Quiet earth

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Moderator: Marcel

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Hydrostat
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Re: Quiet earth

Beitrag von Hydrostat »

Ich habe zwei Fragen:

1.) In der hinteren Ecke ist m. E. schemenhaft eine Boiler- oder Kesselanlage mit einem Manometer oder runden Thermometer erkennbar. Das ergäbe durchaus Sinn, denn die Bottiche dampfen und wurden wohl mit warmem Wasser/Säure betrieben, um die Reaktionsgeschwindigkleit zu erhöhen. Wie könnte so etwas im kleinindustriellen Maßstab ausgesehen haben? Die Gesenkschmieden haben damals mit Koks gearbeitet; möglicherweise wurde die Anlage aber auch anders beheizt. Irgendwelche Ideen dazu?

Bild
Slg. Brockhaus Heuer GmbH

2.) Diese Frage ist im vorigen Thread wahrscheinlich untergegangen: Für die Kranbahn hatte ich seitliche Schleifleitungen vorgesehen, die auf der Innenaufnahme erkennbar sind. Nur: wie ließe sich diese Leitung durch das Tor nach außen führen? Das spricht eher für ein Schleppkabel oder Nachlaufkätzchen, aber vielleicht hat jemand ein Beispiel für eine Umsetzung mit "Oberleitung"?

Besten Dank und schönen Gruß
Volker
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Flachschieber
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Re: Quiet earth

Beitrag von Flachschieber »

Hallo Volker,

die Heizung wird wohl mit Dampf funktioniert haben. In jedes Becken geht ja eine Leitung mit Handrad. Ich vermute das am Beckengrund eine Rohrwendel war durch die der Dampf gestömt ist und so das Bad erhitzt hat. Allerdings fehlt die Abdampf oder Kondensatableitung. Vielleicht kam aber auch nur warmes Wasser durch die Leitung zum Einlassen in den Becken.

Spannend wie das wohl funktioniert haben mag. Die Becken müssten ja auch eine Ablassvorrichtung haben. Womöglich auf der Rückseite und in den Graben um die Becken.

Bin gespannt ob sich noch mehr Vorbildinfos finden lassen.

Beste Grüße,

Marco
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Hydrostat
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Re: Quiet earth

Beitrag von Hydrostat »

Hallo Marco,

vielen Dank für Deine Gedanken und die Zeit, die Du dir für eine Antwort genommen hast.

Auf die brilliante Idee mit der Dampfheizung bin ich nicht gekommen; möglicherweise wurde über die Rohrleitungen ja nur verbrauchte Flüssigkeit nachgefüllt. Die Dampfheizungsvariante hätte den entscheidenden Vorteil, dass sich die Temperatur im Becken konstant halten lässt, ohne ständig Wasser austauschen zu müssen. Das Wasser könnte trotzdem erwärmt zugeführt worden sein, um die Reaktion beim Nachfüllen nicht zu stören. Immerhin findet sich auf einem Lageplan von 1955 ein Vermerk "Neuer Dampfkessel Nr. 2257". Dann gehe ich einfach davon aus, dass im Hintergrund ein stehender ölbefeuerter Dampfkessel zu erkennen ist. Für eine Kohlefeuerung sieht es da drinnen m. E. zu sauber aus - oder irre ich da?

Am gegenüberliegenden Hang ist jenseits des Gleises ein Kessel erkennbar, möglicherweise für Öl, Säure oder einfach nur Kesselspeisewasser. Was könnnte das mastartige Gebilde hinter dem Tor sein?

Bild
Ausschnitt aus einem Foto von EJ Wolff, 1952 (Slg. Wolf Dietrich Groote)


Von der Vorbildsituation dürften sich leider keine Bilder mehr finden lassen; dazu haben alle Nachforschungen ins Leere geführt.

Schönen Gruß
Volker
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volkerS
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Re: Quiet earth

Beitrag von volkerS »

Hallo Volker,
zum Thema Heizen der Becken sollte man folgendes beachten:
1. Eine Heizschlange müsste sich am Boden befinden und aus einem Material gefertigt sein, das von der Säure des Bades nicht angegriffen wird. Den Ablauf dicht in dem gefliesten Becken einzubauen wäre eine Herausforderung.
Außerdem müsste sie ausgebaut werden, wenn das Becken leergepumpt wird um den Zunder heraus zu schippen. Über der Heizschlange müsste ein Auflager vorhanden sein auf dem die Körbe aufgesetzt werden. Wenn die Becken einen Ablauf für die Säure/Lauge incl. des Zunders hätten, wo befinden sich die Absperrhähne.
2. Beim zweiten Becken von hinten kann ich keinen Zulauf wie an den anderen 4 Becken erkennen.
3. Ab den Absperrhähnen sieht das Rohr dicker aus und nicht mehr gerade. Sollte das ein Schlauch sein, der nur Wasser zuführt?
4. Wenn warmes Wasser erzeugt wird dann eher durch einen Boiler als einen Dampfkessel. Dampfkessel = Kesselwärter
Volker
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Peter_T1958
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Re: Quiet earth

Beitrag von Peter_T1958 »

Volker, leider kann ich dir bei deinen Fragen nicht helfen. Im "Polytechnischen Journal" jedoch habe ich viel über zeitgenössische Technik erfahren.
Gewiss, die Recherche braucht oft viel Aufwand, doch manchmal sind die beigefügten Bilder Gold wert. Vielleicht findest du hier etwas über deine Säurebäder?!

Hier der Link:
http://www.polytechnischesjournal.de/startseite/
"Siplicity is the ultimate sophistication" - Leonardo Da Vinci-
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Flachschieber
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Re: Quiet earth

Beitrag von Flachschieber »

Hallo zusammen,

spannendes Thema.

Das nicht alle Becken beheizt sein müssen ist logisch wenn man sich den Beizprozess ansieht. Es muss auch ein Neutralistationsbecken geben.

Wegen Gestell: Durchaus möglich das da unten ein Auflager drin ist. Das kann ja in Form eines gefliesten Absatzes sein.
In den ersten beiden Becken sind ja diese Haltekäfige eingefahren. Der Tragholm schaut aus dem Bad hinaus. Vergleicht man nun die Höhe mit dem gerade herausgehobenen ist da nach unten noch ordendlich Raum für ne Heizung. Es wäre auch gut möglich das der Boden des Beckens "eben" ist und sich darunter die Heizung mit Dampf befindet. Da man im Hintergrund an der Wand Schläuche sieht, ist es sehr wahrscheinlich das mit diesen das Bad eingefüllt wurde und die senkrechten Leitungen der Dampfzufur einer wie auch immer gestalteten Heizvorrichtung im Becken dient.

Peters Tipp mit dem Polytechnischen Journal oder ähnlicher damaliger Fachliteratur könnte da evt mehr erhellendes zu Tage fördern.

Beste Grüße,

Marco
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lokmarv
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Re: Quiet earth

Beitrag von lokmarv »

Moin Volker,

wie immer tolles Projektdetail, gerade auch der Dachstuhl.

Das mit den Becken ist kriminalistisch spannend (jedenfalls besser als Fernsehen - Tatort).
Ich kenne die Prozesse nicht, also versuche ich logisch zu schlussfolgern.
Ich denke, (wie schon beschrieben - dicker Schlauch), dass nur kochendes Wasser zugeführt wurde. Und wo was eingefüllt wird, muss auch was weg. Die Becken müssen regelmäßig geleert werden, das wird man nicht mit Pumpen machen. Ich denke, dass die Umweltschutzvorschriften damal auch andere waren, also ab in den Kanal!

Gibt es auf der Rückseite eine Ablassrinne? Da hängen Schläuche, mit denen alles sauber gemacht wird. Gibt es noch Zeitzeugen, die man befragen kann?
Der Typ im Hintergrund weiß alles.

Beste Grüße
Martin
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Flachschieber
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Re: Quiet earth

Beitrag von Flachschieber »

Hallo Martin,

ich könnte mir vorstellen das da evt ein glasiertes Abflussrohr am Beckengrund war das wie bei den alten Badewannen mit einem Stöpsel verschlossen wurde. So ein glasiertes Rohr fand ich mal bei Bauarbeiten im Garten. Die Glasur war ein braunton. Zu der Zeit hat man viele Sachen auch emailliert.

Die Rinne aussen herum diente bestimmt dem Zweck überlaufende Säuere oder Lauge aufzunehmen falls das "Badewasser" mal zu hoch eingefüllt wurde.

Beste Grüße,

Marco
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Re: Quiet earth

Beitrag von volkerS »

Hallo Marco,
glasierte Tonrohre waren früher Standart bei Abwasserleitungen. Dass diese säureresistent sind sieht man ja an den Säuretopfwagen. Die 1000l-Behälter bestanden ja ebenfalls aus glasiert gebranntem Ton.
Volker
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Thomas Engel
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Re: Quiet earth

Beitrag von Thomas Engel »

Flachschieber hat geschrieben:die Heizung wird wohl mit Dampf funktioniert haben. In jedes Becken geht ja eine Leitung mit Handrad. Ich vermute das am Beckengrund eine Rohrwendel war durch die der Dampf gestömt ist und so das Bad erhitzt hat. Allerdings fehlt die Abdampf oder Kondensatableitung. Vielleicht kam aber auch nur warmes Wasser durch die Leitung zum Einlassen in den Becken.

Spannend wie das wohl funktioniert haben mag. Die Becken müssten ja auch eine Ablassvorrichtung haben. Womöglich auf der Rückseite und in den Graben um die Becken.

Bin gespannt ob sich noch mehr Vorbildinfos finden lassen.
:wink: Hallo Marco, hallo Volker,

Heizrohre aus Metall in einem Beizbecken werden nicht sehr lange gehalten haben. Heizen würde zur Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit Sinn machen. Dampf könnte man über einen porösen Gummischlauch einleiten, das Kondenswasser verdünnt in diesem Fall die Beize.

Beim Beizen könnte es sich aber auch um die Kühlung handeln, falls das Beizen eine stark exotherme Reaktion verursacht hat.

Möglich ist sogar beides: im Winter heizen (Ofen), im Sommer kühlen (indirekt mit Flußwasser).

Beides müssten schon säurefest beschichtet gewesen sein, um zu halten. Diese Beschichtung müsste aber mit den Temperaturschwankungen einer Heizung / Kühlung und der aggressiven Chemie klar gekommen sein. In der Großchemie, in der ich gearbeitet habe, erinnere ich mich eher an indirekte Beheizung.

Becken in Beizereien werden wie Galvaniken eher keine Abläufe haben und müssen zum Austausch ausgepumpt werden. Wir haben beruflich bei der Entsorgung eines uralten Galvano-Becken aus Holz (!) geholfen, das ebenfalls keinen Ablauf hatte - auch keinen "nachgefrickelten".

Ich tippe eher auf Wasserzuläufe zum Verdünnen konzentrierter Beize.

Wenn man die damals gültigen Gesetze und Vorschriften sowie zeitgenössische Fachbücher findet und studiert, ist man schlauer ...

Grüße aus der Klingenstadt & alles Gute!

:flamingdev: Thomas Engel
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