Hallo Vladimír,
wunderbar und gut erklärt - genau das ist es: eine Fallhammer-Schabotte, sozusagen der Amboß eines großen Schmiedehammers, der den unteren Teil des Gesenks aufnimmt. Ein ähnliches Vorbild wurde mal auf einem sechsachsigen Schwerlastwagen auf Rollwagen durch Plettenberg transportiert.
Ich muss ja wenigstens mit einer Verlegenheitslösung meinen unfertigen Fabrikhof füllen.
Zunächst habe ich mir eine Zeichnung auf Grundlage eines Fotos von 1908 gemacht, aus dem sich lediglich die Proportionen und Grundformen leidlich abschätzen ließen. Das Modell ist aus Holzfaserhartplatten, etwas Karton, Holz und Spachtelmasse entstanden.
Leider sind mir ein paar Fehler unterlaufen: Die Schabotte hat auf den Flächen neben der Schwalbenschwanzaufnahme noch Öffnungen, in denen die Führungen für den "Bär" stecken; die sind auf dem Foto nicht sichtbar ... Die seitlich erkennbaren Bohrungen müssten eigentlich rechteckige Langlöcher sein, durch die mittels Flacheisen die Bärführung fixiert wurde. Das Seitenverhältnis stimmt auch nicht.
Um eine Gusseisenanmutung zu erhalten, habe ich 360er Siliziumkarbid verwendet, das mir freundlicherweise die ESK-SiC GmbH in Frechen zur Verfügung gestellt hat. Das habe ich mit fast eingetrockneter Floquil-Farbe (meine treuen Leser wissen schon, welche gemeint ist; leider ist sie nun von mir gegangen), einem ordentlichen Schuß mattem Revell Klarlack, Silber glänzend und reichlich Verdünnung gemischt, damit es sich fließfähig auftragen lässt und die Partikel sich verteilen können.
Die Oberfläche hat mir ganz gut gefallen, allerdings war sie mir noch etwas zu rauh und die Haftung war aufgrund des hohen Verdünneranteils nicht sehr gut. Hier hätte sich nun die Investition in farblosen Sprühlack aus der Dose bezahlt gemacht. Der Versuch mit dem Aufpinseln von Klarlack endete nämlich in herrlichen Sandfurchen (hier darf sich jetzt jeder ein seinem soziokulturellen Hintergrund entsprechendes Unwort denken).
Nachdem ich also alles nochmal mit Verdünner abgewaschen hatte, habe ich die Beschichtung nochmal neu aufgebracht, allerdings mit weniger Sand, viel mehr Klarlack und nur noch ganz wenig Verdünnung. Nach dem Trocknen habe ich pigmentfeines Schiefermehl in Ponalwasser gelöst, die Oberfläche damit behandelt und nach dem Trocknen geschliffen, bis ich ein m. E. glaubwürdiges Erscheinungsbild hatte.
Die Rostspuren entstanden dann mit dem Pinsel, Gouache und Pigmenten. Die fehlenden Öffnungen habe ich mit Brettern verschlossen, die mir allerdings zu rauh geworden und etwas zu stark gealtert sind. Die Nägel sind eingedrückte 0,5 mm Kupferdrahtstücke, die ich nach dem Abzwicken auf einer Metallunterlage noch eingeschlagen habe. Das ließe sich sicherlich durch Abschleifen statt Abzwicken noch verbessern, da die Köpfe dann auch rund bleiben. Gefärbt sind die Nägel mit Gravoxid. Der umgeschlagene Nagel sieht aus der Distanz noch ganz gut aus, auf der Nahaufnahme geht's aber doch deutlich Richtung Nacktschnecke. Das Holz ist mit stark verdünnter schwarzer Tusche (Stirnflächen), Sepia und Deckweiß (Oberflächen) gealtert. Mit den falschen Bohrungen im Oberteil kann ich erstmal leben; vielleicht gibt's demnächst ja noch eine Schabotte in richtig ...
Umgerechnet wiegt datt schwatte Dingen übrigens schlappe 70 Tonnen.
Schönen Gruß
Volker