Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

Rudolf
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1480
Registriert: Fr 29. Sep 2006, 15:21

Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Rudolf »

Hallo Kollegen,

in der dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckte die Betriebsleitung der OEA, dass man mit Werbung Geld verdienen kann. Das war auch bitter nötig, denn die Umsätze aus dem Fracht- und Passagieraufkommen konnten nicht gerade als üppig bezeichnet werden. Also schrieb man die Betriebe im Einzugsgebiet an und konnte auf diese Art tatsächlich ein paar Werbekunden gewinnen. Meist waren dies auch Kunden, die ihre Fracht mit der OEA beförderten. Die Werbewagen erfreuten sich bald großer Beliebtheit und dieser Trend hält zur Freude der OEA bis heute an.

Heute stelle ich den Wagen Nr. 729 vor.

Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Das genaue Baujahr ist unbekannt, auch über den Hersteller konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Man weiß nur, dass er in den Wirren des ersten Weltkriegs zur OEA kam. Mit seiner LüP. von 4,86 m, einem Radstand von 1,70 m und einer Ladefläche von 8 qm gilt er selbst für OEA-Verhältnisse als eher etwas handlich. Weshalb man sich bei der Essigfabrik Scior ausgerechnet für diesen Winzling entschieden hat, ist unbekannt.

Hier sehen wir ihn nun, wie er vorübergehend im Gleisvorfeld des Bhf. Erbsbach abgestellt auf seine Zustellung wartet.

Bild

Das Fahrgestell entstammt einem Fantasy-Wagen nürnberger Fertigung. Die Spiralfedern und die Achslager habe ich entfernt und durch Blattfedern und ansprechendere Achslager ersetzt, die auch tatsächlich als solche dienen.
Zuletzt geändert von Rudolf am Mo 9. Feb 2015, 09:43, insgesamt 2-mal geändert.
Viele Grüße

Rudolf
Benutzeravatar
Jörg Heckhausen
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 772
Registriert: Mi 5. Mär 2008, 12:49
Wohnort: Rheinland/Emsland

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Jörg Heckhausen »

Moin Rudolf,
da muss man sich doch glatt fragen, was ist besser gelungen, der Wagen oder die toll erzählte Geschichte, die als Beilage dazu serviert wird. Ein rundum gelungener Bericht zu einem tollen Werbewagen. Ich freue mich jedesmal, wenn du mit herzerfrischender Art und Weise über deine Bahn berichtest und uns eintauchen lässt in die Kleinbahnszenerie der OEA.
Zwei Fragen bzw, Bitten habe ich dazu :
1. Könntest du etwas über die Entstehung der Beschriftungen und der Werbebilder erzählen??
2. Wie werden sie auf den Wagen gebracht ??
Ich würde mich gerne an Werbeschriften auf Wagen versuchen, aus diesem Grunde wäre ich sehr dankbar für einen kleinen Bericht.
Freue mich schon auf die angekündigte Vorstellung der Essigfabrik .
Grüsse aus dem Rheinland Jörg
Benutzeravatar
kartonbahner
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 949
Registriert: Sa 15. Mär 2008, 21:22

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von kartonbahner »

Hallo Rudolf,

gefällt mir sehr gut, Dein "Werbewagen" ... :smt038 ... er kam mir zunächst sehr hochbeinig (für Gn15) vor, aber erst nach nochmaligem Lesen habe ich dann erkannt, dass er ja für die OEA gedacht ist ... :oops:
Gerald
Schienenbus
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 2495
Registriert: Mo 7. Apr 2008, 21:16
Wohnort: Bruchhausen-Vilsen
Kontaktdaten:

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Schienenbus »

Hallo Rudolf,

um es kurz zu machen....Der Wagen sieht KLASSE aus!!! :smt041 :smt041 :smt041 :smt041


Achtungspfiff
Stephan - der Schienenbus
Rudolf
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1480
Registriert: Fr 29. Sep 2006, 15:21

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Rudolf »

Moie Kollegen,

erst mal vielen Dank für Euer Lob. Im Augenblick übe ich diese Technik noch an Güterwagen. Mir spuken aber Ideen im Kopf herum – schau´n wir mal...

@ Jörg:

Über meine Baumethode habe ich mich bereits hier
modellbau/viewtopic.php?t=7797&highligh ... teuerwagen
und hier
modellbau/viewtopic.php?t=8016&highligh ... chutzwagen
ausgelassen. Du erkennst bei diesen Berichten die grundsätzliche Idee, die hinter der Methode steckt.

Zur Vertiefung:

Die Beschriftungen und Werbebilder entstehen am Rechner. Dabei habe ich zwei unterschiedliche Vorgehensweisen (sicherlich gibt es noch weitere):

1. Ich gestalte die gesamte Fläche incl. Werbebild und Beschriftung mit dem Grafik-Programm.
Vorteil: ich kann hier freizügiger mit allen Gestaltungselementen arbeiten, als mit der 2. Methode. Nachteil: die Schrift gerät oftmals etwas unschärfer.

2. Ich gestalte nur das Bild mit dem Grafikprogramm. Die Oberfläche gestalte ich incl. Beschriftung mit Word und Word Art und füge das Bild als Grafik ein.
Vorteil: gestochen scharfe Schrift und relativ schnelle Ergebnisse. Nachteil: Die Möglichkeiten der nachträglichen Bearbeitung des Werbebildes sind sehr begrenzt.

Es kommt also darauf an, was überwiegt, Bild oder Schrift. Demnächst ist der Milchkühlwagen der Molly dran. Den mache ich natürlich mit Word. Den Essigwagen habe ich mit Word, Word Art und Coral gemacht.


@ Gerald:

Das mit der hochbeinigen Wirkung stimmt schon, beruht aber auf den Proportionen des Wagens. Das Fahrgestell und der Wagenkasten haben die übliche Höhe. Durch die Kürze jedoch ist in Längsrichtung alles etwas gestaucht wodurch der Eindruck entsteht, daß alles nach oben zu fliehen scheint.

@ Stephan:

Ich mach´s noch kürzer... danke!
Viele Grüße

Rudolf
Rudolf
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1480
Registriert: Fr 29. Sep 2006, 15:21

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Rudolf »

Guten Tag Kollegen,

ich habe dieses alte Thema wieder hochgeholt, weil ich für den den heute zur Vorstellung kommenden Wagen nicht schon wieder eine neue Kiste aufmachen wollte. Ganz nebenbei ergänzen sich die beiden Wagen auf eine bestimmte Weise ganz gut und wenn man es so will, ist ja auch der Faßwagen mit einer Werbebeschriftung versehen.

So, und jetzt geht´s los.

Vor ein paar Tagen ist er fertig geworden und so möchte ich Euch heute nach langer Zeit wieder einmal einen Wagen der OEA vorstellen. Es ist dies der Weinfaßwagen Nr. 717, Bj. 1890, stolze 5,6cbm. Fassungsvermögen.

Zur Geschichte des Wagens:

Schon früh erkannte die Betriebsleitung der OEA den wahren Wert der Odenwälder Weine und die damit verbundene Bedeutung der Odenwälder Winzergenossenschaft in Lützelburg. Da diese nun schon seit Langem gute Geschäftsbeziehungen zur Essigfabrik Szior in Erbsbach unterhielt, beschloß man seitens der OEA, an diesem Geschäft teilzuhaben und ins Weintransportgeschäft einzusteigen.

Gedacht – gemacht! Sparsam, wie man war, wurde nur das komplette Fahrgestell bei der Waggonfabrik in Auftrag gegeben. Der Rest wurde in Eigenleistung erbracht und das Faß bei einem ortsansässigen Küfer in Auftrag gegeben, der sich vor allem mit der Herstellung excellenter Jauchewagen hervorgetan hatte. Von ihm stammt auch der Entwurf und die gelungene, elegante Linienführung.

Doch nun genug der Worte, lass Taten sehen (oder so…):

Bild

Wie man unschwer erkennen kann, hat sich die OEA nicht lumpen lassen und hat an keiner Bequemlichkeit für das Personal gespart., z.B. am fachgerechten, modernen Bremserhäuschen, das keine Wünsche offen lässt. Beim Personal wird hinter vorgehaltener Hand gelästert, man habe beim Bau nur noch das Türchen mit dem Herz vergessen.

Zum Befüllen des Fasses wird die Leiter von den Haken genommen, sodaß man bequem bis zum Einfüllstutzen hochsteigen kann.

Bild

Ein einfacher Metalldeckel, mit einer Kette gegen Verlust geschützt, gibt die Einfüllöffnung frei und garantiert somit einen unkomplizierten Beladevorgang.

Bild

Da man kürzlich den Bremser, wir wollen seinen Namen aus Gründen der Diskretion hier verschweigen, in einer prekären Situation antraf, erhielt dieser eine ernsthafte Ermahnung. Es gehe nicht an, so sprach man, daß dieser schon zu Dienstbeginn fröhlich auf der Pufferbohle sitzend, sich dem Trunke ergebe. Dies sei keinesfalls mit den Sicherheitsvorschriften vereinbar und falls man ihn noch einmal in einer derartigen Situation anträfe, so werde man unverzüglich usw. usf.

Unser wackerer Bremser hat sich diese Worte zu Herzen genommen. Seither hat er sich nie wieder mit seinem Krug auf die Pufferbohle gesetzt. Sicherheit am Arbeitsplatz geht ja schließlich in jedem Falle vor!

Bild

Wünsche viel Spaß beim Betrachten der Bilder.
Zuletzt geändert von Rudolf am Mo 9. Feb 2015, 09:20, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße

Rudolf
Benutzeravatar
Botanikus
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 2436
Registriert: Fr 9. Okt 2009, 18:42
Wohnort: Mainz

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Botanikus »

Hallo Rudolf,
ein sehr feines Wägelchen :respekt: und ein Prosit auf das diesen bemerkenswerten Bremser. :lupe:
Ja, wo kommt der denn her. :gruebel:
mfg
Herbert
Rechtschreibfehler sind wie Unkraut,
sie säen sich immer wieder
auf´s Neue aus.
Rudolf
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1480
Registriert: Fr 29. Sep 2006, 15:21

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Rudolf »

Hallo Kollegen, guten Tag Herbert,

ich freue mich über Deine Nachricht und danke Dir für Dein Lob.

>“ Ja, wo kommt der denn her.“ Als ich ihn vor vielen Jahren gekauft habe sagte man mir, er komme aus der ehemaligen DDR. Es handle sich dabei um einen Geschenkartikel. Es gibt aus dieser Serie noch ein paar Figuren mehr. Liebevoll mit einem kleinen Augenzwinkern gearbeitet, stellen sie Typen humorvoll dar. Das Material ist ein sehr gut bearbeitbarer Kunststoff. Bohren, Schleifen, Schnitzen, Sägen, alles kein Problem.

Ursprünglich war er wohl Wirt oder Kellermeister. In der Linken eine Laterne, in der Rechten einen Weinkrug, unter dem rechten Arm einen Trinkbecher und an einer Kordel um den Bauch die Insignien seiner Macht, den Kellerschlüssel. Jetzt hat er zum Bremser des Weinfaßwagens der OEA umgeschult, aufgrund seiner beruflichen Vorkenntnisse war das ganz bestimmt eine gute Alternative.

Bild
Viele Grüße

Rudolf
Benutzeravatar
folkwang
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 179
Registriert: So 13. Mai 2012, 13:45
Wohnort: Essen
Kontaktdaten:

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von folkwang »

Hallo Rudolf,

auch ich bin von Deinen Wägelchen ganz begeistert!

Bei dem Essigwagen kann ich nicht erkennen,
ob die Bretterfugen gedruckt sind oder tatsächlich vorhanden sind.
Was ist denn nun der Fall?
An meiner Frage erkennt man bereits, wie wirkungsvoll diese Drucktechnik ist.
Da ich mich momentan mit einem ähnlichen Druckprojekt beschäftige, bin ich da neugierig.

Für Beschriftungen und Grafiken ist die Drucktechnik natürlich ideal geeignet.
Freundliche Grüße
Uwe

Spur-1 Ep.1/Ep.2
Rudolf
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1480
Registriert: Fr 29. Sep 2006, 15:21

Re: Wagen der OEA mit Werbebeschriftung

Beitrag von Rudolf »

Hallo Kollegen,

>Uwe

hab Dank für´s Lob. Die Fugen sind eingeritzt.
Viele Grüße

Rudolf
Antworten