A barn find - ein Scheunenfund

Alles rund um Vor-Bilder, also Modelle in ganz groß

Moderator: baumschulbahner

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Henner (Henry)
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A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von Henner (Henry) »

Wir alle traeumen davon, in irgendeinem vergessenen Winkel eine schlummernde Schmalspurlok zu entdecken. Nun, hier die Geschichte dazu:
Es gab einmal eine Schmalspurstrecke von Alameda (gegenueber San Francisco) nach Santa Cruz am pazifischen Ozean. Die Strecke hiess South Pacific Coast (nicht zu verwechseln mit Pacific Coast oder Southern Pacific). Hier Naeheres:
http://en.wikipedia.org/wiki/South_Paci ... t_Railroad
Die Strecke wurde von der SP (Southern Pacific) aufgekauft und bis 1909 auf Normalspur umgebaut. Nach einem Unwetter um 1940 wurde der Abschnitt durch die Berge zum groessten Teil stillgelegt. Das suedliche Reststueck von Felton bis Santa Cruz hat bis heute ueberlebt: Steinbruch/Holz und spaeter Touristenverkehr von "Roaring Camp" zum Santa Cruz Boardwalk. Um 1980 wurde die Strecke von "Roaring Camp" aufgekauft. Diese Gesellschaft baute auch eine 3' (914mm) Strecke in die Berge mit Steigungen bis knapp 10%. Auf der Schmalspurstrecke fahren heute 2 Loks der legendaeren "West Side Lumber Company". Was hat das alles mit dem "barn find" zu tun? Gemach, gemach, wir sind fast da!
Vor etwa 15 Jahren wurde von Roaring Camp beschlossen, den von SP in Felton uebernommenen Gueterschuppen "aufzuraeumen". Unter allem moeglichen Schrott befand sich eine wunderschoene sehr gut erhaltene Schmalspur-Dampfdraisine in 914mm:

Bild

und

Bild

Wie klein das Ding ist, sieht man hier:

Bild

Angetrieben wird das Ganze von einer winzigen Zweizylinderdampfmaschine:

Bild

Das Maschinchen laeuft schon mit Druckluft; der Kessel benoetigt neue Rohre und eine Bescheinigung vom Kesselpruefer. Der Rahmen ist von 1897 (Einschlagzahlen), der Kessel seltsamerweise von 1926, als es schon weit und breit keine 3' Strecke mehr in der Gegend gab. Sogar die Blaupausen waren noch vorhanden; allerdings leicht von Ratten/Maeusen angefressen, aber noch lesbar. Leider will der jetztige Besitzer die Zeichnungen (noch?) nicht veroeffentlichen. Das Maschinchen koennte fast in 1:1 nachgebaut werden... Nach Fertigstellung soll das Gefaehrt in Roaring Camp und Ardenwood bei Fremont/Newark eingesetzt werden.
Gesehen habe ich die Draisine auf unserer heutigen Echtdampfveranstaltung (45 und 32mm Spur) in Roaring Camp.
Regards
Zuletzt geändert von Henner (Henry) am Mo 16. Jun 2014, 04:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Frédéric
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Re: A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von Frédéric »

Whow - was für ein wunderschöner Fund! Ich wünsche euch viel Glück und Erfolg bei der Wiederherstellung und hoffentlich berichtet ihr auch hier davon! :)
volkerS
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Re: A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von volkerS »

Hallo Henner,
wenn man es nicht anders wüsste, könnte man meinen, dass dies, wegen des einseitigen Kuhfängers, ein Drehgestell war. Quertraverse raus, Kessel rein und fertig.
Volker
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Hydrostat
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Re: A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von Hydrostat »

Hallo Henner,

ein Wahnsinnsfund. Bemerkenswert finde ich die schmalen Laufflächen - ob sich das bei den vielleicht manchmal nicht so spurhaltigen Gleisen bewährt hat?

Schönen Gruß,
Volker
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Henner (Henry)
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Re: A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von Henner (Henry) »

@Frederic,
leider nicht mein Projekt. Mal sehen, wie weit das Gefaehrt naechstes Jahr gediehen ist.
@VolkerS,
Offensichtlich ist die Draisine professionell gebaut. Die Kesselstuetzen und Achslagerstege(?) sind schoene Gussteile. Die Maschine scheint von einem ca. 1903 Stanley-Steamer Auto zu sein.
http://2.bp.blogspot.com/_PJX1UI4Hvy0/T ... gine-c.jpg

@Volker,
Du hast recht. die Raeder werden in der Tat auch noch getauscht, da speziell die Spurkraenze zu niedrig fuer die Weichen sind. Der Besitzer hat Unterstuetzung der Disney Werkstatt zugesagt bekommen.
Regards
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Re: A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von Hydrostat »

Henner, ich wollte die These mit der Schmalspurdraisine eigentlich nicht so offen in Frage stellen, zumal ich kein Kenner amerikanischer Eisenbahntechnik bin :oops: . Aber jetzt lehne ich mich mal sehr weit aus dem Fenster. In der Hoffnung, dass der Boden für den Aufschlag nicht zu hart ist :? : Die Radsätze sehen mir eher nach der Sorte Feldbahnräder aus, die z.B. in Sägewerken auf den ausschließlich geraden Zufuhrgleisen der Säge verwendet wurden. Der Rahmen gibt keine größere Laufflächenbreite her. Es ist auch weder eine Lagerfläche für Werkzeug oder Ähnliches (unter dem Sitz? Das wäre aber arg klein) noch eine vernünftige Sitzmöglichkeit vorhanden, die eine Dampfdraisine zur Streckenunterhaltung oder -inspektion rechtfertigen würden. Für die Befeuerung des Kessels während der Fahrt bedarf es wohl einer akrobatischen Einlage. Die Schleifspuren der Spurkränze unterhalb des Sitzes wirken etwas ungeplant. Ob das Gefährt vielleicht zum Verschub im Sägewerk genutzt wurde - oder gar nur der Demonstration des Antriebskonzepts von Stanley auf Schienen diente? Irgendwie wirkt das doch etwas selbstgestrickt. Auch wenn's professionell umgesetzt ist. Ich finde es auf jeden Fall spannend.

Schönen Gruß,
Volker
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Re: A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von Henner (Henry) »

Hydrostat hat geschrieben:Henner, ich wollte die These mit der Schmalspurdraisine eigentlich nicht so offen in Frage stellen, zumal ich kein Kenner amerikanischer Eisenbahntechnik bin :oops: . Aber jetzt lehne ich mich mal sehr weit aus dem Fenster. In der Hoffnung, dass der Boden für den Aufschlag nicht zu hart ist :? : Die Radsätze sehen mir eher nach der Sorte Feldbahnräder aus, die z.B. in Sägewerken auf den ausschließlich geraden Zufuhrgleisen der Säge verwendet wurden. Der Rahmen gibt keine größere Laufflächenbreite her. Es ist auch weder eine Lagerfläche für Werkzeug oder Ähnliches (unter dem Sitz? Das wäre aber arg klein) noch eine vernünftige Sitzmöglichkeit vorhanden, die eine Dampfdraisine zur Streckenunterhaltung oder -inspektion rechtfertigen würden. Für die Befeuerung des Kessels während der Fahrt bedarf es wohl einer akrobatischen Einlage. Die Schleifspuren der Spurkränze unterhalb des Sitzes wirken etwas ungeplant. Ob das Gefährt vielleicht zum Verschub im Sägewerk genutzt wurde - oder gar nur der Demonstration des Antriebskonzepts von Stanley auf Schienen diente? Irgendwie wirkt das doch etwas selbstgestrickt. Auch wenn's professionell umgesetzt ist. Ich finde es auf jeden Fall spannend.

Schönen Gruß,
Volker
Volker,
ich habe selbst meine Zweifel, ob die Draisine jemals fuer "ernsthafte" Arbeit gedacht war. Vielleicht ist sie von der SP Werkstatt fuer einen leitenden Angestellten bzw. dessen Kinder gebaut worden. Es ist sogar moeglich, dass die englische "Redstone" als Ideengeber mitgewirkt hat:
http://www.irsociety.co.uk/Archives/54/Redstone.htm
zumal beide etwa zur gleichen Zeit entstanden sind. Der Rahmen war mit Sicherheit keine Lore, dagegen sprechen die schoenen gefederten Achslager. Die Raeder waren in dieser Form bei leichten Wagen (Handhebeldraisine, Werkstattwagen) durchaus ueblich. Die Draisine hat hinten eine Trichterkupplung; sie konnte also einen Werkzeugwagen ziehen. Fuer den Verschub im Saegewerk war sie sicherlich zu klein. Eine andere Moeglichkeit: Sie war zur Fahrt nach Santa Cruz ans Meer zum Baden gedacht. Vielleicht wuerden die Blaupausen mehr Information liefern; leider rueckt der Besitzer sie nicht raus. Die Tatsache, dass Zeichnungen erstellt wurden, bedeutet fuer mich, dass eine professionelle Werkstatt am Bau beteiligt war. Abgesehen davon, wenn ich so ein Gefaehrt entdecken wuerde, waere ich fuer 14Tage um meinen Schlaf gebracht...
Regards
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dampfsachse
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Re: A barn find - ein Scheunenfund

Beitrag von dampfsachse »

Hallo Henry,
vielen Dank für die Veröffentlichung des Bildberichtes und der geschichtlichen Daten von der "Fundsache".
Wenn ihr Euch in einem Jahr wiedertrefft, kannst Du uns vielleicht mit Video die Fahrt der Dampfdraisine vorstellen.
Schöne Grüße von Gerhard
Wir machen richtig Dampf -
nur Echtdampfer können das,
denn nur sie haben Wasser und wirkliches Feuer im Kessel
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