Ist DCC im Garten tot?

Alles rund um den Betrieb mit Funk & Akku (Elektrik)

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ateshci
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Re: Ist DCC im Garten tot?

Beitrag von ateshci »

Ich treibe mich auch in amerikanischen Gartenbahnforen herum und stelle fest, dass dort zunehmend Leute ihre Freilandanlage nicht mehr verkabeln wollen, sondern vollständig auf Akku- oder Gemischtbetrieb (Puffern der Lok auf unkomplizierten Stellen, Akku springt ein, wenn Kontaktaussetzer oder komplizierte Gleislage ) umstellen. Da ist DCC per se außen vor. Und jeder Lok ihren eigenen Sender zu spendieren ist preislich - selbst ein preiswerter 2-Kanal-Sender ist ausreichend störsicher ( durch FHSS ) - und stellt schon genügend Funktionalität zur Verfügung - auch nicht mehr als DCC.
Gruß vom Heizer
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bahnrolli
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Re: Ist DCC im Garten tot?

Beitrag von bahnrolli »

Hallo zusammen,
ottmar hat geschrieben: Vielleicht habe ich jetzt einige Krüge zerbrochen.
Mitnichten Ottmar - deshalb haben wir ja hier ein Forum :)

DCC gibt es ja schon eine Weile (ich glaube 1976 wurde es zum Standard erhoben) und wie ich es woanders schon geschrieben hatte, ich/wir wollen hier weißgott keine Front machen dagegen. Es ging insbesondere bei mir halt darum, mal über den Tellerrand zu schauen.
ottmar hat geschrieben: Daher kann ich den Hype nicht wirklich nachvollziehen.
Ich hatte mir auch schon Gedanken darüber gemacht, warum es jetzt als Thema so auf dem Teppich steht. Für mich hat das im wesentlichen 2 Ursachen.

1. Bisher waren nur die Leute (insbesondere fallen mir hier die Feldbahnsinnigen ein) mit ihren kleinen Maschinchen auf der Anlage mit Akkus und mehreren Varianten der Funksteuerungen unterwegs. Man schaute sich das an so nach dem Motto "nett", verwarf es dann aber für sich selbst, weil die kleinen Maschinchen mit den kleinen Motoren bestenfalls 1 Zelle brauchten - unbrauchbar für die eigene Gartenbahn, wo in der Regel Bühler drin steckt, der mindestens mehrere Zellen braucht, um eine Weile unterwegs zu sein. Da man nicht nur 20 min im Garten rollt, sondern vor seinen Bekannten das Spielzeug mit allen seinen Facetten auskosten wollte - man mußte ja schließlich vor sich und den anderen begründen, weswegen man für die neueste DCC-Zentrale soviel Geld liegen gelassen hat, ärgerte man sich dann weiter mit den unzuverlässigen DCC-Systemen herum in der Hoffnung, daß andere dann den Stein der Weisen finden bezüglich der Schienenreinigung, Einbau von Goldcaps zum Überbrücken der spannungslosen Abschnitte (gab es gerade einen sehr langen Thread im Gartenbahnforum dazu) usw. usf.

2. Der zweite Grund folgt direkt aus dem ersten. Es gibt offensichtlich keiner gern öffentlich zu, daß er für den bisherigen DCC-Kram viel Geld gelassen hat, damit aber nicht zufrieden ist. Damit fällt ja dann ein wichtiges Argument zur eigenen Rechtfertigung (und vor der eigenen Familie) weg. Ich habe öffentlich bekannt, daß ich mit dem Kram bzw. was die Industrie letztlich auch daraus gemacht hat, absolut unzufrieden bin und mich davon abgewandt habe. Manche sind ja noch nicht mal eingestiegen, sie bekennen ohne sich zu genieren, daß ihnen das zu kompliziert ist und sie deshalb weiter analog fahren werden. Im Grunde genommen fahren wir ja auch analog nur mit der Funktechnik und dem Regler davor. OK - inzwischen gestatten die Basteleien einige Funktionen mehr, aber die Frage bleibt - brauche ich 28 Funktionen insbesondere auf einer Ausstellung? Da reichen mir eine Handvoll immer wiederkehrender Funktionen (Pfeifen, Bimmeln, Licht, Entkuppeln - um mal die wichtigsten zu nennen).

Daß es gewissermaßen auf das Tapet gekommen ist, hängt mit dem 1. Grund zusammen. Bisher waren nur kleine Maschinen unterwegs, die ja inzwischen auch eine entsprechende Anwendung im Funkbereich gefunden haben - Deltang. Jetzt bin ich bzw. auch wir mit den "großen" Maschinen von LGB oder PIKO unterwegs und haben bewiesen vor aller Augen, daß diese Technik leistungsfähig ist. Inzwischen fahre ich zusammen mit anderen Kollegen zusammen komplette Ausstellungen ohne Stromanschluß, was inzwischen auch den Zuschauern auffällt. Mit anderen Worten, jetzt kommt die Sache in Reichweite. Man möchte einfache Lösungen, die schnell und billig zu realisieren sind, was, wie wir ja z.T. schmerzhaft erfahren mußten, so nicht funktioniert. Ich werde nicht müde, auf den Ausstellungen meinen ersten Satz immer zu wiederholen: Akku-Technologie ist keine Sorglostechnologie :!: Man _muss_ sich damit beschäftigen, ansonsten wird man keine Freude daran haben. Allerdings sehe ich noch einiges Potential in dieser Technolgie (siehe Deltang), wo schon fertig konfektionierte Lösungen angeboten werden.
ottmar hat geschrieben: Nur mittlerweile erwische mich dabei keine Lust mehr auf RC zu haben. Warum: DCC ist stressfreier und einfacher zu bedienen - eben mal schnell spielen, geht schneller. Entweder das Smartphone oder der kleine Handregler - beide liegen schneller in der Hand als der "riesige" und vergleichsweise unhandliche Handsender, den man hinterher auch noch aufladen muss (Lipos, früher bei NiCd oder normalen NiMh musste man auch noch stundenlang VORHER warten). Gut zugegeben, das Smartphone ist über Wlan mit der Zentrale verbunden.
Bei mir (und einigen Kollegen) war es genau anders rum. Man kam abends nach Hause und wollte nur mal "einen fahren lassen" um mit sich und der Welt zufrieden zu sein - ging aber nicht, weil erst die Schienen gereinigt werden mußten. Edelstahl war zu dem Zeitpunkt, als ich meine Anlage plante und baute (vor knapp 20 Jahren - Kinners wie die Zeit vergeht) noch kein Thema, also liegen die klassischen Messingschienen im Garten; austauschen will und kann ich sie nicht, dann kann ich gleich eine neue Freianlage bauen. Jetzt schalte ich nur die Funke ein, Lok einschalten, eingeloggen, Wagen drauf und schon geht die Reise los. Da wir auch Ausstellungen unter freien Himmel fahren, wo die Gleise zum Teil wild zusammen gesteckt werden, muß man sich über Stromübertragungsprobleme keine Sorgen mehr machen. Auch um den Funktionsumfang muß ich mir keine Sorgen machen, alles steht sofort und blind steuerbar zur Verfügung. Auch Mehrfachtraktion ist kein Thema - da mehrere Empfänger auf einen Sender "hören" können (es muß nur mal kurz die Lok resettet werden), kann ich mehrere Loks im Verbund laufen lassen (was aber selten ist). Meine Filmaufnahmen werden mit 2 separat steuerbaren Loks realisiert, was dann natürlich etwas Stress bedeutet - aber das war auch bei DCC so.

Ursprünglich war das nur mal als Experiment geplant bzw. als Möglichkeit unabhängig vom Hostsystem fahren zu können, um saubere Filmaufnahmen zu bekommen, aber inzwischen ist die Sache so verfeinert worden, daß ich zu DCC eigentlich nicht mehr zurück möchte. Die Störunanfälligkeit des 2,4 GHz-Systems ist dabei einer der wesentlichen Punkte (was Du ja auch nutzt). Ich muß als Gastfahrer eher darauf aufpassen, wenn die DCC-Zentrale mal wieder ausgestiegen ist (was gar nicht so selten passiert), daß mein Zug auch rechtzeitig zum Stehen kommt und nicht irgendwo bei einem der mitfahrenden Kollegen draufrauscht.
ottmar hat geschrieben:... sicher hat jeder auf seiner Bahn seine eigenen Prioritäten und die gilt es abzudecken und zu befriedigen.
Richtig. Deshalb will ich Dir Dein System auch nicht madig machen - es ist halt die beste Kombination für Dich. Ich habe auch noch einige LOks, die ich persönlich auf DCC umgerüstet hatte und wo ich stolz war, daß mit meinen eingeschränkten körperlichen Möglichkeiten auch geschafft zu haben. Sie werden auch nicht noch mal umgerüstet bzw. kommen dann zum Einsatz, wenn DCC irgendwo gefahren wird und ich diese Loks mal wieder bewegen möchte. Allerdings ertappe ich mich dabei, daß das bei weitem nicht so häufig passiert wie mit RC.

abendliche Grüße aus Waldau

bahnrolli
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ottmar
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Re: Ist DCC im Garten tot?

Beitrag von ottmar »

Hallo zusammen,

erst mal vielen Dank Uwe für die ausführliche Beschreibung. Was ich jetzt im Nachhinein gelernt habe, ist das damals meine "spinnerte" Idee keine Messinggleise benutzt zu haben, irgendwie alle Kontaktprobleme löst.

Irgendwie waren mir Messinggleise suspekt, schließlich heißt es ja Eisenbahn und nicht Messingbahn.

Ich habe jetzt wirklich drei Jahre keine Schienen mehr geputzt und hatte null Probleme mit meinen Loks, sogar die kleine zweiachsige Rangierlok fährt völlig stressfrei. Daher meine Begeisterung für DCC. Wahrscheinlich kann man dies nicht das ungefederte Fahrwerke und oxydierte Schienen übertragen.

...und dann macht Akku (oder Diesel) einfach mehr Sinn. Außerdem kann man dann komplizierte Weichenstrassen und Kreuzungen einfach zusammenlöten, ohne isolierte Herzstücke oder Verkabelung - vorallem die US Bahner mit schiengleichen Kreuzungen wird dies freuen.

Aber einen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen, also ich habe nur drahtgebundene Regler die man natürlich nicht aufladen muss :)

Und das Smartphone kommt eh jeden Abend an die Ladestation, echte Handys hielten je eine Woche und mehr durch.

Aber früher war das wirklich ein Kreuz mit den Bauchläden, super schönes Wetter, alles perfekt - aber der Akku des Senders war leer, Selbstentladung ließ grüßen. Wenn dann der Akku voll war, regnete es meist.

Zum Schluß noch etwas spezielles, ich habe mir vor Jahren - wie schnell die Zeit vergeht :twisted: einen RC DCC Adapter gebaut. Er erfüllt heute noch problemlos seinen Zweck, heute ist aber eine 2,4 GHz Funke dran:

modellbau/viewtopic.php?p=275694&highli ... ace#275694

Die Lösung ist sicher nicht allgemein gültig, aber beim Schneeschleudern unschlagbar.

Viele Grüße Ottmar
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Pirat-Kapitan
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Re: Ist DCC im Garten tot?

Beitrag von Pirat-Kapitan »

Hi,
nachdem ich jetzt auch hier schreiben kann, will ich meinen Beitrag auch hier posten.

Ich fahre in der Regel im Garten DCC, Funk (R/C 40 MHz) immer mit Echtdampf.
Eine 40 MHz-Ausrüstung incl. Blei-Akkus für elektrisch angetriebene Loks habe ich auch noch irgendwo.

DCC heißt bei mir, entweder drahtlos über Funkhandregler von Manhart (www.beathis.ch) oder PC-gestützt (RasPi) via Pad, letzteres gerne auch im Automatikbetrieb.

Als ich mit DCC anfing (letztes Jahrtausend) waren WLAN-Steuerung etc. noch kein Thema. Mit aktuell über 100 Fahrzeug-Decodern werde ich einen generellen Umstieg von DCC auf neue (andere) Technologien für den elektrischen Betrieb nicht mehr machen, das dürfen Jüngere. Insofern ist m.E. gerade bei der Diskussion für oder gegen WLAN bzw. DCC immer auch das persönliche Lastenheft zu berücksichtigen.

Daher antworte ich auf die Frage dieses Themas: "Nein, bei mir nicht".

Ach ja, Gleismaterial ist in der Masse Edelstahlgleis vom Gartenbahnteam. Und sollte Karl mal mit seinem WLAN Projekt zu Potte kommen, die Hardware für 2 Loks liegt schon seit Jahren bei mir. Kein Umstieg heißt bei mir nicht, dass ich mich experimentell jeder Neuerung verweigere. Aber die Nutzung solcher Steuerungen erfolgt bei mir nur im Testumfang.

Schöne Grüße
johannes
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