Ausleuchtung von Modell-Fotos

Dies und das und allerlei

Moderator: Schrauber

theylmdl
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Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von theylmdl »

Hallo, Modellbahn- und -bau-Freunde!

An mich ist von verschiedenen Seiten der Wunsch herangetragen worden, mich 'mal ein bißchen zum Thema "Ausleuchtung von Modell-Fotos" auszulassen.

Euch ist bestimmt schon aufgefallen, dass manche Modellbilder hier im Forum oder woanders knackig und scharf aussehen, während andere flau oder "abgesoffen" wirken, sprich: zu dunkel und mit zu wenig Details.

Es ist nicht so ganz einfach, hier einen Foto-Crashkurs abzuhalten, zumal es mit dem Licht alleine nicht getan ist. Um die Sache nicht ausufern zu lassen, lege ich 'mal folgende Randbedingungen fest:
  • Fotografiert wird mit einer DigiCam, auch der Einsteiger-Klasse.
  • Als Lichtquelle kommen Lampen oder Tageslicht zum Einsatz.
  • Zusätzliche Hilfsmittel dürfen allenfalls ein paar Euro kosten.
Womit ausleuchten?

Auch wenn Ihr's nicht glaubt: Die meisten Fotos von mir hier im BBF sind mir einer 60 Watt-Standard-Glühlampe in einem Reflektor-Schirm und einer 40 Watt-Reflektor-Glühlampe ausgeleuchtet, manche sogar nur mit einer 20 Watt-Halogen-Funzel. Das ist natürlich - auch auf kurze Entfernungen - mächtig wenig Lichtleistung.

Bild

Regel Nr. 1: Je mehr Licht Ihr beschaffen könnt, desto besser wird die Schärfentiefe und desto weniger "rauschen" Eure Fotos. Das nützt Euch aber nur etwas, wenn Ihr das Licht steuern könnt. Fällt die Sonne knallig direkt von oben auf das Modell - oder gar von hinten - nützt Euch das nichts, und wenn sie noch so hell strahlt.

Viel oder wenig Licht ist weniger entscheidend als andere Faktoren, solange es nicht zu wenig Licht ist. Wichtiger ist, was Ihr damit anfangt und wie Ihr damit umgeht.

Etwas ganz anderes ist die Ausleuchtung mit Blitz. Den in die DigiCam eingebauten Blitz nahe beim Objektiv könnt Ihr getrost vergessen - der taugt nichts, außer für die Aufhellung bei zu schwachem Tageslicht. Erstens hat er nicht genug Leistung, und zweitens verflacht er das Bild, weil das Licht gerade von vorne auftrifft und es darum keine Schatten gibt. Dazu später mehr.

Um passabel kleines Geld sind bei Fotoausrüstern kleine Blitzköpfe mit 100 Wattsekunden Leistung und Servo-Blitzauslösern zu haben - sogar mit Einstelllicht (http://www.hama.de/portal/articleId*3777/action*2563 - kopiert Euch den Link, die PHPBB2-Software akzeptiert keine Sternchen in Links). Ein simpler Universal-Blitz (ohne SCA-Adapter) wie z.B. ein Metz Mecablitz 32 Z-2 kann aber auch schon gute Dienste leisten - wenn denn geblitzt werden soll.

Bild

Aber ach und weh: So ohne weiteres lassen sich die Blitzköpfe nicht mit DigiCams einsetzen. Der Grund: Die DigiCams senden vor dem Hauptblitz wegen des Autofocus' und der Belichtungsbestimmung einen kaum wahrnehmbaren Meßblitz aus. Der führt dazu, dass alle Servoblitze fröhlich abblitzen. Kommt dann der eigentliche Hauptblitz, haben die Servoblitze ihr Pulver verschossen und das Bild hat nichts mehr davon.

Die allzeit rührige Computerzeitschrift c't hat die Lösung für das Problem gefunden (Ausgabe 9/2005, Seite 218, "Auf den zweiten Blitz"). Da wird eine relativ einfache Schaltung mit einem Flipflop vorgestellt, die dafür sorgt, dass der Meßblitz ignoriert und erst der Hauptblitz ausgewertet wird. Bedingung dafür ist, dass zugeschaltete Blitzköpfe über Kabel und nicht eigene Servo-Auslöser synchronisiert werden. Leider ist der Beitrag nicht online verfügbar.

Da Euch das wenig nützt, solange der Kamera-eigene Blitz direkt auf das Motiv strahlt, müsst Ihr diesen mit einem Stück Papier, das Ihr auf die Kamera klebt, nach vorne hin abschotten und nach oben hin abstrahlen lassen. Das kann ich nun leider mangels einer zweiten Digicam nicht fotografieren ;-) .

Ob Blitz, Halogenlampen oder simple Glühlampen: Die Lichtführung macht's, nicht das Equipment.

Hilfsmittel

Die Lichtquellen alleine machen's nicht, denn sie haben die unangenehme Eigenschaft, nur aus einer Richtung zu leuchten. Eine Glühlampe strahlt - je nach Typ - wahlweise rundherum oder in einem Kegel. Das gilt auch für Tageslicht, solange es nicht bewölkt ist. Es ist klar, dass nicht alles Licht auf Euer Motiv fällt und von diesem reflektiert wird, um in der Kamera ein Abbild zu erzeugen. Der Löwenanteil strahlt daran vorbei. Das gilt auch für Zoom-Blitze mit verstellbarem Reflektor. Das ist schade, denn dieses Licht kann sehr gut recycelt werden.

Außerdem haben besonders Eisenbahnmodelle eine ganz unangenehme Eigenschaft: Im Fahrwerksbereich "saufen" sie gerne "ab". Denkt an die arme DigiCam und die Konflikte, in die Ihr ihre Belichtungsautomatik stürzt. Der typische "worst case" ist ein Kühlwagen mit weißem Aufbau und schwarzem Fahrwerk. Woran soll sich das Meßinstrument orientieren? Am weißen Aufbau? Am schwarzen Fahrwerk?

Ihr müsst also dafür sorgen, dass der Kontrast zwischen dunklen und hellen Partien nicht zu groß wird. Das geht aber nur über gezieltes Aufhellen oder Abschattieren. Für das Aufhellen eignen sich hervorragend Rasierspiegel mit Drahtbügel, in jeder Drogerie um kleines Geld zu haben, und die silberfarbenen Dämmplatten für Heizkörper, wie es sie um kleines Geld im Baumarkt gibt.

Schaut 'mal hier. Die Steuerung von Max 25 Kmhs "Solingen" lag bei diesem Foto im tiefsten Schlagschatten unter dem Aufbau. Mit Hilfe von zwei (unbenutzten) Wurst-Papptellern erstrahlt die Stephenson'sche Steuerung wie im Fotostudio.

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Das Thema wird aber noch in der nächsten Folge des Licht-Crash-Kurses vertieft.

Ferner müsst Ihr überlegen, dass auch der Hinter- bzw. Untergrund als Reflektor wirkt oder eben nicht. Fotografiert Ihr Euer Modell auf dem Eßtisch in Eiche rustikal mit ganz dunklem Holz, wird vom schwarzen Fahrwerk eines Waggons kaum noch etwas zu sehen sein. Aber ein heller Untergrund reflektiert das Licht und sorgt auch unten herum für Stimmung.

Es ist überhaupt gut, neutrale Hintergründe zu verwenden, beispielsweise einen Verlauf-Hintergrund von Hama (leider sind diese tollen Teile derzeit auf der Website nicht auffindbar). Die neutralen Hintergründe sind gut, weil sich die Bilddaten drastisch reduzieren, und die Kamera hat weniger Kummer mit den Meßfeldern des Autofocus'. Ein Stück neutraler Karton - am besten mittelgrau - tut's auch, so wie hier. Mittelgrau ist gut, weil sich der Weißabgleich der Kamera damit leicht tut.

Bild

Grundsätze der Lichtführung

Es gibt eine Sorte Lichtführung, die ist besonders schlecht und ungeeignet, es sei denn, Ihr wollt eine flache Plakatwand ablichten: das (Blitz-)Licht gerade von vorne. Daher lautet normaler Weise die Regel Nummer 1: Blitz aus, es sei denn, Ihr arbeitet mit einem wie oben beschriebenen Verzögerer.

Licht kann Konturen hervorheben oder eher Farben betonen - oder beides.

Je gerader das Licht aus das Motiv fällt, desto eher werden die Farben betont, während die Form in den Hintergrund tritt. Je eher Ihr Streiflicht benutzt, also Licht, das schräg von oben, unten oder der Seite auf das Motiv fällt, desto eher wird die Form betont, ganz einfach, weil die Schatten die Form konturieren.

Hier seht Ihr das selbe Motiv, einmal mit viel Auflicht und einmal mit viel Streiflicht fotografiert. Überraschender Weise wirken auch die Farben im Streiflicht-Bild besser. Das liegt aber nur daran, dass die DigiCam bei Reflektionen spinnt - mit einer meiner ollen analogen Optiken, beispielsweise auf der Pentax MX, wäre das nicht so. Achtet 'mal auf die Unterschiede bei den Griffstangen, Türriegeln und Achslagern.

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Auflicht...

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...und Streiflicht.

Meist ist aber nur eine gute Mischung aus beiden Varianten sinnvoll. Dazu benötigt Ihr nicht unbedingt zwei Lichtquellen, obwohl die schon sinnvoll sind.

Tipp: Überlegt Euch vorher, was Ihr mit dem Bild zeigen wollt: eher Form oder eher Farbe oder beides?

Immer aufhellen!

Leuchtet Ihr nur mit einer Lichtquelle von einer Seite aus, mag das vielleicht ein "dramatisches" oder Spannungs-geladenes Bild ergeben. Bei Modell-Fotos (und damit meine ich Eisenbahn-Modelle ;-) ) kommt es aber auf einen gewissen Informationsgehalt an, speziell in einem Selbstbau-Forum :-) . Wer sich den Beitrag anschaut, möchte meist möglichst viele Details erkennen können, und das ohne riesige oder sehr viele Fotos.

Daher besteht neben der Wahl des "Hauptlichts" die Kunst darin, geschickt und sachdienlich aufzuhellen. Meist seid Ihr mit folgendem Aufbau gut bedient:
  • Eine Hauptlichtquelle, die Ihr so ausrichtet, dass sie a) genug Streiflicht und b) genug Auflicht erzeugt.
  • Eine Lichtquelle für ein Grundlicht (sozusagen das diffuse Gesamtlicht), die den Hintergrund und alles drum herum gleichmässig mit einer gewissen Grundhelligkeit versorgt.
  • Einer Aufhellung, die die der Lichtquelle abgewandte Seite über Reflektion aufhellt, beispielsweise mit einer der beschriebenen Dämmplatten. Ein Stück weißer Karton oder Styropor® tut's genauso. Hauptsache, die Oberfläche ist nicht glatt, damit das Licht gut gestreut wird.
  • Einer oder mehreren Aufhellungen für die ansonsten zu dunklen Partien oder Details des Modells. Dafür eignen sich Papier- oder Pappstreifen, Rasierspiegel, zerknitterte Alu-Folie oder so etwas.


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Stabilität

Ein Schnappschuss aus der Hand ist nett, wenn es sich um die spielenden Kinder oder Event-Fotografie im Allgemeinen handelt. Bei Modellfotografie und schwachem Licht ist das Käse. Daher lautet die nächste Regel:
  • Die Kamera gehört auf ein Stativ.
  • Es wird nur per Selbstauslöser ausgelöst, nie mit dem Finger am Drücker - denn das ist fast schon eine Garantie für Verwacklungs-Unschärfe.
Bedenkt dabei, dass Euch das Modell nicht wegläuft. Ihr habt also alle Zeit der Welt, um Euch einzurichten, solange der Akku nicht schwächelt.

Soweit für heute - das nächste Mal werde ich konkreter und zeige an Hand einiger Beispiele, wie's geht.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
Solaris
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von Solaris »

Hallo Thomas,
herzlichen Dank für Deinen Beitrag! Das ist das schöne am Internet es kann ein gegenseitiges Geben und Nehmen sein.

Mittlerweile sind die digitalen Spiegelreflexkameras für den Hobbyfotograf bezahlbar geworden, so habe ich eine Nikon D70. Nach alter Gewohnheit lassen sich hier auch Blende und Belichtung von Hand einstellen, wenn man will.

Vielleicht willst Du im nächsten Teil zum Thema Blende und Belichtung auch etwas sagen?



Sonnige Grüße
Solaris
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Marcel
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von Marcel »

Hallo Thomas

Besten Dank für deinen ausführlichen Artikel! Obwohl ich nicht gerade ein Anfänger in Sachen Fotografie bin, hast du mir doch ein paar interessante Aspekte aufgezeigt :D .
theylmdl
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

@Solaris und Marcel: Danke!

Hier folgt nun der zweite Teil des Licht-Kurses.

Zunächst einmal ein Nachtrag. Hama führt die Verlauf-Hintergründe wirklich nicht mehr, was sehr schade ist. Aber z.B. hier wird der (zahlungskräftige) Kunde noch fündig:
http://www.studioexpress.de/index.php/cPath/33_205
http://www.yatego.com/studioausstattung ... -04,3,,4,1

Die Hintergründe sind übrigens aus einem zur Hälfte durchgefärbten Kunststoff und können leicht mit Glasputzmittel gereinigt und von Abkratzern befreit werden. Meiner hat schon knapp zwanzig Jahre auf dem Buckel. Wer öfter als gelegentlich ein Modell fotografiert, sollte über diese Anschaffung nachdenken.

Kommen wir zur ersten konkreten Aufgabe.

Einen Wagen mit hellem Aufbau und schwarzem Fahrwerk ausleuchten

Nicht umsonst habe ich in der ersten Folge dieses Problem angesprochen, denn es ist in der Tat schwer zu lösen. Heute möchte ich versuchen, Schritt-weise an ein passables Foto zu kommen. Dazu habe ich mir einen der selbst beschriftbaren Werbewagen von LGB® ausgeguckt, wie sie von Champex Linden ( http://www.champex-linden.de ) vertrieben werden.

Zunächst einmal habe ich den Wagen einfach abgeblitzt, ohne irgend ein anderes Licht, und das gerade von vorne.

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Wie Ihr seht, hat sich die DigiCam hier voll veräppeln lassen. Da der Blitz auf die weiße, glatte :-( und obendrein glänzende Seitenwand und Tür trifft und von dort reflektiert wird, hat das Foto etwa so viel Aussagekraft wie ein Stück Pappe. Außerdem gibt es noch unschöne Reflektionen im linken Achslager-Bereich, während der rechte abgesoffen ist. Fazit: fort damit!

Auch ein wenig Grund-Kunstlicht von oben bringt nur wenig. Zwar ist das (silberfarbene!) Dach nun schwach erkennbar, aber ansonsten hat sich wenig verbessert:

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Etwas besser sieht es schon aus, wenn nur mit Kunstlicht gearbeitet wird. Hier "strahlen" 40 Watt von oben hinter der Wagenmitte auf das Dach, von links oben werkeln schräg 60 Watt im Reflektorschirm. Unschöne Reflektionen gibt's nun keine mehr, dafür ist vom Fahrwerk gar nichts mehr zu erkennen.

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Auch zwei Rasierspiegel, mit der Vergrößerungs-Seite so eingestellt, dass sie die Achslager aufhellen, bringen noch nicht das gewünschte Ergebnis: Die Seitenwand ist und bleibt zu hell.

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Ungemach kann auch von Ungeziefer drohen, z.B. von dieser Fliege :-) :
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Aus der Nähe stimmt allerdings die Ausleuchtung, denn wird nur der Bereich um ein Achslager herum fotografiert - mit wenig weißer Seitenwand - sieht das schon recht nett aus:

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Aber der kritische Blick merkt sofort: Die blöde Seitenwand ist völlig überstrahlt - da wäre (wenn es denn eines gäbe) kein Detail mehr zu erkennen.

Im nächsten Versuch kommen wir der Sache schon näher. Hier wurde die Lampe mehr oder minder in die senkrechte Achse der vorderen Seitenwand gebracht, damit das Licht nur noch extrem schräg darauf fällt. Die Achslager wurden wie gehabt mit den Spiegel ausgeleuchtet. Das sieht schon besser aus. Die "Erkennbarkeit" von Aufbau und Fahrwerk rückt immer näher zusammen.

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Hier musste noch eine dritte Aufhellung ran, und zwar für die rechte Stirnwand. Die würde sonst viel zu dunkel. Achtet dabei darauf, dass die aufgehellte Stirnwand dunkler bleibt als die Seitenwand oder die weißen Teile, die direkt vom Hauptlicht beschienen werden. Sonst wirkt es arg unnatürlich, etwa so wie die Fotos leichtgeschürzter Medlz in den bekannten Hochglanz-Herrenmagazinen.

Achtet auch 'mal auf den Hintergrund. Merkt einer was? Der Witz dabei ist, dass er oben, wo der Wagen hell ist, dunkel ist, und unten, wo das Fahrwerk schwarz ist, hell. Je nachdem, wie Ihr so einen Hintergrund anbringt, könnt Ihr so für perfekte Kontraste sorgen.

Und noch ein Tipp. Legt doch Eure DigiCam einfach 'mal 'rein. Wenn Ihr auf dem Original-Bild genug Hintergrund stehen lasst, könnte Ihr Euch später das eigentliche Motiv in der Bildbearbeitung ausschneiden. In dem Teil, den Ihr später wegschnipselt, bringt Ihr neutralgrauen Fotokarton an (aus dem Zeichen- oder Architekturbedarf). Dieser graue Karton hat eine beruhigende Wirkung auf den Weißabgleich und die Belichtungsautomatik der Kamera ;-) .

Hier seht Ihr den letzten Ausleuchtungs-Aufbau mit den drei Spiegeln und dem Reflektor oben. Rechts außerhalb des Bilds ist noch der silberfarbene Aufhell-Karton auf einem Stuhl, und ganz oben die 40 Watt-Grundlicht-Leuchte.

Bild

An dem vorletzten Foto stört aber noch etwas. Grübel, grübel... warum wirkt das nicht so recht? Richtig: Der Fotograf steht rund 3,50m hoch - ööh, auf was denn? Für Waggon-Fotos ist es - außer zu informativen Zwecken - oft besser, eine natürliche Augenhöhe bei der Betrachtungsperspektive einzuhalten. Dabei hilft ein Preiserlein (aber bitte keine von den "Zwergen"). So knapp zwei Vorbild-Meter dürfen es schon sein. Und siehe da, plötzlich wird das mit der Ausleuchterei auch einfacher, weil die Ein- und Ausfallwinkel günstiger liegen. Schaut Ihr hier:

Bild

An der Jacke des Dickie®-Kehrers ist gut zu erkennen, dass das Foto noch überbelichtet wurde, und zwar amtlich - um 1,7 Lichtwerte bzw. Blendenstufen. Wie so ein Problem zu lösen ist? Ganz einfach. Ihr klebt zwischen Lichtquelle und Figur kleine, passend geschnittene Kartonstücke, die den Mann - und nur den - in den Schatten bringen. Im Schatten bzw. diffusen Licht habt Ihr auch nicht die hier gut sichtbaren, Realitäts-fremden Glanzpunkte auf der Jacke.

Weiter fällt an dem letzten Bild auf, dass es besser, weil dynamischer wirkt. Nicht nur die Schrägstellung des Wagens hat viel gebracht, sondern auch die Verringerung der Brennweite. Übertreibt's dabei nicht, damit die Linien nicht zu arg stürzen. Ich hätte hier mit der Kamera noch ein klein wenig höher gehen oder die Brennweite ein bißchen verlängern müssen, der Wagen fällt nach oben hin ein wenig "auseinander".

Wegen der Frage nach der Blende: Wenn mein Exif-Viewer und ich nicht beide spinnen, können die DigiCam-Blendenwerte nicht mit denen von KB-Kameras verglichen werden. Angeblich ist das letzte Foto mit 50 ISO, Blende 3.5 und 1/4,7 Sekunden Belichtungszeit aufgenommen worden. Die Brennweite beträgt 8mm (53mm bei Kleinbild).

Bei Kleinbild und nach Gefühl würde ich sagen: Blende 11 und ISO 200 - und ich habe bestimmt 30.000 KB-Dias belichtet :-) . Auch die Belichtungszeit kommt nicht hin. Bei Analog-Film hätte ich dieses Bild aus dem Bauch heraus bei ISO 100 mit genau einer Sekunde bei Blende 8 belichtet.

@Solaris: Deine Frage hat sich aber sicher auf allgemeineres bezogen. Hier ein kurzes Statement aus dem KB- und Mittelformat-Bereich:
  • Bei Optiken mit nicht zu vielen Linsen wird die beste Gesamtschärfe bei Blende 11 erreicht, vor allem, wenn die Linsen symmetrisch angeordnet sind.
  • Je kleiner die Blende, desto besser die Schärfentiefe - aber ab Blende 22 nimmt die Gesamtschärfe dramatisch ab.
  • Die Schärfentiefe nimmt bei kürzeren Brennweiten zu und bei längeren ab, und vor allem letzteres dramatisch. Meine DigiCam zeigt sich da gewiefter als meine ollen High End-Analog-Optiken.
  • Wenn Ihr in einen Bereich kommt, bei dem die Schärfentiefe kritisch wird, und Ihr könnt von Hand fokussieren, dann tut das mit Hilfe eines Hilfs-Anzeigers (Stöckchen o.ä.). Der richtige Focus liegt bei Nahaufnahmen beim ersten Drittel zwischen vorderer und hinterer Kante des Schärfentiefe-Bereichs. Leider haben die einfachen DigiCams keinen Abblend-Schieber, mit dem sich so etwas prüfen lässt :-( . Das vermisse ich sehr.
  • Solange ein Stativ und ein Selbst-, Elektro-, Funk- oder Drahtauslöser verwendet wird, ist die Belichtungszeit egal. Bei Analog-Film gab es da noch Grenzen, manche Diafilme sollten wegen des Schwarzschild-Effekts nicht länger als etwa 1,5 Sekunden belichtet werden. Ich hatte damit aber noch nie Kummer, selbst bei vier Sekunden und mehr.


Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von theylmdl »

Hallo, Fotofreunde!

In der heutigen Folge möchte ich über ein paar kleinere Aufgaben und Problemchen bzw. deren Lösung schreiben, sozusagen Tipps aus der Praxis. Beginnen wir 'mal mit einer Simpelei:

Diffuses Grundlicht erzeugen

Wer ein (semi-)professionelles Lichtsystem benutzt, kann auf sogenannte Softboxen (Lichtwannen) zurück greifen. Die kosten aber außer beim Hama®-Hobby-Blitzsystem meist richtig Geld.

Bild
Bild: modifiziert von einer Hama®-Quelle.

Deutlicher preiswerter geht es mit den Heizungs-Dämmplatten, wie ich eine im ersten Beitrag dieses Threads gezeigt habe. Dazu benötigt Ihr allerdings eine zweite Lampe. Die richtet Ihr so ein, dass sie auf einer Seite des Motivs steht und schräg nach oben strahlt. Von dort wird das Licht über den strukturierten, Silber-farbenen Karton oder eine Styropor®-Platte auf das Motiv zurück reflektiert, und das wunderbar weich und diffus.

Schaut bitte einmal auf diese schlechte Skizze, dann versteht Ihr sofort, warum das gut funktioniert.

Bild

Die Lampe wird so schräg nach oben gerichtet, dass durch den Reflektor kein Licht direkt auf das Motiv fallen kann (rote Linie).

Neben dem zielgerichteten Licht gibt es unendlich viele verschiedene Reflektionen, Beispiele dafür zeigen die grünen Linien an den Kanten. Die Folge: An jedem Punkt des Motivs treffen etliche Lichtstrahlen auf und nicht nur einer. Klar, dass das eine diffuse (gestreute) Lichtsuppe ergibt.

Diese Art Ausleuchtung ist optimal für eine weiche Grundausleuchtung oder die Simulation verhangenen Tageslichts.

Gegenlicht ausnutzen

Was ist zu tun, wenn Ihr draußen fotografiert und das Licht leider genau von hinten kommt (oder aus einem falschen Winkel)?

Das muss gar nicht so schlecht sein, denn es gibt nette Spitzenlichter oben am Motiv. Mode- und vor allem Glamour-Fotografen haben diese Technik Jahre lang so ausgenudelt, dass sie heute schon nicht mehr zeitgemäss ist. Wichtig ist nur, dass von der Vorderseite, die dem Licht ja abgewandt ist und damit im Schatten liegt, wahlweise mit einem Aufhellblitz, einer Zusatz-Lampe oder einem Reflektor gearbeitet wird.

Bild

Bei diesem Foto hätte die Aufhellung von vorne durchaus noch stärker sein dürfen, aber es handelt sich nur um einen Schnappschuss. Speziell das hintere Rad der Lok schwächelt doch arg. Für die Aufhellung wurde wieder der Silber-Karton benutzt. Beachtet bitte, wie gut die Details oben auf dem missratenen 99 021-Modell zu erkennen sind. Gegenlicht hat also zuweilen auch sein Gutes.

Wollt Ihr das in Eurem Fotostudio auch haben, so achtet bitte darauf, dass die betreffende Lichtquelle nicht direkt in das Objektiv strahlen kann - Messfehler und flaue Farben wären die unvermeidliche Folge.

Kleinste Details fotografieren

Wie schon im letzten Teil erwähnt, sinkt die Schärfentiefe - oder Tiefenschärfe, mir ist das wurst - dramatisch, je näher Ihr an das Motiv heran geht. Soll nun etwas wirklich ganz kleines abgelichtet werden, scheitert der Fotograf bzw. die Kamera oft an den technischen Grenzen. Schaut 'mal hier auf dieses DIEMA-Fabrikschildchen aus 0,3mm-Messing.

Bild

Überlistet doch einfach die Kamera, indem Ihr eine "dritte Hand" mit Lupe zwischen Objektiv und Motiv schafft. Beachtet dabei: Die Lampen sollten sich nicht in dem Lupenglas spiegeln. An den Rändern des Lupenglases entstehen üble Verformungen und Farbfehler, das heisst, Ihr müsst so fotografieren, dass Ihr das eigentliche Motiv später in der Bildbearbeitung ohne Linsenrand ausschneiden könnt. Wie gut das funktionieren kann, ist auf dem Beispiel-Foto zu sehen. Es ist so stark vergrössert, dass sogar winzigste Riefen im 0,3mm-Neusilberblech zu erkennen sind.

Bei dem Bild habe ich mir zu Nutze gemacht, dass tief geätzte Flächen relativ rau sind - das heisst, sie reflektieren Licht nicht so gut wie glatte Oberflächen. Daher wirken die tiefgeätzten Flächen matt und dunkel, während die unbehandelten, erhabenen Flächen kräftig strahlen. Das Hauptlicht kommt von hinten links (achtet 'mal auf die Schatten).

Wenn Ihr sehr kleine Details fotografiert, ist es pfiffig, etwas als Größen-Vergleich dazu zu legen, was jeder kennt, beispielsweise eine Münze.

Bild

Auf diesem Bild ist z.B. der Rand einer 1 Cent-Münze zu erkennen. Diese Massnahme ist klug, weil sie den Betrachtern hilft, die unbekannte Größe des Motivs zu erkennen. Achtet aber darauf, dass es genug "highlights" und Schatten auf der Münze (und dem eigentlichen Motiv) gibt.

Motive fixieren

Bei einem Waggon- oder Lokmodell wird es wenig Kummer geben: Auf ein Stück Gleis stellen, ausleuchten, ablichten, fertig. Was ist aber zu tun, wenn das Motiv gar nicht von selbst steht?

Beispielsweise lassen sich Ätzplatinen wesentlich besser im Streiflicht fotografieren, weil durch die Schatten die Vertiefungen besser sichtbar werden. Leider werfen bei flach liegenden Blechen aber auch die nicht tiefgeätzten Ränder der freistehenden Teile Schatten. Das ist weniger schön. Außerdem hätte Ihr bei flach liegenden Blechen keine Chance, den Hintergrund individuell auszuleuchten.

Bei so einem Blech lohnt es sich also, es aufzustellen. Aber wie? Bei leichten Blechen tun es zwei Stücke Knete in den Ecken, in die das Blech möglichst senkrecht eingedrückt wird. Es gibt auch spezielle Fotografen-Knete für die "Table Top"-Fotografie. Die hält schon besser als normaler Knete. Besser ist es aber, das Blech an einem Galgen mit zwei Zwirnsfäden aufzuhängen. So habe ich es z.B. bei diesem Foto gemacht:

Bild

In einem derzeit aktuellen Beitrag seht Ihr diverse Fotos von Stinkkresse ( phpBB2/viewtopic.php?t=5470 ). Da die nicht "eingepflanzt" ist, musste ich mir da beim Fotografieren auch anderweitig behelfen. Schaut 'mal hier:

Bild

Wenn die Strünke abgeschnitten sind, hilft eine Klebebandrolle, an deren Ende Ihr den Strunk einklebt. Wenn sie noch lang und krumm sind, helfen Gewichte so wie im Bild.

Was ist zu tun, wenn eine Preiserlein-Figur nicht stehenbleiben will und Ihr Euren teuren Hintergrund nicht durchbohren wollt...? Ganz einfach: Ein kleines Loch von unten in die Füße bohren und dann je einen rechtwinklig abgeknickten Draht da einstecken.

Gute Dienste leistet auch Montagekleber (z.B. Fixogum von Marabu®). Der hat den großen Vorteil, dass er sich problemlos wieder abrubbeln lässt. Da sein Lösungsmittel Benzin ist, greift er auch keine Modellbau-Lacke an.

Spiegelungen beachten und vermeiden

Hmmja, hier wird es vielleicht ein wenig abstrakt. Zuweilen kommt es vor, dass Ihr ein sehr gut ausgeleuchtetes Foto macht, und auf dem Rechner seht Ihr plötzlich, dass sich beispielsweise in den Radreifen oder auf anderen reflektierenden Flächen irgendetwas reflektiert hat, was stört. Beispielsweise hat einer meiner Rasierspiegel einen Pink-farbenen Plastikrahmen, und diese Farbe habe ich leider nur allzu oft schon auf Radreifen oder Spurkränzen der LGB®-Räder wiedergefunden - weil ich beim Fotografieren nicht daran gedacht habe, einen der weiß gerahmten Spiegel zu benutzen.

Hier seht Ihr ein ebenso ärgerliches Beispiel: Auf den blanken Radteilen, im Kunstlicht fotografiert, spiegelt sich knallblau das Tageslicht vom Fenster. Das wirkt schon fast wie ein Autogen-Schweißgerät in der Nähe...

Bild

Ganz schwierig wird es bei Reisezugwagen mit den verglasten Fenstern. Da spiegelt sich praktisch alles darin. Tipp: Bei der Suche nach solchen Störfaktoren einfach so nach wie möglich 'ranzoomen und die Details prüfen. Im Zweifelsfall dafür sorgen, dass die gesamte Umgebung im tiefsten Dunkel liegt (also auch Fotograf und Kamera).

Modellbeleuchtungen fotografieren

Das ist eine besonders schwierige Aufgabe. Die DigiCam reagiert sehr heftig auf kleine Glühlampen bei schwacher Ausleuchtung, sodass sich sehr leicht Überstrahlungen ergeben können.

Schaut Euch erst einmal ein eher geglücktes Beispiel an:

Bild

Wie habe ich das ausgeleuchtet? Zunächst einmal kommt ein Licht - das einzige! - von links, und zwar so, dass die Lampe hinter der sichtbaren Stirnwand liegt. Die Richtung könnt Ihr Euch vorstellen, wenn Ihr auf die Sitzbank hinter dem Schaffner schaut, denn da fällt das Licht - ganz gewollt - direkt durch eines der Fenster drauf. Mit einem flach liegenden Spiegel habe ich ein wenig Licht unter das Dach der Bühne und auf das Bühnengeländer reflektiert. Die im Bild rechte Seite des Wagens wurde mit einem Stück Styropor® als Reflektor aufgehellt.

Das zweite Bild des selben Wagens wirkt nicht so gut, darüber tröstet auch die blonde Dame nicht hinweg. Hier gibt es ein (sehr schwaches, diffuses) Licht von oben und eine Aufhellung von rechts, während die Vorderseite fast ganz im Schatten liegt. Außerdem ist das Bild unscharf und matschig ;-) .

Bild

Am meisten stört an dem Bild der Hintergrund. Er wirkt so hell und unnatürlich, dass es schon fast weh tut. Selbst im dichtesten Nebel gibt's so etwas nicht. Der Hintergrund wirkt auf dem ersten Foto des Wagens besser.

Richtig wäre gewesen: Ein sehr schräges Licht von steil oben auf die Vorderseite, Hintergrund viel dunkler, Stirnwand rechts aufgehellt und das Fahrwerk auch ein wenig.

Die Stromzuführungskabel zum Gleis solltet Ihr bei solchen Fotos außerhalb des Bildrands anbringen :-) .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von theylmdl »

Hallo, Fotofreunde!

Von der Kamera in die BBF-Galerie

Im zunächst abschliessenden Teil dieses Mini-Kurses möchte ich den Weg vom Motiv zum Bild im Buntbahn-Forum noch einmal zusammen fassen. Über die Grundlagen der Bildbearbeitung habe ich mich ja schon einmal ausgelassen ( phpBB2/viewtopic.php?p=225299 ) ;-) .
  • Was soll gezeigt werden? Ein gesamtes Modell, ein Detail, oder beides? Sucht dem entsprechend einen passenden Bildausschnitt aus. Aber! Geht nicht zu nahe 'ran. Besser ist eine Aufnahme aus größerer Entfernung mit gutem Licht, aus der Ihr Euch anschliessend in der Bildbearbeitung den richtigen Ausschnitt wählt und passend stutzt.
  • Achtet auf das richtige Licht. Das sollte nach diesem Mini-Crash-Kurs nicht mehr so schwierig sein. Ansonsten ist Fantasie gefragt und Experimentierwillen.
  • Wenn Ihr wegen der Belichtungszeit unsicher seid, dann macht doch einfach drei Belichtungen. Eine mit dem Meßwert der Kamera, eine mit 0,3 Blendenstufen mehr und eine mit 0,7 Stufen mehr. Am Monitor des Rechners wird sich dann schon zeigen, welche die beste Version ist, die anderen wandern in den Papierkorb.
  • Vertraut beim Belichten - speziell bei wenig Licht - nicht auf Euer ruhiges Händchen (wenig Licht ist z.B. schon ein Wolken-verhangener Himmel, umso mehr eine 60 Watt-Funzel!). Stativ und Selbstauslöser sind Pflicht, sonst könnt Ihr das Foto auch bleiben lassen. Verwacklungs-Unschärfe ist meist - außer bei strahlendem Sonnenschein - die unvermeidbare Folge. Da hilft Euch Euch kein "Action"- oder "Sport"-Programm der Digicam. Denn die sorgen allenfalls für zu wenig Schärfentiefe, nicht jedoch für bessere Bilder.
  • Wenn Ihr kein Stativ habt, dann stellt die Kamera auf einen Hocker, einen Tisch oder etwas ähnliches und benutzt den Selbstauslöser. Stützt die Kamera zumindest an einem stabilen und festen Untergrund auf.
  • Blitzt nicht direkt von vorne und leuchtet auch nicht von vorne aus, das gibt keine guten Bilder.
Ich erkläre noch einmal kurz die Zusammenhänge.

Wenn eine Kamera auslöst, öffnet sich für die Belichtungszeit t der Verschluss mit einer Öffnung, deren Durchmesser proportional zur Blende ist. Also großer Teiler der Blende, kleine Öffnung, kleiner Teiler, große Öffnung (1/16 = klein, 1/2.8 = groß). Die Zahl gibt das Verhältnis vom Innendurchmesser des Objektivs zur Öffnung an.

Da die einfallenden Lichtstrahlen bei kleinen Öffnungen stärker gebündelt werden, passieren zwei Dinge: a) es fällt in der Zeit t weniger Licht auf den Film oder Bildsensor und b) die Schärfentiefe nimmt zu. Mit Schärfentiefe ist der Bereich gemeint, von wo nach wo das Bild scharf ist, während davor und dahinter aus Richtung der Kamera gesehen die Schärfe stets mehr abnimmt.

Die Belichtungszeit muss - um den Film oder Sensor bei gleicher Empfindlichkeit mit genau der gleichen Lichtmenge zu versorgen - daher bei kleinen Blendenöffnungen länger sein.

Da aber selbst große 1:22,5-Modelle noch recht kleine Motive sind - gemessen am Foto der besten Ehefrau von allen am Strand - wird der Abstand von Kamera zu Motiv meist nicht allzu groß sein, z.B. auch bei langen Brennweiten anderthalb Meter. Da die Schärfentiefe mit geringerer Entfernung zum Motiv dramatisch abnimmt, seid Ihr auf lange Belichtungszeiten angewiesen. Bei Belichtungszeiten länger als 1/30 Sekunde geht aus der Hand gar nichts mehr, oder nur in seltenen Glücksfällen, oder mit einem Bildstabilisator oder Kameras, die aus einer Serie das schärfste Bild automatisch heraus picken. Auf alle diese Bedingungen würde ich mich nicht verlassen. Die meisten für diesen Kurs gemachten Fotos sind mit rund einer Viertel-Sekunde belichtet.

Auch die Brennweite hat Einfluss auf die Schärfentiefe. Das ist ein echtes Dilemma. Kurze Brennweiten ergeben mehr Schärfentiefe, aber stürzende Linien, lange Brennweiten zwar schön senkrechte Linien, aber deutlich weniger Schärfentiefe.

Tipp: Benutzt möglichst nie den "digitalen" Zoombereich. Das macht die Bildbearbeitung besser für Euch. Ein dreifaches optisches Zoom genügt für die meisten Zwecke, das geht z.B. bis zur entsprechenden Kleinbild-Brennweite von 105mm.

Im Zweifelsfall solltet Ihr das Motiv lieber aus etwas größerer Entfernung ablichten und dabei in Kauf nehmen, dass die Bildfläche nur teilweise ausgenutzt wird.

Bedenkt dabei dies: Wenn Ihr ein Foto mit 1,6 Megapixeln aufnehmt, kommt beim klassischen Format ein Bild mit 1.600 × 1.200 Bildpunkten aus der Kamera. Das ist genau die vierfache Fläche dessen, was die Forums-Software als Maximalgröße zulässt (längere Kante 800 Pixel - Abkürzung für "Picture Element"). Ihr habt also zum Zuschneiden und Skalieren (vergrößern bzw. verkleinern) reichlich Luft.

Es genügt völlig, wenn Euer Motiv rund ein Drittel der Bildbreite einnimmt, sofern Ihr Euer Foto nicht auch ausdrucken möchtet.

Bildbearbeitung? Gamma? Graduationskurve? Zuschneiden? Ich verstehe nur Bahnhof...

Biildbearbeitungsprogramme gibt es auch kostenlos, und das reichlich. Mehrfach wurde hier z.B. schon GIMP angesprochen ( http://www.gimp.org/ , http://www.gimpforum.de/ ).

Für die einfache Vorbereitung Eurer Fotos für das BBF eignen sich durch die Bank weg alle mir bekannten Programme - solange sie das Endergebnis bei fotorealistischen Bildern als JPG-Datei speichern können, und das können alle außer dem alten Microsoft® "Paint".

Was sind die richtigen Schritte?
  • Motiv ausschneiden. Dazu das Rechteck-Auswahl-Werkzeug wählen, den Rahmen um das Motiv aufziehen und es zuschneiden. Optisch angenehm wirken meist die Standard-Seitenverhältnisse von 2 zu 3 oder 3 zu 4. Viele Bildbearbeitungsprogramme zeigen dieses Verhältnis bei Aufziehen der Auswahl-Rechtecke in der Statusleiste als dezimale Proportion an (1,500 für 2:3 oder 1,333 für 3:4).
  • Motiv zu dunkel? Dann aufhellen. Die Gamma-Korrektur hebt alle Punkte entsprechend einer Graduationskurve in der Helligkeit an, und zwar bei schwarz und weiß beginnend mit 0 und je nach Kurve in der Mitte der Helligkeitswerte mehr. Alternativ dazu könnt Ihr nur die Spitzenlichter aufhellen oder Schatten vertiefen oder die mittleren Partien aufhellen oder abdunkeln. Alle diese Schritte erfordern etwas Erfahrung - weniger Korrektur ist meist besser.
  • Ist der Hintergrund wichtig? Wenn nicht, den Hintergrund mit dem Freihand-Auswahl-Werkzeug maskieren und dann leicht unscharf rechnen, bei Uni- und Verlaufhintergründen sogar kräftig. Hier 'mal ein Bildschirmfoto von Corel® Photo-Paint, wie das etwa aussieht:

    Bild
  • Skaliert das Bild auf die gewünschte Größe. Das müssen nicht unbedingt die hier maximal erlaubten 800 Bildpunkte längere Kante sein. Manchmal ist weniger mehr ;-) .
  • Wenn Ihr Eure Ergebnisse zwischenspeichern möchtet, z.B. zur Nachbearbeitung, dann speichert sie erst einmal im PNG (Portable Network Graphics)-Format (Datei speichern unter... Dateityp-Liste -> PNG).
  • Dann speichert Ihr das Bild als JPG (Joint Picture Experts Group)-Bild ab. Dabei lässt sich die Kompressionsrate einstellen. Weniger ist meist besser.
  • Und erst dann ladet Ihr das Bild in die BBF-Galerie hoch.
Für Fragen stehe ich Euch gerne - bitte per Mail und nicht PN - zur Verfügung.

Beste Grüße, und nun fotografiert 'mal schön -
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von Flachschieber »

Hallo an die Fotographen

ich hab mir nun ein lang ersehntes Tool selber gebastelt nämlich einen Drahtauslöser für die einfache Digitalkamera oder besser gesagt den passenden Halter dafür.Die lästige Menüführung um den Zeitauslöser zu aktivieren hat mich schon sehr genervt.Und oft hatten Bilder auch durch den Auslösevorgang Bewegungsunschärfe.DIe Auslösekräfte sind nun duch den Rahmen ausgeglichen sodass die Kamera nicht mehr wackelt.Erste Tests waren erfolgreich.Vorallem in Hallen ist nun besseres Fotographieren möglich.

Bild

Beste Grüße,

Marco
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von theylmdl »

Hallo Marco,

das ist eine großartige Idee! Könnte von mir sein :-) . Was mich an dem Menügefummel besonders stört: Wenn ich mir bei meiner Kamera das soeben geknipste Bild ansehe, sind alle meine vorherigen Einstellungen futsch. Und das Einsteigermodell kennt nicht so etwas wie "Benutzereinstellungen speichern".

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
Heinz
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von Heinz »

Hallo Marco,

man muss es Dir ja lassen, Du hast es drauf,
tolle Idee

mit Bewunderung
Heinz
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Max 25 Kmh
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Re: Ausleuchtung von Modell-Fotos

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Thomas,

ich durfte ja schon "in echt" zuschauen, wie Du Bilder anfertigst und bearbeitest. Aber dieses Kompendium hier mit ungeheurem Erfahrungswissen ist echt Klasse! Und wenn selbst Selbs-Profis wie Marcel noch was pfiffiges finden... Vielen herzlichen Dank!

Na, da freue ich mich schon auf die praktische Anwendung des Gelernten in Dischingen.

Viele Grüße

Max.
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