Orenstein &Koppel Mallet

Das Brett für die Freunde des echten Fahrspaßes - Livesteam & Verbrennungsmotoren

Moderator: GNEUJR

dampflok
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von dampflok »

Hallo Roland,

interessante Frage, die Maßstäblichkeit. Genauso, wie es keine Zeichnungen der Lok gibt, kenne ich auch keine Beschreibung der Kurvengängigkeit. In den bekannten Lieferprospekten werden dazu keine Angaben gemacht, ebensowenig wie in der Lieferliste.
Orenstein &Koppel hat ja ein Komplettprogramm angeboten, also nicht nur Lokomotiven, auch Wagen und Gleismaterial.
Die Lieferung für die Zuckerfabriken in Indonesien als Einsatzort der Lokomotive
soll auch die gesamte Ausstattung für die Feldbahnanlagen beinhaltet haben.

Ähnlich wie auch die Steuerung wurde auch das Gleismaterial patentiert. Die Geraden waren 2000mm lang, bei den Radien gab es zwei Varianten. Einmal den Radius 5000mm und 10000mm, beide 1963mm lang. Die Schienenhöhe betrug 65mm, die Geraden und die Radien hatten jeweils 2 Schwellen.

Daß Orenstein &Koppel die Malletlok tatsächlich für den Radius 5000mm vorgesehen hat, kann ich mir eigentlich kaum vorstellen. Die 10000mm sind da eher möglich. Da sind die 1000mm des üblichen 45mm-Gleis schon eine Nummer zu groß. Radius 5000mm für eine Feldbahn hieße im Maßstab 1:13 384mm Gleisradius. Wenn ich mal in Frankfurt bin, werde ich mal zu diesem Problem recherchieren.
Wir sind uns übrigens noch nicht über den Weg gelaufen. Ich war bisher nur auf wenigen Ausstellungen, auch nicht so weit weg, da ich beruflich viel zu tun hatte. In Sinsheim war ich in diesem Jahr zum ersten Mal, habe aber dort vor allem meine Freunde aus der Dampfmaschinenscene besucht.

Viele Grüße

Michael
Florian Rauh
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von Florian Rauh »

Hallo Buntbahner,

mal eine kurze Anmerkungen zu realistischen Kurvenradien:
Bei einem B-Kuppler fängt das irgendwo, je nach Achsstand, bei 12-15 m Radius an. Mit der Anzahl der gekuppelten Achsen steigt der Mindestradius auch schon mal auf 30 bis 50 m.
Viele Grüße
Florian Rauh
http://www.heeresfeldbahn.de
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dampflok
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von dampflok »

Erster Baubericht

Mein erstes Ziel war die Montage der beiden Triebwerksrahmen mit Gelenk , Rädern und Achsen, um die Richtigkeit meiner Konstruktion, vor allem aber die Kurvengängigkeit zu testen. Nach einigen Schrotteilen und Änderungen ist das jetzt gelungen.
Bitte bei den Bildern beachten, dass die Räder noch nicht feinbearbeitet sind, sie sind auch nur auf die Achsen aufgesteckt und die Schraubverbindungen sind nur Provisorien.

Probemontage (dampflok)
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Probemontage Vorn (dampflok)
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Mit dieser Gelenkvariante, die dem Original sehr nahe kommt, ist es möglich auf R1 zu fahren. Sicher bleibt nicht viel Platz, z.B. zwischen Rad und Zylinderträger bleibt nur 1mm, aber es funktioniert.
Zwischen die Gelenkteile wird noch das Dampfgelenk eingebaut. Der provisorische, durchgehende Bolzen wird durch zwei entsprechend kurze ersetzt, dann habe ich in der Höhe 30mm und in der Breite 17mm zur Verfügung. Das Dampfgelenk muß ja für zwei Leitungen gebaut werden. Das Original braucht für den Verbundbetrieb nur eine Leitung. Das zu machen ist aber illusorisch.

0013 (dampflok)
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Auf R1 (dampflok)
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Federung und Gelenk vorderes Triebgestell (dampflok)
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Die Federung funktioniert jetzt schon ganz gut, das Biegen der Federblätter und die richtige Einstellung der Federstärke mache ich sicher erst dann, wenn ich das komplette Gewicht abschätzen kann.
Über den beiden Treibachsen ist bereits die Führung für die Lagerung der Steuerwellen zu sehen. Ich kann damit die O&K-Patentsteuerung ziemlich exakt nachbauen, die ja die Achse mit der Lagerung der Steuerwelle verbindet, um die Ungenauigkeit bei der Federbewegung auszugleichen. Für das Modell hat das praktisch sicher keine Bedeutung, aber es ist nun mal mein Modellbauspleen, solche technischen Einzelheiten auch funktionstüchtig zu bauen.

Gelenk auf R1 (dampflok)
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Rahmen von oben auf R1 (dampflok)
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Die Winkelteile sind alle genietet, geht mit der Nietzange vom atelier mb (Schweiz) ganz gut, auch wenn die Rückseite der Nieten nicht besonders exakt ist.
Die Räder wurden auf der Spurkranzseite komplett gefräst (einschließlich der Winkel des Spurkranzes), dann die Rückseite abgedreht. Jetzt muß noch der Radius feinbearbeitet und die Speichen abgerundet werden. Das wird eine der ungeliebten Handarbeiten. Dann kann ich die kugelgelagerten Achsen fertigmontieren.
Bis jetzt bin ich eigentlich zufrieden, da ich in den nächsten Wochen beruflich wieder viel mehr zu tun habe, wird der nächste Bericht wohl nicht so viel zeigen.
Vielen Dank noch mal an Ullrich und Rene, die mir beide mit den Fotos vor allem der Rahmenteile sehr geholfen haben.

Viele Grüße
Michael
Tüftler
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von Tüftler »

Hallo Michael,
seit unserem Treffen in Lauf bist Du in atemberaubendem Tempo vorangekommen. Besonders fasziniert mich Deine Fertigungsqualität und die exakte Planung. Was mich aber am meisten freut ist, dass meine Anregung nicht nur stationäre Modelle zu bauen auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Weiter so. Wir treffen uns in Karlsruhe.
Gruß Ullrich.
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Nick
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von Nick »

Hallo Michael,

das ist Handwerk vom Allerfeinsten. So mag ich´s.
Bin gespannt, wo das enden wird.

Viele Grüße
Nick
dampflok
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von dampflok »

Hallo Nick,

es endet noch nicht, es geht erstmal weiter.

Ich hatte mir vorgenommen, das Dampfgelenk so originalgetreu wie möglich zu bauen. Dabei ist zu bedenken, daß im Original wegen der Verbundwirkung nur ein Gelenk nötig ist. Dabei wird der Abdampf der Hochdruckzylinder durch das Gelenk zu den ND-Triebwerken geleitet. Da im Modell das Verbundprinzip aber nicht erfolgreich angewendet werden kann, müssen auch die ND-Triebwerke mit Frischdampf versorgt werden. Das heißt, es müssen zwei Gelenke eingebaut werden.

Dampfgelenk 01 (dampflok)
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Dampfgelenk 02 (dampflok)
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Dampfgelenk 03 (dampflok)
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Der Platz in der Höhe ist durch das Rahmengelenk begrenzt, hier habe ich 30,4 mm zur Verfügung.
Die letzte Konstruktionsvariante hat eine Höhe von 29,6 mm, also dürfte auch im Dampfbetrieb kein Klemmen eintreten. Es gab 3 theoretische und 4 praktische Versionen, bis ich die jetzige Ausführung erstmal so verwende. Die vielen Nachdenkstunden mag ich gar nicht zusammenrechnen.
Der Körper besteht aus wärmebeständigem Kunststoff PAI, um die Kondensation gering zu halten und das Gelenk gegenüber dem Rahmen zu isolieren. Das obere Gelenk ist für den Frischdampf, die Zuleitung führt gerade von hinten in das Gehäuse. Der Abdampf der hinteren Triebwerke wird seitlich zugeführt. Innen befinden sich je ein Zylinder mit seitlicher Bohrung mit einem Teil kleinerem Durchmessers und angelötetem Rohr. Abgedichtet wird mit einem 0-Ring, der durch die geteilten Deckel gehalten wird. Bei 5 bar Luftdruck war das erstmal dicht, ich hoffe, daß es unter Dampf auch klappt.

Einbau_Gelenk_01 (dampflok)
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Einbau_Gelenk_02 (dampflok)
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Sehr problematisch sind die Einbauverhältnisse für die Befestigung der seitlichen Flansche und der Zylinderbefestigungsteile. Der Einbau des Gelenks ist nur möglich, bevor der Rahmen zusammengesetzt wird. Ich werde wahrscheinlich noch im vorderen Rahmen eine Halterung für beide Rohre einbauen, um die Lage in der Rahmenmitte zu stabilisieren.

Flansche_im_vorderen_Rahmen (dampflok)
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Anschlu_im_hinteren_Rahmen (dampflok)
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Auch die Federung ist jetzt fast fertig. Sie muß aber noch richtig eingestellt werden. Die Funktion des O&K-Patents zur Verbindung der Steuerungswelle mit der gefederten Achse habe ich auch schon fertig.


Federung_mit_Verbindung_zur_Steurungswelle (dampflok)
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Schönen Feiertag !

Michael
dampflok
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von dampflok »

Hallo allerseits,

es geht langsam weiter. Für die Fertigung der Kuppelstangen war doch viel Vorbereitung nötig. Die Lagerung mit geteilten Lagerschalen mit Keilbefestigung ist ziemlich anspruchsvoll. Ich habe dann eine Lösung der Keilbefestigung gewählt, die in dem Buch „Lokomotivführer-Die Maschine und der Wagen“ von Brosius und Koch auf den Seiten 199-200 beschrieben wird.
Nach Fertigstellung der Treibzapfen soll der Stangenkopf noch über die Gegenkurbel montiert werden können. Leider fehlt mir im Moment noch die exakte Steuerungskonstruktion für die Maße der Gegenkurbel.

Kuppelstange_02 (dampflok)
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Kuppelstange_01 (dampflok)
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Es wird ein Paßstück ( im Buch als Schnalle bezeichnet) in die Ausfräsung des Stangenkopfes eingesetzt und daran der Keil festgeschraubt. Im Original ist die Befestigungsschraube am Stangenkopf selbst angebracht. Die Größe des Paßstückes ist 3x6x1mm.

Kuppelstange_Original (dampflok)
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Mit dem Keil ist tatsächlich eine Änderung der Spannung beider Lagerhälften möglich. Problematisch ist das Anfädeln der Mutter (M1,6) auf der Rückseite, da zwischen Rad und Stangenkopf gerade 1mm Platz ist. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang auch das.

Kuppelstange_03 (dampflok)
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Kuppelstange_04 (dampflok)
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Ich weiß noch nicht genau, wie ich die Schmiervorrichtung auf dem Stangenkopf ausführe. Die Befestigung des Deckels im Original war mit 4 Stck. Schrauben, vermutlich M5. Das geht im Maßstab 1:13 natürlich nicht. Wahrscheinlich werde ich die Öltasche fräsen und den Deckel aufkleben. Mit dem vorsorglich angebrachten Gewinde kann ich dann den Stift als Verschluß befestigen.
Auf den Treibzapfen wird als nächstes die Pleuelstange eingesetzt, die mit dem gleichen Stangenkopf versehen ist. Dabei ist aber der Keil in Fahrtrichtung vorn eingebaut.

Schönen Sonntag noch

Michael
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Fuchs301
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von Fuchs301 »

Hallo Michael,

sehr schöne mechanische Ausführung, sowohl in der Konstruktion als auch in der Umsetzung... :respekt: :respekt:

Ich bin gespannt auf weitere Bilder...

...eine Frage noch: wie ist der Kurbelzapfen in Rad befestigt?
Gruß
Christian
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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von Dampfer »

Waooooooo.....

deine Konstruktion des Dampfgelenks ist schon heiß..... aber jetzt noch die Lagerschalen an den Kurbenbolzen... das ist heiß,
Gruß Alex

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Re: Orenstein &Koppel Mallet

Beitrag von dampflok »

Hallo Christian,

die Bolzen sind mit LOCTITE 648 Hochfest eingeklebt und zusätzlich mit einer Senkschraube auf der Rückseite gesichert. Natürlich vorher gut reinigen, dann dürfte das schon halten. Auch die Räder sind geklebt.
Ich bin übrigens ein stiller Bewunderer Deiner Decauville Typ I. Ich kann es nachvollziehen, welche Mühe es ist, bestimmte Details auch am Modell zu fertigen.

Viele Grüße

Michael
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