Antriebskonzept

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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Torsten Schoening
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Antriebskonzept

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo Spur II-Liebhaber,

Ich hatte die letzten Tage mit einem Bekannten über den Antrieb einer Spur II- Lok diskutiert. Grundsätzlich haben wir über die Varianten selbsthemmend und nicht selbsthemmend gesprochen. Die notwendige Untersetzung ist 38:1.

Der selbsthemmende Antrieb würde mit einer zweigängigen Schnecke ausgeführt und der Motor würde damit quer zum Radsatz eingebaut.

Der nicht selbsthemmende Antrieb würde komplett mit schrägverzahnten Stirnrädern ausgeführt, der Motor liegt parallel zum Radsatz.

Bei einer mehrachsigen Dampflok soll der Antrieb komplett im Rahmen unterbracht werden (freier Blick zwischen Rahmen und Kessel), d.h. geg. sollen mehrere Antriebseinheiten eingebaut werden.

Ich persönlich bin für einen nicht selbsthemmenden Antrieb, man braucht keine Schwungmasse, muss bei mehreren eingesetzten Motoren keine mechanische Kopplung vorsehen (um die Drehzahldifferenz der Motoren auszugleichen).

Mein Bekannter bevorzugt die selbsthemmende Variante. Der Grund dafür ist, dass er als Hersteller vom Produkthaftungsgesetz ausgeht, d.h. am Beispiel, wenn die Lok mit nicht selbsthemmende Antrieb und gewisser Zuglast fährt auf einer Bergstrecke abwärts. Angenommen der Strom fällt aus und die Lok kommt Aufgrund des nun schiebenden Zuges nicht zum Stehen, entgleist und verletzt ein Kind (Lokmasse 8kg), dann ist er dran.

Welche Antriebsart bevorzugt ihr...das ist kein Quiz! Eure Meinung interessiert mich sehr!



Gruß
Torsten
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Max 25 Kmh
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Re: Antriebskonzept

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Torsten,

also ich bevorzuge für Dampfloks Dampfantrieb. Mich würde mal interessieren, warum so wenige Spur II Regelspurloks Dampfantrieb haben (ich persönlich kenne gar keine, aber das will nix heißen). Was den Elektroantrieb angeht würde ich eher auf die Optik achten (freie Durchsicht durch einen Barrenrahmen) als auf die Bremseigenschaften. Man kann auch elektrisch getriebene Fahrwerke mit Stangen kuppeln.

Was die Produkthaftung betrifft, ist der dargestellte Fall wohl sehr konstruiert. Wenn man genau beschreibt, was schon passiert ist und was aller Voraussicht nach passieren könnte, wovor man warnt und was der Betreiber unterlassen soll, ist man wohl auf der (juristisch) sicheren Seite.

Herzliche Grüße vom Max,

der sich nun wieder auf seine Kernkompetenzen zrückzieht - Härtsfeldbahn und Handbremsen.
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Hauptsache selbstgebaut!
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Torsten Schoening
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Re: Antriebskonzept

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo Max...,
die mir bekannten Regelspuranlagen befinden sich alle "innen". Freilandanlagen in Spur II- Regelspur kenne ich nicht. Dazu kommt, dass in fast jeder Halle, auch in der von der IG Spur II zur JHV genutzten, Livestaem nicht erlaubt ist. Selbst mit Livediesel gab es schon Probleme.

In England gibt es eine 2 1/2" Szene (oder auch Gauge3) die auf 63,5 mm Spurweite fährt, dort ist nahezu alles Livestaem.

Gruß
Torsten
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fido
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Re: Antriebskonzept

Beitrag von fido »

Hallo Torsten,

ich kann auf einige Erfahrungen mit Kleinserienmodellen und Selbstbauten in IIm zurückgreifen. Eine Spur-II 1'A Lok wird auch entstehen, so das ich mich auch mit mit dem Antriebsproblem auseinander setzen muss. Ich bin ein großer Freund von vorbildgetreuen Antriebskonzepten und der Federung aller Achsen.

Ich unterscheide zwischen Einzelachs- und Antrieb über Kuppelstangen. Bei ersterem würde ich immer die Achsen einzeln via Tatzlager antreiben und dazu quer Faulhabermotoren mit Getriebe einbauen. Das nicht-selbsthemmende Getriebe ist dabei inklusive und alle Achsen können gefedert werden. Ein Beispiel findest Du hier: phpBB2/viewtopic.php?t=345

Bei einem Antrieb über Kuppelstangen passt der eine dicke Motor nicht in einen Radsatz als Tatzlager, daher muss er längs eingebaut werden. Ideal ist ein Antrieb wie bei wie Dingler und anderen Herstellern, die einen Faulhaber längs einbauen (idealerweise mit Schwungscheibe), der über eine Kardan und eine Drehmomentbrücke eine gefederte Achse in der Mitte der Lok antreibt. Die anderen Achsen werden via Kuppelstangen mitgenommen. Dieser Antrieb baut aber recht hoch und muss in den Kessel ragen. Die Schnecke sollte mehrgängig (wie bei LGB) sein, um den Antrieb nicht zu hemmen.

Die dritte Variante ist wie unter phpBB2/viewtopic.php?t=678&start=20 beschrieben. Hier ist der Vorteil der sehr flache Antriebsblock. Hier wurde eine mehrgängige LGB-Schnecke verwendet.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Bommel
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Re: Antriebskonzept

Beitrag von Bommel »

Hallo Torsten,

hat wohl beides seine Vor- und Nachteile. Ein selbsthemmendes Getriebe hat den Vorteil, daß sich der Zug an der Steigung/Gefälle nicht selbständig macht. Nachteil des großen "Bremsmomentes" ist aber auch, daß bei kurzzeitigen Unterbrechungen (Strom, Signal) ein ordentlicher Ruck durch den Zug gehen kann. Das kann böse Entgleisungen des anhängenden Wagenmaterials nach sich ziehen, ggf. auch aufgehende Kupplungen. Derartige Effekte waren sehr schön voriges Jahr in Oberlungwitz und Bad Düben zu beobachten, wo Funkstörungen die großen Amizüge regelmäßig "zerrissen".

Nun muß aber jeder selbst abwägen, wo größere Wahrscheinlichkeit eines Schadens droht und wie der GAU aussehen könnte. Sicherlich kann eine außer Kontrolle geratene 8kg-Lok einem Kind weh tun. Aber auch abstürzende Wagen von einer SpurII Modulanlage können im freien Fall ordentlich "Aua" machen.

Persönlich tendiere ich aus o.g. Gründen momentan zu nichtselbsthemmenden Getrieben. Ggf. muß ich mir halt über eine optionale Bremse 'nen Kopp :gruebel: machen.

Soweit von mir aus rein mechanischer Sicht, natürlich gibt es auch Goldcaps, rieseige Schwungmassen am Motor, etc., aber das ist schon wieder ein anderes Thema. :smilingplanet:

Schöne Grüße

BBildmmel
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fido
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Re: Antriebskonzept

Beitrag von fido »

Bommel hat geschrieben:natürlich gibt es auch Goldcaps
Hai Bommel,
Hallo Torsten,
ein guter Punkt. Bei digitalen Loks mit Goldcaps und einzelen gefederten Achsen musst Du dir um Unterbrechungen der Stromabnahme keine Gedanken machen.

Nachdem Du auf einen freien Durchblick zwischen Kessel und Fahrwerk wert legst, empfehle ich Dir die Variante mit der der Drehmomentbrücke mit mehrgängiger Schnecke. Diese war auch mal im Mittelpuffer beschrieben, aber frage mich nicht nach der Ausgabe ;)
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Torsten Schoening
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Re: Antriebskonzept

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo zusammen,
vielen Dank für eure rege Diskussion. Wie man an den Vorschlägen sieht hat jeder so seine eigene Philosophie. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Antrieb mit einer mehrgängigen Schecke, entkoppelt vom Motor (mit Schwungmasse) um die Axialkräfte abzufangen, eine recht gute Lösung und eine Alternative zum "Tatzlagerantrieb" ist. :roll:

Gruß
Torsten
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