Quiet earth

Anlagen (aussen & innen), Dioramen, Gebäude, Figuren, Schienen, Autos, sonstiges Zubehör

Moderator: Marcel

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Hydrostat
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Re: Quiet earth: Übungsmodul zur Plettenberger Kleinbahn

Beitrag von Hydrostat »

Leute, Leute ...

... vielen Dank, Horst, Peter, Volker, Michael, Martin, Gerhard und Vladimir.
MvM hat geschrieben:Wie ist der Fahrplan gedruckt?
Wie wurden die Plakatreste umgesetzt?
Und sehr schön die alte DIN auf dem Emailleschild! Wie ist das entstanden?
Der Fahrplan ist ein Scan eines Originalfahrplans der Kleinbahn von 1949 aus der Slg. Groote; einen aktuelleren aus den 50er Jahren gibt es nicht. Der Plan lag nur in Einzelteilen vor und so hatte Wolf Groote ihn seinerzeit - analog zu älteren Fahrplänen - zusammengesetzt:


Bild


Diese Ausgangsdatei habe ich zunächst im Photoshop etwas entzerrt, geradegerückt und dann die Schattierungen des Hintergrunds beseitigt, um ein möglichst klares Schriftbild zu bekommen.


Bild


In Illustrator lässt sich die Datei dann auf ein umgerechnetes A2-Format verkleinern und in der Fläche zentrieren:


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Bei der PDF-Erzeugung via Acrobat Distiller ist die Komprimierung auf 2400 dpi hochgestellt. Mein Drucker ist ein Canon MX725; dort muss man ebenfalls die höchste Auflösung wählen. Das ging bei meinem früheren Epson Stylus mit exakten Angaben, beim Canon muss man sich mit Angaben wie "Höchste Qualität" begnügen. Ich habe die Datei dann auf Zigarettenpapier ausgedruckt, wobei es etliche Fehlversuche gab. So ergibt der Druck nur mit schwarzer Tinte kein so scharfes Bild wie der Farbdruck mit zusammengesetztem Schwarz.

Den Ausdruck habe ich dann mit verdünnter Sepiatinte gefärbt - genauso wie weitere Papierstücke, die ich anschließend in Fetzen gerissen habe.

Das Aufkleben erfolgt mit sehr stark verdünntem Modellbaukleber, den ich aufsprühe und auf den ich dann die Papierfetzen auflege. Irgendwann passt es dann auch mit dem Faltenwurf perfekt - da muss man mit trockenem und angefeuchtetem Papier ein wenig ausprobieren.

Das Schild ist nach einer fotografischen Vorlage entstanden - die passende DIN 1451-Schriften habe ich auf dem System. Auch hier arbeite ich im Illustrator und wandle die Schriften in Pfade um, um alles frei bewegen zu können. Gedruckt wurde dann auf selbstklebender Vinylfolie von Papilio, die UV-beständig und wasserfest ist. Ein passend zugeschnittenes und an den Ecken verrundetes sowie leicht eingezogenes Blech dient als Träger.


Von der Wartehalle gibt es eine einzige Aufnahme aus den dreißiger Jahren, aus der ich hier den entsprechenden winzigen Ausschnitt zeige:


Bild


So sitzt die Wartehalle auf dem Segment; die Mockups der anschließemden Gebäude helfen, Proportionen besser einzuschätzen. So weiß ich im Vergleich mit dem Bildausschnitt oben, dass das anschließende Gebäude, das übrigens die Beizerei von Brockhaus & Söhne beherbergte, etwas höher werden muss.


Bild


Bild


Schönen Gruß
Volker
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Re: Quiet earth: Übungsmodul zur Plettenberger Kleinbahn

Beitrag von Hydrostat »

Hallo zusammen,

der Weichenhebel fehlte noch. Coronabedingt hatte Shapeways bei Gussteilen sehr lange Lieferzeiten.


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Der Hebel ist nach einer Weichenzeichnung der PKB entstanden und unterscheidet sich in einigen Details von den Standardweichenstellböcken.


Bild
(Ausschnitt; Slg. Wolf Dietrich Groote)

Schönen Gruß
Volker
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Re: Quiet earth: Übungsmodul zur Plettenberger Kleinbahn

Beitrag von Hydrostat »

Seit Juli 2020 arbeite ich am Hauptgebäude für das letzte Segment, der Beizerei der Fa. Brockhaus Söhne, das ich hier bereits kurz erwähnt hatte. Dort wurden die Schmiedeteile mittels Säurebädern vom Zunder befreit.

Von dem vermutlich bereits in den 60er Jahren abgetragenen Gebäude existieren lediglich zwei Außenaufnahmen aus großer Distanz.

Diese (bereits gezeigte) Aufnahme aus den 30er Jahren

Bild
Slg. Wolf Dietrich Groote


sowie diese aus den 50er Jahren, also dem Zeitraum, der mich interessiert.

Bild
Ausschnitt aus einer Aufnahme aus einer frühen "Imagebroschüre" der Fa. Brockhaus Söhne, Slg. Brockhaus Heuer GmbH


Daneben gibt es von dem Gebäude lediglich eine Luftaufnahme sowie Katasterpläne, die ich hier nicht zeigen kann. Anhand dieser Pläne ließen sich die Grundrissmaße des längst verschwundenen Gebäudes ermitteln. Zur Umsetzung habe ich mich für eine Mischung aus beiden Zuständen entschieden. Zu allem Überfluss scheint das Ursprungsgebäude bereits in den 40er Jahren abgerissen und etwas größer an gleicher Stelle wiedererrichtet worden zu sein.

Wirklich spannend fand ich die einzige Innenaufnahme, die sich ebenfalls in der Broschüre fand und die so viel Charakter hat, dass sie zur Grundlage für die "Wiederauferstehung" des Gebäudes wurde:

Bild
Slg. Brockhaus Heuer GmbH


Damit stand ausreichend Material für eine initiale digitale Rekonstruktion zur Verfügung.

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Dabei erwies sich die Konstruktion des Dachstuhls als besonders schwierig. Der zuerst eingeschlagene Weg über einen Holzdachstuhl war nicht gangbar, da die Holzkonstruktion zu tief im Raum lag und die Möglichkeiten der späteren fotografischen Arbeit zu stark eingeschränkt hätte:

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Nach erneuten Recherchen zu anderen Dachkonstruktionen stieß ich auf das bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Polonceau-Tragwerk (nach Barthélemy Camille Polonceau, Ingenieur, *1813 Chambéry – †1859 Châtillon) das mich ästhetisch und im Hinblick auf die späteren fotografischen Umsetzungsmöglichkeiten stark ansprach und mir vor dem Hintergrund, dass Brockhaus als metallverarbeitendem Betrieb die Fertigung entsprechender Teile selbst möglich gewesen sein mag, plausibel schien. Ganz wunderbar von Jürgen Riedl und Thomas Scherer aufbereitete Informationen zu dieser besonderen Konstruktion findet man auf dieser tollen Seite im Länderbahnforum.

Zuerst die Innenansicht, die im Vergleich zum Holzdachstuhl den auf der Innenaufnahme nun erkennbaren Freiraum lässt:

Bild


Die nach vorne aus dem Gebäude gezogene Kranbahn ist frei erfunden. Dagegen spricht die auf der Innenaufnahme erkennbare Stromführung für den Kran, die sich in dieser Form schlecht nach außen führen lässt - aber vielleicht hat hier ein Leser eine Idee zu? Sicher bin ich mir nämlich nicht mehr, ob das die "Oberleitung" für den Kran war.

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Bild


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Ausgehend von der CAD-Konstruktion entstanden dann mit Hilfe verschiedenster Techniken einzelne Elemente. So sind die Wände und die Fliesenspiegel sowie die Säurebottiche CAD-CAM-basiert aus Forex, Hart-PVC, Polystyrol und Resopal gefräst. Im Lasercutverfahren entstehen die Fensterrahmen aus mehreren Schichten verschieden starken Kartons. Für das Polonceau-Tragwerk kamen gefräste Teile für die Verbindungsbleche, 3D-Druck und Messingfeinguss für die Stützen und Bügel sowie das Lasersintern für die Auflager zum Einsatz. Alle weiteren Teile sind aus hart verlöteten und/oder verschraubten Messing- und Stahlbauteilen entstanden.


Dachgebälk mit kunststoffgedrucktem Firstlagerschuh:

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Laternenaufsatz auf dem Dachstuhl:

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Details der Polonceau-Konstruktion mit Druckstab, Knoten und Zugstangen:

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Seitlicher Auflagerschuh:

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Drei dieser Tragwerke sind über die Gebäudelänge verteilt:

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Zu guter letzt zwei Aufnahmen vom aktuellen Stand:

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Mein herzlicher Dank gilt der Hessischen Kulturstiftung, die das Projekt mit einem dreimonatigen Arbeitsstipendium unterstützt hat - und ganz besonders meinen Freunden aus diesem Forum, die mir bei der Realisierung zur Seite gestanden haben und stehen.

Schönen Gruß
Volker



Gefördert im Rahmen des Kulturförderprogramms
„Hessen kulturell neu eröffnen“.


Bild
Zuletzt geändert von Hydrostat am So 29. Nov 2020, 22:19, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Quiet earth: Übungsmodul zur Plettenberger Kleinbahn

Beitrag von GNEUJR »

Moin,

wow, einfach nur wow, ohne weitere Worte...
Ein tolles Geschenk zum ersten Advent, DANKE!

Viele Grüße

Gerd
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Schrauber
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Re: Quiet earth: Übungsmodul zur Plettenberger Kleinbahn

Beitrag von Schrauber »

Hallo Volker,

Hammer :respekt:

:lupe:
Danke für die tollen Bilder.

Sprachlos.
Gruß Tomas (Schrauber)



"Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben!"
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Marcel
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Re: Quiet earth: Übungsmodul zur Plettenberger Kleinbahn

Beitrag von Marcel »

Hallo Volker

Das ist wieder einmal abolut genialer Modellbau :respekt: :respekt: :respekt:!
Die Polonceau-Konstruktion ist für mich ein absolutes Highlight!

Ich freue mich auf die Bilder der weiteren Baufortschritte :D

Beste Grüsse Marcel
master of OM
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Re: Quiet earth

Beitrag von master of OM »

Hallo Volker,

Waahhhnsiin!!

Vor allem, wenn man den Aufwand berücksichtigt, der für die dargestellte Ausführung erforderlich ist.
Ich freue mich ebenfalls auf die nächsten Beiträge, und wünsche Dir gutes Gelingen :D

Schöne Grüße, Gerhard
Spureinser
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Re: Quiet earth

Beitrag von Spureinser »

Hallo Volker ,

Wahnsinn was du da erstelltest, Modellbau in höchster Perfektion . Bin schon auf deinen Kran gespannt . :respekt: :respekt:

Gruß von Thomas aus den Taunusbergen
Ich fahre in Spur 1 , e + f , sowie R/C in 1:32 / MEC Idstein
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Mattiacus
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Re: Quiet earth

Beitrag von Mattiacus »

Hallo Volker,

wieder mal Modellbau vom Allerfeinsten! Da kriegt man ganz große Augen, einfach fantastisch.
Gruß und allzeit Hp1
Horst Wilhelm (Hauwi)

Nimm dir Zeit für deine Träume, bevor dir die Zeit deine Träume nimmt!

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dolfan96
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Re: Quiet earth

Beitrag von dolfan96 »

moin,
Wahnsinn, super umgesetzt. Ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird.
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