Bau einer preußischen S 3

Das Brett für die Freunde des echten Fahrspaßes - Livesteam & Verbrennungsmotoren

Moderator: GNEUJR

Antworten
Tüftler
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 634
Registriert: Fr 15. Jun 2007, 22:35
Wohnort: 63695 Glauburg

Bau einer preußischen S 3

Beitrag von Tüftler »

Hallo Selbstbauer und hoffentlich viele Selbstbauaspiranten.
Nach dreijähriger Bauzeit habe ich meine neueste Lok fertiggestellt und inzwischen auch zu meiner Zufriedenheit auf der Schiene getestet.
Es ist eine preußische S3 /0 ( BR 13/0) die Ende des 19. Jahrhunderts „ die“ preußische Schnellzuglokomotive mit über 1000 Exemplaren war. Bis auf den Raddurchmesser ist sie praktisch baugleich mit der P4,2 (BR.36/ 0-4). Kenner mögen mir verzeihen, dass ich mich wegen der Optik nicht zu der Verbundversion mit verschieden großen Zylindern entschließen konnte. Immerhin gab es ja auch zwei Vorabexemplare zu Erprobungszwecken mit Zwillingstriebwerk. Das länger nach hinten gezogene Führerhausdach und die Kupplung mit einem Vierachstender kamen allerdings erst später.
Die Schnellzugversion habe ich gewählt, weil selbst bei zügiger Fahrt die Bewegungen des Triebwerks noch gut zu beobachten sind. Die niedrige Kessellage bei den ersten Ausführungen der S3 führte bei nachlassenden Federn zum Teil zu Schleifspuren am Kessel. und machte, da ein Hängeeisen zu kurz geraten wäre, den Einbau einer Hilfswelle mit kompliziertem Hebelwerk für die Umsteuerung erforderlich. Mit beiden Problemen musste ich mich auch am Modell herumschlagen. Eine Herausforderung war auch die Nachbildung der Bremsanlage. Man hat zu wenig Hände.
Einzelheiten sind besser aus den Bildern zu entnehmen als durch langatmige Erklärungen. Hier nur einige technische Daten: Maßstab 1 : 32 (Spur 1)
Fernsteuerung für Regler und Umsteuerung
Kolbendurchmesser 12 mm, Hub 28 mm , Silikonkautschuk o-Ring
Schieber mit Teflonsohle
Innenkessel 40 mm Durchmesser, Flammrohr 18 mm, Lochbrenner 6 mm
Die Pufferbole des Tenders bleibt an der Lok und wird mit zwei Rändelschrauben von Hand am Tender befestigt . Dadurch verbinden sich Gas-, Nachspeise- und Heizleitung für den Gastank sowie vier Elektrokontakte mit dem Tender. Ich wollte das nervige Gefummel beim Kuppeln des Tenders vermeiden.
Ein Teil des Gastanks ragt in den Wassertank, der durch Einleiten von Dampf bei Bedarf temperiert werden kann.
Das Servo im Tender ist als Antrieb für eine Speisepumpe vorgesehen. Deswegen ist auch ausreichend Platz für Batterien geschaffen.
Erfahrungen: Die Lok ist nach 6 Min hochgeheizt. Auf ebener Strecke zieht sie bei 1-1,5 bar einen Zug mit sechs Dreiachsabteilwagen. Mehr habe ich nicht ausprobiert. Der Gasvorrat reicht für 45-60 Minuten. In dieser Zeit muss 2 mal Wasser nachgespeist werden, da die Speispumpe noch in Arbeit ist.
Ich hoffe, Ihr habt Spaß beim Betrachten der Bilder und denkt auch mal über ein neues Projekt nach.
Gruß Ullrich.

17_4_2015_b (Tüftler)
Bild


23_1_2017_009_b (Tüftler)
Bild


23_1_2017_027b (Tüftler)
Bild


23_1_2017_028_b (Tüftler)
Bild


23_1_2017_048_b (Tüftler)
Bild


23_1_2017_061b (Tüftler)
Bild


23_1_2017_006 (Tüftler)
Bild


23_1_2017_034 (Tüftler)
Bild


23_1_2017_038b (Tüftler)
Bild


11a_pr_u_ische_S3_b (Tüftler)
Bild


23_1_17_bb (Tüftler)
Bild


23_1_2017_044 (Tüftler)
Bild


23_1_2017_047 (Tüftler)
Bild


25_3_2016_003 (Tüftler)
Bild


26_1_2017_002_b (Tüftler)
Bild


pl_isch_S3_Jan_2016_007_b (Tüftler)
Bild


T3_pr_S3 (Tüftler)
Bild
Benutzeravatar
folkwang
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 179
Registriert: So 13. Mai 2012, 13:45
Wohnort: Essen
Kontaktdaten:

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von folkwang »

Hallo Ullrich,

ich bin begeistert über Deine Vorbildauswahl und die modellmäßige Umsetzung ist auch ganz hervorragend.
Freundliche Grüße
Uwe

Spur-1 Ep.1/Ep.2
giovanni
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 705
Registriert: So 1. Jun 2003, 11:47
Wohnort: Kt. Aargau / CH

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von giovanni »

Hallo Ullrich,

einfach fantastisch was du gebaut hast. Meinen grössten Respekt hast du schon lange. Aber diese Lok begeistert mich total. Die Fertigung und die Détails, einfach super. Gratulation zum guten Gelingen. Gerne würde ich dich einmal in Schramberg sehen.

Hans
Benutzeravatar
Trambahner
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 822
Registriert: Mo 15. Nov 2004, 11:44
Wohnort: Schaffhausen/CH

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von Trambahner »

Hallo Ullrich

Ein fantastisches Meisterwerk. ich bin begeistert

Das ist ganz hohe Maschinenbauschule.

Ich bewundere alle Menschen, die so ein Projekt anpacken und dann auch durchziehen. Hut ab.
Gruss
Michael

The man who never made a compromise never build a model railroad
Major Tom
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 217
Registriert: Fr 30. Mai 2003, 23:33
Wohnort: Transdanubien. am Balaton

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von Major Tom »

Hallo Ulrich,

als staunender Leser schliesse ich mich den Kollegen an. Super in 3 Jahren und noch in Spur I. Einfach Toll.

Dieter
Völlig losgelöst ...
Benutzeravatar
arne012
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1211
Registriert: Fr 14. Nov 2003, 13:02
Wohnort: Wanne Eickel

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von arne012 »

Hallo,
das Teil sieht schon toll aus! Allerdings solltest du die Kreuzschlitzschrauben gegen Modellschrauben mit Sechkantkopf tauschen.
Maßstäbliche Grüße,
Arne
Allerdings in Einszuzweiundzwanzigkommafünf!
Nichts ist so schön, wie der Mond von.....
Tüftler
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 634
Registriert: Fr 15. Jun 2007, 22:35
Wohnort: 63695 Glauburg

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von Tüftler »

Hallo Buntbahner.
Danke für Eure Reaktionen. Es hat mich gefreut, dass ihr Spaß beim betrachten der Bilder hattet.
Hans: Dir ist vermutlich gar nicht bewusst, dass ich Dich zu meinem Lehrmeister erkoren habe nachdem ich damals noch in Sinsheim als blutiger Anfänger und Autodidakt Deinen Waldenburgzug bewundert habe.
Arne: Die Kreuzkopfschrauben stören nur auf den Nahaufnahmen. Auf Entfernung gehen sie als Nieten oder Bolzen durch.
Kennst Du einen Lieferanten für 1 mm Sechskantschrauben in Stahl? Ich habe sie nur in Messing gefunden. Der Kopf wirkt wesentlich gröber und ist schnell abgedreht. Die sehr kleinen und präzisen Kreuzkopfschrauben halten mit etwas Spucke am Schraubendreher selbst wenn man ihn nach unten hält. Sie stammen aus dem Nachlass der Firma Hübner und waren im Zweihunderterpack zu einem Preis erhältlich, der unter den Versandkosten lag. Leider sind sie selbstschneidend, was aber bei Messing kein Problem darstellt. Stahlmuttern, die man alternativ in Kombination mit einem eingeklebten Gewindestift verwenden könnte haben auch eine Maulweite von 1,5 m.
Gruß Ullrich
Lupo60
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 125
Registriert: Do 20. Aug 2015, 09:05

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von Lupo60 »

Hallo Ullrich,

auch von meiner Seite:

Wow. Wirklich ein wunderschönes Modell und eine tolle Arbeit! Bin total begeistert.

Aber mal eine Verständnisfrage - wo Du die Bremsanlage ja eigens erwähnt hast. Glaub ich gerne, dass man da mehrere Hände braiucht - und die wahrscheinlich auch in extra-zierlich!

Ist sie im Modell eigentlich funktional? Die Funktion mit den Kipphebeln an den Bremsbacken ist ja reichlich verzwickt ... Ich gebe zu: so ganz richtig ergründet hab ich's noch nicht.

Viele Grüße,
Wolfgang
Know-How ist die Summe schlechter Erfahrungen
Tüftler
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 634
Registriert: Fr 15. Jun 2007, 22:35
Wohnort: 63695 Glauburg

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von Tüftler »

Hallo Wolfgang!
Prinzipiell wäre die Bremsanlage funktionsfähig zu machen, da alle Verbindungen beweglich ausgeführt sind. Da ich aber bei dem kleinen Maßstab der Lok kaum noch Platz für ein Servo hatte und die Bremsbacken sehr dicht anliegen müssten, was wiederum Seitenverschiebbarkeit und Federung der Achsen beeinträchtigen würde, habe ich die Anlage westgesetzt.
Die Funktion ist in der Tat etwas schwierig zu durchschauen. Ich hoffe , mich einigermaßen verständlich machen zu können.
Am unteren Pol des kleinen Hebels hinter der vorderen Achse setzt im Original die Stange zum Bremszylinder an. Die dazugehörige Bremsbacke legt sich an und da sie sich nicht mehr weiter bewegen kann, wird jetzt die vordere Bremsbacke angezogen. Wenn diese anliegt, dreht sich der kleine Hebel am Träger gegen den Uhrzeigersinn und zieht jetzt die hinter der zweiten Achse gelegene Bremsbacke an. Durch Drehung deren kleinen Hebels wird schließlich die vordere Bremsbacke der zweiten Achse angelegt.
Durch dieses komplizierte Verfahren wurde rein mechanisch erreicht, das alle Bremsbacken mit gleichem Druck anliegen. Bei vielen Wagen, zum Beispiel bei den Donnerbüchsen, funktioniert die Bremsanlage nach dem gleichen Prinzip.
Gruß Ullrich.

8_9_2017 (Tüftler)
Bild
Lupo60
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 125
Registriert: Do 20. Aug 2015, 09:05

Re: Bau einer preußischen S 3

Beitrag von Lupo60 »

Hallo Ullrich,

Perfekt erklärt, dankeschön!

Sobald man weiß, wo der Bremzylinder ansetzt, wird es sehr verständlich. Ich bin jedesmal hin und weg von diesen alten Konstruktionen und Detaillösungen, die es bei Dapfloks ja zuhauf gibt. Die Leute damals haben ihr Handwerk verstanden!

Viele Grüße und viel Erfolg beim nächsten Projekt,
Wolfgang
Know-How ist die Summe schlechter Erfahrungen
Antworten