Straßenverkehr in der Epoche 3

Alles rund um Vor-Bilder, also Modelle in ganz groß

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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Schienenbus »

Hallo frithjof,
wenn Du Gehsteigracer aus deiner Kindheit bewundern möchtest... möchte ich dir das Focke Museum in Bremen ans Herz legen! Hier findet zur Zeit die Sonderausstellung "Bewegte Kindheit" statt. Hier findet man alles was Kinder mobil macht oder machte! Und das schönste - Spielzeug ist zum spielen da...soll heißen kinder können vor Ort die Fahrzeuge ausprobieren!!


Hallo fido,
im Westen verschwanden die Lokomobile und Dampfwalzen in den fünfziger Jahren. Sie waren einfach zu langsam und zu schwer. Ihnen machte der immer besser werdende Dieselmotor schnell das Leben schwer!
...Ich weiß gar nicht was Du hast. Das Fahrerhaus des Mercedes ist doch luxuriös! Mein Borgward B2500 (Jahrgang 59) hat lackierte Spanplatten als Türverkleidungen....
:shock:

...

Ich mache mich nun wieder an die Arbeit. Diese kleine Serie schreit nach einer Fortsetzung! Die letzten Tage waren bei mir allerdings mit der Oldtimermesse in Bremen ausgebucht.

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Stephan - der Schienenbus
Zuletzt geändert von Schienenbus am Mo 9. Feb 2009, 21:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von fido »

Schienenbus hat geschrieben:Mein Borgward B2500 (Jahrgang 59) hat lackierte Spanplatten als Türverkleidungen....
Hi Stephan,

ups :-)

vielen Dank für die Infos. Und wir wollen weitere Fahrzeuge sehen :wink:
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Schienenbus »

Hallo zusammen,

nun geht's aber endlich weiter! Der heutige Beitrag soll den Feuerwehren gewidmet sein. Da sich wohl kein Fahrzeug so lange auf den Straßen halten kann wie ein Feuerwehrfahrzeug muss ich wieder ganz schön weit ausholen... :shock:

Da die meisten Feuerwehrfahrzeuge durch die Hände vieler Wehren gingen und gehen und dabei relativ wenige Kilometer sammeln halten sie sich sehr lange. Einsatzzeiten von über 40 Jahren sind keine Seltenheit.

Große Dampfspritzen verschwanden relativ schnell wieder. Sie wurden von Pferden gezogen und standen bis Mitte der dreißiger Jahre im Dienst. Sehr viel länger konnten sich dagegen kleine Handspritzen halten. Obwohl auch sie Von Muskelkraft an den Einsatzort verbracht werden mussten, hielten sie sich bis in die sechziger Jahre hinein!

Mit der Serienfertigung von zuverlässigen Dieselmotoren begann Mitte der zwanziger Jahre die Fertigung von Kraftfahrzeugen für Feuerwehrzwecke im großen Stil. Magirus in Ulm arbeitete sich schnell zum Marktführer empor.

Magirus Neuötting (Schienenbus)
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Feuerwehrfahrzeuge unterlagen nur wenigen Normungen. Jede Wehr bestellte ihr Fahrzeug. So fuhren bald Löschfahrzeuge von Delage, Magirus, Mercedes, Hansa Lloyd, MAN, Opel, Ford und Citroen, um nur einige Hersteller zu nennen, über deutsche Straßen. Und die Meisten davon waren Einzelstücke gebaut nur für ihre Wehr...

Mit der Machtergreifung der braunen Machthaber änderte sich das jedoch sehr schnell. Ab 1935 waren die Feuerwehren den Ordnungskräften und somit Reichsführerer SS Himmler unterstellt. Die neue Unterstellung und Gliederung sah man den Wehren sofort an. Die Personalstruktur glich man der, der Polizei an. Die Feuerwehrler bekamen Polizeidienstgrade und Uniformen. Die Fahrzeuge wurden statt rot nun Polizeigrün lackiert. Die Feuerwehren wurden in Feuerschutzpolizei umbenannt. Es wurden auch neue Verbände aufgestellt. Sie wurden der Luftwaffe oder dem Heer unterstellt und entsprechend ausgestattet. Ihre Fahrzeuge waren Luftwaffengrau oder Heeresfarben lackiert.
Diese Umstrukturierung hatte auch zur Folge, dass neues, einheitliches Material beschafft wurde. Die Fahrzeuge wurden auf Fahrgestellen von Mercedes, Opel, Henschel, Magirus und NAG Büssing aufgebaut. Hansa Lloyd Fahrgestelle wurden mit Magirus Aufbauten als Magirus verkauft... Die Feuerwehrausrüstung lieferten alle entsprechenden deutschen Firmen nach einer genauen Normung.
Die folgenden Bilder zeigen einen Mercedes LF8 mit TSA sowie einen Opel LF8 mit "entfeinertem" Aufbau. LF8 steht für Löschfahrzeug mit 800 Liter Pumpenleistung/ Minute. Ein TSA ist ein Tragkraftspritzenanhänger. Beide Bilder stammen aus der Nachkriegszeit. Die sogenannte Entfeinerung ist dem Eisenbahnfan ja von den ÜK-Loks und Kriegslokomotiven bestens bekannt. Der Opel hat eine Karosserie aus Spanplatten....

Mercedes LF8 + TSA (Schienenbus)
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Opel Blitz LF8 (Schienenbus)
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Nach dem Krieg ging man sehr schnell wieder zu alten Sitten und Gebräuchen über. Feuerwehren hießen wieder so und wurden wieder rot lackiert. Durch den Bombenkrieg waren jedoch fast keine Fahrzeuge mehr vorhanden. Man rüstete alles um was irgendwie zu gebrauchen war. In großen Mengen wurden ausgemusterte Armeefahrzeuge umgebaut. Besonders Material der US-Streitkräfte war in rauen Mengen vorhanden und wurde gerne genutzt. Die US-LKW's wurden von Henschel zum Teil auf Dieselmotoren umgerüstet. Die US-Army nutzte im Normalfall Benzinmotoren. Diese verbrauchten zum Teil knapp 100 Liter auf 100 Kilometer im Straßenbetrieb.... Erstaunlich viele solcher Fahrzeuge haben bis heute im Einsatzbestand kleiner Wehren überlebt. Hauptsächlich in den Benelux Staaten, Österreich und der Schweiz sieht man sie zum Teil heute noch!

Dodge (Schienenbus)
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Feuerwehr Dodge (Schienenbus)
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Die beiden Bilder zeigen einen Dodge WC. Einmal als "Kübel" im Army-Look und einmal als ehemaligen Geschützschlepper bei einer Wehr.
Es wurden aber auch große PKW's zu Feuerwehrfahrzeugen umgebaut. Als Beispiel soll ein Vorkriegsammi dienen. Bekannt sind aber auch Umbauten auf Maybach, Kompressor Mercedes oder Horch Fahrgestellen.
Feuerwehr 1 (Schienenbus)
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Auf dem Lande ging da alles viel beschaulicher ab. Hier waren oft noch Handspritzen im Einsatz. Einige Wehren waren auch im Besitz eines alten TSA. Dieser wurde mit Muskelkraft oder einem Trecker zum Einsatzort gezogen. Diese Art des Löschfahrzeuges hielt sich bis in die neunziger Jahre hinein!! Für die meisten Buntbahner ist sowas also das ideale Vorbild!

TSA (Schienenbus)
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TSA 1 (Schienenbus)
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TSA 2 (Schienenbus)
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Der Neubau von Feuerwehrfahrzeugen in größeren Serien ging mit der Währungsreform los. Während ländliche Wehren auf Borgward setzten, hier gab es - völlig konkurrenzlos - Fahrgestelle mit Allradantrieb, wurden die städtischen Wehren mit Mercedes und Magirus Fahrzeugen bestückt. Krupp und Büssing Fahrgestelle waren eher die Ausnahme. MAN kam erst Ende der fünfziger Jahre richtig ins Feuerwehrgeschäft. Kleinere Fahrzeuge wurden häufig auch auf Opel und Hanomag Fahrgestellen aufgebaut. Aber auch Kleintransporter wurden gerne genutzt. Am häufigsten waren hier wohl der VW Bully und der Ford FK 1000 Transit anzutreffen. Aber auch Dreiräder, der Borgward B611, Tempo Matador oder der Goliath Express waren zu finden.


Borgward B2500 Drehleiter (Schienenbus)
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Foto der Drehleiter: Archiv Peter Kurze http://www.peterkurze.de

Magirus RKW (Schienenbus)
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Krupp Widder (Schienenbus)
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Rot gleich rot??

Wie an dem Rundhauber von Magirus zu sehen ist, waren die Feuerwehren früher wesentlich dunkler lackiert! Wer also ein solches Fahrzeug für seine Epoche 3 Modellbahn baut sollte auf ein rot ähnlich des "Bundesbahn Altrots" zurückgreifen.
Helle Farbtöne sind erst in den siebziger Jahren aufgekommen!

Der weiter oben zu sehende Opel lief bis in die neunziger Jahre im aktiven Dienst. Sein heutiger Zustand ist sein letzter Einsatzzustand in den leuchtenden Farben der Epoche 4.

Zum Abschluss möchte ich euch meinen Borgward B2500 A/O TLF8 vorstellen. Er wurde 1959 bei der Freiwilligen Feuerwehr Asendorf in Dienst gestellt. Anfang der siebziger Jahre kam er dann zur FFW Schwarme die ihn 1983 aussonderte. Seine Farbgebung entspricht der typischen Farbgebung der sechziger Jahre. hochmodern waren damals auch die verbauten Blinker und die Bauart der Rundumleuchte.
Wie viele Kleinbahnböschungsbrände mag er wohl gelöscht haben???
Borgward B2500 A/O TLF8 (Schienenbus)
Bild


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Stephan - der Schienenbus
Zuletzt geändert von Schienenbus am Fr 20. Mär 2009, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Gleisbauer »

Moin Stefan,
da stelle ich die Tage auch noch ein paar Bilder von alten FW-Autos ein, aber nicht mehr heute.
MfG Christoph
P.S: Als ich vor 10 3/4 Jahren mit der FFw anfing, fuhren wir noch T2-Busse und einen (den wahrscheinlich einzigen in Deutschland) Löschzug auf Mercedes LP- schöne Dinger waren das.
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Schienenbus »

Hallo Christoph,
freue mich auf deine Bilder!

Das älteste aktive Feuerwehrfahrzeug Deutschlands läuft übrigens in Franken (glaube im Altmühltal). Es ist ein LF8 auf Mercedes L1500 Fahrgestell Jahrgang 1943. So ein Fahrzeug zeigt auch mein eines schwarz weiß Bild im vorherigen Bericht!

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Stephan - der Schienenbus
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Gleisbauer »

Moin,
na gut, ein Bild einer Handdruckspritze gibt es heute doch noch :wink:
P8300077 (Gleisbauer)
Bild
Handdruckspritze mit Deutzschlepper

MfG Christoph
P.S: Französische Fw-Autos habe ich auch noch im Angebot
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Schienenbus »

Hallo zusammen,

ich möchte nun mal wieder was zum Thema Straßenverkehr in die Runde werfen...
Zwar habe ich "Wer fuhr was" schon einmal angeschnitten, darauf möchte ich aber noch einmal genauer eingehen. Wer sich diesen Beitrag durchliest wird feststellen, dass man für eine Modellbahn die " in der guten alten Zeit" spielt nicht viele Straßenfahrzeuge braucht. Die Fahrzeuge die man allerdings braucht, sind meistens nicht verfügbar.... :cry:

Zu Beginn der Motorisierung war das Automobil ein Spielzeug für Reiche und Superreiche. Es gab eine Vielzahl von Herstellern die Fahrgestelle anboten, die sich der Kunde beim Stellmacher oder Karosseriebauer seiner Wahl einkleiden lies. Zu dieser Zeit war Automobilbau reine Handarbeit.

Dies änderte sich in Europa 1919 schlagartig. Der ehemalige Zahnrad- und Munitionsfabrikant Andre Citroen begann mit der Automobilfertigung. Dies geschah bei ihm von Anfang an am Fließband. Die Fließbandfertigung von Automobilen hat er sich bei seinem Freund Henry Ford abgeschaut. Citroen führte ein europaweites Händlernetz ein. Auch lies er in mehreren europäischen Ländern fertigen.

zwei Geburtstagskinder (Schienenbus)
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Durch diese radikalen Schritte wurde Citroen innerhalb kürzester Zeit zu einem der größter Automobilfabrikanten in Europa. 1925 war bereits jeder zweite in Frankreich neu zugelassene Wagen ein Citroen.
Das Bild oben zeigt einen 1922er Citroen 5HP Typ C Torpedo.
Amerika und Frankreich waren zu jener Zeit führend in der Fertigung von Motorfahrzeugen. In Deutschland war das Motorfahrzeug immer noch ein Spielzeug der Oberschicht. Richtige Fließbandfertigung kam in Deutschland erst in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre auf! Die einzigen "echten" deutschen Fließband-Wagen waren der Goliath Pionier und das Hanomag Komissbrot. Dixie in Eisenach baute lediglich den Seven von Austin in Lizenz und Opel verkaufte mit dem Laubfrosch nur eine Raubkopie des Citroen 5HP.

Hannomag Komissbrot (Schienenbus)
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Wie selten Motorfahrzeuge waren kann man auch an der Aussage "Wer im Rheingold Express verreist, besitzt auch ein Automobil" sehen. Im Jahr 1930 wurden die Fahrzeugbestände in den USA, in Frankreich und Deutschland verglichen. Demnach hatte in den USA jeder 14te über 18 Jahre ein Motorfahrzeug, in Frankreich jeder 30te und in Deutschland jeder 300te! In Deutschland gab es 1930 ca 270 Automobil- und ca 600 Motorradhersteller... Mit diesen Zahlen kann man sehr schön auf die gebauten Stückzahlen schließen.

Der Autoboom ging in Deutschland mit der Machtergreifung der Nazis los.

Wer sich kein Auto leisten konnte fuhr Motorrad. Sehr beliebt waren hier die DKW RT 3 Ps und die Konkurrenten mit den 2,25 Ps starken Fichtel & Sachs Motoren. Beide holten ihre Leistung aus 1 Zylinder Zweitaktern mit 98ccm. Wer wollte konnte seine Maschine ( jawohl auch schon in dieser Größe) mit einem Seitenwagen ausstatten!

DKW RT 3Ps (Schienenbus)
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DKW Werbeplakat (Schienenbus)
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Fichtel & Sachs 98ccm (Schienenbus)
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Presto (Schienenbus)
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Wer sich zu den Besserverdienern zählen durfte, fuhr Adler Trumpf oder DKW Meisterklasse. Diese Wagenklasse hatte zischen 700 und 1500ccm und damit zwischen 15 und 30Ps. Um sich einen solch großen Wagen leisten zu können, bedurfte es aber schon einer leitenden Position in einer großen Firma.


Adler Trumpf Junior (Schienenbus)
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DKW Meisterklasse 1 (Schienenbus)
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Um die Massen zu motorisieren lief bei den Nazis das Programm KdF-Wagen an. Er sollte 5-6 Personen mit 100Km/h auf den neuen Reichsautobahnen befördern. Jeder Deutsche konnte sich ein KdF-Sparbuch anlegen um dort fleißig seine erworbenen Sparmarken einzukleben. War das Heft voll konnte man es gegen das Auto eintauschen. Soweit die Theorie... Mit Kriegsbeginn wurden in den KdF-Werken kriegswichtige Güter hergestellt. Statt des PKW's liefen nun Kübelwagen vom Band....

KDF Wagen Werbung (Schienenbus)
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KDF Wagen Werbung 1 (Schienenbus)
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KDF Wagen Werbung 2 (Schienenbus)
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Alle anderen deutschen Firmen bekamen auferlegt welche Fahrzeuge sie herstellen durften und welche nicht. Durch die Rationalisierung des Sprits war ein ziviler Autoverkehr sowieso nicht mehr möglich. Das untere Bild zeigt einen Mercedes 230. Fahrzeuge dieser Größe liefen als Direktionswagen in großen Firmen oder bei der Reichsbahn. Auf dem Bild sieht man deutlich den roten Winkel auf dem Kennzeichen. Er kennzeichnete Fahrzeuge die kriegswichtig waren. Solche Fahrzeuge durften jederzeit fahren und sie konnten auch problemlos betankt werden.

Mercedes 230 (Schienenbus)
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So nun gönne ich mir eine kleine Verschnaufpause... Man könnte auch sagen "weiter geht's nach der Werbung" :wink:

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Stephan - der Schienenbus
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Schienenbus »

Hallo zusammen,

nun werde ich dem Namen "Straßenverkehr in der Epoche 3" wieder gerecht. Ich möchte mich nun der "Massenmotorisierung" der Epoche 3 widmen.
Wie auch schon in den anderen Bericht beschrieben fuhr man in der unmittelbaren Nachkriegszeit alles was irgendwie lief. Mein Großvater verkaufte 1946 seine 1940 stillgelegte DKW Meisterklasse an die örtliche Tankstelle. Hier baute man dem kleinen Zweitakter einen zweiten Tank ein. Wenn der Wagen Betriebstemperatur hatte wurde der Benzinhahn fürs Gemisch geschlossen und der für den zweiten Tank geöffnet. Der DKW lief dann mit Diesel weiter. Dieselkraftstoff war billiger und viel leichter zu beschaffen....So blieb meinem Opa noch die 1940 gebraucht gekaufte DKW RT 3Ps. Diese Motorrad lief bei ihm bis zu einem Unfall 1952. Er ließ es noch wieder Instand setzen, nutzte es aber nicht mehr. Die kleine DKW wurde von einem 1949er Mercedes 170 DA abgelöst. Dieser 36 Ps starke Wagen lief bis dahin als Vorstandswagen bei der AG Weser.
Außer der Tankstelle und dem Kramerladen an der Ecke hatte sonst keiner ein Motorfahrzeug in Bremen Huchting.

Mercedes 170 V (Schienenbus)
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Wer sich nicht auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlassen wollte oder konnte fuhr mit dem Drahtesel. Mit der Währungsreform kam auch wieder die Fahrzeugfertigung ins rollen. Fichtel & Sachs und Ilo fertigten Einbaumotoren die in sehr vielen Motorrädern zum Einsatz kamen. NSU fertigte bis 1952 noch die OSL aus der Vorkriegszeit. Bei DKW, nun in Ingolstadt und nicht mehr in Chemnitz, wurden die Vorkriegstypen nach und nach modernisiert. Motorräder die die Massen bewegten hatten zwischen 98 und 250ccm, also irgendwo zwischen 2 und 9Ps.

Express Radex 125 (Schienenbus)
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Hoffmann Werbung (Schienenbus)
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Imme 100 (Schienenbus)
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Anfang der fünfziger Jahre kamen zwei völlig neue Fahrzeugarten auf dem Zweiradmarkt an: Das Mofa und der Roller! Das wohl bekannteste Mofa war die NSU Quickly (Nie mehr laufen - Quickly kaufen!). Bei den 50ern (genannt Schnapsglasklasse) waren Zündapp und Kreidler ebenfalls ganz vorne mit dabei. Einbaumotoren von Fichtel & Sachs waren auch sehr beliebt. Mit diesen Einbaumotoren kam so manches Kleinserien Mofa kostengünstig zum laufen.

NSU Lambretta (Schienenbus)
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NSU Quickly (Schienenbus)
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Der Motorradmarkt stieg bis Ende der fünfziger Jahre stätig an. Jeder wollte mobil sein und kaufte sich ein Zweirad. 1959 war damit aber schlagartig Schluss!
Zwei der letzten drei deutschen Marken gaben auf! DKW stellte die Fertigung ein und NSU verkaufte alles ins Ausland. Damit blieb nur noch BMW.


Dürkopp 150 (Schienenbus)
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NSU Max (Schienenbus)
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Den Deutschen reichte ein fahrbarer Untersatz nicht mehr aus. Das Wirtschaftswunder verlangte nach Automobilen. Man wollte den beginnenden "Wohlstandsbauch" nicht mehr nass werden lassen. :wink:
Lloyd führte Anfang der fünfziger Jahre die deutschen Zulassungsstatistiken an. Bereits 1951 kam der erste Minivan auf den Markt - der Lloyd LT500!

Lloyd LP 300 (Schienenbus)
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Lloyd LT 500 (Schienenbus)
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Aber auch andere Marken kämpften in diesem Marktsegment. Goliath und Gutbrod brachten 1951 die Bezindirekteinspritzung auf den Markt. Während Gutbrod sie im Kleinwagen Champion verbaute, griff Goliath auf den 700ccm Mittelklassewagen Goliath GP 700 zurück.

Goliath GP 700 (Schienenbus)
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Noch wesentlich kleiner waren die Kleinwagen und Rollermobile die ab Mitte der fünfziger die Straßen bevölkerten. Einige Hersteller bauten Autos für den alten Führerschein der Klasse 4. Dieser war für Krankenfahrstühle und Automobile bis 250ccm. Unmittelbar nach dem Krieg gab es ja leider eine große Käuferschicht für solche Fahrzeuge.

BMW Isetta (Schienenbus)
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Brütsch Mopetta (Schienenbus)
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Messerschmitt Kabinenroller (Schienenbus)
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DKW 3=6 (Schienenbus)
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DKW Ingolstadt Reklame (Schienenbus)
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Fiat Topolino C (Schienenbus)
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Glas Goggo (Schienenbus)
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Glas Goggo 1 (Schienenbus)
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Lloyd beim Tanken (Schienenbus)
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Auch eine vermeintlich neue Fahrzeugart gab es damals schon. Die Sportlimousine. Bei den Kleinen sorgten Lloyd Alexander TS und Messerschmitt Tiger für Respekt auf der Autobahn. In der Oberklasse war es Anfangs der Borgward Hansa 1500 oder 1800 mit Sportmotor und später die legendäre Isabella TS. Die Borgward Hansa leisteten bis zu 90Ps während die Isabella TS 75Ps unter der Haube hatte. Ein Porsche 356 hatte zur gleichen Zeit um 50Ps...

Borgward Isabella Cabriolet (Schienenbus)
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Borgward Isabella TS (Schienenbus)
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Messerschmitt Tiger (Schienenbus)
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Die Isabella TS kann man in der heutigen Zeit durchaus mit einem BMW M5 oder einem Audi S6 vergleichen. Axel Springer fuhr übrigens Isabella TS Cabriolet... Den TS Motor gab es auch im Isabella Combi! Borgward Combis (immer mit C geschrieben) waren auch die ersten die nicht den Handwerker als Zielgruppe hatten.

Oberklassewagen hatten in den fünfziger Jahren um die 70Ps. Sie lagen preislich bei ca 10.000 - 14.000 Mark. Dies entsprach dem 3 bis 4 fachen eines VW's.

Borgward Hansa 2400 Sport (Schienenbus)
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Opel Kapitän (Schienenbus)
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Der oben abgebildete Borgward Hansa 2400 Sport (1951-54) war ein Oberklassewagen erster Güte. Sein Motor leistete aus 2,4 Liter Hubraum 82Ps. Schiebedach, Heizung, Radio und Nebelscheinwerfer waren serienmäßig! Eine Hansamatic genannte Automatik war optional lieferbar. Heinz Rühmann fuhr ein solches Modell.

Noch ein Stufe teurer waren dann nur noch der BMW V8 und der Mercedes 300 Adenauer. Solche Autos sah man aber so gut wie nie auf der Straße.


Mercedes 300 Cabriolet A (Schienenbus)
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Ab Anfang der sechziger Jahre wollte man größere Wagen fahren. Langsam begann sich alles nach oben zu verschieben. Die Kleinwagen und Rollermobile der 50er Jahre verschwanden wieder vom Markt. Ein Mittelklassewagen hatte nun über einen Liter Hubraum. Ein BMW 700 oder eine Arabella galten nur noch als Kleinwagen. "Echte" Kleinwagen wie den BMW 600 oder das Goggomobil wollte niemand mehr haben.

Die Hochpreiswagen die im Nachkriegs-Europa gefertigt wurden, wurden meistens in die USA verkauft. Wenn man also heute einen Mercedes 300SL (Flügeltürer) oder einen Jaguar XK sieht, kann man sich fast sicher sein, dass dieser aus den USA stammt...

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Stephan - der Schienenbus

Werksaufnahmen der Borgward-Gruppe: Archiv Peter Kurze http://www.peterkurze.de
Zuletzt geändert von Schienenbus am Fr 20. Mär 2009, 18:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Gleisbauer »

Moin,
jetzt gibt es mal ein paar wenig kommentierte Bilder,
die Fotos enstanden 2008 auf dem Stader Pferdemarkt, anläßlich des Jubiläums "100 Jahre Kreisfeuerwehrverband Stade":
P8300007 (Gleisbauer)
Bild
"Max" Feuerwehr Horneburg, 1923 für 140 Zentner Roggen gekauft, Pumpenleistung 1000l/ min. Hersteller Magirus, eingesetzt bis 1958.
siehe auch: www.ff-horneburg.de

P8300008 (Gleisbauer)
Bild


P8300013 (Gleisbauer)
Bild
"Oma" der Feuerwehr Jork.
KS 15 Magirus LK
Tag der Erstzulassung: 26.05.1937
Hersteller Fahrgestell: Hansa Lloyd, Bremen
Hersteller Aufbau: Magirus, Ulm
Motor Original: Hansa Typ H3500
Dauerleistung: 60 PS bei 2500 U/Min.
Höchstleistung: 75 PS bei 3200 U/Min.
Hubraum: 3444 cm3
Pumpe: Magirus P IVv Sil 1500 l/Min.
siehe auch: www.feuerwehr-jork.de

MfG Christoph
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Re: Straßenverkehr in der Epoche 3

Beitrag von Schienenbus »

Hallo Christoph,

mit der "Oma" hast Du genau so einen Hansa Lloyd der als Magirus ausgeliefert wurde abgelichtet wie ich ihn ansatzweise beschrieben habe. Damals wie heute wissen nur Insider was das wirklich für ein Auto ist... :roll:

Ich bin gerade, neben meinem Borgward Kühlkoffer und einem Packwagen am zimmern, am Zusammensuchen von Bildern und Daten um die Serie mit Bussen und dem LKW-Fernverkehr zu erweitern...

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Stephan - der Schienenbus
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