Meine Lok: 99 021

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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9960
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von 9960 »

Hallo Thomas,
theylmdl hat geschrieben: <staun>.
wer solche Beiträge schreibt, muß sich nicht wundern wenn alle Welt deine Beiträge "verschlingt". Auch von meiner Seite einen herzlichen Glückwunsch zu den 100000.

Vielleicht erleben wir ja noch die 1.000.000 :yau:

Gruss Waldemar
Homepage http://home.arcor.de/wupperbahn/
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fspg2
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von fspg2 »

Moin Thomas,
<staun>
... fast 100% Vorbild - 22,5% Verkleinerung - 330 Antworten - in den letzten knapp 16 Stunden über 350 Klicks - 1000x try and error - unzählbare Tipps und Tricks - ....

und dann nur "staun"?


Die Schallmauer von 100 000 sollten Dich nicht verwundern, sondern genauso freuu....uuuuen, wie uns oft ungläubigen Betrachter. Also auch von mir meinen herzlichen Glückwunsch :!: :D
Viele Grüße
Frithjof
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Vielen Dank für Eure Zustimmung und klar, ich freue mich, dass der Beitrag zu meiner kleinen Lok gut ankommt! Ich hoffe vor allem, dass er möglichst viele Leser dazu ermutigt, es auch einmal zu probieren mit kniffligeren Aufgaben.

Dank einiger Gespräche mit freundlichen und hilfsbereiten Buntbahnern wie zum Beispiel Marco gehe ich nun davon aus, dass die Injektoren doch so ähnlich wie bei der Decauville des FFM angeordnet waren. Im Internet habe ich inzwischen ein sehr hoch aufgelöstes Bild einer solchen Konstruktion gefunden, die werde ich als Basis verwenden.

Viel konnte ich in den letzten Tagen nicht an dem Modell basteln. Der "drohende" Termin im Frankfurter Feldbahn-Museum am Sonntag, dem 3. Mai, spornt jedoch zu erhöhter nächtlicher Bastelaktivität an. Heute dreht es sich um

Glocke und Sicherheitsventile

Das mit der Glocke ist 'mal wieder so eine Sache. Genau genommen hatte das Gussteil im Original unten wohl einen Flansch mit Bohrungen für drei Aufspannbolzen oder -schrauben, davon eine in Längsachse vorne. Diesen Flansch habe ich mir geschenkt. In einiger Zeit werde ich meine Faulheit verfluchen.

Statt dessen habe ich den Aufspannflansch für die Rauchkammer (unten) von Hand geratzt, zwei 0,8 mm-Bolzenimitate eingelötet und dann in eine recht stramme Bohrung den Schaft der Glocke eingelötet. Wie zu lesen war, hatte ich deren Hauptdrehteil durchgehend mit 2 mm Durchmesser aufgebohrt. Daher brauchte es zunächst eine Reduzierhülse von 2 auf 1,5 mm und starke Nerven beim Einlöten der Hülse. Das klappte alles doch recht passabel.

Bild

Etwas Vorsicht war hier auch deswegen geboten, weil genau unter der Bohrung das Rohr für die Dampföl-Ausgleichsleitung zum Dampfdom führt. Die muss erstens frei bleiben samt Luft für den Verbindungsschlauch und darf zweitens natürlich nicht beschädigt werden. Meine Sorgen wegen des Stabilit Express an der Dampfdomkrempe in Nähe der Hitze erwiesen sich als unbegründet. Das Zeugs ist nicht zu beeindrucken.

Ursprünglich hatte die Lok Sicherheitsventile ähnlich der Ramsbottom-Bauweise mit einem großen "Widderhorn" für die Federn. Beim ersten Umbau (schätzungsweise 1924 oder 1925) wurden sie bei der 99 021 durch eine äußerlich einfachere Lösung ersetzt. Das muss etwa so ausgesehen haben wie bei der "Spreewald" (99 5633) entsprechend dem derzeitigen Zustand. Auch diese famose Lok hat den kleinen Hahn vor den Ventilen.

Über das richtige Löten wurde schon viel gesprochen und geschrieben, ich zeige hier, wie ich es gemacht habe. Nachdem ich die Ventile mit innen liegenden 1,5 mm-Rohren als Entlüftung und Überlauf für den Ausgleichstank des Dampfdestillats angefertigt hatte (ein Drehteil mit kreuzweisen Schlitzen oben, eines mit Sechskant-Abschluss unten, eine Auflagescheibe), wurden der Deckel des Dampfdoms mit Lötwasser benetzt, die Teile in die angesenkten Bohrungen gesteckt und kleine Lotschnipsel dazu geschoben. Letztere habe ich mit einem Cutter abgetrennt. So sieht's aus, und wie meist war das zu viel Lot :-( :

Bild

Bei so einer Bauweise müsste oben noch ein kleiner Sechskant sein, und aus dem Röhrchen müsste ein Stückchen Stahlstange heraus gucken. Nun ja, ein Modell - vor allem ein funktionales - erfordert eben gewisse Kompromisse ;-) . Dafür sieht das Gussteilchen des Hahns nett aus :-) . Der Griff ist hauchdünn und lässt sich noch leicht gerade richten. Bedenkt bitte, dass der Deckel des Dampfdoms nur 0,8 mm stark ist.

Auf dem folgenden Bild hat der "Mundbläser" (mein Uralt-Flammlötgerät) schon seine Wirkung gezeigt (wenig Hitze, langsam erwärmen, bis das Lot gut geflossen ist). An der Glocke seht Ihr die Abdampfleitung, die unten vorbildwidrig durch einen kleinen Halter an der Dampfrohrverkleidung gesichert wird.

Bild

Erwähnte ich schon, dass Kleinvieh auch Mist macht...? Nein? Na dann...

Diese Abdampfleitung sieht hübsch anschmiegsam aus. Bis sie das aber war, ging etliche Zeit ins Land. Das ist ein 1,5 mm-Rohr mit etwa 0,3 mm Wandung. Ein 0,8 mm-Draht passt da also bequem hinein. Ein einzelnes Stück Draht wäre aber nicht das Richtige gewesen. Oben brauchte ich ein Stummelchen für die Passung am Flansch der Glocke und unten ein Stück, das das untere Ende frei ließ, aber den Bereich bis zum Kessel stabil hält. Ich bin ganz stolz, dass ich vor bald drei Jahren genau die passende Aussparung im "Kotflügel" des linken Vorderrads vorgesehen habe :-) .

Allmählich sieht das Modell dem Vorbild immer ähnlicher. Daher erlaube ich mir noch einen etwas genaueren Blick auf den aktuellen Zustand.

Bild

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Nachdem es ab dem 1. April LGB® in Nürnberg auch offiziell nicht mehr geben wird, wende ich mich wie gewünscht dem Eigenbau zu. Eure Sorgen um das Lebendgewicht meiner kleinen Lok haben mich neugierig gemacht. "Grau ist alle Theorie", darum stand zunächst eine kleine Zwischenübung auf der Liste, nämlich

Der Kesselballast

Silikon ist schön - nämlich schön teuer. Alublech ist auch schön. Schön glatt und schön günstig ;-) . Daher habe erst ich mein Nupfen-geplagtes Hirn angeworfen und mir dann diese Badewanne gebastelt:

Bild

Die langen Streben sind die Handtuchablage, die Seifenschale fehlt noch ;-) . So habe ich mir auch gleich das Drechseln eines Urmodells geschenkt. Die Wanne aus 0,5 mm-Blech selbst habe ich kurz und knapp von Hand gebogen. Die Stirnwände aus 1 mm-Blech halten sie relativ hübsch in Form.

Nach dem Auftrag des Trennmittels habe ich die noch vorhandene Menge Bleilegierung geschmolzen und die Wanne damit gefüllt, was genau ausreichte (glücklicher Zufall das ;-) ). Kurz nach dem Guss konnte ich kleine Zunderreste an der Oberfläche mit einem Zahnstocher "abschaben", sprich, zum Rand der Wanne und darüber hinaus schieben.

Es dauert mächtig lange, ehe so ein Brocken ausgekühlt ist. Bei 76 mm Länge und etwa 35 mm Durchmesser ergeben sich rund 37 cm³ Volumen für den halben Zylinder. Theoretisch reicht das für 390 Gramm. Unten - wo es wichtiger ist - sah die Oberfläche recht gut aus.

Bild

Oben ist sie leider etwas eingefallen, was bei so massiven Teilen beim Abkühlen typisch ist. Ein Bild schenke ich mir, denkt Euch die Oberfläche des Monds dazu.

Die Waage verriet mir hocherfreuliche 398 Gramm. Das liegt daran, dass der Guss ein paar Zehntel Millimeter zu hoch geworden ist. Ein bisschen 'was davon werde ich vielleicht noch opfern müssen, da auf dem Ballast die Gold Caps und der Festspannungsregler befestigt werden sollen (und noch eine kleine Schaltung, wenn's geht).

Spannender war die Frage, ob der Ballast denn überhaupt in den Kessel passt. Das tut er - und wie auch gleich!

Bild

Mit Glocke und vorderer Laterne bringt die kleine Lok jetzt 1.715 Gramm auf die Waage, also schon mehr, als ich mindestens brauche, und etwa so viel wie manche "Stainz" von LGB® (die liegen so zwischen 1,7 und 2,0 kg). Zum Vergleich: Meine alte Plastik-99 021 wiegt 2.070 Gramm und hat eine sehr respektable Zugkraft, was vor allem der Dreipunktlagerung zu verdanken ist.

Für ein zweites Ballastgewicht bin ich auf eine freundliche Spende ausgewichen, nämlich auf einen vorhandenen Überschuss von Silvester-Bleigiess-Sets. Die Dinger habe ich bis auf zwei geplündert. Leider fehlten dann noch etwa 90 Gramm, also habe ich ein wenig 4072-Material von Tim Dicke dazu geschmuggelt. Da ich keine Ahnung habe, was für eine Legierung das Silvesterblei hatte, war ich auf das Gewichtsergebnis gespannt. Durch die Beimengung des üblichen Weissmetalls kamen "nur" 360 Gramm dabei heraus, was sich aber an anderer Stelle noch leicht ausgleichen lässt. Außerdem hat der zweite Guss annähernd die richtige Höhe und eine schönere Oberfläche oben (die Rundung aus der Aluform nimmt sich nichts, da sehen beide Gewichte okay aus).

Ich möchte das Kesselgewicht nach hinten herausziehbar lassen. Das hat den Vorteil, dass damit auch die darauf verbaute Elektronik heraus gezogen werden kann und ich die Steckverbindung zur Feuerbüchse (oben) darauf befestigen kann. Im Kessel herum "schlabbern" darf es natürlich nicht. Daher habe ich an später nur sehr schlecht einsehbaren Stellen hinter den Kohlekästen zwei Bohrungen für Schrauben angebracht. Die M2-Gewinde habe ich recht lang in den Ballast geschnitten, weil so feine Gewinde sonst in Blei nicht halten.

Bild

Senkkopfschrauben dürfen das nicht sein, weil so viel Blei im Fall eines Unfalls sehr wohl tief geätztes 0,4 mm-Messingblech zerhauen kann.

Wie berechnet und erwartet passen die Gold Caps mit 1 Farad und 2,5 Volt bequem in fünfer-Paketen in die obere Hälfte. Danke nochmal an fido für den sanften Druck, doch noch einmal nach ein wenig Platz zu suchen! So sollen die Elkos angeordnet werden (in zwei Packs hintereinander):

Bild

Dann habe ich diese Pakete zusammen gesetzt. Es wurde hier schon oft erwähnt, aber sicher ist sicher: Vor dem Verlöten müssen alle Kondensatoren ganz entladen sein, sonst ist späterer Kummer vorprogrammiert. Das habe ich mit einem Widerstand zwischen den Polen erledigt (hoffentlich ;-) ). Spaß beiseite, ich habe natürlich noch ein wenig nachgemessen.

Dieses Zusammenlöten der Gold Caps ist einer der typischen Jobs, die zum Hudeln verleiten. Das ist ja wohl kein Thema, zweimal fünf Kondensatoren verlöten! Denkste. Es ist nicht so trivial. Daher habe ich mir aus Polystyrol-Resten eine durchaus triviale Löthilfe gebastelt, die die Burschen in Reih' und Glied bringt bzw. hält. Hier seht Ihr die Lehre mit vier lose eingelegten EDLC-Kondensatoren (für englisch "Electrochemical Double Layer Capacitor"). So heißen die Kerlchen offiziell, "Gold Cap" oder "UltraCaps" sind Produktnamen. Deutsch habe ich auch im Angebot: Doppelschicht-Kondensatoren.

Bild

So ein Kondensator hat 8,3 mm Durchmesser bei 22 mm Länge.

Nach der Lötaktion habe ich die Teile mit einer Trennschicht aus 0,5 mm-Polystyrol miteinander verklebt, um das Paket vorab zu stabilisieren. Im folgenden Bild seht Ihr vorne die offenen Anschlüsse. Leider habe ich nach wie vor in der Dampflok nur sehr wenig Platz. Zwölf GoldCaps (was eigentlich sicherer wäre) kann ich nur sehr schwer unterbringen. Da die Lok kaum auf Veranstaltungen unterwegs sein wird, nehme ich in Kauf, ein sensibles Messgerät mitzuschleppen (statt den Platz zu verschwenden). Ein DCC-Signal über 22 Volt ist dann eben tabu.

Bild

Zu meinem Feierabendglück fehlte nur noch ein Bildchen des Pakets am geplanten Anbringungsort. Hier ist es:

Bild

Wie Ihr seht, geht es da noch luftig genug zu, um allerlei Kabel vorbei zu führen (was auch nötig sein wird). Vor dem Paket liegt beispielsweise noch eine sechspolige Steckverbindung.

Vorne auf dem Ballast muss noch der letzte meiner Kurzschluss- und Überstrom-festen Motorola-Spannungsregler untergebracht werden. Dreck... wo liegt hier eine Glimmerscheibe herum? Der Ladewiderstand für die Gold Caps wird an anderer Stelle angebracht, wo ich die 5 Watt-Type mit Wärmeleitpaste hübsch kühl halten kann.

Zu der weiteren Elektronik-Schaltung, die noch da vorne hin soll, komme ich in einem anderen Posting. Für heute habe ich genug geschwafelt ;-) .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo, Freunde der 99 021!

Heute werde ich Euch eine Elektrik-Kassette ins Ohr schieben :D .

Der Schalter für den Dampfgenerator

Ein "Dampffähnchen" bei elektrisch betriebenen Modellen ist nett, hat aber zwei potenzielle Nachteile. Wie squirrel4711 andernorts angemerkt hat, sollten die "Rauchentwickler" - genau genommen, Destillierer - nur in gut belüfteten Räumen oder besser im Freien verwendet werden. Die verbreiteten Paraffine sollten nicht eingeatmet werden. Zweitens brauchen die Teile mächtig Strom. Der steht eventuell nicht immer zur Verfügung. Daher sollte wie bei unseren anderen Dampfloks der Dampfgenerator auch analog ausschaltbar sein.

Das beste Plätzchen für den Schalter ist bei meiner kleinen Lok die Rauchkammerstütze. Im folgenden Bild seht Ihr den Schiebeschalter am gewünschten Platz.

Bild

Die Stütze kann jetzt ohne Schrauben nicht mehr richtig aufliegen, weil die kleine Eigenbau-Federplatte aus Neusilber den Schalter mit sanftem Druck unten hält. Ähem... wie wird der Schalter denn betätigt?

Das funktioniert über den kleinen Knubbel vorne links an der Stirnwand der Kesselstütze. Der ist auf einen listig um den Knebel des Schiebeschalters gebogenen Draht gelötet, der an der Rückwand der Stütze einen ebensolchen Knubbel hat. Durch vor- oder zurückschieben des Drahts (etwa 3,5 mm) wird der Hebel mitgenommen. Vorteil: Der Schalter kann jederzeit nach unten heraus genommen und ersetzt werden.

Festspannungsregler und Ladeschaltung

Den Festspannungsregler (7806, 1 Ampère, 6 Volt, Kurzschluss-fest und mit Thermo-Sicherung) hatte ich schon vorab mit zwei low ESR-Elkos à 10 µF und einer im Grund überflüssigen Beruhigungspille 100 nF bestückt. Danke an kuro für den Tipp mit den Elkos! Ist ja schon etwas her ;-) . Den Test mit Rauch und Licht hat der Regler schon bestanden.

Eine Glimmerscheibe habe ich zwar nicht hier gefunden, wohl aber ein defektes PC-Netzteil. Von einem der Monster-Kühlkörper habe ich die Wärmeleitfolie ausgebaut. Darauf wurde dann (beidseitig mit Wärmeleitpaste) der Regler gesetzt und mit Hülse, Beilegscheibe und Schraube gesichert. Bitte beachten: Die Fahne dieser Regler führt Masse! Wärmeleitpaste ist ein blödes Zeugs... Wer sie schon 'mal benutzt hat, weiß, warum. Sie verteilt sich überall und ist nur schwer zu entfernen.

Bild

Das Gold Cap-Paket habe ich mit Sekundenkleber befestigt.

Zu meiner großen Freude blieb auf dem Ballast noch genug Platz für die Ladeschaltung. Auf dem folgenden Bild ist die Schaltung zusammen gesetzt. Die Alu-Schelle (mit Wärmeleitpaste) drückt den 5 Watt / 100 Ohm-Widerstand (mit Wärmeleitpaste) auf den Ballast aus Blei. Darüber seht Ihr die Schottky-Diode BYV 2100 und über dem Regler die eigentlich auch redundante Freilaufdiode für den Festspannungsregler. Nach diesen Anbauten brachte die Konstruktion glatte 50 Gramm mehr auf die Waage als zuvor, sodass ich nun bei 1.765 Gramm liege (öh - ich meine die Lok, ich habe noch ein wenig mehr zu bieten ;-) ).

Bild

Zunächst stand der Test an, ob die ganze Mimik locker in den kleinen Kessel passt. Tut sie - und vorne in der Rauchkammer geht es noch hübsch luftig zu. Die Dellen in der Rauchkammer lassen sich noch leicht richten. In deren Mitte oben seht Ihr das Rohr vom Ausgleichstank für das Dampfdestillat.

Bild

Dann wurde das Labornetzgerät gezückt oder eher gehievt (da es schwer ist ;-) ). Als erste Testlast diente mir eine der späteren Glühlampen mit 6,3 Volt und etwa 40 mA. Bevor ich das Netzteil angeworfen habe, folgte die obligatorische Sichtprüfung und Durchgangsmessung mit einem simplen Vielfachmessgerät.

Im ersten Test habe ich 6,9 Volt auf den Eingang gelegt. Der Ladestromstoß lag bei etwa 60 mA, nach knapp 10 Sekunden war der Ladestrom auf 10 mA abgesunken. Das brachte natürlich noch keine dolle Nachlaufzeit, etwa 15 Sekunden.

Bei 16,5 Volt war der Einschaltstrom kaum höher und der Hauptteil der Ladung nach knapp 20 Sekunden erledigt. Da brannte die Glühlampe schon ganz nett lang nach, bevor sie merklich dunkler wurde.

Bei genau 20 Volt gab's dann doch 140 mA Einschaltstromstoß. Ihr seht, so etwas kann sich bei mehreren Fahrzeugen summieren. Der Abfall bis auf 10 mA Ladestrom dauerte nun schon knapp 30 Sekunden, wobei die Ladekurve zunächst sehr schnell abfällt. Dafür betrug die Leuchtdauer der Glühlampe fast 60 Sekunden, ehe sie sichtbar dunkler wurde. Zwischen den Tests habe ich die Gold Caps direkt am Paket entladen (also nicht über die Diode).

Mit Sound, Dampfgenerator, Decoder und Motor könnte die Kapazität für zwei bis drei Sekunden Überbrückungszeit reichen, eventuell etwas mehr. Die Praxis wird's zeigen. Den Strombedarf vom Sound habe ich noch nicht gemessen, der Rest ist bekannt. Danach braucht der Motor im Mittel etwa 140 bis 150 mA, der Generator (heiß) 260 mA und eine Stirnlampe 40 mA (dito die eingeschaltete Führerstandsbeleuchtung). Damit liegen wir bei knapp 500 mA. 480 mA ÷ 40 mA der Test-Glühlampe = 12, 60 Sekunden ÷ 12 = 5. Mehr wird's es also auf keinen Fall. Ohne Rauch, weiter ohne Sound, sieht's freundlicher aus: 220 mA ÷ 40 mA = 5,5. 55 Sekunden ÷ 5,5 = 10 Sekunden. Das ist dann allerdings schon sehr lang. Ich vermute, dass die Doppelschicht-Kondensatoren bei höherer Last früher in die Kniee gehen ;-) .

Ich habe aber noch etwas auf Lager:

Die "Bremse" für den Dampfgenerator

Echtdampfer und Vorbildfreunde kennen das. Beim Anheizen, Anfahren und in Steigungen qualmt die Dampflok sehr schön (und natürlich bei Kälte oder Tannenzapfen auf dem Rost :-) ), bei normaler Streckenfahrt mit mittlerer Last ist jedoch außer bei Kälte nur wenig zu sehen. Daran erinnerte ich mich kürzlich. Und so fiel mir auf, dass ich genau das bei meiner kleinen Lok nicht steuern kann. Das fand ich weniger schick.

Der glückliche Zufall will es so, dass ich noch einen Funktionsausgang (FA4) an meinem Decoder frei habe. Die Dampfgeneratoren Nr. 5 von Seuthe® und die (fast) Zwillinge von LGB® (die 5 Volt-Version, auch von Seuthe produziert) haben eine Nennspannung von 4,5 bis 6 Volt. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich bei 4,5 Volt noch nicht viel regt, der Generator aber nicht kalt wird.

Daher habe ich mir einen Transistor-Schalter mit einem pnp-Transistor BC327/40 (Volt) ersonnen und gebastelt. Der wird als Schalter betrieben und überbrückt (eingeschaltet) zwei dem Generator vorgeschaltete Standarddioden 1N400x. Der Zimo-Decoder MX64H wird so programmiert, dass FA4 im Analog-Betrieb eingeschaltet ist. Zum besseren Verständnis hier der aktualisierte Schaltplan der kleinen Lok.

Bild

Die fragliche Schaltung ist ganz rechts unten. Ideal ist das alles nicht, denn die Berechnung des Basis-Widerstands ist wegen der sehr fließenden Spannungen und Ströme kaum vernünftig möglich, selbst wenn der Verstärkungsfaktor des Transistors bei gesättigtem Betrieb bekannt ist. Der Wert müsste irgendwo zwischen 260 Ohm und 1,5 kOhm liegen. Ich habe mich für einen ersten Versuch mit 820 Ohm entschieden, wenn's daneben geht, ist das auch nicht schlimm.

Vorne am Kesselballast ist noch reichlich Platz, vor allem in Längsrichtung. Daher habe ich meinen Printentwurf für die Lochraster-Experimentierplatine auf stehende Bauteile ausgelegt, um Platz zu sparen (@ Roland: diesmal doch - aber SMD gibt's immer noch nicht ;-) ). Hier mein grobes Scribble für das eben-nicht PCB (printed board circuit) und die Bestückung. Der Anschluss "RG" steht für "Rauch-Generator", hier dessen Plus-Anschluss (einen Pluspol hat er ja nicht).

Bild

Da es schon spät wurde, habe ich diese Schaltung vor dem Einbau nur grob getestet. Sie schaltet korrekt von 4,8 auf 6 Volt um (zumindest ohne Last). Da sie auch ohne Demontage der Lok leicht abzubauen und zu ersetzen ist, werde ich mir bis zur Endmontage nicht mehr viel Gedanken dazu machen. Der Rest findet sich später.

In der Praxis soll das (digital) so laufen. Solange die Lok angeheizt wird und beim Losfahren, ist F4 eingeschaltet und überbrückt die Vorschaltdioden. Sobald die Soll-Geschwindigkeit erreicht ist, wird F4 ausgeschaltet. Der "Rauchentwickler" bleibt warm genug, um schnell wieder zu qualmen, wird aber kaum mehr als ein winziges Fähnchen produzieren. Kurz vor der nächsten Anfahrt wird F4 wieder betätigt (oder bei einer Steigung).

Die Probeplatine habe ich mit einer Abstandsscheibe auf die vordere Stirnwand des Ballasts geschraubt. Für das folgende Bild habe ich das (etwas schief :-( ) eingeschubst. Wie Ihr seht, sind die drei Lötaugen der Schaltungsanschlüsse und der Stützpunkt für Masse (für den Dampfentwickler) von vorne noch gut erreichbar.

Bild

Bearbeitet, weil ich ein Bild einzubinden vergessen hatte :-( .

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Sa 4. Apr 2009, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von timme »

Hallo Thomas,
theylmdl hat geschrieben:Wie squirrel4711 andernorts angemerkt hat, sollten die "Rauchentwickler" - genau genommen, Destillierer - nur in gut belüfteten Räumen oder besser im Freien verwendet werden. Die verbreiteten Paraffine sollten nicht eingeatmet werden.
Sooooo dramatisch ist das nun auch wieder nicht. Sicher reagieren einige Leute mit gereizten Atemwegen auf das Paraffin, aber den meisten macht das nichts aus.
Wäre dem so, könnte man in den Diskotheken nicht mit "Nebelmaschinen" arbeiten. Und was wären Lichteffekte ohne Nebel :?:
Das Nebelfluid sollte ja in etwa das gleiche Zeug sein, wie das, was wir für unsere Dampfentwickler verwenden.


Deine Arbeit finde ich mal wieder prima. Da kann man nur staunen!

Grüße, Tim
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von fspg2 »

Hallo Tim,
Da kann man nur staunen!
Bei mir ist "Staunen" der erste Schritt zu nachmachen wollen ... zumindest probieren :!:
Viele Grüße
Frithjof
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo Tim!

Im Lauf einiger Jahre habe ich squirrel4711 als sehr bewanderten Naturwissenschaftler (besonders Chemiker) kennen gelernt, der neben einer gehörigen Prise Humor eben auch viel Sachkenntnis mitbringt. Hier findet sich sein (schon zurück haltendes) Original-Statement zum Thema. Interessant ist auch der übernachste Beitrag.

Du kannst es ja halten, wie Du möchtest. Für mich ist ein gut gemeinter Hinweis genau das - ein gut gemeinter Hinweis. Den Nebelmaschinen bin ich ein wenig nachgegangen, konnte aber nicht erkennen, dass es da Analogien geben muss. Wie ich so etwas zuhause halte, ist ein Thema - aber was ich in einem öffentlich einsehbaren Forum empfehle, eine andere. Da bin ich gerne auf der sicheren Seite ;-) .

@ Frithjof:
Bei mir ist "Staunen" der erste Schritt zu nachmachen wollen ... zumindest probieren :!:
Fein, genau so ist es gemeint. Das ist alles kein Hexenwerk und erfordert vor allem eines: Geduld, vor allem vor dem Basteln ;-) .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von timme »

Nabend,

Nachtschicht ist vorüber. Zeit für das Hobby, wenn auch nur per geschrieben Wortes.

Natürlich ist die Bauerei der kleinen Lok von Thomas für meinen Vater und mich nicht nur als bestaunendswertes Objekt von Bedeutung. Wir werden mittelfristig auf jeden Fall auch eine Dampflok selbst zusammenzimmern. Und diese Lok, namentlich eine Hohenzollern für den Spreewald, soll ganz sicher etwas werden, auf das wir stolz sein können. Zuvor haben wir allerdings noch allerlei andere Projekte (vor allem auch um zu üben).

Rauchfluid:
Das Gelumpe, welches ich für meine Muggen nutze, hört auf den Namen "eurolite Smoke-Fluid 'P' - Langanhaltend dunstiges Nebelfluid!". Für den Gebrauch in Modellloks eignet es sich zwar nicht, da es zu dünn ist (es gibt auch "härtere" Sorten, aber nur im 5l Kanister), grundsätzlich ist es aber das Selbe.

Die Gefahrenhinweise auf dem Kanister:
  • Nebeleinsatz nur in gut belüfteten Räumen!
    Die Nebeldichte ist so zu dosieren, daß das Wohlbefinden der im Raum befindlichen Personen in Bezug auf den Nebelgehalt in der Luft gewährleistet ist und die Sichtweite im Raum über 5m liegt - Notwendigkeit der sicheren Orientierungsmöglichkeit und Vermeidung von Angstzuständen.
    Benebelte Räume dürfen niemals verschlossen werden.
    Jeder benebelte Raum muß von unterwiesenem Personal überwacht werden.
    usw. usf.
Grundsätzlich ist es also richtig, daß das Zeug nicht unbedenklich ist, aber bei der geringen Menge, die so eine mickriger Dampferzeuger einer Lok, im Vergleich zu einer 1000W und mehr Nebelmaschine, produziert, sollte man schon an den Grundsatz denken: "Die Dosis macht das Gift".
Nur weil ich ab und an im Hobbyraum und jedes Jahr zu Weihnachten um den Baum mit Dampf fahre, wird sicher niemand einen schwerwiegenden körperlichen Schaden davon tragen.
Die Technojünger sollten da schon mehr aufpassen, wenngleich ihr Problem wahrscheinlich eher die Leber und das Gehirn aufgrund von Alkohol und Drogen sind. 8)

Beste Grüße, Tim
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Regelspur
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Regelspur »

Hallo Thomas,
theylmdl hat geschrieben: Das ist alles kein Hexenwerk und erfordert vor allem eines: Geduld, vor allem vor dem Basteln ;-) .
:wink: wenn ich mir Deine Baubeschreibung so ansehe, dann ja wohl auch beim Schreiben.

:top: Denn es soll ja auch alles Hand und Fuss haben was da steht und auch für etwas ungeübte nachvollziehbar sein. Das alles beinhaltet dieser Bericht.

Ich weiß, dass Forum lebt von solchen Berichten wie z.B. diesem. Wenn ich mal ganz viel Zeit habe, dann raffe ich mich mal auf und versuche auch einen Bericht vom Bau meiner T3 zu schreiben. Er wird aber nicht so umfangreich ausfallen wie Deiner, denn vor lauter bauen mache ich oftmals keine Bilder.

Gruß Alfred
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