schlechtes Foto aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts vor, das zwar einige Detailfehler, aber nicht meine völlig falsche Einschätzung der Proportionen erklärt.
Eine Schabotte sieht dann doch eher so aus:
Auch wenn das Vorbildfoto seinerzeit eine 40t-Schabotte zeigte und das eine 20t-Version ist, sind die Proportionen doch deutlich anders. Wolf hat an einer ausgemusterten Schabotte Maße abgenommen, Fotos gemacht, sogar einige Bauzeichnungen aufgetrieben, anhand deren sich nunmehr maßrichtige 3D-Zeichnungen erstellen ließen. Auf dieser Zusammenstellung ist das grobe Funktionsprinzip eines Fallhammers erkennbar, wie sie heute noch in manchen Gesenkschmieden anzutreffen sind:
Die Schabotte und der sogenannte Bär, das ist der zwischen den senkrechten Stangen laufende Eisenklotz, nehmen die beiden Formhälften des Gesenks auf. Die Stangen werden oben mit der sogenannten Brille auf Abstand gehalten. Durch die Brille läuft ein Lederriemen, der über eine kupplungsgesteuerte Trommel den Bär hochzieht oder eben fallen lässt; das ergibt dann den eigentlichen Schmiedevorgang. Die Stangen werden in der Schabotte mit mehreren von den Seiten und von oben in die Öffnungen eingesetzten Stangen und Keilen fixiert. Da das Modell nur als Transportgut für den Fabrikhof gedacht ist, verzichte ich auf die Darstellung der mechanischen Anbauteile (die in diversen Kisten versteckt sein können) und konzentriere mich auf die gegossene, gewalzte und geschmiedete "Hardware". Die eigentliche Schabotte ist als 3D-Druckteil prädestiniert, da sie Durchstiche mit Verschneidungen aufweist, die sich nur schwer im Modell umsetzen lassen (für mich; andere machen das im Schlaf). Die Druckkosten in einer vernünftigen Auflösung für das nicht ganz kleine Modell von ca. 88 x 70 x 52 mm hatten mich bisher aber von einer Umsetzung Abstand nehmen lassen - bis ich mich an dieses
tolle Angebot des Buntbahnkollegen UPW erinnerte. Und so hatte ich nach wenigen Tagen und zu einem äußerst fairen Preis meine Druckteile in der Hand - Brille und Bär inklusive:
Irgendwie glaube ich, dass HR Giger seine helle Freude an den in die Stützstrukturen "eingewachsenen" Teilen gehabt hätte ...
Der Hauptkörper ist hohl angelegt, die Wandstärke liegt bei 3 mm, sonst wär's auch bei UPW ein eher kostspieliges Vergnügen geworden, da das Verbrauchsmaterial die Hauptkosten ausmacht.
Die sichtbare Schichtung hat in diesem Fall nicht gestört, da es ja überwiegend ebene Flächen gibt, die sich leicht schleifen lassen. Nachdem ich das mit dem Bär bereits getan hatte, wollte ich's wissen: Bereits beim ersten Versuch hatte ich mit feinstem Siliziumkarbid F360 versetzte Revell-Lacke verwendet. Und tatsächlich lässt sich der Farbauftrag mit dem Pinsel so steuern, dass die Riefen durch die Siliziumkarbidpartikel verschwinden, aber dennoch die Details wie die erhabenen Ziffern der Gewichtsangabe sichtbar bleiben. Damit hatten sich weitere Schleifanwandlungen erledigt.
Im nächsten Arbeitsgang habe ich die Oberfläche dann mit in Ponalwasser gelöstem Schiefermehl eingestrichen.
Anschließend wurde alles etwas mit feinem Schleifpapier überschliffen, um die Pinselspuren zu glätten, und dann mit Gouache einige Rostspuren aufgebracht.
Das Ergebnis hat mir überhaupt nicht gefallen. Mir fehlte der dunkle Ton, den ich damals erzielt hatte. Das sieht eher wie betoniert aus. Was war anders? Ganz einfach. Ich hatte den falschen, viel zu hellen Silberton erwischt. Nach einer weiteren Schicht aus Revell Emailfarbe 91, Klarlack matt 2 und recht viel Verdünnung gleicher Provenienz hatte ich dann den gewünschten Ton; man muss beim Farbauftrag die in der 91 gelösten Partikel vorsichtig verteilen, sonst bilden sich Flecken. Ich habe dieses Mal auch auf die Rostlaufspuren verzichte, weil sie mir mittlerweile "overdone" vorkommen, und lediglich etwas rostfarbenes Pigment (Terra di Sienna natur von Kremer-Pigmente) aufgebracht und verrieben.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Hohlraum mit Molto Holzreparatur-Spachtelmasse gefüllt ist und dem Modell ein vernünftiges Eigengewicht verleiht.
Schönen Gruß,
Volker