Zahnradlok Wasseralfingen

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Moderator: GNEUJR

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Henner (Henry)
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Henner (Henry) »

Es gibt gute und schlechte Nachrichten. Die Schlechte: Meine Sherline Fraesmaschine hat nach 20 Jahren eifrigen Gebrauchs den Geist aufgegeben, d.h. die x-Leitspindel/mutter ist voellig verschlissen. Zum Glueck kosten die Ersatzteile nur ca. $30, aber jetzt ist die Maschine fuer etwa 1 Woche ausser Gefecht.
Die gute Nachricht: Siggi Staemmele, der Erbauer des ersten Modells dieser Lok hat ein Photo gefunden, das eine aehnliche Lok zeigt, bei der aber die Rauchkammertuer und die Befestigung sehr schoen zu sehen ist. Ich werde mich daher jetzt zunaechst mit dieser Baugruppe befassen. Ein Problem sind die Scharniere. Ich wollte sie diesmal aus einem Messingband in einem Stueck biegen. Dazu habe ich mir eine Vorrichtung gebaut. Die Scharniere werden grob vorgebogen und dann mit einem Dorn durch die Vorrichtung getrieben. Es ist im Prinzip eine Bohrung von 2mm (Aussendurchmesser der Scharniere), die konisch auf 2,5mm erweitert ist. Ich habe dazu eine konische Reibahle (D-bit) hergestellt. Ein Saegeschlitz nimmt den Rest des Scharniers auf. Der Schlitz ist auf der 2mm Seite natuerlich tangential zur Bohrung:

Bild

Das Ergebnis sieht dann so aus (Verputzt wird nach dem Aufloeten auf die Rauchkammertuer):

Bild

Innendurchmesser 0,8mm.
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Hydrostat
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Hydrostat »

Klasse Idee und Ausführung. Wie hast Du die Reibahle gemacht oder bearbeitet?

Schönen Gruß
Volker
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Henner (Henry)
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Henner (Henry) »

Volker,
die Reibahle habe ich so gefertigt:
1. Material oelhaertender Silberstahl (O-1 in den USA), laesst sich gut bearbeiten.
2. Konus drehen mit Konusdrehvorrichtung meiner Sherline (https://www.sherline.com/product/1270-compound-slide/)
3. Da meine Fraesmaschine z.Zt ausser Gefecht ist, habe ich den Rohling in die Drehstahlaufnahme gespannt und mit dem Schlagzahn auf knapp die Haelfte abgefraest (Sorry fuer das unscharfe Bild):

Bild

4. Auf Rotglut erhitzen und im Oelbad (Motoroel) abschrecken (Haerten)
5. Blank schmirgeln und vorsichtig erhitzen, bis die Spitze gerade gelb wird. Dann wieder im Oelbad abkuehlen (Anlassen).
6. Mit dem Oelstein abziehen, um eine scharfe Kante zu bekommen.
Hat ca. 40min gedauert.
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Henner (Henry)
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Henner (Henry) »

Wie heisst es so schoen: Muehsam eicht sich das Naehrhoernchen... Ich habe so meine Probleme mit den nun folgenden Details.
#1 Schornsteinsattel. Der erste Versuch ging voellig daneben, der zweite fast:

Bild

Ich hatte die Krempe getrennt hergestellt und dann auf Form gebogen. Der Schornsteineinsatz hatte zwei im rechten Winkel angebrachte Bohrungen, durch die ich Nickelchromdraehte steckte, um die Krempe beim Hartloeten zu fixieren (Nickelchrom weist Silberlot ab). In der Praxis zeigte sich, dass trotz Fixieren der Flamme auf den Einsatz die Krempe schneller heiss wurde und das Lot sich darauf verteilte. Erst spaeter floss es dann in den Spalt, aber das Teil haette eine Menge Nacharbeit erfordert -> Scrapbin. Wir werden heute eine weitere Version probieren, mal sehen. Wenn jemand eine gute Loesung hat (abgesehen von 3D-Druck), waere ich sehr dankbar dafuer.
#2 Etwas mehr Glueck hatte ich mit der Rauchkammertuer. Da ich noch nicht weiss, ob das Zuenden des Brenners durch den Schornstein immer gelingt, habe ich die Rauchkammertuer so konstruiert, dass man sie oeffnen kann:

Bild

Der Blechstreifen in der Mitte diente als Lehre zum (provisorischen) Aufkleben der Scharniere, die dann ihrerseits als Lehren zum Bohren der Nietloecher dienen. Jetzt warte ich auf Nieten, Mikro-Schrauben etc. aus Deutschland, um hier weitermachen zu koennen.
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Lupo60 »

Henry (Henner) hat geschrieben: Wenn jemand eine gute Loesung hat (abgesehen von 3D-Druck), waere ich sehr dankbar dafuer.
Hallo Henner,

Nur eine Idee oder ein Fragment davon, ob‘s wirklich eine Lösung oder gar eine gute Lösung ist, weiß ich nicht:

Vielleicht lässt sich ja noch ein Kühlkörper (aus Chromnickelstahl?) an der Krempe anbringen, der die Wärme von dort ableitet, so das sich Krempe und Einsatz gleichmäßiger erwärmen?

Viele Grüße,
Wolfgang
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Henner (Henry)
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Henner (Henry) »

@Wolfgang,
Ich habe mich wohl etwas falsch ausgedrueckt: Mit etwas mehr Sorgfalt haette das mit dem Loeten geklappt; ich wollte nur wissen, ob jemand eine andere Technik zum Herstellen des Sattels hat.

Dietrich (Dampfspieler) hat mir einen Vorschlag geschickt, bei dem aber auch Loeten angesagt war. Nun hat mein Freund Dennis eine Loesung gefunden, die ohne Loeten auskommt. Der "Kranz" wird als duenne (0,5mm dicke) Krempe in einem Winkel von ca. 30° aus dem Vollen gedreht, ausgeglueht und schliesslich auf einem Rohr mit dem gleichen Durchmesser wie der Kessel geformt und ganz zum Schluss auf Mass gebracht:

Bild

Oben das gedrehte und ausgegluehte Teil, unten nach dem Formen.

So sieht das dann nach dem Einbau aus (Der Sattel wird von einer balligen Mutter von innen festgezogen):

Bild

Der Schornstein selbst wird in diesen Sattel gesteckt. Ich hoffe, so das Anzuenden durch den Schornstein zu erleichtern

Regards
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von dampfspieler »

Moin Henner,

das ist eine wirklich interessante Lösung - Glückwunsch.

Viele Grüße Dietrich
Feinblechner können machen aus feinen Blechen feine Sachen.
Spureinser
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Spureinser »

Hallo Henner ,

Sehr gute Umsetzung mit einfachen Mitteln . Sehr guter Modellbau wieder so .

Gruß von Thomas aus den Taunusbergen
Ich fahre in Spur 1 , e + f , sowie R/C in 1:32 / MEC Idstein
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Lupo60 »

Henry (Henner) hat geschrieben:Nun hat mein Freund Dennis eine Loesung gefunden...
... die einfach nur genial ausschaut. Klasse!

Macht einfach Spaß, zuzuschauen, wie Dein Wunderwerk wächst!

LG,
Wolfgang
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Re: Zahnradlok Wasseralfingen

Beitrag von Henner (Henry) »

Heute haben wir den Schornstein gedreht und ein provisorisches Fuehrerhaus aus MDF aufgesetzt, um den Einbau der Fernsteuerung zu testen. Jetzt beginnt das Gefaehrt langsam, wie eine Lok auszusehen. Nieten/Schrauben aus Deutschland dauern wohl noch eine Weile, dank verschaerfter Versandbedingungen (Danke an Drogenhaendler/Terroristen etc.):

Bild

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