Realistische(re) Figuren

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Moderator: Marcel

teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

noch mal ein kleines Update zu meinen Figurentests. ModelU habe ich inzwischen aufgegeben, die Qualität scheint kaum über verwaschene Selbst-Scans hinauszugehen und ist für unseren Maßstab wohl ungeeignet. Schade, denn dort gibt es das einzige auf Modellbahner ausgerichtete Angebot.

Bei ReedOak habe ich angefragt, ob auch Drucke in 1:22,5 möglich seien und eine positive Antwort bekommen. Auf eine Rückmeldung bezüglich meiner konkreten Bestellung warte ich allerdings noch. Die Figuren sind teuer, aber ich bin mir inzwischen sicher, dass die Qualität sowohl der 3D-Modelle als auch der Drucke absolut tadellos ist. Wenn man selbst 3D-Scans erstellt, nacharbeitet und drucken lässt, muss man dahin erst einmal kommen. Außerdem gibt es viele originelle Figuren im Angebot, die wirklich gut in ein Modellbahn-Setting verschiedenster Epochen passen.

Von Hobby Design und Tori Factory habe ich einige Figuren aus China bestellt. In einigen Details sind die Vorlagen, naja, etwas eigen. Aber besonders für die Wagenbestückung könnten die trotzdem gut geeignet sein, denn die Gesichter scheinen recht fein detailliert.

Angekommen sind bereits einige 3D-gedruckte Figuren von MAiM und North Star Models sowie Spritzguss-Bausätze von Master Box. Vor allem am Preis-Leistungs-Verhältnis kann ich bei MAiM nichts meckern, viel billiger kann man eigene Dateien in der Qualität kaum selbst drucken lassen. Leider ist der günstige Preis wohl auch der Grund, warum dort kein Sonderdruck in 1:22,5 möglich ist.

Die beiden zwei Figuren von North Star Models haben eigentlich in diesem Forum nichts zu suchen habe, sie waren nämlich schon fertig gebaut und bemalt und damit auch dementsprechend teuer. Mich hat einfach interessiert, was man so kriegen kann, wenn sich wirklich nur auf Fertigprodukte beschränkt.

Hier mal einige der Figuren, die ich in den letzten Wochen noch bekommen habe, im Vergleich:
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Die beiden Spritzguss-Figuren ganz links sind ja schon bekannt und nur zum Vergleich im Bild. Die Dame am Tisch und der Herr daneben im blauen Hemd sind die Fertigfiguren, der Herr mit den Rückenproblemen ein 3D-Druck von MAiM und der rauchende Mann in Grün ein Spritzguss-Bausatz von Master Box.

Und noch mal die beiden Fertigfiguren sowie die MAiM-Figur etwas größer:
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Die MAiM-Figur ist ausdrucksstark modelliert, so dass sich vor allem die Hautbereiche mit Schattierungen plastisch bemalen lassen. Die beiden Fertigfiguren sind ebenfalls sehr gut, besonders die Kleidung tadellos bemalt und die Präzision der Details ausgezeichnet. Solch feine Punkte und Linien kriege ich selbst nicht annähernd hin und muss bei der Technik schummeln. Der Aufdruck auf dem T-Shirt hinten ist grandios. Ich sehe nur nicht ganz den Sinn, sowas per Hand zu malen, das kann man doch eigentlich ganz einfach mit Decals machen. Mehr geht bei der Bemalung natürlich immer, aber dazu braucht man schon recht fortgeschrittene Künste inklusive Airbrush. Hier mal ein Beispiel, was alles möglich ist. Die Figur ist so gut, da sieht die Botanik im Vergleich richtig armselig aus.

Mir persönlich sind die Fertigfiguren ihr Geld aber trotzdem nicht ganz wert. Zum einen reizt es mich nicht, solche handwerklichen Feinarbeiten an Profis auszulagern, ähnlich wie ich wenig Interesse daran habe, mir Handarbeits-Loks für viel Geld in China zusammenlöten zu lassen. Solange ich das selbst nicht kann, bleibe ich lieber bei schlechten Großserienmodellen, sonst kann ich genausogut teure Schweizer Uhren sammeln.

Zum anderen würde ich solche Figuren selbst nicht allzuviel schlechter, in einigen subjektiven Aspekten mit etwas mehr Übung vielleicht sogar besser hinbekommen. Hier mal das Gesicht eines selbst bemalten 7-Euro-Bausatzes im Vergleich mit dem 30-Euro-Fertig-Mann:
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Das Gesicht, besonders die Augenpartie, ist gut gezeichnet, aber halt ohne Schattierungen, ob Augenhöhlen, Stirnfalten oder Bartschatten. Auch das Haar, besonders der Haaransatz geht besser; ich finde, eine einfache Farbkante reicht da nicht. Nun verhält es sich mit Schattierungen von Gesichtern meiner Ansicht nach ein bisschen wie mit Alterungen von Rollmaterial. Beides ist notwendig für einen einigermaßen realistischen Eindruck, aber die Geschmäcker gehen auseinander und man kann schnell alles versauen. Bei den beiden Gesichtern oben ist das wohl noch eine Geschmacksfrage. Ich selbst mag aber Gesichter mit Schattierung lieber, auch wenn ich da noch ganz klar in der Übungsphase bin.

Bei der 50-Euro-Frauenfigur finde ich allerdings das Gesicht in der Nahaufnahme nicht mehr akzeptabel, gerade im Vergleich zu einem meiner früheren Versuche:
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Das Gesicht wirkt sehr flach und puppenhaft. Auch an den Armen fehlen Schattierungen. Klar, den Preis bezahlt man hauptsächlich für den gimmickhaften T-Shirt-Aufdruck, aber das Gesicht sollte nicht so abfallen. Auch die Chucks-Schuhe sind bei der Fertigfigur zwar feiner bemalt als bei mir, aber so richtig fällt der Unterschied im Vergleich nicht auf.

Insgesamt sehen alle Figuren aber deutlich besser aus als alles, was man von den Bahn-Zubehör-Herstellern so bekommt. Zum Vergleich ein Gesicht einer aktuellen Preiser-Figur, sowas ertrage ich inzwischen nicht mehr:
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Von MAiM habe ich auch noch ein paar Tierfiguren bestellt. Sowas kann man sicher auch selbst drucken lassen, aber die Sets waren unter 10 Euro und fein dedruckt. Besonders die Tauben ließen sich recht einfach bemalen:
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So ein kleiner Schwarm passt eigentlich überall hin:
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Dann bin ich beim Bemalen auf ein praktisches Problem gestoßen, vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen. Die von mir verwendeten wasserbasierten Farben scheinen sich durch die Wärme und Feuchtigkeit der Hand auch nach langem Durchtrocknen wieder anzulösen. Dadurch habe ich Schwierigkeiten besonders beim Bemalen der Details, weil ich die Figuren an bereits kolorierten Teilen nicht richtig festhalten kann.

Ich habe wasserbasierten Mattlack als Schutzschicht probiert, aber der macht ähnliche Probleme. Nur Lack aus der Sprühdose sorgt für eine wirklich stabile Fixierung, aber den kann ich nicht partiell oder gar immer wieder zwischendurch aufbringen. Die beste Lösung ist vermutlich einfach die Verwendung von Oldschool-Alkydharzlacken. Die neuen wasserbasierten Lacke sind halt so schön praktisch und bequem, außerdem relativ einfach wieder korrigierbar.

Eine anderer Aspekt ist, dass bei mir jeder Mattlack bei ausreichend robuster Schichtdicke doch wieder ein etwas seidenglänzendes Finish hinterlässt, was besonders bei T-Shirts und Ähnlichem den Gesamteindruck stört. Das Problem kennt man ja grundsätzlich vom Altern, aber eine richtige Lösung hab ich noch nicht gefunden.
teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

ein kleiner Nachtrag, vorgestern kam noch ein Nachzügler von MAiM, ebenfalls 3D-gedruckt. Für 9 Euro gefällt er mir ganz gut:
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teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

da ich meine unsäglichen Preiserfiguren weitgehend entsorgt habe, brauchte ich etwas neues Material für die Wagenbestückung. Also habe ich mir eine Fuhre von 100 sitzenden Figuren im 3D-Druck für zusammen 50 Euro gekauft. Die Figuren sind alle in 1:24, aber größer könnte ich sie selbst in einigermaßen maßstäblichen oder sogar übermaßstäblichen Wagen gar nicht unter bringen (woran liegt das eigentlich? Zu dicke Bauteile, die Platz wegnehmen? Oder einfach an der mangelnden Gelenkigkeit der Leute?). Einige hoffentlich hochqualitative Figuren Figuren in 1:22,5 für den Vordergrund sind aber schon auf dem Weg. Das ist die ganze Ladung ausgepackt, sie besteht aus 20 verschiedenen Figuren in jeweils fünffacher Ausführung:
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Die Rohfiguren sehen auf dem Übersichtsbild sicher nicht sonderlich beeindruckend aus, die Druckqualität ist aber tatsächlich sehr gut. Die Vorlagen dagegen sind anscheinend ein Sammelsurium von Dateien, die mehr oder weniger frei im Netz herumfliegen, also ziemlich uneinheitlich. Einige Figuren sind fein detailliert und ausdrucksstark, andere etwas verwaschener und besonders einige Frauen sind mäßig detaillierte Fantasiemodelle mit Atombusen. Stützteile sind bereits entfernt, ab und zu gibt's winzige Löcher, aber nichts, was sich nicht in ein paar Sekunden beheben ließe.

Insgesamt ist das Set für den Preis von 50 Cent pro Figur ziemlich irre, dafür hätte ich nicht mal die aufwendige Verpackung gemacht, vom Drucken und Nacharbeiten jeder einzelnen Figur gar nicht zu reden. Man kann damit beim Bemalen ordentlich experimentieren, und die Bestückung ganzer Züge ist auch kein Problem, vom völlig vernachlässigbaren Aufwand der Bemalung mal abgesehen.

Bei der ersten Charge der Bemalung habe ich den meisten Figuren die Unterschenkel abgesägt, damit sie später in einer Straßenbahn Platz finden. Grundiert wurden sie mit Baumarktspray. Danach habe ich noch ein Pre-Shading durch Benebeln aus verschiedenen Winkeln in Schwarz und Weiß aus der Dose aufgebracht. Ob die Helligkeitsverläufe am Ende wirklich einen Unterschied machen, weiß ich nicht, aber die rauhe Oberfläche hilft enorm bei der späteren Bemalung. Man muss nur etwas aufpassen, es nicht zu übertreiben, sonst erkennt man das körnige Finish später in Makroaufnahmen.

Ich fände es ja spannend, zur Bemalung von Figuren Erfahrungen auszutauschen, aber das Thema wird ja von Modellbahnern leider ziemlich stiefmütterlich behandelt. Deswegen schaue ich gezwungenermaßen bei den Militaria- und Fantasy-Leuten vorbei, um dort Anregungen zu finden. Dabei habe ich festgestellt, dass man deren Techniken für unsere Zwecke etwas anpassen muss, da sonst alles etwas zu übertrieben leuchtet, poppt und dreckt und dadurch hinterher cartoonartig wirkt. So ganz langsam bekomme ich den Dreh heraus, das sind die ersten fünf von 100 Figuren:

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Bei der Bemalung oben habe ich mich zum ersten Mal an einem Airbrush versucht. Verwendet habe ich ihn letztlich nur für einige Oberteile, für das ständige Abkleben und Auswaschen bin ich sonst zu ungeduldig. Lichter und Schatten bekommt man mit der Airbrush tatsächlich deutlich einfacher hin. Ich habe auch überlegt, ob Licht- und Schattenmalerei überhaupt sein muss, wenn die Strukturen sowieso plastisch nachgebildet sind und sich damit die Effekte durch echten Lichteinfall auch auf natürliche Weise einstellen sollten. Das scheint aber wie andere Dinge auch im Kleinen so nicht zu funktionieren, die mühselige Pinselei ist also notwendig.

Generell kann man an den Figuren, besonders den Gesichtern, immer noch weitermalen, um das Finish zu verbessern; da gibt's eigentlich keine Grenze. Nur sehr verdünnt und mit extrem wenig Farbe am Pinsel muss man immer arbeiten. Für ein Diorama würde ich die Bilder oben nur als Zwischenschritt sehen. Da allerdings die Figuren ohnehin in LGB-Wagen landen, fehlt mir ein wenig die Motivation für weitere Feinarbeit.

Insgesamt denke ich, dass das Figurenproblem in unserer Baugröße inzwischen endlich gelöst ist. Ich sehe jeden Monat mehr Angebote von 3D-gedruckten Figuren in ausreichender Qualität, von eigenen Scans und Drucken mal ganz abgesehen. Die Druckqualität ist zunehmend so gut, dass das Endergebnis nur noch von den eigenen Bemalkünsten abhängt. Fotorealismus damit sollte auch für Makroaufnahmen prinzipiell möglich sein (nicht wenn ich die Bemalung gemacht habe, aber halt im Prinzip). Ich fände es enorm spannend, wenn einige der Modellbauer hier, die bei ihren Dioramen schon extrem nah am Fotorealismus sind, sich auch an Figuren auf ähnlichem Niveau herantrauten.
teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

ich habe noch ein paar 1:24-Figuren bemalt. Die Unterkörper sind teilweise etwas schlampig, weil sie ohnehin unter Tischen verschwinden werden:
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Frauenfiguren fordern mich zur Zeit bei der Bemalung noch mehr heraus. Zum einen habe ich bei Figuren in knapper Kleidung noch kein richtiges Gefühl für die Hautschattierungen außerhalb von Gesicht und Hals. Zum anderen finde ich auch die Gesichter schwieriger: Bei älteren Männern kann man viel mit Falten, dunklen Augenringen, Bartschatten und anderen starken Kontrasten arbeiten, um einen plastischen Eindruck zu erreichen. Bei dezent geschminkten jüngeren Frauen fällt das alles weg, da bleiben nur Licht-Schatten-Effekte mit sanften Übergängen, um ein Puppengesicht zu vermeiden:

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Langsam bekomme ich auch das verbreitete Glotzaugensyndrom in den Griff, was bei vielen meiner früheren Figuren ja leider doch noch recht auffällig war. Dabei hat mir geholfen, einige Regeln zu beachten: Weniger als die Hälfte des Augapfels darf weiß sein, ober- und unterhalb der Iris darf kein Weiß zu sehen sein, das Weiß sollte gebrochen sein und der ganze Augapfel eine feine dunklere Umrandung bekommen.

Mit Augenbrauen tue ich mich immer noch etwas schwer, dafür habe ich bei den Haaren dazugelernt. Anfangs habe ich es mit Washes und Dry Brushing versucht, weil's so schön bequem schien. Das funktioniert aber überhaupt nicht, Haare muss man in vielen Farbschattierungen lasierend mit der Hand bemalen. Das geht letztlich sogar schneller. So klappen endlich auch blonde Haare, die ja bei Fertigfiguren immer besonders grausig aussehen.

Generell führen Washes und Dry Brushing meiner Erfahrung nach nur selten zu brauchbaren Ergebnissen. Es gibt Ausnahmen wie Jeans, für eine Quick&Dirty-Bemalung gehen notfalls auch noch andere Textilien, aber menschliche Körper muss man per Hand bemalen und schattieren. Auch das einfache weiße Oberteil habe ich versucht zu schattieren, das sorgt für eine etwas textilähnlichere Textur.

Hier noch mal die letzte Figur so groß, wie es meine Kamera gerade hergibt. Da erkennt man dann Artefakte vom 3D-Druck, Unsauberkeiten bei der Bemalung und klecksige Farbverläufe. Insgesamt finde ich aber, dass die Figuren extremen Makroaufnahmen schon besser standhalten:
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Als nächstes sind dann zwei echte 1:22,5-Figuren dran, da geht dann in den Details noch mal einiges mehr. Bei denen gibt's aber so viele Kleidungsschichten und Accessoires, dass ich mich mit einem Konzept zur Bemalung noch schwertue.
Spureinser
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Spureinser »

Hallo ,

du hattest oben das Anlösen von den Wasserlöslichen Farben angesprochen , z.B. die Tauben ich lackiere die Figuren zuerst mit Acyl Farbe , dann hell- / dunkelmalen mit Wasserlöslichen Farben , danach Auftrag mit matten Klarlack , damit die Übergänge besser sanfter ausfallen . Dann folgt ein Wash und wieder matter Klarlack und zum Schluß highlighten / Trockenmalen .
Die Bemalungstechnik habe ich aus dem Militärmodellbau .

Gruß von Thomas aus den Taunusbergen
Ich fahre in Spur 1 , e + f , sowie R/C in 1:32 / MEC Idstein
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

mal wieder ein Update von meinen Malübungen, wie zuvor sehr beinflusst von den Militariabauern in 1:35. Wie das immer so ist, finde ich meine früheren Versuche inzwischen ganz furchtbar und bereue schon ein bisschen, sie hier eingestellt zu haben. Aber es geht ja um die Dokumentation meiner Lernkurve, dazu sollte ich dann auch stehen.

Ich habe mir nochmals etwa zwei Dutzend stehende, 3D-gedruckte Figuren besorgt, die günstig im Netz rumschwirrten. Die Motivwahl war wieder mehr oder weniger zeitgenössisch und möglichst wenig idealisiert. Natürlich sind junge attraktive Frauen leider wieder etwas überrepräsentiert, aber immerhin sehen sie aus wie reale Frauen, nicht wie Altherrenfantasien. Ich mag Motive aus meiner eigenen Lebensrealität, auch wenn viele Modellbahner damit nicht so viel anfangen können und eher frühere Epochen bevorzugen. Aber im Meterspurbereich muss ich zum Glück nicht in die 60er Jahre zurück, damit betrieblich noch etwas Abwechslung bleibt.

Ich musste etwas aufpassen, wie gelungen die 3D-Modelle in Motiv und Detaillierung sind, aber das lässt sich meist anhand der gezeigten Renderings gut beurteilen. Hier ein Druck basierend auf einem 3D-Scan einer realen Person, den ich eher aus Neugier bestellt habe:

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Die Proportionen sind naturgemäß perfekt, aber alle Konturen verwaschen und es gibt kaum Hinterschneidungen. Mehr ist aus einem einfachen 3D-Scan ohne Nacharbeitung wohl nicht herauszuholen. Von solchen rein Scan-basierten Figuren gibt's einen Haufen, alle mit Motiven speziell für den Modellbahnbereich. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass bei Modellbahnern die Ansprüche nicht allzu hoch liegen. Sehr schade, denn die Motive - normale Leute, nicht immer jung, eher keine Supermodels - gefallen mir sehr gut.

Umgekehrt gibt's auch oft rein in Software (schlampig) generierte Figuren, die entweder wie ein Cartoon wirken oder bei denen man die einzelnen Polygone sehen kann. Ich habe inzwischen keine Motivation mehr, mich bei schlecht modellierten Figuren an der Bemalung zu versuchen. Klar wird es um Welten besser als bei Preiserleins, aber die Mühe verschwende ich lieber an bessere Figuren.

Mit der Druckqualität habe ich dagegen selten Probleme gehabt. Schichten sind zwar an manchen Stellen bei genauem Hinsehen zu erkennen, aber nichts, was mich wirklich stört. Der Maßstab der Figuren ist dagegen wie üblich - egal, ob 1:24 oder 1:22,5 angegeben wird - eine kleine Überraschungskiste. Es wäre hilfreich, wenn die Anbieter einfach die Höhe der Figuren angäben, dann könnte man anhand des Motivs den tatsächlichen Maßstab selbst bestimmen. Hier einige der Rohfiguren:

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Die Figuren sind zumeist ordentlich modelliert, auch wenn bei den Details oft noch etwas Luft nach oben ist. Das Problem mit dem Anfassen beim Bemalen habe ich gelöst, indem ich die Figuren mit Sekundenkleber auf ein kleines Stückchen Holz klebe, das ich wiederum auf einen größeren Holzklotz schraube. Am Holz lässt sich alles gut und stabil halten, und falls ich mal aus engen Winkeln von unten dran muss, kann ich den großen Block einfach abschrauben. Klarlack als Zwischenschritt kann ich so vermeiden; das wäre auch schwierig, da ich mit sehr vielen lasierenden Farbaufträgen arbeite. Das Abbrechen vom Sockel ganz zum Schluss ist natürlich schweißtreibend, aber bisher ist es gut gegangen.

Am ganzen Malprozess am schwierigsten finde ich inzwischen die Auswahl von stimmigen Farbkombinationen für Kleidung, Haare und Accessoires und dabei Wiederholungen zu vermeiden. Daran brüte ich fast länger als an der eigentlichen Bemalung. Gefühlt gehen mir nach zwei Figuren die Farben des Regenbogens aus. Reines Schwarz oder Weiß versuche ich zu vermeiden, weil es sich für Licht- und Schatteneffekt nicht mehr abdunkeln bzw. aufhellen lässt.

Dafür habe bin ich auf zwei simple Tricks gestoßen, die die ganze Malerei vereinfacht und auch verbessert haben. Der erste war der Zusatz von einem Tropfen Trocknungsverzöger beim Pinseln von Acrylfarben. Dadurch wird der Auftrag von dünnen Lasuren viel gleichmößiger, hässliche Farbränder lassen sich verringern und sanfte Farbübergange werden möglich. Ich dachte bisher, sowas sei nur mit Enamel- oder gar Ölfarben möglich. Die Stinkerei wollte ich mir aber nicht antun, außerdem fehlt mir die Geduld für die Trocknungsphasen.

Eine weitere Erleichterung war der Einsatz von Abdeckknete statt Klebeband. Dadurch kann ich auch bei einzelnen Kleidungsstücken viel einfacher mit der Airbrush arbeiten. Zum Grundieren der Figuren verwende ich inzwischen grundsätzlich einen schwarzen Primer und bringe dann mit weißer Farbe ein Pre-Shading auf.

Das Pre-Shading wird bei mir durch die spätere Bemalung an den meisten Stellen zwar wieder überdeckt, aber wenn etwas Grundierung durchscheint, sind es immer die richtigen Lichter und Schatten. Außerdem hilft es, die Details bei der Bemalung besser zu erkennen. Bei der eigentlichen Bemalung arbeite ich meist mit Lasuren per Airbrush oder Pinsel, jede Farbe jeweils im Basiston sowie abgedunkelt für Schatten und aufgehellt für Lichter. Washes und Trockenbürsten verwende ich fast überhaupt nicht mehr, das wirkt meist nur fleckig und schlampig bemalt.

Eine der fertig bemalten Figuren, eine Skaterin im Teenager-Alter:

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Die Figur ist eindeutig 1:22,5. In 1:24 wäre sie fast 1,78m groß, dazu passen die Körperproportionen nicht mehr. Neben einer gleichgroßen Preiserfigur wirkt sie sehr filigran, aber das liegt halt an den klobigen Preiser-Kobolden. Vielleicht kann man sehen, dass durch den Trocknungsverzögerer besonders im Gesicht die Farbübergänge schon etwas sanfter gewordem sind als bei meinen bisherigen Figuren, ohne dass ich mir mit zig Farbnuancen einen Wolf pinseln musste.

Feine Strukturen wie Augen und Augenbrauen verlieren mit der Zeit langsam ihren Schrecken, auch wenn die Lernkurve immer noch steil ist und besonders die Symmetrie eine Herausforderung bleibt. Anfangs habe ich ja mit Zahnstocher, Stecknadeln und Ähnlichem experimentiert, um extrem kleine Punkte wie die Pupille innerhalb der Iris oder Lichtreflexe im Augaupfel zu setzen. Mit Zeit merkt man dann, dass es einfach mit einem Pinsel, der nicht mal besonders fein sein muss, am besten geht. Auch hier hilft wieder der Trocknungsverzögerer.

Und eine andere Figur in ähnlichem Alter:

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Ich hatte einiges überlegt, um Kleidung realistischer wirken zu lassen. Letztlich waren präzise Licht- und Schatteneffekte der Schlüssel, um den Eindruck von Stoffstruktur zu erreichen.

Und ihre kleine Schwester im Vorschulalter:

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Die kleine Figur hat etwa die Größe einer typischen Spur-0-Figur, trotzdem lassen sich Details wie die Augen ganz normal bemalen, inklusive Umrandung, Augapfel, Iris und Pupille. Im Modellbahnbereich wird man einfach darauf konditioniert, dass die Figuren selbst hinter Spielzeugstandards zurückfallen und man da auch selbst nichts besser machen kann.

Und ein Größenvergleich der beiden:

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Zwei erwachsene Frauen:

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Nach all den jungen Mädels ein mittelalter Mann in Pilotenjacke:

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Die Figur geht eher so grenzwertig als 1:22,5 durch, dann wäre sie knapp 1,72m groß. Dafür ist sie aber sehr schön modelliert. Bei nicht mehr ganz jungen Männern ohne Makeup kann man Falten und Hautunreinheiten ruhig etwas mehr farblich herausarbeiten. Ich musste da aber meine eigenen Erfahrungen sammeln, viele der Soldaten-Zombies in 1:35, die ich mir angesehen habe, taugten eher nicht zum Vorbild.

Insgesamt kommen mir durch meine Ausflüge in 1:35 aber inzwischen alle meine Arbeiten im Nicht-Figuren-Bereich ziemlich grob und spielzeughaft vor. Auch bei Technik und Landschaft ist da oft das Niveau einfach ein anderes als bei Modellbahnern. Ich würde gern manche Methoden ausprobieren, weiß aber nicht, wie realistisch umsetzbar sie im Modellbahnbereich sind, besonders in 1:22,5. Deren Fahrzeuge werden nach dem Bemalen festgeklebt und nie wieder angefasst, geschweige denn angetrieben. Auch das schwarze Grundieren der gesamten Landschaft, bevor man alle Farben und Schattierungen bei jedem Kiesel und Grashalm wieder von Null aufbaut, finde ich faszinierend, aber geht das auf vielen Quadratmetern Anlage statt einem 10cmx10cm-Diorama?

Euch allen einen guten Rutsch!
teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

mal etwas Abwechslung von den ganzen Menschen. Um meine Landschaft etwas aufzupeppen, habe ich einen Schäfer mit seinem Viehzeug bepinselt:

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Grundsätzlich sind die 3D-gedruckten Figuren nicht schlecht, aber bei den Texturen bis auf den Border-Collie recht lieblos umgesetzt. Bei den Schafen konnte ich mit Licht-Schatten-Effekten noch ein bisschen Struktur herbeimogeln, aber für die Kühe ist mir nichts eingefallen. Braunvieh ist ja nicht immer zottelig, aber ein bisschen Textur sollte schon da sein. Vielleicht experimentiere ich mal mit Fine Turf oder Ähnlichem. Wenigstens der jedem Wanderer vertraute Glotzeffekt ist aber da.
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Peter_T1958 »

Hallo Teppichbahner

Ich frage mich gerade, ob es eigentlich verboten ist, dir auf deine Posts zu antworten... :? Es ist eigentlich sehr schade, kriegst du nicht häufiger Rückmeldungen, denn deine Arbeiten sind wirklich toll. Auch wenn ich selbst kein Figuren-Maler bin (Ich habe mich es ein paar Mal an Modelu 3D Figuren im Masstab 1/50 versucht, musste aber feststellen, dass ich hierbei kläglich versagte), darf ich wohl anmerken, welch hohes Niveau du erreicht hast. Deine neuesten Kreationen (vor allem der Herr in den Jeans) könntest du problemslos auf Plattformen, wie z.B. Putty&Paint hochladen. Da hat es manch einer, der dir das Wasser nicht reichen könnte.

Beeindruckt,
Peter
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo Peter,

danke für das Kompliment. Putty&Paint kannte ich nicht und habe es mir natürlich gleich angesehen. Das ist überwiegend schon noch mal ein ganz anderes Niveau als das, was ich mache. Bei mir hängt es immer noch sehr vom Zufall ab, wie die Gesichter so ausfallen.

Die mir meist ziemlich fremden Motive mal außen vor, ist der Stil der Bemalung dort auch eher weniger auf Realismus ausgerichtet. Pinselstriche sind Teil der Kunst, dieses Mikrodiorama sieht zum Beispiel aus wie ein dreidimensionales Ölgemälde. Anspruchsvoll und faszinierend, aber eine Fine-Scale-Lok kann ich mir dazu ganz schlecht vorstellen.

Ich würde übrigens an deiner Stelle ein paar neue Anläufe bei der Figurenbemalung nehmen, wenn du noch Interesse hast. Die Lernkurve ist zwar sehr steil, aber recht zugänglich. Bei mir gab's auch keine künstlerische Vorbelastung, der Höhepunkt meiner Malkünste war in der Grundschule, danach ging's steil bergab. Die meisten meiner Fortschritte kamen einfach durch technische Kniffe, die ich mir irgendwo zusammengesucht habe.

Wie fandest du eigentlich die ModelU-Figuren? Ich hatte ja den Eindruck, dass die Vorlagen für größere Maßstäbe arg verwaschen sind, besonders angesichts der sehr hohen Preise. Verwaschene Konturen erschweren das Bemalen ganz enorm, das könnte bei deinen schlechten ersten Erfahrungen eine Rolle gespielt haben

Wenig Rückmeldungen in diesem Thread gibt's vermutlich, weil Figuren irgendwie nicht richtig unter die Forumsschwerpunkte fallen. Die meisten verzichten entweder darauf oder nehmen einfach Preiser, die Marke ist ja anders als LGB hier akzeptiert.

Was fehlendes Feedback angeht, bin ich leider selbst auch Teil des Problems. Ich lese mir hier jeden alten und neuen Post durch, viele auch mit großem Interesse Dutzende Male. Dann komme ich aber meist nicht dazu, etwas zu schreiben, obwohl ich eigentlich jede Menge Fragen oder auch Anregungen hätte.

Ein bisschen fehlt hier im Forum meiner Ansicht auch nach eine Kultur der Zusammenarbeit, auf Fragen gibt's kaum Antworten und umgekehrt werden konstruktive Tipps nicht immer gut aufgenommen. Das schreckt ein bisschen davon ab, etwas zu schreiben, wenn man selbst nicht der erfahrene Experte ist.

Praktische Hilfe für meine Arbeiten habe ich mir ausschließlich durch passives Lesen in anderen Foren zusammengesucht, hier kann man dann nur Ergebnisse präsentieren. Das finde ich ausgesprochen schade, aber ein gewisser Abschreckungsgrad ist halt so gewollt.
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Helmut Schmidt
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Helmut Schmidt »

Hallo Teppichbahner,

ich habe inzwischen deinen Thread genauer betrachtet und kann nur sagen, ausgezeichnet. :shock:

Ich habe ja auch schon Figuren bemalt und kann denn Aufwand absolut beurteilen. :top:
Helmut Schmidt
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